Ein Kind sitzt auf einem überdimensional großen Lehnstuhl, der durch seine einfache Form archaisches wirkt und an einen Thron erinnert. An sich ist der Stuhl für das Kind zu groß, erscheint das Kind noch kleiner und wie verloren auf ihm.
Doch dem Kind scheint der „Hochsitz“ zu gefallen. Es hat die Hände zufrieden in den Schoss gelegt und schaut vergnügt in die Weite und, dem Schatten nach zu schließen, auch ins Licht. Genießt es die Gelegenheit, die Welt auf dem Stuhl der Erwachsenen mal aus ihrer Sicht betrachten zu können?
Das Kind könnte sich auf dem großen Stuhl aber auch wohlfühlen, weil er ganz einfach sein „Platz auf Erden“ ist, der für ihn in voller Größe bereitsteht. Noch ist der Stuhl zu groß, doch schon bald wird er den Platz ausfüllen und von diesem Thron aus sein Leben gestalten. – Sehen wir also ein Königskind?
Maria wurde bei der Verkündigung durch den Engel der „Sohn des Höchsten“ verheißen. „Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben,“ (Lk 1,32-33) sagte der Engel zu ihr. Das thronende Kind könnte also Jesus auf dem „Thron“ seines Vaters David darstellen. Was am Kind noch nicht zu erkennen ist, darauf weist der Thron verheißungsvoll hin: In der armselig zerfurchten Gestalt des Menschenkindes offenbart sich Gott. Ihm ist die Macht gegeben, über alle Völker Recht und Gerechtigkeit zu sprechen (Jes 9,6), durch seine Worte und Werke Frieden und Heil zu verkünden, durch seine Menschenfreundlichkeit und Liebe die Menschen bis in unsere Zeit hinein zum Guten zu verändern und zu bewegen.
Jesu Christi vorbildliche „Herrschaft“ haben wir um so nötiger, als wir durch sein Blut für Gott zu „Königen und Priestern gemacht“ wurden, die „auf der Erde herrschen“ werden (Offb 5,9-10). Jesu Worte und Leben lehren uns, wie wir den Auftrag an die ersten Menschen zu verstehen haben, die Erde zu unterwerfen und über die Tiere zu herrschen (Gen 1,28): ehrfurchts- und verantwortungsvoll.
In dem thronenden Kind kommt etwas von der verheißungsvollen und unfassbaren Größe zum Ausdruck, die Gott in jedes noch so kleine Lebewesen seiner Schöpfung gelegt hat und erst nach und nach an ihm und durch sein Leben sichtbar wird. Im Kind strahlt die königlich-göttliche Würde auf, die uns wie die drei Sterndeuter staunend vor ihm niederfallen und es huldigend verehren lassen (Mt 2,11). Begegnet uns Gott nicht gerade in den Kleinen und Unmündigen immer wieder neu als Immanuel, als „Gott mit uns“ (Jes 7,14): verheißungsvoll, als Hoffnungsträger, erfüllt mit Leben?