geistliches Gefäß
Es ist ein Kleid, ein schier unglaublich voluminöses, sich in schweren Schüsselfalten aufbauendes und zugleich von einer geheimnisvollen Macht bewegtes Gewandtuch in einem wolkenverhangenen Blauton. Die Stofffülle formt einen Kokon, der in seinen Umrissen einer in die Vertikale gedrehten Himmelswolke oder vielleicht auch einem geschliffenen Saphir ähnelt.
Darüber, oder – sollte man vielleicht eher sagen – daraus, erhebt sich eine zarte Mädchenbüste mit leicht geneigtem Haupt, das lange Haar seitlich gebunden, die Augen sittsam gesenkt. Gleich einer Debütantin, die die ersten Töne der Musik vernimmt, verharrt sie in tänzerisch leichter Anmut – abwartend. Die erstaunlich muskulösen Arme begleiten die Stofffülle, den Kokon, schützend, berühren ihn aber nicht.
All diese Beobachtungen lassen in dieser Figur ein Marienbild anklingen. Die Vorstellung Mariens als Gefäß, in dem der göttliche Logos Gestalt annimmt, reicht bis ins frühe Mittelalter zurück. In der lauretanischen Litanei heißt es: „Du geistliches Gefäß …, du ehrwürdiges Gefäß …, du erlesenes Gefäß der Hingabe, …“.
Diese Arbeit ist zu Mariä Himmelfahrt im Rahmen der Ausstellung „Maria ImPuls der Zeit“ am 19. und 20. August 2017 in Warendorf ausgestellt. Hier finden Sie ausführliche weitere Informationen.
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