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Kristina Dittert, Die Geburt Christi, 2012
© Kirstina Dittert

Die Geburt Christi

Der Blick geht durch die Dunkelheit hindurch ins Licht. Denn es ist das Licht, das unseren Blick fängt und mit ihm den ganzen Menschen anzieht, der im Dunkeln steht. Es zieht uns Betrachter in den erleuchteten Raum, in dem die Umrisse einer roten Krone sichtbar sind. Sie mutet wie eine Krippe an, eine Krippe, in der kein Menschenkind liegt, sondern vielmehr eine Kerze brennt.

Die Kerze in der Krone mag klein sein, aber ihr Licht ist voller Leben. Es erfüllt den Raum mit einer Lichtfülle und Wärme, die jene einer Kerze übersteigen. Mit der Krone wird dem Licht Macht und Herrschaft zugesprochen. Dabei deuten die Spuren der Symbolfarbe Rot an, dass es um die Wirkkraft der Liebe und des Blutes geht, die gerade auch im Hinblick auf die Dornenkrönung und den Kreuzigungstod Jesu in der Auseinandersetzung mit Gewalt den Weg des Friedens gehen.

In der näheren Betrachtung lässt die helle Kerzenform in der Krone noch eine weitere Sichtweise zu. Die Lichtgestalt könnte auch einen menschlichen Oberkörper mit Kopf und Schultern wiedergeben. Klein erscheint dieser Mensch in der übergroßen Krone. Doch Jesus ist das Licht und bringt es uns durch sein Wort und sein Leben. Von unten scheint er in diese ihm zugeteilte Aufgabe hineinzuwachsen.

Den Beginn von etwas Neuem deutet auch ein anderes für eine Geburtsdarstellung ungewöhnliches Element an: die Fahne. Denn was wie ein hell erleuchtetes Fenster oder ein Durchgang aussieht, ist vielmehr als Fahne mit linksanliegendem Mast gestaltet. Krone mit der innenliegenden Lichtquelle figurieren als Zeichen. Wieso eine Fahne? Fahnen sind Feldzeichen, welche die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft oder Körperschaft markieren und diese Information visuell über eine größere Distanz zu übertragen vermögen, so auf dem Meer. Auch bei Eroberungen werden Feldzeichen gesetzt, um die neue Zugehörigkeit klar sichtbar zu machen, so geschehen bei der ersten Mondlandung 1969 durch die Amerikaner. Und genauso wie die Fahnen im Krieg immer den Standort des Befehlenden markierten, so wehen sie in unserer Zeit vor den Regierungsgebäuden von Städten, Ländern und Organisationen. Im Bild schwingt von allem etwas mit: Gott kommt zu den Menschen, die Erde gehört künftig zu seinem Königreich. Alle sollen sehen, dass seine Herrschaft nun beginnt und bei dem liegt, der hier geboren wurde. Auf sein Wort sollen alle hören.

Und obwohl das goldgelbe Rechteck als Fahne gestaltet ist, lädt das lichte Fenster zum Eintreten ein. Denn in der Fahne lässt sich zudem eine Stalltüre sehen, die sicher einen Einblick, aber ebenso ein Eintreten ermöglicht, um den, der hier angekündigt wird, auch in Wirklichkeit zu sehen.

Das Bild lädt den Betrachter somit ein, aus der Dunkelheit herauszutreten, sich ans Licht zu trauen und dort, im Zeigen seines eigenen Gesichts, das göttliche Antlitz zu sehen und zu schauen. Das Bild lädt zum Verweilen ein vor dem Wunder der Geburt Christi und seiner schlichten Herrlichkeit. Seine Herrschaft wird nicht mit demonstrativer Macht offenbart, sondern mit menschlicher Natürlichkeit und Herzlichkeit. Ganz so wie es der Prophet Jesaja angekündigt hat (9,1.5-6): „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Seine Herrschaft ist groß und der Friede hat kein Ende. Auf dem Thron Davids herrscht er über sein Reich; er festigt und stützt es durch Recht und Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten.“

Patrik Scherrer, 21.12.2013

Kristina Dittert

Die Geburt Christi
Entstehungsjahr: 2012
aus dem Leben Jesu-Zyklus, 20 x 30 cm, Acryl und Wachs
© Kirstina Dittert
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