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Arthur J. Elser, Abraham, 2007
© Arthur J. Elser

Abraham

Einsam stünde dieser Mensch in der leeren Wüsten- oder Steppenlandschaft, wäre ihm am Himmel nicht der Mond zugewandt und ginge am Boden nicht ein Flammenteppich von ihm aus, würde er nicht links und rechts von Symbolen flankiert.

Geerdet ragt dieser Mensch mit seiner aufrechten Haltung in den Himmel hinein. Doch sein Geist scheint von den himmlischen Sphären derart berührt und inspiriert, dass er sich in der Weite der Landschaft nicht mehr allein erfährt. Da ist ein Du, das ihn wie der blau-rote Mantel umgibt und segnet. Ein personales Du, das zu ihm spricht und ihm das Potential eines Weizenkorns offenbart. Ein Du, das ihn mit Leben erfüllt und wie ein brennendes Feuer führt.

Er scheint in Gedanken versunken vorwärtszuschreiten. Was er in der Begegnung mit seinem Gott erfahren hat, bewegt ihn vom Kopf übers Herz bis zu den Füssen und weist ihm seinen Weg. Vielleicht denkt er gerade über die Verheißung nach, dass er, der Kinderlose, Vater einer unzählig großen Menschenmenge werden wird. Ob das Flammenmotiv zu seinen Füßen auf diese Vielzahl hinweisen will? Wie ein Feuer breitet es sich, von ihm ausgehend, wegweisend vor ihm aus. Unwillkürlich mag der eine oder andere auch an den brennenden Dornbusch denken, in dem sich der gleiche Gott in einer anderen Zeit dem Moses in der Wüste offenbart und erfahrbar gemacht hat.

Abraham hat der Zusage Gottes Vertrauen geschenkt, trotz des Unfassbaren. Er hat das Gehörte als Wahrheit geglaubt und danach gehandelt. Das hat ihn zum Vater aller Glaubenden gemacht und lässt die Vertreter der drei großen monotheistischen Religionen sich auf ihn berufen. Deshalb steht er im Bild in der Mitte von Menora, Halbmond und Kreuz, der Symbole für das Judentum, den Islam und die Christenheit. Er schreitet vor dem nächtlichen Himmel, der als Zeichen für Gott gedeutet werden darf, der ihn gesandt hat, im Vertrauen zu gehen.

Abraham schreitet auch vor unseren Augen – als Vorbild des Glaubens und als Gesegneter mit einer großen Ausstrahlung. Umgeben von den Symbolen der drei großen monotheistischen Weltreligionen, ihre Glaubensgemeinschaften und -traditionen gleichsam im Rücken habend, scheint er uns zu ermutigen, auch in der heutigen Zeit, ja heute – im Hören und Vertrauen auf Gottes Stimme in uns – aufzubrechen, uns von alten Bindungen zu lösen und unseren Weg in die Zukunft zu gehen. Um unsererseits zu einem Glaubenszeugen für Gott und einem Segen für eine Vielzahl von Menschen zu werden.

Patrik Scherrer, 13.09.2008

Arthur J. Elser

Abraham
Entstehungsjahr: 2007
Ölfarbe, eingelegtes Blattgold und Blattsilber,
130 x 90 cm
© Arthur J. Elser

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