Auf einem welligen Grund schlängeln sich Linien hin und her. Mal bewegen sie sich als hervorgehobene Streifen über die Oberfläche, mal sind sie als Vertiefungen in die Oberfläche gearbeitet. So fließen die Bänder in einem endlosen Fluss von links oben nach rechts unten diagonal durch das Kunstwerk. Lustig mäandriert der Wasserlauf vor sich hin, überschneiden und unterlaufen sich Linien, begegnen und verschränken sich, um dann wieder auseinanderzugehen und den eigenen Weg zu finden. Quirlig verspielt fließt das Wasser, das es offensichtlich abbildet. Es ist ein lebensfrohes Miteinander voller Bewegung. Alles ist im Fluss, nirgendwo ist eine Behinderung ersichtlich. „Panta rhei“, alles fließt (Heraklit).
Wie die Betrachtung eines Bergbaches ermöglicht auch dieses Relief das Nachdenken über den Fluss des Lebens. Vom ersten bis zum letzten Herzschlag bedeutet Leben ein unentwegtes In-Bewegung-Sein. Das Leben gleicht offensichtlich keiner geraden Linie, die man übersichtlich abschreiten könnte, sondern vielmehr einem Schlängelpfad mit unvorhersehbaren Wendungen und Überraschungen. Das Leben ist ein großes Miteinander voller Begegnungen und Verflechtungen.
Das Relief zeigt ein idealisiertes Bild des Lebens, einen Ausschnitt oder eine Momentaufnahme von großer Schönheit und Harmonie. Wir alle wissen, dass es nicht immer so ist.
Aus der Beschäftigung mit dem Wasser und der Auseinandersetzung mit dem Lauf und der Bewegung des Wassers sind bei der Künstlerin sieben Reliefs entstanden. Dabei ist sie nicht nur neben den Flüssen hergelaufen, sondern hat sich mental in sie hineinbegeben, ist geschwommen, „flüssig geworden, um den Fluss zu fühlen“. Daraus ist der Titel „SWIM“ für die außerordentlichen Reliefs entstanden, die über den Lauf des Wassers hinaus Wesentliches unseres eigenen Lebens thematisieren. In der gleichzeitigen Betrachtung von Fluss und Mensch verdeutlichen sie zudem die vielfältige Bedeutung des Wassers für unser Leben. Die Reliefs erzählen vom Durst nach Wasser, wie Wasser den Boden unsicher macht, einem den sicheren Stand nehmen kann und zum Schwimmen zwingt. Sie erzählen von Verengungen, durch die man hindurchgeschleust wird, von Wasserfällen, über die es hinuntergeht, von Stürmen, die Unruhe ins Wasser des Lebens bringen. Und in einem letzten Relief wird mit einem Kreissymbol die Sehnsucht visualisiert, „man könne einen Mittelpunkt erreichen! Aber der Fluss erreicht sein Ziel erst, wenn er im Meer ankommt. Er verschwindet in dieser enormen Oberfläche. Und da ist wohl der Mittelpunkt; man berührt ihn, aber er hat keine Dauer. Er ist da und dort und wieder da. Er bewegt sich. Er ist lebendig wie wir selbst.“ (Maja Thommen)