Licht in der Welt sein

Die Schlichtheit der übergroßen, brennenden Kerze auf dem schmalen Bildträger überrascht in der barocken Kirche. In marianisches Blau gekleidet bildet die Kerze einen warmen Kontrast zur feingliedrigen Formenfülle des Kirchenraumes, in dem sie sich optisch in die Mitte zwischen die Säulen des Hochaltars einreiht und diese über das Hochaltarbild hinausgehend überragt.

Schlank wie eine Säule steht sie mitten im Kirchenraum, mit ihrer Flamme Licht und Wärme ausstrahlend, alle Aufmerksamkeit auf sich fokussierend, die Gedanken beruhigend, sammelnd und zum Gebet erhebend.

Die überdimensionale Kerze erinnert an das Bibelwort: „Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus.“ (Mt 5,15) Hier bildet die Kerze selbst den Leuchtkörper für das Licht. Selbstverständlich gegenwärtig wie Jesus steht und brennt sie in der Mitte der Gemeinde: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12) So wie Jesus für alle Menschen da war und ihnen Orientierung, Zuversicht und Lebenskraft gab, so sollen auch wir für unsere Mitmenschen Licht und Halt sein.

Im Symbol der schlichten Kerze – nicht in der festlichen Osterkerze – ist er allen Gläubigen leuchtendes Vorbild der selbstverzehrenden Hingabe, der Caritas. Und er berief uns in seine Nachfolge mit den Worten: „Ihr seid das Licht der Welt.“ (Mt 5,14) So wie sein Leben leuchtete und eine Ausstrahlung hatte, soll unser Licht vor den Menschen leuchten, damit sie unsere guten Taten sehen und unseren Vater im Himmel preisen (vgl. Mt 5,16). Wo wir als Christen handeln, wo wir wie Christus handeln, werden wir die Menschen an Gott erinnern, an sein lebenspendendes Licht, seine unendliche Liebe, seine unfassbare Güte und Barmherzigkeit.

 

Urvertrauen

Ein kleines Kind schaukelt im dunklen Universum. Es scheint sich wohl zu fühlen, denn es schaut interessiert nach links in die sternenübersäte Unendlichkeit. Hell heben sich sein weißes T-Shirt und die rote Baseballmütze von der schwarzen Nacht ab, die es von allen Seiten umgibt. Der kleine Pferdeschwanz verrät, dass es ein Mädchen ist, das sich auf seinem Schaukelsitz im Weltall vergnügt.

Doch wie kann das sein? Wer oder was hält die Seile der Schaukel? Woher kommt das Licht, welches das Kind warm und vertraut beleuchtet? Was ist das für ein geheimnisvolles Leuchten, das sich wie ein weiches Polster unter dem Kind ausbreitet? 

Obwohl es nicht so aussieht, gibt das Bild auf diese Fragen eindeutige Antworten: Die gespannten Seile verraten, dass die Schaukel gehalten wird, auch wenn nicht zu sehen ist, an welcher Stelle die Seile befestigt sind. Das helle Licht von der Seite ist da, auch wenn die Lichtquelle selbst nicht sichtbar ist. Der warme Schein unten lässt vermuten, dass das Licht von einer lebensfreundlichen Atmosphäre reflektiert wird. Anders formuliert: Es gibt da jemanden, der das Kind mit seinem Licht beleuchtet und unsichtbar hält. Da ist jemand, dem das Kind wichtig ist und es im Vergleich zur Unendlichkeit des Alls groß macht und aufleuchten lässt. Da ist jemand, der das Mädchen in kindlichem Urvertrauen seine haltgebende Präsenz ganz real spüren und erleben lässt.

So schaukelt das Kind trotz der Dunkelheit voller Vertrauen, weil es weiß: Ich bin nicht verloren! Ich werde gehalten! Es ist licht! Obwohl das Mädchen ganz allein ist in der Unendlichkeit des Alls, braucht es keine Angst zu haben. Vielmehr strahlt es die Freude aus, die beim lustvollen Hin- und Herschaukeln mitschwingt.

Dieses Hoch- und Hinüberschaukeln mag viel vom Lebensgefühl ausdrücken, das viele Menschen zum Jahreswechsel haben: Das Hinüberblicken und -schwingen in eine ungewisse, dunkle Zukunft. Doch wer sich in das Kind hineinzuversetzen und die Schaukelbewegung aufzunehmen vermag, erinnert sich vielleicht an das beruhigende Gefühl, von starken Armen gehalten hin- und hergewiegt zu werden. Oder daran, wie gut in Kindertagen das Hin- und Herpendeln auf der Schaukel tat: Die Schwerkrafterfahrung im Belastungswechsel von Erdenschwere und Schwerelosigkeit, das rhythmische Hoch und Runter, das gepaart mit Beschleunigung und Verlangsamung, Anspannung und Entspannung zum Finden der Mitte und zur Stabilisierung des Gleichgewichtssinnes beitrug. So dient das Schaukeln auch dem Einschwingen der Seele in den Rhythmus des Kosmos.

Das Schaukeln holt ins Hier und Jetzt zurück, lässt das Gehaltensein spüren, aber auch die unbeschwerte Freiheit. Es vermittelt Selbstvertrauen, die Bewegung und den Schwung mit den eigenen Kräften und eigenem Geschick mitzugestalten. Schaukeln wie ein Kind ist ein Gleichnis für die Beziehung des Gläubigen zu seinem Gott und Vater. Es vermittelt das Wissen um einen liebenden Halt, der Gemeinschaft, Verbundenheit und damit Sicherheit in allen Lebenslagen gibt. Und es bringt das Urvertrauen zum Ausdruck, das in allem unserem Tun mitschwingt, dass, wenn alles anders kommt, als wir es uns ausdenken, vorhersehen oder planen konnten, wenn also alle Stricke reißen, Gott nicht nur über uns, sondern auch unter uns seine liebende Gegenwart wie ein rettendes Netz ausgespannt hat, um uns im Fall aufzufangen und uns wieder aufzuhelfen.

 

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
(Dietrich Bonhoeffer)

Dieses und weitere Kunstwerke von Stefanie Gerhardt sind bis zum 20. Februar in der Ausstellung “kopfüber himmelwärts” in der Städtischen Galerie Neunkirchen im Original zu sehen.

Gesegnet, gestärkt, ermutigt

Einsam steht ein Mensch zwischen Himmel und Erde im Übergang von Licht und Dunkelheit. Wie ein Strich in der Landschaft ragt seine aufrechte Gestalt über der weiten Ebene in den Himmel hinein. Er gehört zur Erde und steht geerdet da, schaut aber über den Horizont hinaus in die Ferne – und vielleicht in die Zukunft.

Was mag die Zukunft, die sich am rechten Bildrand noch in geheimnisvolles Dunkel hüllt, für ihn bereithalten? Noch erscheint sie wie eine tiefblaue Nacht und jeder Schritt in die Zukunft wäre ein Schritt ins Ungewisse. Was könnte den Menschen bewegen, einen Schritt in diese Ungewissheit zu wagen? Seine Ängste, Sorgen, Belastungen mutig zu überwinden und einfach loszugehen? Ist es vielleicht der helle Himmel am linken Bildrand? Hier ist die Zukunft in das hellblaue Kleid des Tagesanbruchs gekleidet: Klarheit ausstrahlend, Weite offenbarend, zum Aufbruch einladend!

Auch der funkelnde Lichterreigen, der wie ein Sternenhimmel über ihm schwebt und wie ein sanfter Regen auf ihn und die dunkle Erde niederfällt, scheint ihn zu einem ersten Schritt zu ermutigen. Die Lichtpunkte sind wie Sternen- oder Sonnenfunken, die zur Erde gleiten und dort wie Samenkörner des Lichts darauf warten, zu wachsen und Frucht zu tragen.

So einsam sich der Mensch am Übergang ins Neuland, in das neue Jahr oder eine andere Zeit vielleicht auch fühlen mag, er steht unter einem großen leuchtenden Stern. Was für ein Glück, solch einen Moment zu erleben! Was für ein Segen! Sinnfällig hat die Künstlerin den göttlichen Segen als funkelnde Wolke ins Bild gebracht, die den Menschen von allen Seiten umgibt. Als Gesegneter steht er am Übergang zu etwas Neuem und Unbekannten. Er geht nicht im Dunkeln, er geht nicht allein, sondern im Licht und in der Kraft von Gottes Segen.

Abraham kommt einem in den Sinn, dem Gott vor seinem Aufbruch in ein neues Land Mut zugesprochen hat: „Geh fort aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde! Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein.“ (Gen 12,1-2) Wen Gott segnet, der wird von Gott so für die Aufgabe gestärkt, so dass er zu einem Segen für andere wird. Paulus hat das am eigenen Leib erfahren und lobt Gott für die Kraft des Heiligen Geistes, der ihn unsichtbar führt und leitet: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.“ (Eph 1,3)

Nun stehen wir an der Schwelle zu einem neuen Jahr, vor einer Zeit der Ungewissheit mit vielen unbekannten Herausforderungen.  Aber wir dürfen zuversichtlich in das neue Jahr hineingehen, im Glauben, dass Gott „ganz gewiss an jedem neuen Tag“ (Dietrich Bonhoeffer) mit uns ist. Mit den Segensworten, die Gott Aaron und seinen Söhnen gegeben hat (Num 6,24-26) und den sie entfaltenden Worten des Theologen Jörg Zink sollen auch Sie gesegnet, gestärkt und ermutigt durch das neue Jahr gehen können:

Der Herr,
der Mächtige, Ursprung und Vollender aller Dinge,

segne dich,
gebe dir Gedeihen und Wachstum,
Gelingen deinen Hoffnungen, Frucht deiner Mühe

und behüte dich
vor allem Argen, sei dir Schutz in Gefahr und Zuflucht in Angst.

Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir,
wie die Sonne über der Erde Wärme gibt dem Erstarrten
und Freude gibt dem Lebendigen,

und sei dir gnädig,
wenn du verschlossen bist in Schuld,
er löse dich von allem Bösen und mache dich frei.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich,
er sehe dein Leid und höre deine Stimme, er heile und tröste dich

und gebe dir Frieden,
das Wohl des Leibes und das Wohl der Seele, Liebe und Glück.

Amen.
So will es der Herr, der von Ewigkeit zu Ewigkeit bleibt.
So steht es fest nach seinem Willen für dich.

Brücke ins Unvorhersehbare

Ein schmaler Steg mit hohen Geländern an beiden Seiten führt in den Nebel. Die gewundenen Vertikalen lassen eine Hängebrücke erkennen, die scheinbar ins Nichts führt: Es ist weder ihr Anfang noch ihr Ende zu erkennen. Es ist weder ersichtlich, woran sie befestigt ist, noch wie lange sie letztlich ist oder wie tief der Abgrund ist, über den sie führt.

Der Fußweg über die minimalistisch konstruierte Brücke, deren Boden und Geländer nur mit Drahtgittern verkleidet sind, zieht den Blick in eine fast bodenlose Tiefe. Man weiß, dass die Gitter ausreichend Schutz bieten, aber der Blick zu den Seiten und hinab in die Tiefe kann durchaus zu unangenehmen Schwindelgefühlen führen.

Im Bild ist die Landschaft durch den Nebel vollständig ausgeblendet. Damit ist die Brücke jeder geografischen Verortung enthoben. Sie könnte überall stehen. Es scheint nur die Brücke im Nichts zu geben – durch geheimnisvolle Kräfte gehalten. Wer sie beschreitet, begibt sich gewissermaßen in ein Niemandsland – oder mitten in die Cloud, von der man nicht nur sagt, dass hier unsere digitalen Daten gespeichert werden, sondern auch, dass hier Gott wohnt (vgl. Ex 40,34-38; 1. Kön 8,10-11; Lk 9,34f). Die Brücke in die neblige Wolke verwandelt sich so gesehen in einen schmalen Weg zu Gott, über den Abgrund mitten hinein in das verborgene Herz- und Lebenszentrum unserer Welt, in der das schöpferische Wissen und die Weisheit Gottes nicht „geparkt“, sondern höchst lebendig sind.

Wer den Gang über die Brücke wagt, geht im Vertrauen und im Glauben, dass die Brücke hält und sicher ans andere Ende führt, auch wenn es nicht zu sehen ist. Ein Ende, das auf der persönlichen Lebenswanderung ein Neuanfang sein wird. Gerade aus der positiven Lebens- und Glaubenserfahrung heraus, auch in orientierungslosen Situationen sicher geführt zu werden, ja gleichsam über die Abgründe des Lebens getragen zu werden und durch Gott Halt zu erfahren. Sind Brücken nicht Lebenshilfen, welche das Überwinden von Schwierigkeiten erleichtern? Die Hängebrücke ruft in Erinnerung, dass es ein Segen ist, glauben zu können, dass wir von oben gehalten werden. Die feste Beziehung schafft Vertrauen. Sie verleiht Trittsicherheit und schenkt Zuversicht.

Ganz auf Gott vertrauen heißt nicht, dass man über Wolken gehen kann oder sein Lebtag auf Wolke Sieben schwebt. An Gott glauben und Ihm vertrauen heißt, das Unvorhersehbare der Zukunft und die scheinbar unüberwindlichen Hindernisse auf unserem Lebensweg zuversichtlich anzugehen. Gottes wahres Wesen ist zwar unbegreiflich wie eine Wolke und liegt wie in einem diffusen Nebel verborgen, aber die nächsten Schritte liegen konkret sichtbar zu Füßen und fordern dazu auf,  im Vertrauen auf Ihn Schritt für Schritt gewagt und gegangen zu werden.

Stille

 

„Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. […] Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. […] Dann sprach Gott: Es werde ein Gewölbe mitten im Wasser und scheide Wasser von Wasser. Gott machte das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes. Und so geschah es. […] Dann sprach Gott: Es sammle sich das Wasser unterhalb des Himmels an einem Ort und das Trockene werde sichtbar. Und so geschah es. Und Gott nannte das Trockene Land und die Ansammlung des Wassers nannte er Meer. Gott sah, dass es gut war.“ (Gen 1,1.3-4a,6-7,9-10)

Wie in den ersten Zeilen der Bibel aufgezählt finden sich auch im Bild Licht, Himmel, Wasser, Meer und Land in betörender Einfachheit. Eine traumhaft schöne und menschenleere Meereslandschaft breitet sich vor dem Betrachter aus. Der unberührte weiße Sand auf der rechten Seite und der brandungslose Übergang zum Meer vermitteln eine große Ruhe, ja Frieden. Bei dem strahlend blauen Himmel und der klaren Sicht kann der Blick fast unendlich weit schweifen. Am Horizont lässt sich in der nach rechts auslaufenden blauen Linie sogar die Erdrundung erahnen.

Die paradiesische Schönheit ist fast zu schön, um wahr zu sein. Himmel und Erde ergänzen sich in gleichwertigen Dimensionen. Das auf der Wasseroberfläche changierende Licht gestaltet einen fließenden Übergang zwischen Wasser und Land und lässt uns gerade darin das spiegelnde Himmelsblau sehen. In der Vertikalen korrespondiert die Aufhellung des Himmels mit den weißen Sandpartien. Durch die Abwesenheit der Sonne, jeglicher Lebewesen und Wasserbewegungen sowie durch das spannungsfreie und damit entspannte Miteinander der verschiedenen Landschaftskomponenten liegt eine große Stille über dem Meerhimmelland von Manfred Koch.

So lädt das Bild zum Inne-Halten und Still-Werden ein. Mit seiner atemberaubenden Schönheit reißt es den Betrachter aus der Atemlosigkeit unserer beschleunigten Zeit heraus in die Slow Motion und von da aus in den Still-Stand des bewundernden Staunens, der Kontemplation. Ohne Ablenkung kann die Stille wahr-genommen werden und die stille Erhabenheit des Seins wieder gespürt und erlebt werden: Das Da-Sein ohne Aktivität, ohne etwas tun oder bewegen zu müssen.

Und vielleicht sehen wir dann – im Einklang mit Gott – dass die Schöpfung gut ist, so wie sie ist!

weitere Bilder von Manfred Koch

Die Fotoarbeiten von Manfred Koch waren 2020 im Donau-Einkaufszentrum Regensburg ausgestellt. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen: ÜBERGANGENES | MEERHIMMELLAND, hrsg. von den Kunstsammlungen des Bistums Regensburg im Erich Weiß Verlag Bamberg. 100 Seiten mit 85 Fotografien und Texten von M. Baumann, R. Feiter, I. Schönwald, M. Liebel, R. Goretzki, B. Hauser. Der Katalog kostet 15 EURO und kann direkt über den Verlag bezogen werden.

Verborgene Gegenwart

Tastend klettert der Blick über das dunkle Gebüsch in das Bild hinein. Der Himmel ist verhangen, neblig, diffus. Schwaches Licht erhellt minimal die urwüchsige Landschaft, die sich im Gehölz im Vordergrund konkretisiert.

Das Bild gibt sich bedeckt. Es zeigt eine geheimnisvolle Atmosphäre, undurchsichtig und rätselhaft wie wir sie von nebligen Herbsttagen kennen. Die dunkle Wolkenseite schafft eine spannungsvolle Stimmung, bei der nicht klar ist, ob sie vom aufgehenden oder untergehenden Licht erzeugt oder durch ein sich bald entladendes Gewitter verursacht wird. Wie auch immer stehen sich Licht und Dunkelheit gegenüber. Sie scheinen um die Vorherrschaft zu ringen und nehmen den Betrachter in diese Auseinandersetzung zwischen Verhüllung und Offenbarung hinein.

Dabei leuchtet das Licht mystisch in der Finsternis und lässt sich von der Dunkelheit nicht verdrängen (vgl. Joh 1,5). Trotz oder gerade wegen der dunklen Bereiche um es herum lässt das Licht eine wohltuende Kraft und Beständigkeit spüren. Gerade in dunklen und unsicheren Zeiten gibt Licht Orientierung und Halt, so wie Gott.

