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Josef Bücheler, PA 12/01 (Karfreitagsinstallation), 2001
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Österliche Verwandlung

Leicht und scheinbar ungebunden schwebt diese Installation in der Ecke eines Sakralraumes. In einem spannungsvollen Bogen bildet ein feiner Ast die tragende Horizontale für ein an ihm hängendes Objekt voller Symbolkraft, dessen Material aus der Ferne schwer zu bestimmen ist.

Oben legt es sich in ganzer Breite über den Ast, während es in der Mitte unsichtbar zusammengehalten wird. Dadurch verläuft der „Stoff“ v-förmig nach unten und bildet seitliche Falten, die letztlich nebeneinander zu hängen kommen. Dieser zu einem Korpus gefaltete „Stoff“ ist über und über mit Erde und Asche bedeckt, hier und dort farbige Spuren einer früheren Bemalung freigebend. > Detailbild

Das Trägermaterial dieses Objektes, es ist farbiges Zeitungspapier, wurde vielfach bearbeitet, um ihm die jetzige Gestalt und Geschichte zu geben, aus der Schönheit und Veränderung sprechen, Festigkeit und Vergänglichkeit. Nun hängt es als erstarrte Hülle einer Verwandlung erdenschwer im Raum, als Relikt einstigen Lebens, das es umgeben und gekennzeichnet hat. > Detailbild

Material, Form, Bearbeitung und Installation dieses fragilen Papierobjektes lassen deshalb ganz unterschiedliche Ansichten zu: Es kann in ihm einfach eine interessante ungegenständliche Plastik gesehen werden, es kann aber auch als Zeichen für den Menschen ganz allgemein gedeutet werden. Durch die ärmliche Erscheinung drängt sich in der unmittelbaren Nähe zum Altar aber der Bezug zur Kreuzigung Jesu auf. Gleich einem vom Leben gezeichneten Gewand verweist es auf den, der einst unter uns vieles erfahren und erlitten hat, nun aber zu seinem Vater im Himmel auferstanden ist.

So sehr das mit Erde gestaltete Papier, verstärkt und geerdet durch ein nach unten hängendes Seil, irdisch verhaftet ist, der durch die Faltung entstandene Leerraum vermittelt Transzendenz und lässt eine höhere Macht spüren, die bei solchen Wundern der Verwandlung am Werk sein muss. Das tröstet und erleichtert, das schenkt Hoffnung und Zuversicht – österliches Erleben!

 

Sie wirken vergänglich
Verwaschen
Labil

Doch
Zweig
Leim
Asche
Halten stabil

Sie wirken
Entleert
Verlassen
Befreit

Doch
Josef
Legt mehr
Als Winkel
Und Hobel
Hinein

Sie wirken
Leicht
Himmlisch
Entrückt

Doch
Josef
Hat sie
Erden
Bestückt

Papier
Asche
Staub
Sind des
Vergehens
Erstehens
Gewand

 

(Dr. Engelbert Paulus)

Die Arbeit von Josef Bücheler war bis zum 9. April 2007 im innovativen “Kreuzweg” des ökumenischen Ausstellungsprojektes VESTIGIA CRUCIS / Kreuzspuren – Gegenwartskunst in 14 kath. und evang. Kirchen im Landkreis Tuttlingen zu sehen. (Flyer zur Ausstellung als pdf) Der mit seinen Bildern, Texten und Gedichten einmalige Katalog (48 Seiten, ISBN 3-932764-16-1, 8 Euro) kann hier bestellt werden: projektgruppe@kreuzkirchenkunst.de.

Patrik Scherrer, 07.04.2007

Josef Bücheler

Josef Bücheler
Pflumholzstr. 11
D-78528 Rottweil-Hausen

Tel.: 0741-33476
e-Mail: a.buecheler@web.de

PA 12/01 (Karfreitagsinstallation)
Entstehungsjahr: 2001
Ahorn, Bunte Zeitungen, Graphit, Strick, Erde, Asche
250 x 600 x 40cm

Foto: Ferdinand Messner
(Auferstehungskirche Tuttlingen)

© VG Bild-Kunst, Bonn 2024

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