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Alois Hain, Auferstehungsfenster, 2006
© Bildrecht, Wien

Von Christus verwandelt

Zwei Welten begegnen sich in diesem oben leicht gerundeten Glasfenster: Eine Äußere und eine Innere, eine Sichtbare und eine Unsichtbare, eine Geschaffene und eine Geglaubte.

Die äußeren Scheiben leben durch dynamisch fließende Bewegungen. Mit ihren weichen Linien und den erdigen Farben Gelb, Braun und Blau erzählen sie von Wachstum und sich bedingenden Zusammenhängen. Auch wenn einzelne Flächen des ursprünglich zusammenhängenden Echtantik-Glases vom Künstler an anderen Stellen platziert wurden, ist doch eine schwungvolle Verbindung zu spüren, die den Blick von einer Seite auf die andere Seite und wieder zurück pendeln lässt. Dadurch ist eine gewisse Unruhe zu spüren, ein chaotisches Durcheinander, das sich nach Ruhe und einer neuen Ordnung sehnt.

Die inneren Schreiben bilden ein durchgehendes und nach oben breiter werdendes Band mit kleineren Formen, die schwerelos in einem weißen Medium schweben. Sie erscheinen wie Elementarteilchen, wie die Essenz von etwas Größerem, die sich hier sammelt und nach oben strebt. Orangegelb, Rot und Blau sind zudem Primärfarben des Farbkreises, die in diesem von Licht getragenen Geschehen auf etwas Wesentliches und Ursprüngliches hinweisen können.

Das rote Feld in der Mitte wirkt wie ein Fremdkörper zwischen diesen beiden Bildwelten. Einen Übergang beschreibend zeigt es Körperlichkeit und bleibt aber aufgrund seiner unbestimmten Formen denoch abstrakt. Zugleich scheint es wie ein Herz den Impuls zur Verwandlung zu geben: Die Verwandlung von der alten in die neue Schöpfung in Christus (vgl. 2 Kor 5,17 und 1 Kor 15,51f). Mit dem gleichen Deutungsansatz kann in der Bildmitte ein Kreuz gesehen werden. Die atmende Bewegung im Fenster scheinen das Seufzen, die Geburtswehen und die Sehnsucht der ganzen Schöpfung aufzunehmen, „von der Knechtschaft der Vergänglichkeit erlöst [zu] werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (Röm 8,21f).

Die vier Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft sind farblich im Glasfenster vertreten und symbolisieren die Schöpfung als Ganzes wie in ihrer steten Veränderung und Vergänglichkeit. Als zentrales, von innen her wesentlich erfassendes und verwandelndes Geschehen kann hier die Auferstehung der Schöpfung gesehen werden: Ein vom Licht erfasstes, freudiges Emporwirbeln in die Herrlichkeit Gottes. – Und darüber hinaus, als Erfüllung unserer tiefen geschöpflichen Sehnsucht, auch ein Ankommen und Ruhen in Ihm.

alle fünf Glasfenster aus dem Osterfestkreis
(zweitletzte Präsentation, weit nach unten scrollen)

Patrik Scherrer, 30.03.2024

Alois Hain

Auferstehungsfenster
Entstehungsjahr: 2006
Filialkirche Hl. Joseph der Arbeiter, Reindlmühl, OÖ, Bleiverglasung aus mundgeblasenem Mehrfachüberfangglas, Glasmalfarben. Ausführung: Glasmalerei Stift Schlierbach, OÖ
© Bildrecht, Wien

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