Wegweiser zu Gott
„Sterndeuter aus dem Osten kamen nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.“ (Mt2,1b-3)
In der Advents- und Weihnachtszeit haben Sterne Hochkonjunktur. Große und kleine und vor allem leuchtende Sterne begegnen uns überall. Die meisten von ihnen dienen nicht als Wegweiser zur Krippe Jesu, sondern als Stimmungsmacher im vorweihnachtlichen Lichterzauber. Diese Flut von Kunstlicht drängt die wirklichen Sterne am Himmel mit ihren verschwindend kleinen Lichtpunkten vielerorts so in den Hintergrund, dass sie nur mit großer Anstrengung wahrgenommen werden können.
Die Sterndeuter aus dem Osten hatten es diesbezüglich leichter, einen besonderen Stern am Himmel auszumachen, denn sie wurden von keinem Kunstlicht geblendet. Dennoch konnten sie den „Stern von Bethlehem“ nur sehen, weil sie den Himmel fest im Blick hatten. Sie beobachteten den Himmel aufmerksam, weil sie damit rechneten, dass der „Himmel“ mit ihnen spricht. Zudem wussten sie aufgrund der prophetischen Verheißungen das Lichtzeichen als Ankündigung und Wegweiser zum neugeborenen König der Juden zu deuten. Diese Erkenntnis ließ sie aufbrechen und nach Jerusalem in Judäa ziehen, um ihm zu huldigen.
Der außerordentliche Stern im Bild ist durch ein fotografisches Kunststück entstanden. In Wirklichkeit befinden sich nur Lichter an der Decke der Kapelle der Salesianer in Benediktbeuern. Doch der faszinierende Stern mit dem Schweif ist durch das Foto des Künstlers für alle sichtbar geworden und leuchtet seither unsichtbar in der Lichtkuppel über dem Altarbereich. Mit seiner beschwingten Form verkündet er einen dynamischen, lebendigen Gott, mit seiner blau-violetten Farbe verweist er auf den mystischen Charakter und die Treue Gottes. Hell blitzt es in ihm auf, menschenfreundlich die unendliche Lichtfülle bei Gott andeutend.
Er leuchtet und bildet vor dem schwarzen Loch eine Art Schlussstein, der zwar nicht passgenau, aber auf lebendige Weise alles kraftvoll zusammenhält. Diesbezüglich weist der blaue Stern auf Jesus Christus hin, der im Brief an die Epheser (2,20f) „Eckstein“ genannt wird. Er ist der Eckstein, der den ganzen Bau der Kirche zusammenhält, damit die Gemeinschaft zu einem „heiligen Tempel im Herrn“ heranwachsen kann. Die ihn strahlenförmig umgebenden weißen Linien können als Symbole für alle Menschen gedeutet werden, die durch die Nachfolge Jesu selbst zu Lichtgestalten in der Welt geworden sind und so das Licht Jesu zu den Mitmenschen und in die ganze Welt hinaustragen. Wie der Stern von Bethlehem sind sie zu leuchtenden Wegweisern zu Gott geworden. Heute haben wir die Gelegenheit, seinen wegweisenden Stern in unserem Leben zu entdecken und ihm nachfolgend für andere zu Wegbereitenden zu Gott zu werden. Die Sterndeuter lehren uns, dass dies ein ungewöhnlicher und anstrengender Weg ist, der aber wunderbare Begegnungen, starke Beziehungen und Synergien schenkt. Durch das Zusammenwirken mehrerer Menschen entsteht eine neue, lebendige Bewegung, die größer ist als die Summe ihrer Teile. Ähnlich der Wellenbewegung des Moiré-Effektes im Bild, bei dem durch Überlagerung regelmäßiger Strukturen eine neue, lebendige, die ursprünglichen Strukturen überlagernde Wellenbewegung sichtbar wird.
Weitere Arbeiten von Leo Sograph sind bis zum 31.12.2025 in der Heilig-Geist-Kirche in München-Moosach in der Ausstellung „Lichtfotografie im sakralen Raum – ein Schöpfungszyklus“ im Original zu sehen.





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