Das Bild lebt von der verhüllten Gegenwart. Gott als der Unbegreifbare wird in der Bibel an mehreren Stellen als naher Gott beschrieben, der sich in einer Wolke verbirgt. So führte Gott die Israeliten in einer Wolkensäule beim Auszug aus Ägypten (Ex 13,21) und in der Apostelgeschichte (1,9) wird überliefert, dass der Auferstandene bei seiner Aufnahme in den Himmel von einer Wolke aufgenommen und den Blicken der Apostel entzogen wurde.

Wenn im Bild die Wolken und mit ihm das Licht nicht weit oben am Himmel, sondern wie Nebel unmittelbar in Berührung mit der Erde dargestellt werden, so kann das als nahe Gegenwart des unsichtbaren Gottes in dieser Welt gedeutet werden. Gott ist physisch nicht greifbar da, doch zeichenhaft im Licht und den Wolken wahrnehmbar und spürbar. Wer sich Ihm nähern will, dem wird im Bild ein beschwerlicher und mit Anstrengung und Zweifeln verbundener Weg angedeutet. Ein wie im Nebel tastender Lebens-Weg, der aber dennoch aus der glaubenden Verbindung mit Ihm seine Kraft schöpft. Ein lebenslanger Weg aus der Zuversicht, dass Er sich in Sternstunden und ganz gewiss am letzten Tag unverhüllt dem Suchenden, Wartenden, Erwartenden und Ihm Vertrauenden als sein Gott und Lebenslicht offenbaren wird.

“Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser prophetisches Reden; wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk. […] Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht.” (1 Kor 13,9b-10, 12)

Dieses Kunstwerk von Daniel Sigloch und Arbeiten weiterer Künstler*innen waren im November 2020 in der Themenausstellung “Bewölkt. Der Himmel in der Kunst – vom Goldgrund zum Wolkenberg” in der Galerie der Stiftung S BC – pro arte in Biberach im Original zu sehen.

Lebendiges Wasser

Quirlig fällt Wasser von oben durch die Bilddiagonale ins Blickfeld hinein. Links unten schlägt es spritzend auf einer bewegten Wasseroberfläche auf. Vor dem schwarzen Hintergrund tanzen die Wassertropfen und -spritzer wie eine zeit- und ortlose Lichterscheinung auf dem durch Lichtreflexe aus der Dunkelheit hervortretenden Grund.

Das fallende Wasser ist eine Momentaufnahme von etwas Fließendem. Das Foto zeigt einen normalerweise nicht fixierbaren Augenblick in seiner Einzigartigkeit. Es zeigt einen unsichtbaren Ausschnitt des Lebens, wie ihn nur eine fotografische Aufnahme mit ganz kurzer Belichtungszeit einfangen und festhalten kann. Eine minimale Momentaufnahme – vergleichbar mit einem Film-Still, dem Einzelbild aus einem Film – das Wesentliches des Großen und Ganzen sichtbar macht. Umso mehr als es sich um einen sich wiederholenden Bewegungsablauf handelt.

Die Reduzierung auf das spielerisch herabtanzende Wasser verleiht dem Schwarzweißfoto eine Faszination und Ausstrahlung, die über sich hinausweist. Das Wasser als Lebensquell und Lebensträger wird spürbar, seine bewässernde, erfüllende und erfrischende Kraft. Gleich einem Gnadenstrom durchbricht es die Dunkelheit, bricht sie auf und lässt sie wie Erde fruchtbar werden.

Das Wasser bringt Bewegung und Licht ins Dunkel. Der lockere und leuchtende Wasserfluss transportiert eine heitere Freude und Begeisterung. Er verbindet den unsichtbaren Schöpfer und Spender des Wassers mit allen Kreaturen der Schöpfung, die des Wassers für den Erhalt ihres Lebens bedürfen. Voller Leben plätschert das Wasser sanft auf dessen harte und kantige Oberfläche der Wasserwoge unten im Bild, wie vor Freude hell aufspritzend, um dann in das große Wasser einzutauchen und sich mit ihm vermischend zu erneuern.

Die Lebendigkeit des Wassers lässt an die Worte Jesu vom „lebendigen Wasser“ denken, die er zur Frau am Jakobsbrunnen sprach:  „Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben. … Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt.“ (Joh 4,13-14) Jesus braucht kein Schöpfgefäß, weil er selbst die Quelle des Lebens ist. Wer an ihn glaubt, trinkt davon und wird von „Strömen lebendigen Wassers“ erfüllt werden, dem Heiligen Geist (vgl. Joh 7,37-39).

Inspiration und Begeisterung erhalten im lichten Wasserfall ein symbolisches Gesicht. Erleuchtung in der Tiefe der Seele, in der es vielleicht so dunkel ist wie am Grund eines tiefen Brunnens. Licht und Wasser von oben, die neuen Lebensatem einhauchen und in der erneuerten Verbundenheit mit Gott der Seele neue Kraft schenken. Dem Gläubigen wird ein Gnadenstrom der göttlichen Geisteskraft zuteil, der unendlich fließt, um das Leben schöpferisch kreativ zu gestalten.

Lebendiges Wasser – in jeder Beziehung eine himmlische Kostbarkeit!

Das besprochene Bild ist aktuell bis 31.10.20 zu sehen in derSchöpfergeist+Meisterwerk“-Foto-Ausstellung im Terassensalon der Residenzgalerie, DomQuartier Salzburg

Verdichtete Kraft

Vor einem blauen Hintergrund wirbelt in einem lichten Bogen eine weiße Wolke durch die Luft. So könnte es gesehen werden, wenn man den blauen Hintergrund als Himmel betrachtet. Dennoch stellt sich die Frage, was das Blau sein könnte. Die Farbe könnte ebenso für das Weltall, für Wasser oder etwas anderes stehen. Die weißen Lichtpunkte lassen sich durch ihre Unschärfe auch nicht genau identifizieren. Sie erinnern an Sterne, doch ihre Verdichtung lässt den Betrachter die Idee verwerfen. Die schmalen langen Stiele an den Lichtpunkten weisen vielmehr auf etwas Blumenartiges hin, ja von den Proportionen her gar auf Gänseblümchen.

Tatsächlich hat die Künstlerin hunderte von Gänseblümchen auf die beiden mit grünem Ammoniumeisencitrat und Kaliumhexacyanidoferrat fotosensibilisierten Büttenpapiere gelegt und sie dann mit Sonnenlicht belichtet. Bei diesem Fotogramm blieben die Stellen mit den Blumen unbelichtet, wodurch die blaue Farbe der Chemikalien anschließend ausgewaschen werden konnte. Der blaue Grund entstand bei diesem Cyanotypie oder auch Eisenblaudruck genannten Verfahren dadurch, dass die Eisenverbindung in den belichteten Bereichen zweiwertig und wasserunlöslich wurde. So entsteht bei dieser künstlerischen Technik eine Umwandlung, die nicht von Künstlerhand, sondern durch das Licht geschaffen wurde. Die Künstlerin musste die Umwandlung im Prozess des Auswaschens nur noch sichtbar machen.

Aus dem Zusammenwirken der verschiedenen Chemikalien mit Licht und Wasser ist etwas Luftiges entstanden, etwas Beschwingtes, Frohes und Hoffnungsvolles. Die doppelte Verwandlung durch das Licht (Gänseblümchen in Lichtstellen, Eisen in blaue Fläche) rief einen mystischen Lichtertanz ins Leben, ein verdichtetes Sternenmeer, das wie ein segensreicher Regen langsam auf die Erde niederschwebt, ins Wasser fällt und in die Tiefe der Materie sinkt.

Die Zartheit des segensreichen Blütenregens erinnert an das Pauluswort im Römerbrief 5,5: “Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.” Ist das nicht eine schöne Vorstellung, das lichte Funkeln als Gottes Segen zu sehen, der gerade in der menschlichen Nacht wie ein Feuerwerk funkelnd und niedergehend meine innere Dunkelheit erhellt, meiner Mutlosigkeit Hoffnung schenkt, meine Lähmung durch das Feuerwerk berührt und in Bewegung wandelt? Das Diptychon bringt in seiner Zweiteilung gut dieses Berührende, Verwandelnde und Verbindende zum Ausdruck. So wie Jesus sich bei der “Heilung des Gelähmten” (Mk 2,3-12) des Gelähmten annahm, zu ihm stand und ihm durch die Vergebung der Sünden in der Tiefe half – was seinen ganzen Körper gesunden ließ und ihm damit wieder die Bewegungsfreiheit schenkte.

