geistige Lebensbereiche sichtbar machen

“Kunst meint wesentlich Sichtbarmachen geistiger Lebensbereiche des Menschen, Sichtbarmachen wichtiger Themen menschlichen Daseins – Gefühle, Sinne, Farben, Formen. In Werken der Kunst spiegelt sich die jeweilige Zeit, aber auch die jeweilige Person wider. Kunst hat damit auch von vornherein historische Dimension. Kunst entspringt aus subjektiver Zeit, an subjektiven Orten, erlebt von subjektiv geprägten Menschen. Und doch erreicht ein Werk der Kunst aus diesen Subjektivitäten heraus, in der Summe von Zeit, Schöpfer und Rezipient eine über den Augenblick hinausreichende, in das Ewige sich wagende Objektivität. Kunst hat so auch mit Schöpfung zu tun und ist im allerweitesten dem christlichen Schöpfungsgedanken zumindest verwandt. Kunst geht in der Sichtbarmachung von Dingen jenseits der wirklichen Wahrnehmung weit über Profan-Erlebbares hinaus. Kunst verändert Wahrnehmbarkeiten, ist sinnesverändernd, erregend. Kunst ist immer Medium einer Botschaft.”

Dr. Norbert Jocher in “Raum – Kunst – Liturgie, 2007, S. 9-10