Kunst ist Form gewordenes Spiel mit Inhalten

“Kunst ist Form gewordenes Spiel mit Inhalten. Sie ist Spiel, weil sie es sich leistet, nicht nach vorgegebenen äußeren Kriterien zu funktionieren, sondern ihre eigenen Regeln aufzustellen und nach inneren Gesetzmäßigkeiten zu fragen. Sie ist Form, da nur über die Form eine Mitteilbarkeit von Inhalten zu erreichen ist. Das ist wie in der Liturgie. Um Form zu werden, ist das Kunstwerk auf Material angewiesen. Material ist alles, was unserem Sinne zugänglich ist: Worte, Klänge, Bewegungen, Bilder, Stoffe, usw. Erst die Form verwandelt das Material in Kunst. Diese Verwandlung geschieht nicht zufällig, sondern folgt intuitiven oder bewusst gesetzten Entscheidungen und subjektiven Handlungen des Künstlers, die meist als Erfahrungen der Reduktion von Möglichkeiten über Jahre hinweg erarbeitet und präzisiert werden und gleichwohl das Prinzip des Zufalls beinhalten können. Die Verwandlung des Materials in Kunst ist weder planbar noch wiederholbar. Sie stellt sich als Kongruenz von Form, Material und Inhalt ein. Diese Kongruenz bildet eine offene und ambivalente Sinnstruktur.”

Stefan Kraus, Formate bestimmen die Inhalte. Kunstbetrieb, Kunst und Kunstvermittlung, Berlin 2016

Kunst lehrt die Wahrheit begreifen

„Kunst ist eine Lüge, die uns die Wahrheit begreifen lehrt“ (Pablo Picasso).

Manches Bild, manche Musik spricht unmittelbar an und lässt etwas Wahres über das eigene Leben erspüren. Aber Kunstwerke verwenden keine vernünftigen Argumente, um Wahrheit zu zeigen, sondern gehen bunt und fließend vor, vieldeutig und assoziativ. Sie machen neugierig, anstatt zu antworten. Für das religiöse Denken liegen darin Provokation und Reiz.

Pfr. Christhard-Georg Neubert, Berlin 2017