Auch der Psalm 65 (2-14) spiegelt diese Sicht und weitet sie auf die ganze Schöpfung aus. Der Beter formte seine Worte in einen eindrucksvollen Lobpreis auf Gott als Retter und Schöpfer:

Dir ist Schweigen Lobgesang, 

Gott, auf dem Zion,
dir erfüllt man Gelübde.
Du erhörst das Bittgebet.
Alles Fleisch wird zu dir kommen.
Sündenlasten, die mir zu schwer sind,
unsere Frevel, nur du kannst sie sühnen.
Selig, den du erwählst und in deine Nähe holst,
in deinen Höfen darf er wohnen.
Wir wollen uns sättigen am Gut deines Hauses,
am heiligen Gut deines Tempels.
Furcht gebietende Taten vollbringst du
und gibst uns Antwort in Gerechtigkeit,
du Gott unsrer Rettung, du Zuversicht
aller Enden der Erde und der fernsten Gestade.
Du gründest die Berge in deiner Kraft,
du gürtest dich mit Stärke.
Du stillst das Brausen der Meere,
das Brausen ihrer Wogen, das Tosen der Völker.
Alle, die an den Enden der Erde wohnen,
erschauern vor deinen Zeichen;
das Kommen des Morgens und des Abends
erfüllst du mit Jubel.
Du hast für das Land gesorgt, es getränkt,
es überschüttet mit Reichtum.
Der Bach Gottes ist voller Wasser,
gedeihen lässt du ihnen das Korn,
so lässt du das Land gedeihen.
Du hast seine Furchen getränkt,
seine Schollen geebnet,
du machst es weich durch Regen,
segnest seine Gewächse.
Du hast das Jahr mit deiner Güte gekrönt,
von Fett triefen deine Spuren.
In der Steppe prangen Auen,
es gürten sich die Höhen mit Jubel.
Sie jauchzen, ja, sie singen.

Hände reden vom Kreuzweg

Am 1. März 2020 ist in Landquart (unweit von Chur, Schweiz) ein Kreuzweg eingeweiht worden, der bis auf wenige Hilfsmittel wie Brot, Kreuz, Tuch, Natodraht oder Erde ausschließlich mit Händen aus der Gemeinde gestaltet worden ist. Es sollte ein Kreuzweg „von Landquarter*innen für Landquarter*innen“ werden. Ein Kreuzweg, der das Leben der heutigen Gläubigen über ihre Hände mit dem  Kreuzweg Jesu verbindet. Der Kreuzweg stellt unseren irdischen Leidensweg, unseren Kreuzweg, den Jesus für uns vorausgegangen ist, dar!” Die 33 cm Kantenlänge der quadratischen Fotos verweisen auf das Lebensalter Jesu.

In der elementaren Gebärdensprache der Hände wird dem Betrachter der Kreuzweg Jesu nahegebracht. Die Hand-Zeichen lassen ihn zum Mitwirkenden werden, denn der Leidensweg Jesu geht uns alle etwas an. Er setzt sich quer durch unsere Leben hindurch fort und begegnet uns z.B. in allen Situationen der Todesangst, der Ver-urteilung, des Mit-tragens oder der Linderung. Bei der zweiten Station werden einem Momente und Zeiten der Abwehr bewusst, des Nicht-wahr-haben-Wollens, des Versteckens. Bei der vierten Station wird man an Situationen erinnert, in denen man in ein Gruppengeschehen hineingeraten ist und sich plötzlich beim Lästern und Urteilen über andere ertappt. In der sechsten Station sind die Hände dem Kreuz nahe, sie tragen und berühren es gleichzeitig, um dem Leidtragenden nahe zu sein und ihn durch ihre solidarische Aktion zu entlasten. In der siebten Station werden alle Begegnungen angesprochen, in denen durch Zuwendung Trost und Linderung gespendet wird.

Dreizehn Stationen sind als schwarz-weiß-Fotografien ausgeführt, nur die Auferstehung in der XIV. Station deutet mit ihrer Farbe auf eine wesentliche Veränderung hin. Sie verweist durch ihre blaue Farbe auf die blau gemalte Decke im Chor und leitet so von dieser Welt in die jenseitige Welt über, die wir auch gerne als Himmel bezeichnen. Zwei Hände voller Erde muten da wie ein Widerspruch an. Doch sie sprechen von einem Neuanfang, losgelöst von irdischen Gebundenheiten oder dem, was von uns materiell übrigbleibt. Und sie erinnern daran, dass wir in diesem Leben fruchtbar sein sollen im Hinblick auf die Ewigkeit und dass wir – was auch immer mit uns passiert – von Gott getragen und in seiner Hand geborgen sein dürfen.

Broschüre mit kurzen Meditationstexten und Abbildungen zu allen Stationen

anders schauen – Neues entdecken

Der Blick des Betrachters taucht in eine fast formlose Farbenwelt ein, deren Aura neu schauen und denken lässt. Es gibt ein Oben und ein Unten, es gibt auch so etwas wie eine darüber (vordere) und darunter liegende (hintere) Ebene, diagonale Linien, die ein X bilden.

Die obere, vordere Ebene wird von der wolkig-grünen Farbe mit Tiefenwirkung zum tiefsten Punkt hin bestimmt. Diese Ebene ist an der unteren Kante  so nach hinten gebogen, dass darin zwei Flügel gesehen werden können, deren Unterseiten die unterhalb der Bildmitte liegenden Farben reflektieren. So scheint der obere Teil aufzureißen oder abzuheben und das Darunterliegende freizugeben.

In der Mitte dominiert ein intensives Gelb mit einer Kreisstruktur, welche an eine Sonne denken lässt, die zum unteren Bildrand hin fast stufenlos über ein luzides Lila-violett in ein intensives Blau übergeht.

In einer anderen Sichtweise führt vom unteren Bildrand her eine breite lichte Straße ins Bildzentrum. Links und rechts wird sie von einem hohen Wall mit rot-blau-weißem Abschluss gesäumt, der nur nach oben den Blick auf einen grünen „Himmel“ freigibt. Als Betrachter steht man beschützt in dieser fast unendlich langen Vertiefung mit den fantastischen Farben, die auf den grün gewölbten Himmel hin offen ist und ins Licht führt.

Ein nochmals anderes Schauen ermöglicht der gerundete und sphärische Farbverlauf zwischen dem Blau und dem Gelb. Denn es ermöglicht eine Sicht aus dem Weltall auf einen Planeten, über dem eine fremde Macht belebend und schützend seine Flügel ausgebreitet hat. Dort, wo sie sich am nächsten kommen, ist es im Bild am hellsten und von dort strahlt das Licht ins Bild hinein.

Ist es ein neuer Tag? Eine neue Erkenntnis oder Einsicht? Eine Befähigung und Ermutigung, im Da-Seienden neue Dimensionen zu entdecken und zu betrachten …

… so wie in der Sicht Josef Roßmaiers:

Eine Decke geht auf, die Schale zieht sich zur Seite,
ein Oben wird frei und eine andere Art Himmel,
die Weite an All weicht zurück
ins Unendlich:
Bodenlos, seitenlos; randlose Tiefe,
die Ferne, das Anders,
die Fremde,
ich falle hinaus, hinüber, hinein, lichtschnell und
auf einmal kein Laut mehr zwischen den Sonnmilliarden,
jeder Lärm ist jäh ins Universum gewichen,
aber ich ahne die Schreie im Bild,
im Absturz der Räume.
Kein Ende an Weg,
in der Ausfahrt der Augen
und Träume,
der Zeit…
Plötzlich, im einen Moment, fällt die Tür weg
und ich ras an die Grenzen,
die Enge reißt auf,
ich fahre,
und alles wird groß, blitzheftig,
ein Wirrspiel der Farben,
Anbruch von Himmel,
Einstrahlung.
Jetzt geschieht doch die Musik, tönendes Leuchten,
Lieder und Bild.
Immer mehr Anwesenheit.

Adventsereignis

Durchdringende Begegnung. Licht durchbricht das Dunkel. Seinesgleichen begegnet sich und geht ineinander über. Es ist ein lichtvolles Wehen zu beobachten, sanft erwartend von unten, stärker und konzentrierter von oben. Ein mystisches Herunterkommen in eine intensive Erwartung.

Klarheit vermittelt das Bild nicht. Es umschreibt vielmehr ein Ereignis, bei dem die Dunkelheit durch die Lichterscheinung aufgebrochen wird, bei dem ein senkrechtes Niederkommen auf eine waagrecht wartende Ebene trifft und sich mit ihr vereinigt.

Es ist das Warten und Kommen in diesem Bild, das fasziniert, das Erwarten und das Niederkommen. Das Geschehen der Heiligen Nacht wird auf diese Weise symbolisch fein angedeutet. Das Bild lässt aufmerken, weckt aus dem Alltagseinerlei auf mit seiner ungewöhnlichen Erscheinung. Wachsame Aufmerksamkeit macht sich breit für das noch Größere, das folgen wird. Wo wird Gott dieses Jahr seinen Sohn in uns Menschen hineinschenken? Wann wird Er durch jemanden von uns so sichtbar gegenwärtig werden, dass die Menschen seine heilende Anwesenheit spüren?

Es ist Wehen.
Es ist kein Regen, der fällt
Es ist Bild.
Nacht ist.

Darin geschieht Kommen.
Ein Herhauch, ein Windflug, „Immer noch Sturm“.
Oder leichtes Aufstehen des Nebels?

Der Engel sagt an?
Die Szene der Krippe?

Jene Stunde der Armut?
Gott atmet in Welt? Und birgt sich darin. Er wird nicht gesehen.

Jene Zeit ist?

Betlehembild.
Es wird sich füllen. Es wird real.

Es kommen die Hirten, die Weisen, wer noch?
Endlich auch wir?

Ich gerate hinein, in die Zeit Christi, in seine Anwesenheit.
In das, was jetzt immer noch ist.
In die Nacht und zur Stille.
In die Verborgenheit.
Ich gerate in Stürme. „Immer noch Sturm“ (Handke).

