Glaubensbekenntnis
Linien und Farben, die sich zu Zeichen formen. Wie durch ein farbiges Kirchenfenster hindurch sehen wir in der Mitte einen großen roten Fisch. Zwei Hände sind ihm zugedreht. Ichthys nennt der Künstler Michael Blum sein Bild – zu griechisch „Fisch“ – und weist damit auf die Kurzform eines Glaubensbekenntnisses der ersten Christen hin. Die Anfangsbuchstaben von Iesus Christos theou hyios soter ergaben Ichthys. Die einfache Fischform war ihr Geheimzeichen, mit dem sie sich gegenseitig zu erkennen gaben, und gleichzeitig Bekenntnis, dass Jesus Christus Gottes Sohn und ihr Retter ist.
Zentral wie diese beiden Aussagen im christlichen Glauben stehen, nimmt der Fisch die Bildmitte ein. Zum Teil ist er auf ein weißes aufgeklebtes Stück Tuch gemalt, welches die Altardecke in Erinnerung ruft. Die untere Linie des Fisches teilt zusammen mit einer blauen Senkrechten ein goldenes Rechteck. – Symbol für die irdische Gegenwart Gottes in Jesus Christus, der sich im Sakrament der Eucharistie immer wieder neu den Menschen mitteilend schenkt? Rechts darunter ist auch ein weinroter Kelch zu entdecken, durch eine weiße Linie hervorgehoben
Anamnese – Erinnerung geschieht hier, die über den in der Kirche als gemeinschaftsbildenden und -erhaltenden Gottesdienst hinausgeht: Das biblische Geschehen, wo Jesus „die sieben Brote und die Fische nahm, das Dankgebet sprach, die Brote brach und sie den Jüngern gab, und die Jünger verteilten sie an die Leute“ (Mt 15,36), wird im Geiste gegenwärtig.
Sanft führt der Künstler mit seiner Bildsprache an das Geheimnis des Glaubens heran: Am oberen Bildrand sehen wir das Auge Gottes im durch einen blauen Strich abgegrenzten „Himmel“. Gott teilt sich in dreifacher Form mit: Rechts ist die nach unten weisende Hand das Zeichen, dass Gott zu uns Menschen spricht, Weisungen und Richtlinien für unser Leben gibt. In der Mitte symbolisieren sieben rote Tropfen oder Flammen die Gaben des Heiligen Geistes, die uns befähigen, Gott zu erkennen, ihn zu lieben und seine Gebote der Liebe umzusetzen. Links das Wasserband als Zeichen für Jesus, das Wasser ewigen Lebens (Joh 4,14), das vom Himmel geschenkt wird. Den Worten Jesajas „Taut, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen!„ wird hier auf dreifache Weise Gestalt verliehen.
Die untere, nach oben offene Hand scheint die weiteren Worte Jesajas zu verkörpern: „Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor, sie lasse Gerechtigkeit sprießen. Ich der Herr, will es vollbringen“ (Jes 45,8). Gott selbst vollbringt im Gläubigen die tastende Annäherung an das unbegreifliche Geheimnis der Gemeinschaft mit IHM! Er will unsere Herzen und Hände öffnen – für seine Liebe, sein Wort, die Not der Menschen!
Transparent, kaum wahrnehmbar ragen drei Stoffapplikationen über den Bildrand hinaus. Sie kommen mir wie einladende Brücken zur Welt vor, über die neue Zugänge zum Glauben wie zur Welt möglich sind. Und über allen Gläubigen, die sich hier um ihren Herrn und Retter versammeln, steht fein und segnend ein blaues Kreuz – wie jenes Wasserkreuz, das Katholiken beim Betreten und Verlassen einer Kirche in Erinnerung an ihre Taufe mit dem Weihwasser über sich machen. Als „Gezeichnete“ sollen sie wie die ersten Christen ihren Glauben in „ihrer Welt“ bekennen – in dem sie ihrerseits Zeichen setzen.
Michael Blum
Blattgold auf Papier,
24 x 30 cm
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