DU SOLLST DIR (K)EIN BILD MACHEN

Ein außergewöhnliches Buch über eine ungewöhnliche Ausstellung

Normalerweise erscheinen Kataloge zur Ausstellung und nicht nach der Ausstellung. Doch dieses Buch entstand als Reaktion auf die Reaktion vieler, die sich auf irgendeine Art und Weise zur Ausstellung geäußert hatten. So kann es als eine Dokumentation der unterschiedlichsten Interaktionen gelesen werden, welche die in zehn Stationen über dreieinhalb Monate gewachsene Ausstellung, die in stetem Dialog zwischen den Besuchern und den liturgischen Zeiten des Osterfestkreises stand, zu diesem außerordentlichen Ereignis im Berliner Dom gemacht haben. Die in fließenden Übergängen veränderte Hängung, dieser wechselnde Dialog zwischen sakraler Kunst des Mittelalters und Werken von rund 50 KünstlerInnen unserer Zeit ließ kaum jemanden unberührt und forderte zu einem lebhaften Dialog heraus.

So beschreibt das Buch die neue Lust einer kirchlichen Gruppe an Bildern und wie sie damit über 60.000 Besucher aus aller Welt zu begeistern vermochten. Wie es die Herausgeber schreiben, lädt das Buch ein, „hin und her zu flanieren, sich vom Haupttext in die Predigten zu lesen, sich die Kunstwerke dazu zu suchen, usw.“. Die lebendige Beschreibung des Ausstellungsverlaufs durch Alexander Ochs, die eindrücklichen Ausstellungsansichten, die berührenden Texte und die ausgezeichneten Predigten und Meditationen machen es dem Leser leicht, dem finalen Wunsch der Initiatoren nachzukommen: „Wir würden uns sehr freuen, könnten sie mit uns in diesem Buch reisen, neue Entdeckungen machen, um sich am Ende ein Bild der vielen Bilder, Ihr eigenes Bild und auch ein Bild von uns zu machen. Von uns, die wir das Gespräch zwischen Spiritualität und Kunst, zwischen Bild, Kirche und Gesellschaft mit Ihnen weiter führen wollen.“ (S.7)

Außergewöhnlich ganzheitlich und interaktiv ist zudem, dass das Buch auch nur als ein Medium in diesem kontinuierlichen Bildungsprozess gesehen wird und dem Interessierten darüber hinaus weitere Informationen zu den Künstlern und der Ausstellung auf der gleichnamigen Website zur Verfügung stehen. Das Buch ist eine hervorragendes Zeugnis über einen auf Augenhöhe geführten inklusiven (im Sinne von selbstverständlich dazugehören) Dialog zwischen Kunst und Kirche.

 

Du sollst dir (k)ein Bild machen. Das Buch zur Ausstellung über das Bilderverbot und die Lust auf Bilder im Berliner Dom vom 1. März bis 14. Juni 2015. Alexander Ochs und Petra Zimmermann (Hrsg.), Kerber-Verlag Bielefeld 2015, 170 S., 87 farbige und 14 s/w Abb., ISBN: 978-3-7356-0171-1, 32 Euro