Josef Roßmaier

Abdruck des Leids

Das Gesicht, das einen durch das gitterförmige Gewebe hindurch anschaut, irritiert. Einerseits, weil es durch das faltige Gewebe zum Teil verdeckt ist, andererseits wegen seines Zustands. Die leicht geneigte Kopfhaltung, die halb geschlossenen Augen, die geröteten Augenränder und der halboffene Mund erzählen von erlittenem Leid. Die Augen der Frau lassen die Vermutung zu, dass sie geschlagen worden ist und geweint hat (große Ansicht).

Der Zustand der Gaze verstärkt diesen Eindruck. Die zerrissenen und ausgefransten Stellen stammen vermutlich von einem Kampf, die verdickte braune Farbe, dass jemand durch den Dreck gezogen und beschmutzt worden ist. Insbesondere die bewegten Randbereiche, in denen die Haare und das ausgefranste Gewebe der Gaze ineinander übergehen, suggerieren erlittenes Leid, das an die Substanz gegangen ist

So vermittelt das mit dem leichten Stoff überlagerte Gesicht den Eindruck, als wäre aus ihm alles Leben gewichen, als wäre es nur noch eine leblose Maske eines Körpers, der bereits tot ist. Eine Assoziation geht deshalb in die Richtung eines Leichentuches, das den Kopf einer Verstorbenen und das erlittene Unrecht verhüllt und gleichzeitig kundtut.

Das im feinen Gewebe wiedergegebene Gesicht knüpft zudem an den Schleier von Manoppello an, welcher auf unerklärliche Weise das Antlitz Christi auf einem sehr feinen Gewebe wiedergibt. Das heilige Gesicht auf dem Schleier wird als das echte Schweißtuch der Veronika verehrt. Da das vorliegende „Schweißtuch“ ein weibliches Gesicht zeigt, wird zudem eine Brücke zu Maria und den weinenden Frauen geschlagen, die Jesus auf seinem Leidensweg begleitet und auf ihre Weise Jesu Leid mitgetragen haben (vgl. Lk 23,27).

Und nicht zuletzt gibt die Arbeit all die vielen Menschen ein Gesicht, die aus irgendeinem Grund im Wasser ihr Leben verloren und mit einem Netz aus dem Wasser gefischt worden sind.

So bringt der „Stofffetzen“ gleichzeitig ganz Verschiedenes zur Sprache. Die Gaze, die üblicherweise zum Verbinden von Wunden verwendet wird, vermag in allen Fällen das erlittene Leid und die seelischen und körperlichen Wunden nicht abzudecken oder zu verbinden. Die Nähe zum „Volto Santo“ von Manoppello und alle anderen Assoziationen machen deutlich, dass es einen Zeitpunkt im Leben gibt, an dem es kein Halten mehr gibt, kein Aufhalten oder keine Umkehrung des Leidensweges.

Dann tut die Gewissheit gut, dass Gott jeden von uns gerade dort unsichtbar hält, wo alle irdischen Bindungen reißen. Ermutigend und stärkend hat dies der Beter zu Beginn des Psalms 31 formuliert (V. 2-6):
„Herr, bei dir habe ich mich geborgen. Lass mich nicht zuschanden werden in Ewigkeit; rette mich in deiner Gerechtigkeit! 
Neige dein Ohr mir zu, erlöse mich eilends! Sei mir ein schützender Fels, ein festes Haus, mich zu retten! 
Denn du bist mein Fels und meine Festung; um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten.
Du wirst mich befreien aus dem Netz, das sie mir heimlich legten; denn du bist meine Zuflucht. 

In deine Hand lege ich voll Vertrauen meinen Geist; du hast mich erlöst, HERR, du Gott der Treue.“

Diese Arbeit wurde 2019 im im Dom Museum Wien in der Ausstellung “Zeig mir deine Wunde” gezeigt. Über 40 künstlerische Positionen brachten die verschiedenen Aspekte von Verwundungen in unserem Leben zum Ausdruck.

Reinheit

Eine junge Frau sitzt in einem Waschsalon mit gekreuzten Beinen auf der Abdeckung von drei Waschmaschinen. Gelassen schaut sie den Betrachter an. Über ihrem Schoß liegt ein weißes Bettlaken, das einen Blutfleck aufweist, der sich genau am Ende ihres langen Kleides und über der Einfüllklappe der Waschmaschine befindet. Neben der jungen Frau steht etwas abseits eine weiße Lilie auf der Arbeitsfläche. Zusammen mit dem Laken verbindet sie optisch die weiße Front der Waschmaschinen mit der weißen Rückwand.

Im Bild ist bis auf den roten Fleck alles sauber oder am Sauber-Werden. Dadurch werden in diesem kühlen und fast sterilen Ambiente mit den wenigen Accessoires so gegensätzliche Begriffe wie Beschmutzen und Waschen, Verunreinigen und Reinwaschen, Unschuld und Sünde, Rein und Unrein thematisiert und mit der auf den Waschmaschinen „erhöhten“ Frau mal mehr dem Himmel oder der Erde zugeordnet. Unwillkürlich muss man an Maria denken, die vor der Geburt Jesu „keinen Mann erkannte“ (Lk 1,34) und so weder ihre „Unschuld verloren“ hatte, „entjungfert“ oder „unrein“ wurde. Damit wird sie aus allen Frauen herausgehoben und erhält sogar unter allen Menschen eine einzigartige Stellung.

Im Bild befindet sich die Frau selbst in einer Grauzone, die mit ihrem melierten Dazwischen bereits auf eine Fülle von Fragen anspielt. Ihr Kopf ragt in den nahezu entmaterialisierten weißen Wandbereich, der überirdische Transzendenz andeutet. Doch während ihr Oberkörper mit den langen Haaren, dem freien Dekolleté und den bloßen Armen eher freizügig offen ist, sind die Beine mit dem langen Kleid schamhaft verhüllt. Auch steht die weiße Lilie symbolisch für ihre Reinheit, doch stellt der rote Fleck auf dem Laken ihre Unversehrtheit in Frage.

Das kühle Bild zeigt auf den ersten Blick grauen Alltag. Volle Waschmaschinen waschen verschmutzte und mit unerwünschten Gerüchen belastete Kleidungsstücke wieder sauber. Die Frau scheint zu warten, bis eine Maschine frei wird, um auch das letzte Laken waschen zu können. Die geöffnete Klappe links vorne lässt diese These jedoch ins Leere laufen und eher vermuten, dass die Frau auf etwas anderes wartet oder besser in Erwartung von jemand anderem ist. Die Art, wie das Laken auf ihrem Schoß liegt, deutet auf Jesus hin, der am Kreuz sein Blut für uns Sünder hingegeben hat und nach seinem Tod auf ihren Schoß gelegt worden ist (Darstellung der Pieta). Die Erwartung wird damit weit über die Geburt hinaus auf den alle Schuld tilgenden Tod Jesu ausgedehnt.

Das mittig im Bild platzierte weiße Laken hat deshalb eine zentrale Funktion im Bild. Es steht für Beschmutzung oder Verunreinigung jeglicher Art, die wir selbst nicht einfach wegwaschen können. Weil wir auf die Vergebung von Gott und den Mitmenschen angewiesen sind, sitzt die junge Frau wahrscheinlich so wartend da. In Bezug auf Gott kann das Laken auch wegen der Reinheit und dem Blut ein Symbol für Jesus sein, weil er beide eingesetzt hat, um uns von unseren inneren Verunreinigungen rein zu machen (vgl. Offb 1,5). Er sagte: „Was aus dem Menschen herauskommt, das macht den Menschen unrein. (Mk 7,20). Denn das Herz ist der wahre Ort der Reinheit oder Unreinheit. Deshalb bittet der Psalmist Gott um ein „reines Herz“ (24,4; 51,12), damit er bei Gott Gefallen findet. Er möchte sich nichts zu Schulden kommen lassen. Denn Gott schaut in das Herz des Menschen, wenn er sich ihm zuwendet (u. a. Ps 139).

Milena Alemanno ist es gelungen, mit dieser und fünf weiteren „zeitaktuellen Inszenierungen, hinter denen alte ikonografische Vorbilder auftauchen“, … ein Nachdenken über Begrifflichkeiten, Ideale und vielleicht auch Dogmen, etwa die Unbefleckte Empfängnis, in Gang zu setzen. … Aus der Spannung zwischen profanem Realismus der Darstellungsweise und sakralem Inhalt beziehen die Foto-Arbeiten ihren irritierenden Reiz.“ (Dr. Barbara Weyandt, Maria ImPuls der Zeit 2018, S. 15f).

Weitere Arbeiten dieser Serie:

  • Bloody Mary
  • Maria Magdalena
  • Thron der Weisheit
  • Marienkäfer
  • Mary Jane

Die sechs Arbeiten waren 2018 in der Ausstellung Maria ImPuls der Zeit zum Fest Maria Himmelfahrt in Warendorf ausgestellt.

