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Isabelle Böhm, Marienerscheinung, 2011
© Isabelle Böhm

Verinnerlicht

Die rosarote Glasskulptur vermag den Blick auf sich zu ziehen. Ihre Erscheinung hebt sich fast nur durch die Farbe vom Hintergrund ab, körperlich ist ihre Gestalt genauso aus Elementen aufgeschichtet wie die Transportpaletten ihres Podiums oder die Betonmauer hinter ihr.

Die sie erfüllende rote Farbe macht ihre Faszination aus. Die Figur ist transparent bis in ihr Inneres, gibt Einblick in das, was sie durchflutet und bewegt: ein zartes Rot, das an Blut oder Liebe erinnern kann, in seiner Tendenz zum Rosa aber auch an all die Spielzeugpuppen und -figuren, die in der Konsumwelt im Trend sind.

Doch diese Figur steht singulär und erhoben vor dem Betrachter. Und sie sieht anders aus. Ihre Arme sind angewinkelt, die Hände flach an die Brust gelegt (Detailansicht), Betroffenheit signalisierend, Sympathie, Mitleid vielleicht sogar, wenn auch der leicht nach vorne geneigte Kopf in diese Haltung der Zuneigung einbezogen wird. Mit offenen Augen schaut sie den Betrachter aus dem jugendlichen Gesicht an.

Wer ist diese Frau im langen Faltenkleid und dem modischen Hut oder Helm, die von innen her warm strahlt und für die Menschen da zu sein scheint? Ist es irgendeine Frau oder könnte es trotz dem Fehlen einer äußeren Aura eine besondere Frau sein, eine Heilige wie Maria?

Einzigartig ist die Erfüllung mit einer inneren Kraft, die einem Feuer gleich in ihr brennt. Von Maria wissen wir, dass Gott sie mit der Kraft des Höchsten“ überschattete und sie so zur Gottesgebärerin und -mutter wurde (Lk 1,35). Die Skulptur vermag die Liebe Gottes, die in ihr brennt, sichtbar zu machen. Diese Liebe, diese Kraft des Höchsten und ihre Erfahrung aus dem Leidensweg mit Jesus machen sie sehend für die Nöte der Menschen. Sie lassen Maria uns nahe sein als eine von uns und doch durch und durch von Gott geprägte Frau.

Während traditionelle Marienfiguren sie durch äußere Attribute wie das Kleid oder das Jesuskind erkennbar machen, verweist diese Figur auf die innere Haltung Mariens. Das Glas verdeutlicht ihre Offenheit für Gott und macht diese für alle so transparent, dass sie Gottes Gegenwart in ihr suchen und durch Marias Offenheit für die Menschen auch erfahren – in Zeiten der Mutlosigkeit, der Krankheit und Einsamkeit, der Dunkelheit, der Trauer und des Schmerzes, usw.

“Ich schaffe mir meine eigene Maria …
deren Schutz sich auf meine Seele auswirkt …
… eine Maria, die für mich da ist …
… die in meiner Größe erscheint, mir gegenüber steht und in meine Augen sehen kann
… eine, die mir durch ihre Farbigkeit Kraft gibt und Mut zuspricht ….
… eine Maria, die sich zu mir neigt und mir ihre Liebe schenkt …
… eine die mit mir trauert und leidet …
… eine Maria, die meinen Schmerz fühlt und diesen mit mir teilt …
… eine, deren Liebe ich spüre und die meine Liebe spürt.

Eine Maria, die da ist, wenn ich sie brauche …
… die mich so nimmt, wie ich bin …
… wenn es mir gut und wenn es mir schlecht geht.“
(Isabelle Böhm)

Diese Arbeit war im Rahmen des Festes “Maria Himmelfahrt” zusammen mit einem Dutzend anderer moderner Arbeiten zu Maria am 20. und 21. August 2016 in Warendorf ausgestellt. Alle Kunstwerke finden Sie in der PDF-Version des Begleitheftes zur Ausstellung: Flyer

Patrik Scherrer, 31.07.2016

Isabelle Böhm

Marienerscheinung
Entstehungsjahr: 2011
Glas-Vollverschmelzung, von Innen bemalt
145 x 60 x 60 cm
© Isabelle Böhm

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