E-Motion
Minimal ist die künstlerische Intervention bei diesem temporären Kunstwerk. Zwei vorgefundene Kabel mit leeren Lampenfassungen sind mit einer waagrechten Linie aus schwarzem Sprühlack ergänzt worden. Sie werden dadurch zu Augen und zum Mund eines Emoticon. Der Betrachter erblickt ein durch den Künstler emotional geprägtes Gegenüber, das zur Reflexion einlädt.
In der Kargheit des leeren Ausstellungsraumes mutet das Kunststück minimalistisch an. Die auf Linie und Punkt reduzierten Augen lassen diese zusammengekniffen oder nach innen gekehrt erfahren. Der breite Mund wird zu einem schmalen Lippenbekenntnis einer indifferenten Regungslosigkeit. Ein Dazwischen. Es ist weder Freude oder gar Glück aus dem angedeuteten Gesicht herauszulesen, noch Unzufriedenheit oder Wut. Eine Spur Melancholie und Traurigkeit schwingen in dem Dreiliniengesicht mit. Eine Sprachlosigkeit aus aktueller Situation heraus? Vielleicht sogar eine gewisse Handlungsunfähigkeit, weil die Rahmenbedingungen oder Grundvoraussetzungen nicht gegeben sind?
Der Titel der Wandinstallation „Quick Reaction“ bezieht sich zum einen auf die schnelle Antwort des Künstlers auf den vorgefundenen Raum. Dieser hatte ihn mit den beiden aus der Wand ragenden Lampenfassungen zum waagrechten Strich und damit zur Formung des Emoticons inspiriert.
Zum anderen hinterfragt die Intervention unsere alltäglichen Reaktionen, die von uns z.B. in einem Gespräch oder einer Begegnung auf die Schnelle gefordert werden. Unmittelbare Regungen und Antworten sind meistens spontane oder routinierte Worte und Gesten, die nicht wirklich eine bewusste Entscheidung dafür oder dagegen erfordern. Gerade die spontanen Reaktionen sind enthüllender Ausdruck unserer Gefühle und unseres Innersten, hier bekommen Überraschung, Freude, Enttäuschung, Trauer, Angst, u.v.m. ein Gesicht.
Smileys und Emoticons erleichtern die spontanen Reaktionen. Mit einem Klick wird ein Kommentar gepostet, ohne dass wir unser wahres Gesicht zeigen müssen. Wir können damit so tun als ob. Wir können schweigend lachen und uns abwesend gegenwärtig zeigen. Ein Kommunikationsmittel, das allerdings nie die Fülle eines in der direkten Begegnung gesprochenen Wortes oder einer mit dem ganzen Gesicht oder gar Körper gezeigten Reaktion zu vermitteln vermag. Die Intervention ermutigt, öfter das wahre Gesicht zu zeigen, zu unseren Gefühlen zu stehen, mit der Fülle der uns körperlich gegebenen Möglichkeiten zu reagieren. Sie sind ein Schatz, den wir nutzen sollten. Gerade weil damit so viel Menschliches, Wahres und damit auch Heilsames zum Ausdruck kommt.
Philipp Valenta
4,85 x 2,75 m
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