Alles und nichts

Eine Morgenmesse lang, gemessene 44 Minuten, zeichnete die geöffnete Blende auf, was vor dem Altar geschah. Eine Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen: Verwischt ist der Priester, sind vielleicht auch Messdiener zu sehen, sitzend, stehend, der Priester vermutlich betend und segnend, feierlich in weißes Gewand gekleidet. Man erkennt Frauen in hellen Kleidern, offenbar mit Kopftuch, die die Kommunion empfangen oder darauf warten. Männer sind nicht auszumachen, waren aber möglicherweise dabei. Kerzen stehen so, also ob sie getragen worden sind. Das alles vor einem mächtigen barocken, vergoldeten Hochaltar, der in bestechender fotografischer Brillanz und Schärfe mit seinem Rocaille-Schmuck die imposante Rückwand bildet für den heiligen Ritus. Hinter dem mit weißem Tuch bedeckten Abendsmahlskelch – er steht und ist durch die Bewegung schattenhaft an verschiedenen Stellen gleichzeitig zu sehen – sieht man den verschlossenen Tabernakel: ein eindrucksvoll geschnitztes Relief, das den auferstehenden Christus zeigt, der mit der Siegesfahne aus dem Grab steigt. Die Anwesenheit des Abwesenden – die vice versa – die Abwesenheit des Anwesenden: Das lässt sich hier in vieler Hinsicht lesen.

Etwa an der Geschichte des vergoldeten Hochaltars: Die 1733 geweihte Kirche Igreja Matriz Nossa Senhora do Pilar in der Stadt Ouro Preto gilt als das wichtigste Gotteshaus aller barocken Kirchen aus der portugiesischen Kolonialzeit. Ouro Preto bedeutet “Schwarzes Gold”, das man dort damals im Überfluss fand. Tonnenweise wurde das Gold, das an der Oberfläche durch Erzeinlagerungen leicht oxidiert und deshalb dunkel war, nach Portugal geschafft. Kolonialgeschichte. Davon zeugt die Kirche, und mit ihrem gewaltigen Hochaltar auch von dem Reichtum jener Zeit, die längst verflossen ist: Für den Innenraum sollen mehr als 400 Kilo Gold verarbeitet worden sein! Nahezu alles scheint vergoldet, vor allem der Hauptaltar in seiner überbordenden Pracht.

Michael Wesely hat diese Kirche auch nicht zufällig ausgewählt, die in der historischen Altstadt steht und zum UNESCO-Kulturerbe zählt. Denn in seinem Bild spiegelt sich eine Geschichte vom Werden und Vergehen, von Ruhm und Reichtum, und gleichermaßen vom Versuch, Vergängliches vor dem Verfall zu schützen und zu bewahren: Zeitfluss, und der Versuch ihn anzuhalten, wenigstens zu verlangsamen. “Es kann die Spur von meinen Erdetagen I nicht in Äonen untergehn”, lässt Goethe seinen Faust am Ende des Dramas in falscher Hoffnung auf Beständigkeit ausrufen. Der Augenblick verweilet eben nicht. Auch das teilt sich in der Arbeit des Künstlers mit. Zugleich öffnet er mit der Fotografie noch eine weitere, tiefere Ebene, indem er die Messe aus dem linearen Zeitverlauf in die simultane Zeit hebt und damit in die Gegenwart. Genau das geschieht während der Liturgie.

Die gemeinsame Feier nimmt die Menschen hinein in einen Raum des Heils, der keine irdischen Grenzen kennt. Das Heil ist keine Frage historischer Zeitlichkeit, sondern stete Gegenwart. Alles ist gleichsam angefüllt mit diesem Heil: die Menschen, der Raum, die Abläufe. Die gesamte, außerordentlich komplexe Dynamik der Messe ist daraufhin angelegt. Alle Gläubigen sind in diesen geheimnisvollen heiligen geistigen Raum hineingenommen: Die Menschen feiern mit, bewegen sich innerlich – und zuweilen auch äußerlich – und werden teilhaftig all der Heilsereignisse. Sie berühren und verbinden sich gleichsam mit dem Himmel. Man könnte auch sagen, in der Messe durchzieht die Menschen eine Ahnung davon, wo ihre schöpfungsgemäße Bestimmung liegt: in der Teilhabe an der Herrlichkeit des Herren. Deshalb ist im Zentrum der Fotografie von Michael Wesely der Priester erkennbar, der die Kommunion austeilen wird / austeilt / ausgeteilt hat – die Reihenfolge ist nicht ersichtlich. Der Verlauf, der Zeitpfeil, spielt dabei ohnehin keine Rolle mehr. Über die Eucharistie, die man im Bild nicht sieht, aber ahnt, sagt Ludwig Mödl: “Die Eucharistie als Bild ist ein abstraktes Bild. Es zeigt alles, und es zeigt zugleich nichts.”

Weselys Foto, das die 44 Minuten einer Morgenmesse in der brasilianischen Kirche Igreja Matriz Nossa Senhora do Pilar gewissermaßen in sich vereint, scheint die Entsprechung zu zeigen: Sie zeigt alles und zeigt nichts. Aber, schreibt Ludwig Mödl: “Jedes Bild bleibt einseitig – man könnte sagen: weltlich – und kann … bei seiner Faszination den Beschauenden verführen, zu meinen, er sehe schon alles. Das Göttliche ist aber immer mehr als jedes Bild. (Die Spiritualität des Schauens, Bildverehrung und adoratio in der christlichen Frömmigkeitspraxis, in: Eichstätter Hochschulreden, Regensburg, 1995, S. 16)

Der Text stammt mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber aus dem 28. Jahrbuch des Vereins für christliche Kunst in München (S. 105-106), das dem langjährigen Vorsitzenden Prof. Ludwig Mödl gewidmet ist, der im März 2018 seinen 80.  Geburtstag feiern konnte. In diesem Jubiläumsjahrbuch werden die sieben Originalgrafiken der Edition 2018 und ihre Künstler vom Kulturjournalisten Wilhelm Warning eingehend vorgestellt.

Flyer mit der Präsentation der sieben Grafiken

Sich in den Frieden retten

Bilderrätsel haben es so an sich, dass ihre Elemente für den Betrachter nur Vermittler zur wesentlichen Botschaft sind. Diese ist unter den Zeichen verborgen und wird erst durch das Enträtseln des Symbols sichtbar.

In der vorliegenden Arbeit bildet der Bildausschnitt eines wie zufällig unter einem Fluchtwegschild an die Wand gelehnten Blindenstocks den Anreiz, dem Bildrätsel nachzugehen und die eigenartige Erscheinung zu ergründen. Zuerst mag auffallen, dass die Zeichen auf dem Schild verändert worden sind. Anstelle des rechteckigen Symbols für die Tür ins Freie hat der Künstler das Symbol für “peace” – Frieden gesetzt. Die Botschaft des Schildes heißt jetzt in etwa “Suche den Frieden” oder “Dein Fluchtweg ist der Frieden”, “Rette dich in den Frieden”.

Dass diese Suche des Friedens, dieses aus den mit Unfrieden angezündeten und brennenden Häusern, Räumen und Gemeinschaften Flüchten nicht so einfach ist wie auf dem Schild dargestellt, darauf weist der Blindenstock hin. Der Friede ist da, doch wie Blinde sehen wir ihn meistens nicht. Wir vermögen ihn oft nicht zu erkennen und suchen ihn wie Blinde mit den verschiedensten Hilfsmitteln, vor allem in Notsituationen, eben wenn Unfrieden im Haus ist und sein zerstörerisches Unwesen treibt.

Und doch ist der Frieden so nah. Er könnte bei mir beginnen. Es liegt in meiner Hand, es gehört zu meinem Vermögen, Frieden zu stiften. Ja, ich kann Friedensstifter sein, doch gleichzeitig ist es schwer, den Frieden zu bewahren und nach einem Bruch wiederherzustellen. Er ist so zerbrechlich …, gerade bei großer Unzufriedenheit und starken Zerwürfnissen scheint der Frieden oft eine Sehnsucht zu bleiben. Und obwohl die Sehnsucht nach Frieden grenzenlos ist, obwohl man ihn sich wie nichts anderes wünscht, tappt man bei der Suche oft im Dunkeln.

Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb u.a. die katholischen Gottesdienste wesentlich vom Erbarmen Gottes geprägt sind, das in allen Beziehungen Vergebung und Versöhnung ermöglicht. Jesus ist der Friedensstifter, der durch seine Hingabe alles Trennende wegnimmt und die Basis schafft für neue Beziehungen. Er sagt den Gläubigen zu: „Frieden hinterlasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich euch,“ und „Gehet hin in Frieden.“

Im Gleichgewicht mit Gott und sich selbst kann das Kunststück gelingen, rücksichtsvoll zu all jenen in unserer Gesellschaft zu sein, die nicht der Norm entsprechen, ja ihnen sogar zuvorkommend zu begegnen. Frieden beginnt im zwischenmenschlichen Bereich in der gegenseitigen Achtung, im behutsamen Umgang miteinander, im Bemühen, niemanden zu verletzen, usw. Der Blindenstock erinnert uns daran, dass wir dafür immer wieder unsere Umgebung nach „Hindernissen abtasten“ und ihnen gegebenenfalls ausweichen müssen, damit der Friede bewahrt wird und niemand zu Schaden kommt. Es liegt an uns, den Frieden zu „retten“ und ihn Tag für Tag „in Sicherheit zu bringen“ vor allen zerstörerischen Kräften. Gott hat uns alle Fähigkeiten dazu gegeben.

