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Benedikt Werner Traut, LichtSpalt, 2009

Zweifacher Lichtspalt

Es gibt Bilder, die beim Betrachten einfach gut tun. Dieses Aquarell mit seinen lichtvollen Blautönen gehört meines Erachtens dazu. Nicht weil es viel darstellen würde oder besonderes virtuos gemalt wäre, nein, es sind seine Einfachheit, sein Licht und seine Blautöne, die faszinieren.

So sehr die einzelnen Farbquader passgenau ineinander greifen, sind sie doch voller Leben. In jedem Feld gibt es hellere und dunklere Bereiche, an ihren Begrenzungen leuchtet da und dort ein heller Spalt und lässt Luft (zum atmen) dazwischen ahnen.

Die Farbabstufungen führen wie über Treppenstufen von außen nach innen zum Licht. Das äußerste Blau bildet als größtes zusammenhängendes Feld ein Gefäß und den tragenden Rahmen. Da fallen vier große, dunkle und, bis auf einen, quadratische Würfel auf, die wie Kontrapunkte den zentralen Lichtspalt flankieren. Zwischen ihnen situieren sich drei mittelblaue und zwei hellblaue Flächen. Sie bilden gleichsam eine zweite oder dritte Ebene und lassen das Aquarell durch den Blick in die Tiefe dreidimensional erscheinen.

Es ist das zentrale Licht, das die einzelnen Farbkörper in Ihrer Farbigkeit aufleuchten lässt. Es ist der eine schmale Lichteinlass, der den zentralen Raum so hell macht, dass er als bergender Raum wahrgenommen werden kann, als Raum, der auch eine Öffnung zum Himmel hin hat. Und es ist dieses von hinten durchstrahlende eine Licht, welches mit Erstaunen die Zwei-, Drei- und Vierzahl der Farbflächen entdecken lässt. Es ist, als würde erst das ungeschaffene Licht unsere geschaffene Welt und ihre Möglichkeiten richtig erkennen lassen.

Der Lichtspalt vermittelt den Eindruck eines größeren, allerdings mehrheitlich verdeckten Durchgangs. Dadurch ist er uns Einladung, in diesen Farbraum einzutreten und darin zu verweilen. Die Farbe Blau verkörpert hier Sympathie und Harmonie, Vertrauen und Freundschaft. Blau steht auch für den Himmel und das Göttliche, das wir dort verorten. So vermag dieser Farbraum, so kerkerhaft und karg er vielleicht auch wirken mag, einen Ort der Geborgenheit zu vermitteln. Einen Ort, an dem göttliches und menschliches Vertrauen zusammentreffen und im Hier und Jetzt schon himmlische Zustände zu schaffen.

Dennoch wird der Farbraum eine Zwischenstufe und der helle Lichtspalt Verheißung bleiben. Denn in uns lebt die Sehnsucht, eines Tages hinter das Geschaffene schauen zu dürfen und IHN, von seinem ewigen Licht erhellt, durchleuchtet und erleuchtet, von Angesicht zu Angesicht zu schauen.

Patrik Scherrer, 16.01.2010

Benedikt Werner Traut

LichtSpalt
Entstehungsjahr: 2009
15 x 21 cm
Aquarell
© beim Künstler
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