Maria Knotenlöserin
Hell hebt sich die Figur von den braunroten Ziegelsteinen ab. Die junge Frau mit einem Schleier, der ihr Haar bedeckt und als weiter Umhang bis auf den Boden fällt, ist ein Lichtblick. Sie verbindet in sich Elemente traditioneller Mariendarstellungen mit zeitgenössischen Attributen wie dem kurzen Haarschnitt, ihrem Pullover oder dem knielangen Rock, die sie als junge Frau unserer Zeit auftreten lassen. In den Raum hineinblickend, hat sie die Arme leicht nach unten angewinkelt, um mit beiden Händen einen von mehreren Knoten im Seil vor ihr zu lösen.
Maria wird hier als einfache junge Frau aus Nazareth dargestellt. Mit ihren bloßen Füssen steht sie mit beiden Beinen auf dem Boden. Geerdet, die Sorgen und Nöte der Menschen kennend. Bescheiden und auf Augenhöhe begegnet die Gottesmutter so dem Hilfesuchenden und bietet ihm ihre Dienste an, Fürsprache bei Jesus einzulegen, damit dieser die Knoten – die falschen Verwicklungen, die belastenden Ereignisse und festgefahrenen Gespräche und Entwicklungen löse. Maria ist so durch und durch Mittlerin zwischen den Menschen und ihrem Sohn Jesus, unserem Erlöser, Retter und Befreier von allem, was uns hindert, den Willen Gottes zu erfüllen.
Nicht Maria ist somit die Knotenlöserin, sondern Jesus, dessen Kreuz in der Kapelle der Hochtaunus-Klinik in Bad Homburg ihr gegenüber an der Wand angebracht ist. Sie steht hinter den Gläubigen und ist Ansprechpartnerin für alle, die ein Problem haben. Er geht den Gläubigen voraus und ist ihre Mitte. Sie führt alle zu ihm, damit sie bei ihm Heil erfahren.
Vorbild dieser modernen Mariendarstellung ist das Gnadenbild in der katholischen Wallfahrtskirche St. Peter am Perlach in Augsburg. Es wurde um 1700 vom Maler Johann Georg Melchior Schmidtner im Auftrag vom Augsburger Patrizier Hieronymus Ambrosius Langenmantel für den Altar „Maria zum Guten Rat“ gemalt.
Papst Franziskus hat als Jesuit 1986 Abbildungen des Gnadenbildes nach Argentinien gebracht und dadurch eine Verehrung der Gottesmutter bewirkt, die seit dem 8. Dezember 1996 jeden 8. Tag des Monats Tausende Gläubige in die Kirche San José del Talar pilgern lässt, um vereint vor der Kopie des Augsburger Bildes zu beten.
In der Hochtaunus-Klinik in Bad Homburg ist diese junge Mariendarstellung aus hellem Stein ein Lichtblick im Leben all derer, die ihren Unfall oder ihre Krankheit als einen „Knoten“ in ihrem sonst so „glatt gelaufenen“ Leben erfahren und sich schwer tun, ihn zu lösen. Sie können Maria als hervorragende Gesprächspartnerin erleben. Und an Stelle von Kerzen haben sie die Möglichkeit, ein Erinnerungsband am Sockel der Marienfigur zu befestigen, die bleibende Bitte, mit ihrer Fürbitte bei Jesus nicht aufzuhören, dass er alle das Leben behindernden Knoten doch lösen und entfernen möge, damit wieder ein erlöstes, volles, ganzheitliches, freies Leben möglich ist. Bleibt zu hoffen, dass das Beziehungs-Band zu Maria nach der Genesung zu einem festen „Freundschaftsband“ wird.
Weitere Arbeiten/Ansichten von Thierry Boissel und Daniel Bräg in der Klinikkapelle Bad Homburg.
Zwei moderne Mariendarstellungen von Daniel Bräg waren im Rahmen des Festes “Maria Himmelfahrt” zusammen mit einem Dutzend anderer moderner Arbeiten zu Maria am 20. und 21. August 2016 in Warendorf ausgestellt. Alle Kunstwerke finden Sie in der PDF-Version des Begleitheftes zur Ausstellung: Flyer
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