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Jürgen Ehlert, Auferstehung I/II/III, 2005
© Jürgen Ehlert

Belebende Kraft

Ähnliche Farben und Bildsymbole bilden vereinen diese drei Quadrate zu einem Triptychon. Unwillkürlich vergleicht das Auge die drei Bilder und sucht einerseits Entsprechungen, andererseits Unterschiede. So sind Gelb, Rostrot und Weiß in allen drei Bildern zu finden, Blau nur in den rechten beiden Quadraten in drei verschiedenen Symbolen. In den seitlichen Quadraten sind die Symbolzeichen zudem klar und eindeutig (Zoom Bild links / Bild rechs), während sie in der Mitte (Zoom Bild Mitte) verwaschen und undeutlich gemalt sind. Im Weiteren korrespondieren die beiden Quadratzeichen oben links und rechts durch ihre Position wie durch die invertierten Farben miteinander. Außerdem treten das orange und das blaue Quadratmotiv oder das weiße geometrisch abstrahierte Tiermotiv links mit den beiden Motiven rechts durch ihre Ähnlichkeit miteinander in Beziehung.

Den Untergrund oder die Basis für dieses Beziehungsgeflecht bildet ein sattes, kräftiges Gelb. Dieses wird entweder durch Schattierungen in sanftem Rostrot oder durch grau erscheinende Einschlüsse, die von Spachtelspuren stammen, unterbrochen. In der Mitte treten diese Texturen auffälliger in Erscheinung, teilweise sogar einen fast ornamentalen Rahmen bildend. Zudem ist dieses Bild stärker als die anderen von vertikalen rötlichen Bereichen geprägt.

Was die Symbole wohl zu bedeuten haben, die Schattierungen und Farberscheinungen? In der Mitte kann von Abdrücken gesprochen werden, von Spuren, die bezeugen, dass hier mal etwas war. Die rostrote Farbe lässt zusätzliche Wärme spüren, der angedeutete Kreis mit eingeschriebenem Kreuz ein überragendes Geschehen.

Der Künstler hat die drei Bilder aus einer Auferstehungserfahrung heraus gemalt. Ob sich dadurch auch für uns „Auferstehung“ darin sehen lässt, hängt von unseren Erwartungen ab. Aber unabhängig von konkreten Vorstellungen, die letztlich durch andere „Vor-Bilder“ geformt wurden, können wir das kräftige Gelb mit Licht und Wärme verbinden. Der Künstler hat eine schöne Farbe verwendet, in der man sich wohl fühlen kann. Diese Farbe trägt gewissermaßen das neue Leben. Sie überlagert auch die Spuren des vorhergehenden Lebens. Dieses ist wohl noch spürbar und teilweise auch sichtbar, aber im Wesentlichen hat alles eine neue Gestalt.

In den Symbolzeichen liegt etwas Geheimnisvolles. Sie lassen sich nicht eindeutig erklären. Was sollen sie genau darstellen? Aber müssen sie das? Hat sich die Auferstehung Jesu nicht auch im Verborgenen ereignet und weiß deshalb niemand, wie sie vor sich gegangen ist? Die Symbolzeichen stehen somit als Platzhalter für das Unerklärliche und doch Gewesene und dadurch Nachwirkende.

Zum Schluss gehen die Gedanken nochmals zurück zum Aufbau des Triptychons. Die Dreizahl legt eine Verbindung mit den drei Tagen zwischen Tod und Auferstehung nahe, aber das Geschehen gruppiert sich um eine Mitte herum. Vielleicht will damit eine Konzentration zum Ausdruck gebracht werden, die auch mit der hellroten Farbe zu tun hat? Vielleicht hat sich eine hoffnungslose Situation gerade durch den Einfluss der Liebe oder die Hingabe eines Menschen zu einem unerwarteten Aufbruch in eine neue Welt gewandelt. Es lässt sich nicht sagen, nur vermuten, wie die Dreiheit gedeutet werden soll. Traditionell steht ein dreimaliges Erscheinen, ein dreimaliger Ritus auch für ein absolutes Geschehen, das mit Sicherheit so passiert ist, das wirklich war und dem geglaubt werden darf.

In seiner Abstraktheit vermittelt das Triptychon also Wesentliches einer Auferstehung: das Unerwartete, das sich geheimnisvoll ereignet und sich letztlich kraftvoll vor unseren Augen und in unserem Leben manifestiert und Freude verbreitet. Wer wie Maria Magdalena oder die Jünger hingeht und schaut, wird diese aufstellende, belebende Kraft erfahren.

Patrik Scherrer, 07.04.2012

Jürgen Ehlert

Auferstehung I/II/III
Entstehungsjahr: 2005
Öl auf Leinwand, je 100 x 100 cm, unterschiedliche Techniken, mit Pinseln, Spachteln und Druckformen verarbeitet
© Jürgen Ehlert

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