Licht am Horizont

Dunkelheit bedeckt den größten Teil der Bildfläche. Schatten und Unschärfen lassen kein klares Erkennen zu. Nur in der Ferne ist ein gelbes Licht zu sehen – oder ist es vielmehr sein Widerschein auf einer Wolke?

Damit beherrscht nicht die Dunkelheit, sondern das Licht dieses Bild. Das Licht am Horizont lässt die Dunkelheit nicht mehr als Nacht erfahren, vielmehr als Dämmerung, als Morgendämmerung vielleicht, in der bereits eine Fläche und hohe Gräser oder Büsche erkennbar sind. Die Nacht neigt sich ihrem Ende zu, die Schritte des durch die Nacht Wandelnden nehmen an Sicherheit zu, denn Licht ist in Sicht.

In der immer dunkler werdenden Jahreszeit um die Wintersonnenwende werden wir Menschen verstärkt zu Lichtsuchenden und Sonnenhungrigen. Manche spüren den Mangel an Tageslicht durch eine verstärkte Müdigkeit, Launenhaftigkeit, manchmal sogar durch depressive Verstimmungen. Dadurch wird die Sehnsucht nach Licht existenziell. Die Kälte verstärkt diese Sehnsucht mit dem Bedürfnis nach Wärme, insbesondere in der Nacht.

Auf Weihnachten zugehen ist ein stiller und einsamer Weg durch die Nacht. Den drei Weisen hat ein Stern den Weg geleuchtet. Ein himmlisches, ja kosmisches Licht hat auf das „Licht der Welt“ hingewiesen, das in einem Kind allen Menschen aufleuchtet. Erst mit seiner Geburt werden in der Natur die Tage wieder länger und bei den Menschen die Herzen heller.

Uns leuchtet der Weihnachtsstern schon von weitem. An vielen Orten leuchten die Lichter manchmal so, als wäre Weihnachten schon da. Doch noch ist es nicht soweit. Die Zeit ist noch nicht gekommen. Wir müssen warten, dürfen erwarten, sollen uns vorbereiten auf die Begegnung mit IHM. Der Weg durch die Nacht ist nicht einfach auszuhalten. Er ist auch ein Weg durch die Dunkelheiten unseres Glaubens hindurch, die Zweifel, den Unglauben, die Angst, den Weg nicht zu finden oder zu schaffen.

Möge Gott uns mit der Gnade beschenken, möge er uns mit dem Licht des Glaubens und der Liebe erfüllen, damit wir im Glauben stark werden. Damit wir selbst Licht werden in den Dunkelheiten unserer Zeit. Für alle Menschen auf den Schattenseiten des Lebens, die sich nach geordneten Verhältnissen, sozialer Geborgenheit und Wärme sehnen. Damit sie Licht am Horizont erfahren dürfen.

Den Tod im Nacken

Eine junge Frau kniet in sich zusammengesunken vor einem kleinen ovalen Spiegel. Die verschränkten Arme liegen auf dem runden Tisch auf, den Kopf hat sie vom Betrachter weggedreht. Sie ist nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet. Offenbar war sie gerade bei der Morgentoilette, als sie beim Blick in den Spiegel eine überraschende Entdeckung machte: in der Form eines Totenschädels saß ihr der Tod im Nacken.

Die Künstlerin Julia Krahn hat den Augen-Blick festgehalten, in dem die Frau sich vorsichtig vergewissert, ob der Tod ihr wirklich so nahe ist und dies auch bleibt. Kein Erschrecken ist an ihr festzustellen. Im Gegenteil scheint sie ruhig nachzudenken und sich die nächsten Schritte zu überlegen. Fragen wie diese könnten ihr durch den Kopf schießen: War er schon immer mein Begleiter? Wieso sehe ich ihn erst jetzt? Wird er mich mitnehmen? Ist jetzt meine letzte Stunde gekommen oder gibt er mir noch eine Gnadenzeit? Oder sitzt er nur stumm oben auf, um mir einen Schrecken einzujagen und ein bisschen Angst zu machen?

Gefasst schaut die junge Frau dem Tod in die leeren Augen. Nein, sie zeigt keine Angst, auch wenn sie zusammengekauert vor dem Spiegel kniet. Sie scheint ihn als ihren Begleiter angenommen zu haben und um die Vergänglichkeit ihrer Schönheit zu wissen. Anders als in vergleichbaren Vanitas-Darstellungen zeigt sie eine demütige Haltung. Auch wenn sie auf einem Sockel erhöht kniet, sind an ihr keine Eitelkeit und kein Stolz zu beobachten. Es ist vielmehr die Haltung des „Memento mori“ – Des Denkens an ihre Sterblichkeit.

Damit ist das Bild auch für uns ein Spiegelbild und eine Aufforderung zum Nachdenken über unsere eigene Einstellung zur Schönheit, Vergänglichkeit und Sterblichkeit unseres Körpers. Jedem von uns sitzt der Tod im Nacken. Jeden von uns mahnt er, umsichtig und barmherzig mit seinem Körper umzugehen. Er ist uns nur einmal geschenkt. Seine Unversehrtheit gehört zu den kostbarsten Dingen des Lebens. Deshalb ist wichtig, den Tod nicht im Nacken zu spüren, sondern ganz bewusst vor sich zu sehen.

Segen und Schuld

Zwei Bilder, in denen nur der Raum und das Kabel auf dem Boden gleich sind, erzählen von Schuld und Vergebung.

Im linken Bild sind zwei Personen erkennbar, die eine stehend und dem Betrachter zugewandt, die andere vor ihr kniend. Beide Personen sind nackt und in nebliges Licht getaucht. Nur dort, wo sich ihre Körper überlagern, wird die Haut in natürlichen Farben wiedergegeben. Die stehende Person, eine Frau, hat ihren Kopf geneigt, die Arme angewinkelt und die Hände über dem Kopf der vor ihr Knienden ausgestreckt, die von ihrer Frisur her auch als Frau identifiziert werden kann.

Im rechten Bild liegt am Ende des Kabels nur ein schwarzes Tuch auf dem Boden. Es liegt wie zufällig fallengelassen da. Der leichte Glanz vermittelt ein kostbares Gewebe. Die Künstlerin hat ein seidenes Trauertuch des 18. Jahrhunderts aus Spanien dafür verwendet. Traditionell besticken Frauen das Tuch, unter dem sie trauern, wenn ihr Mann stirbt. Die Falten wie auch die nach außen gerichteten Fransen lassen an einen darunterliegenden Körper denken, die Falten suggerieren sein Volumen, die Fransen ausgebreitete Extremitäten. Auch wenn offensichtlich nichts darunter liegt, ist doch eine Präsenz zu spüren – verstärkt durch das Selbstauslöserkabel, das vom Tuch zum Betrachter verläuft –, eine von großer Last zugedeckte, bedrückte und bis fast zum Nichts erdrückte, leidende Existenz. – Ein Häufchen Elend.

Im Bild der beiden Frauen hat sich die Künstlerin zweimal selbst abgelichtet. Sie setzt in ihrer Kunst eigentlich immer ihren eigenen Körper ein. Hier will sie mit dem unbekleideten Körper sagen, dass es bei einem Schuldbekenntnis und bei Vergebung nichts zu verstecken gibt, dass es um die nackte Wahrheit geht. Die Künstlerin kniet also vor sich selber und legt sich gleichzeitig segnend die Hände auf. Sie selbst sagt zum Bild: „Ja, es geht darum, dass ich mich vor mir selbst niederknien kann. Dass ich mich selbst anschauen kann, mir selbst dann dadurch auch vergeben kann und mir die Hände auflege. Dass es eine Wirklichkeit in mir gibt, die Liebe, die ich Gott nennen kann, der ich alle möglichen Namen geben kann und die dieses schwere Gefühl der Schuld, von dem ich bis heute nicht sagen kann, warum und woher es kommt, aufnehmen kann.“ (kunst und kirche 02/2015, Innere Bilder – am eigenen Körper getragen, S. 19)

So stehen Transparenz, Leichtigkeit, Vergebung und Beziehung auf der einen Seite, und liegen Verborgenheit, Dunkelheit und Einsamkeit auf der anderen Seite am Boden.

Schuld bekennen, um Vergebung bitten und Segen erfahren kommen sehr schön in den beiden Haltungen der Künstlerin zum Ausdruck. Im Knien macht sie sich selbst klein, immobil, verletzlich. Sie wird zur Bittenden, aber auch zur Empfangenden. Sie gibt ihrem stehenden Gegenüber dadurch viel Macht, aber auch Verantwortung, gut mit ihr umzugehen. Ihr Kopf als Zentrum des Rationalen ist nicht zufällig gegenüber ihrem Geschlecht und ihrem Bauch als Zentrum des Emotionalen. Im Stehen offenbaren der geneigte Kopf und die ausgestreckten Hände eine segnende Geste, ein entlastendes Vergeben und ein ermutigendes Stärken für einen Neuanfang. In keinster Weise ist Erniedrigung oder gar Gewalt aus der stehenden Überlegenheit herauszuspüren. Nur Zuneigung, Güte, Erbarmen. So wird das Verhältnis der beiden zueinander sichtbar und die Verantwortung, die sie füreinander tragen.

