Vergänglich?

Nur ganz schwach ist das Gesicht einer Frau zu erkennen. Unheimlich behutsam hat der Maler die Farben aufgetragen, die Kopfform angedeutet, Augenhöhlen, Nasenansatz und Mund leicht hervorgehoben, die Haare farbig angetönt.

Wie ein sanfter Windhauch liegen die Farben auf dieser Leinwand und lassen vor unsern Augen ein feingliedriges Gesicht aufscheinen – zerbrechlich und vergänglich. Die Schönheit dieser Frau ist noch zu erahnen, doch die Farben sind verblichen. Ihre Zeit scheint vorbei zu sein.

Jedes Jahr zu Beginn der Fastenzeit wird den Christen – mitten im blühenden Leben – ihre Vergänglichkeit in Erinnerung gerufen, wenn der Priester in der Aschermittwoch-Liturgie das Aschenkreuz auf ihre Stirn streut und sagt: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zu Staub zurückkehren wirst.“

Das Bild von Robert Weber erinnert mich an diese aufrüttelnden Worte. Irgendwann wird unser Lächeln erstarren, die Augen sich für immer schließen, unser Körper durch Verbrennung oder Verwesung wieder zu Staub zurückkehren. Wie auf dem Bild wird unsere Schönheit, unser Leben nur wenige Spuren auf dieser Erde hinterlassen, wenn überhaupt.

Dem entgegnend berichtet die Bibel von der unverbrüchlichen Liebe Gottes, in der wir über den Tod hinaus Geborgenheit und Bestand haben. Jesaja erzählt von der Antwort Gottes auf die Angst der Bewohner Jerusalems, von Gott vergessen zu werden: „Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde, ich vergesse dich nicht. Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände, deine Mauern habe ich immer vor Augen.“ (49,14-16)

Gott vergisst keinen Menschen, er hat jeden einzelnen von uns stets vor Augen! So vergänglich wir im Leben mit unserem Wesen und Werken sind, so unvergänglich verheißt uns die Liebe Gottes im Tod das ewige Leben (vgl. dazu Joh 12,14-26 und Röm 5,1).