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Tobias Kammerer, o.T., 2011
© Tobias Kammerer

Göttliche Inspiration?

Ein helles Rot bzw. Orange bildet die Hauptfarbe. Sie umschließt rechts einen intensiven gelben Bereich und ist gleichzeitig von anderen Gelbtönen überlagert, die in denen sich wiederum orangegesprenkelte Zonen befinden. Der Hintergrund bildet nicht deckend aufgetragene weiße Farbe, links oben und rechts unten eine braun-graue Ecke freilassend. Sie bilden ein Gegengewicht zur Hauptbewegung von links unten nach rechts oben. Die nach rechts orientierte U-förmige Bewegung wird durch den parallelen Verlauf einer blau-roten bzw. blauen Linie verstärkt.

Die Arbeit macht den Eindruck einer zweckfreien Malerei. Noch ist die Pinselführung des Künstlers zu spüren, die teils die Farbe mit klaren Konturen führend, dann wieder die Farbe nach außen spritzen lassend, so dass sie ihre eigenen Wege gehen ging. Damit hat Tobias Kammerer einen Spannungsbogen geschaffen, wie er nur im einzigen Augenblick der Gegenwart seinen Ausdruck findet. Mit diesem Pinselstrich, vielleicht sind es auch mehrere, ist es ihm gelungen einen Zeitpunkt festzuhalten, das Leben in ihm, die künstlerische Freiheit, die Freude am Malen.

Allein schon dieses dynamische Farben- und Formenspiel vermag den Betrachter zu begeistern. Virtuos weiß der Künstler seine Werkzeuge und Farben einzusetzen und miteinander zu kombinieren. Noch erstaunlicher wird es, wenn die an sich freien Farben durch unseren Geist mit festen Formen belegt werden und plötzlich zwei nach rechts blickende Gesichter in der Bildmitte auftauchen, der orange Kopf wegen der in die Luft geworfenen Haare voller Bewegung erscheint, ja zwei dazu gehörige Arme sich nach rechts ausstrecken. Die einen Kopf andeutende Kontur links hinter ihm scheint ihm über die Schultern zu schauen. Doppelte Bewegung nach rechts, die über die beiden Arme über den Bildrand hinausweist. Sie scheinen auf das Unfassbare zu zeigen, das im lichten Gelb zwischen den beiden Armen dennoch irdische Wahrnehmung angenommen hat. Die orange Gestalt scheint sie freudig zu begrüßen, zu umarmen, sie an sich zu drücken. Wer ist wohl dieses Licht gewordene Etwas, das für die beiden so bedeutungsvoll da und doch nicht fassbar ist? Es hat etwas von einem Geist an sich, es mag als Inspiration gedeutet, kann aber genauso als mystische Begegnung mit einer Muse gesehen werden. Was nach antiker Vorstellung nichts anderes bedeutet, als dass gute Ideen schon immer als ein göttliches Geschenk gesehen wurden. Die Gedanken sind frei, in der gelben Farbe einen göttlichen Funken zu sehen, der in der Begegnung mit dem Menschen diesen förmlich anzündet und vor lauter Energie in alle Richtungen explodieren lässt.

Das Bild weckt die Sehnsucht nach göttlicher Inspiration. Nicht nur für Künstler, sondern für und bei jedem von uns! Damit wir über unsere „Bild-(ungs-)Horizonte hinauszublicken vermögen. Damit seine Begeisterung uns anzündet und ermutigt, das Notwendige anzugehen und durch alle Schwierigkeiten hindurch zu vollenden. Damit nicht mein Ego im Mittelpunkt steht, sondern sein Wille.

Patrik Scherrer, 07.09.2013

Tobias Kammerer

o.T.
Entstehungsjahr: 2011
Mischtechnik auf Leinwand, 60 x 100 cm
© Tobias Kammerer

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