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Maria Hafner, Stern über meinem Haus, 2000
© Maria Hafner

Stern über meinem Haus

Ein zitronengelber Stern steht leicht seitlich verschoben über einer grünen Hausform. Er scheint vom Himmel herabzukommen, eine weiße gleißende Lichtspur hinterlassend, den ganzen Himmel erleuchtend. Begleitet wird er von weiteren Lichtwesen, die ihn auf seiner Erdenreise begleiten.

Eine große verwandelnde Kraft geht von diesem Stern aus. Sein Leuchten hat das unter ihm befindliche Haus zärtlich am Giebel berührt und es durch sein hineinfließendes Licht aus der dunkelblauen Häuserreihe hervorgerufen. Grün leuchtet es nun in der Farbe des Lebens und der Hoffnung, wie eine Kerze, die von ihrer Flamme erhellt wird.

Plötzlich wird das Innere sichtbar, all die schnellen Pinselstriche, die Farbunterschiede, das Schiefe, die Bewegung im Haus. Der Stern am unteren Ende der Lichtsäule scheint hier durch seine licht- und kraftvolle Berührung viel Staub aufzuwirbeln.

Der Stern über diesem Haus erinnert mich an den Stern von Bethlehem, der den drei Sterndeutern den Weg zum Geburtsort des göttlichen Kindes gezeigt hat. Aber es geht um mehr als die bloße Erinnerung an die drei Könige. Mir kommt es vor, als wolle dieser Stern auch uns zu Gott führen. Zu Gottes Gegenwart in uns – zu Gottes ständiger Geburt in der Tiefe unseres Seins. Kann das Haus nicht ein Symbol für mich, mein Leben, mein Sein, meine Welt sein?

Die Bildgestaltung erinnert mich an ein weiteres biblisches Bild: den Durchzug durch das Rote Meer, als die flammende Feuersäule vor den Israeliten zwischen den Wassermauern durchzog und diese vor den Verfolgern rettete. Links und rechts der Lichtsäule die tosenden Wassermaßen, unten in der Mitte das „Haus Israel“, über dem sich die Fluten zusammenzuschlagen drohen.

In beiden Ereignissen geht es um die Erscheinung des Herrn! (So wird der Dreikönigstag liturgisch genannt.) Gott offenbart sein heilbringendes Wirken gerade in den menschlichen Dunkelheiten wie Angst und Not jeglicher Art. Den Suchenden eilt er zu Hilfe und lässt sie seine heilende und verwandelnde Kraft schauen, erfahren: Licht in der Dunkelheit, Weite in der Enge, Geborgenheit in der Verfolgung, Frieden in der Zwietracht, Zuversicht in der Resignation, Vergebung in der Schuld …

Kann es sein, dass Gottes lichter Stern gerade jetzt über meinem Haus leuchtet?

Patrik Scherrer, 03.01.2004

Maria Hafner

Stern über meinem Haus
Entstehungsjahr: 2000
Acryl, 60 x 50 cm
© Maria Hafner

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