Die Arbeit ist ein Plädoyer für einen sorgsamen Umgang mit sich selbst und mit den anderen. Sie regt zum Nachdenken über die Kraft der Vergebung an, ihre heilende, segnende Wirkung. Für sich selbst und für andere. – Verzeih mir. All das, was ich für dich bin. Alles, was du in mir siehst. Bitte verzeih mir alles, zu dem ich im Laufe der Zeit aufgrund meiner Erwartungen und Enttäuschungen, Anstrengungen und Krankheiten, Entscheidungen und Nachlässigkeiten geworden bin.

Die äußerst seltene Gegenüberstellung von Schuld und Segnung in der Kunst lässt auch spüren, wie Schuld aus Scham gern versteckt wird, wie schwer sie oft zu beschreiben ist und dadurch fassbar wird, und wie einsam sie machen kann. Wie befreiend und heilsam zeigt sich diesbezüglich ein Schuldbekenntnis, das Licht und Klarheit in die Sache bringt, und ein Segen, der nach der Vergebung dem Mit- und Zueinander einer Beziehung eine neue Offenheit und eine neue Kraft gibt.

erwartende Hände

Ein Händepaar schwebt hell im fast schwarzen Hintergrund. Wie aus dem Nichts kommen die beiden Hände aus der Dunkelheit heraus, wunderbar inszeniert durch die Unschärfe im hinteren Bereich. Bis nach vorne zu den Fingerspitzen wandeln sie sich zu einer Schärfe und Klarheit, die alle Details der Fingerspitzen sichtbar werden lassen. So vermitteln sie den Eindruck, aus dem Bild herauszuragen und laden ein, von uns ergriffen zu werden. Dies im doppelten Wortsinn: Ergriffen von anderen Händen, um deren Nähe zu spüren oder geführt zu werden. Ergriffen aber auch im Sinne von Tief-berührt-Werden.

Von der Person selbst sind nur schwache Aufhellungen wahrzunehmen. Die raue Haut und die Beschaffenheit der Fingernägel lassen aber jemanden vermuten, der mit seinen Händen handwerklich viel gearbeitet hat. Die Person scheint zu sitzen und die Hände auf ihre Knie gelegt zu haben. Die Hände sind ganz natürlich zu Schalen geformt und einander leicht zugeneigt. Ohne den Menschen zu sehen, dem sie gehören, strahlen sie etwas Bittendes und Erwartendes aus.

Doch die beiden Hände sind nicht als eine Schale geformt, wie man sie bei Menschen antrifft, die um eine Ware oder um Geld bitten. Wer die Hände so ausstrecken kann – nebeneinander und die Handflächen nach oben – der sucht und bittet um etwas anderes. Angstfrei und loslassend hat er sich von innen nach außen geöffnet, sei es aus Sehnsucht, sei es aus einer reifen inneren Haltung heraus, die in Kommunikation zum Gegenüber geht und sich selbst geben, sich selbst hingeben will.

Die Hände strahlen Ruhe und Gelassenheit aus. Sie sind Symbol vom stillen erwartenden Warten, von der Sehnsucht und der Hoffnung des Menschen, von lichter Gnade und erfüllendem Glück beschenkt zu werden. Von all dem, was wir selbst nicht machen können. Und nicht nur die Hände sollen gefüllt werden, der ganze Mensch soll erfüllt und durch die Gaben des göttlichen Du‘s vollendet werden.

Die offenen Hände eines Menschen … Aber was wäre, wenn sie die offenen, erwartenden Hände Gottes darstellten? Seine Hände, die sich aus der das Geheimnis seiner Person wahrenden Dunkelheit heraus uns entgegenstrecken und einfach darauf warten, von uns vertrauensvoll ergriffen zu werden, um Halt und Sicherheit zu geben?

Die Fotokünstlerin Valérie WagnerIn setzt sich in ihrem neuen Fotoprojekt OHNE WORTE mit ritualisierten Gesten und Ausdrucksformen von Glauben auseinander. Ihr Fokus liegt auf den Händen, ihren Handlungen und Haltungen. Die Schwarzweiß-Aufnahmen entstanden in einer Studiosituation, so dass den Handlungen der liturgische Kontext genommen wird. Diese visuelle und inhaltliche Freistellung ermöglicht einen neuen Blick auf Gewohntes und Tradiertes und schafft Freiraum für die Frage nach der inhaltlichen Dimension von Ritualen und ihre Bedeutung für das Individuum.

Zur Ausstellung OHNE WORTE ist ein 84-seitiger Katalog mit 32 s/w Fotografien erschienen. Hrsg. Valérie Wagner, Erzbistum Hamburg, Hamburg 2015, 19,95 €, ISBN: 978-3-00-049376-8

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Bild und Abbild

Fotografie und Malerei werden in dieser Arbeit einander zur Seite gestellt. Dadurch, dass die Lilie links angeordnet ist und die Malerei überlagert, steht sie im Vordergrund. Deutlich heben sich der das Bild vertikal querende Stengel und die drei seitlich abgehenden Blüten vom weißen Hintergrund ab.
Durch diese örtliche Entfremdung kommen die Linien, Farben und Strukturen der Blume verstärkt zur Geltung, gleichzeitig geschieht dadurch die notwendige Abstraktion, um mit der nebenstehenden Acrylmalerei eine Begegnung und einen Dialog auf Augenhöhe zu ermöglichen.

Den malerischen Part der Arbeit machen nur wenige Pinselstriche aus. Zwei grüne Linien öffnen sich nach rechts oben und geben dort den Raum für ein paar gelb-rote Linien frei. Auf den ersten Blick korrespondieren vor allem die Farben mit der Blume nebenan. Das Grün mit dem Stengel, die gelbe Farbe mit den Blütenblättern und das Rot mit den Staubbeuteln. Doch dann lassen sich auch in den Oberflächenstrukturen Parallelen entdecken, die schöne Harmonien ergeben. Auch die grünen Linien zeigen sich als eigenständige Interpretation des Stengelverlaufs und die gelben Pinselstriche entspringen der grünen V-Form wie die Blütenblätter der sich öffnenden Knospe.

Verwirrend mag anmuten, dass die fotografierte Lilie die Malerei überlappt und diese dadurch zu einem farblich passenden Hintergrund für die Lilie wird. Gérard A. Goodrow schreibt im Ausstellungsbuch Blütezeit dazu: „Realitätsebenen verschieben sich bzw. werden verschmolzen, so dass die Grenzen zwischen Bild und Abbild, Natur und Kultur, Fotografie und Malerei verwischen und sich auflösen – es entsteht eine Symbiose, in der die Dualitäten nicht nur miteinander versöhnt werden, sondern miteinander verschmelzen.“ (S. 4)

Doch wie kam es zu dieser einzigartigen Symbiose und was vermag sie dem Betrachter zu sagen? Am Anfang steht die Begegnung der Künstlerin mit der Natur. Darauf basierend und durch sie inspiriert hat sie die zarte Farbkomposition gemalt. In einem weiteren Schritt wurden die echten Blüten und die abstrakten Kompositionen auf Papier zusammen als Stilleben-Arrangement fotografiert. Das Resultat ist nicht einfach eine Vergrößerung der komponierten Realität. Das fotografische Abbild gibt den beiden Originalen – Blume und Malerei – nun eine gemeinsame Identität und dadurch eine weitere bzw. eine erweiterte Erscheinungsform auf Augenhöhe. Dem Verlust des Einzigartigen und Unterschiedlichen als auch der Vergänglichkeit steht durch die künstlerische Intervention der Gewinn einer neuen Originalität gegenüber, die sich durch eine untrennbare und unvergängliche Gemeinschaft auszeichnet, die sich unserem Zeitgeist entsprechend zudem unendlich vervielfältigen lässt.

Der künstlerische Prozess macht deutlich wie sich Bild und Abbild durch die menschliche Kreativität in einer stetigen Veränderung befinden. Das Bild sensibilisiert für natürliche als auch für die vom Künstler geschaffene Schönheit der Dinge, die durch die Vergrößerung in fast allen Einzelheiten sichtbar wird. Allerdings weckt die mehrfache Bearbeitung und die ausschnittweise Wiedergabe auch die Frage und die Sehnsucht nach ihrer natürlichen Größe und Ganzheit, Echtheit und Wirklichkeit. Denn so bruchstückhaft unser Erkennen ist und wir uns mit Fragmenten der Wirklichkeit beschäftigen und umgeben, so können wir nur in der realen, ganzheitlichen Welt leben, in der alle Komponenten echt sind. Deswegen sind wir aufgefordert und biblisch gesehen auch berufen (Gen 1,27f), uns mit all unseren Fähigkeiten in die Gestaltung unserer Lebensräume einzubringen und sie in ihrer wertvollen und einzigartigen Originalität zu schützen und zu bewahren.