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Jörgen Habedank, Lichtschmiede, 2015
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Komm bald!

Warme, satte Farben erfüllen dieses Bild. Vor allem das gelbe Lichtspiel fasziniert, das sich von oben in den weinroten Bereich herabsenkt, der wiederum wie eine Brücke über einen violetten Fluss anmutet.

Doch die Bildkomposition lässt ganz unterschiedliche Sichtweisen zu. So kann die halbrunde Form in violett auch die Erde in Erwartung andeuten. Denn das Kreissegment ist über das Erdenrund hinaus auch eine sich wölbende, emporstreckende Form, die in sich schwanger ist und sich gleichzeitig etwas Höherem entgegenstreckt. Die violette Farbe, die in der Liturgie in Zeiten der Veränderung und des Übergangs getragen wird, unterstützt diese Bewegung genauso wie das gleichfarbige rechteckige Element, das die Wölbung überragt und damit die Erwartung noch steigert. Wie ein Altar ragt es in den roten Bereich hinein.

Dieses Rechteck mit der Kreisstruktur lässt auch an die Jahresringe von Holz denken und könnte so Bezüge zur Krippe wie zum Kreuz schaffen. Doch die Kreise bilden eine sich weitende Spirale, die sich von einem Ursprung her ausbreitet. Ähnlich wie bei den Jahresringen des Holzes wird hier die Zeit spürbar. So könnte die Spirale bedeuten, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, die Zeit erfüllt, alles am Punkt ist, dass ES geschehen kann: Dass sich Himmel und Erde berühren können.

Das Bild zeigt noch nicht die Begegnung oder Vollendung. Es zeigt im Emporwölben die irdische Erwartung, im stahlenden Herniederkommen den göttlichen Aufbruch aus den Höhen des Himmels. Es zeigt das Herabsteigen Gottes als Antwort auf die Sehnsucht der Menschen, es zeigt seine bevorstehende Ankunft. Nun stehen sie sich unmittelbar gegenüber und es braucht nicht mehr viel, dass sie sich berühren und durchdringen.

Vorerst verbindet die tiefrote Mitte das gelbe Lichtspiel mit dem violetten Halbrund und seiner rechteckigen Erhöhung. Ob diese Mitte durch seine verbindende und überbrückende Position her als Liebe gedeutet und mit Maria personifiziert werden kann? Das Bild legt es nahe und lässt es doch offen.

Denn genauso wie das Bild die göttliche Ankunft thematisiert, vermag es auch Jesu Tod, Auferstehung und Himmelfahrt anzukündigen, welche seiner Ankunft rückwirkend eine so große Bedeutung gegeben haben. Ebenso könnte die Spirale im Rechteck in ihrer Endlosigkeit auf Jesus hinweisen, ihre Zweifarbigkeit auf seine zwei Naturen.

Das Bild hat das Potential, die Sehnsucht nach Licht und nach Gott zu wecken. Es lässt spüren, dass es bei Seiner Ankunft wohl schön sein muss, dabei zu sein. Noch viel schöner ist aber, in der Nachfolge Christi selbst von Gott berührt, durchdrungen und verwandelt zu Licht für andere zu werden.

Komm, Herr Jesus. Komm bald! (vgl. Offb 22,20)

Patrik Scherrer, 12.12.2015

Jörgen Habedank

Lichtschmiede
Entstehungsjahr: 2015
Acryl + Collage / Papier
60 x 30 cm
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024

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