Still steht die Skulptur da, schmal und langgestreckt. Leicht gebeugt wie ein Telefonhörer, an Kopf und Fußenden ausgeformt. Mit den Füßen fest auf dem Boden, mit dem Kopf im Himmel verankert. Maria ist Hörende, Gott „Ge-hörende“. Mit dem Herzen hat sie die Heilige Schrift gelesen und seine an sie gerichtete Botschaft gehört.
„Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.“ (Lk 1,31-33)
In Maria ist eine Spannung zu verspüren, eine wohltuende Spannung aus ihrer „Erdung“ und ihrer „Himmelung“. Sie muss ganz vom Himmel erfüllt sein, dass sie in einem mystischen Tiefblau strahlt. Aus dieser spannungsvollen und hörenden Erfüllung ist die „Frucht ihres Leibes“ hervorgegangen: Jesus, Gottes Sohn. Aus ihrer Mitte entstanden, ist er ihre Mitte. „Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5), sagt Maria bei der Hochzeit in Kana zu den Dienern – und heute auch zu uns!
Maria hält Jesus nicht fest, sondern hält ihn dem Betrachter entgegen. Die Jesusfigur ist stilistisch sehr einfach gehalten. Wie Licht hebt sich seine helle Gestalt vom nachtblauen Kleid Mariens ab. Wesentlich ist seine kleine Gestalt, an das Kind erinnernd, sein Kopf mit den großen runden Augen wie seine offenen Hände, die Abwehr wie Ehrfurcht oder Anbetung signalisieren können.
Das Gesicht von Maria macht auf mich gerade durch den Mund und die Augen einen verschlossenen, ausdruckslosen Eindruck. Sie wirkt in sich gekehrt, in einer anderen Welt versunken zu sein. Und doch schauen ihre Augen leicht nach unten gesenkt auf den Betrachter und ich höre die Worte des Vaters bei der Verklärung Jesus, die genau so die Worte Marias sein könnten: „Das ist mein geliebter Sohn … auf ihn sollt ihr hören!“ (Mt 17,5b).
Maria als die Hörende par excellence, die auf Den hinweist und ihr ganzes Leben auf Den ausrichtet, der das WORT und das LEBEN in seiner ganzen Fülle ist, die Frucht der göttlichen Menschenliebe und der menschlichen Gottesliebe.