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Uwe Appold, Credo in unum Deum, 2004
© Uwe Appold

Glauben

Geheimnisvoll verbirgt und offenbart diese mehrteilige Arbeit Wesentliches des christlichen Glaubens. Die Heiligkeit des einen dreieinigen Gottes ist aus der Anordnung und Farbgebung der einzelnen Teile herauszuspüren.

In ehrfurchtsvoller Distanz, fernab von allen an Menschen und die Schöpfung erinnernden Symbolen „schwebt“ zentral auf einem blauen Grund ein goldener Ring: Symbol für den einen ewigen Gott, seine Herrlichkeit, seine Liebe, seinen Bund mit den Menschen. Dieses Mittelfeld lebt durch die diagonale Schattierung, die an einen Nachthimmel denken lässt. So unbegreifbar Gott auch ist, dem Gläubigen offenbart er sich als naher Gott – und nicht nur in dunklen Zeiten – als sinnstiftendes und Orientierung gebendes Licht (vgl. Ps 23; Joh 8,12 u.a.).

Die Seitenflügel sind symmetrisch aufgebaut. Das untere Drittel bedecken abstrakte Formen, die mit pastoser Farbe aufgetragen worden sind. Sie vermitteln Chaos, Unruhe und geschäftiges Treiben und verweisen damit auf das vielgestaltige Leben auf der Erde. Über diesen bunten Andeutungen sehen wir eine feurig rote, ruhigere Fläche mit symbolischen Hinweisen.

Links ist eine Schale zu erkennen, in der ein Feuer brennt. „IGNIS – Feuer“ steht seitenverkehrt daneben, wie von hinten auf die Leinwand geschrieben. Darf es als Feuer des Glaubens gelesen werden, als Zeichen für den Glauben, der von den Gläubigen im Credo gemeinsam bezeugt und gleichsam über ihren Köpfen hoch und heilig gehalten wird?

Daneben ein Hinweis auf Lukas 10,22 oder / und 23: „… niemand weiß, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.’ Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: ‚Selig sind die, deren Augen sehen, was ihr seht. Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.’“ Die torähnliche Form ∏ darüber mag Jesu Wort in Erinnerung rufen, das er über sich gesagt hat: „Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden … und Weide finden.“ (Joh 10,9)

Unser Glaube basiert auf der Offenbarung durch Jesus Christus, der durch den Heiligen Geist Mensch geworden ist. Die Menschwerdung hat der Künstler auf dem rechten Seitenflügel in einem rosafarbenen „Lichtstrahl“ dargestellt, der nach unten immer stärker wird. In der oberen Hälfte wird er kaum wahrnehmbar durch einen schwachen Schriftzug gekreuzt und dadurch zum Kreuz. INCARNATUS ist von rechts nach links zu entziffern. Nur weil Gottes Sohn Mensch wurde und sich als solcher offenbarte, konnte er Anstoß erregen und gekreuzigt werden. Daran erinnern auch die beiden als Pendant zum Torbogen auf der linken Seiten stehenden Nägel.

Im Unterbau dieses „Flügelaltars“ verweisen sieben Fackeln auf die sieben goldenen Leuchter, die der Seher Johannes als Symbole für den Glauben der sieben Gemeinden in der heutigen Westtürkei sah (Offb 1,12 sowie die ermahnenden Worte an die Gemeinden in den Kapiteln 2-3). Sie brennen wie Kerzen vor dem Allerheiligsten – Seine einzigartige und heilige Gegenwart bezeugend. Diese Tafel ist vom Wort „EST – ist/sein“ geprägt. Es kann in Verbindung mit dem obigen INCARNATUS als INCARNATUS EST gelesen werden, betonend, dass er durch den Heiligen Geist in Maria Fleisch angenommen und Mensch geworden ist (Et incarnatus est de Spiritu Sancto ex Maria Virgine, et homo factus est).

Dieses EST kann aber ebenso auf uns und unseren Glauben bezogen werden. Erst wo der Glaube in uns Gestalt annimmt, Christus durch den Heiligen Geist in UNS Fleisch angenommen hat (Gal 2,20) und wir durch die lebendige Gottesbeziehung wahrhaftig Menschen geworden sind, gelangen wir doch zum wirklichen Sein und Leben. Die vielen X in den bunten Formen der Seitenflügel könnten ebenfalls dies bedeuten: Christi Menschwerdung vollendet sich dort, wo Menschen den christlichen Glauben annehmen und sich auf den einen dreifaltigen Gott taufen lassen. Christi Menschwerdung vollendet sich dort, wo Menschen aus dem Glauben heraus und in der Kraft des Heiligen Geistes wie Jesus Christus leben und handeln.

 > geschlossener Zustand

Den ganzen 5-teiligen Missa-Zyklus finden Sie im 57-seitigen Buch „Missa“ von Uwe Appold abgebildet (Juli 2005, ISBN 3761619731, Euro 15,-).

Patrik Scherrer, 09.06.2006

Uwe Appold

Credo in unum Deum
Entstehungsjahr: 2004
Acrylfarben, Sand, Textilien, Blattgold auf Schichtholz und Leinwand, 240 cm x 283 cm
© Uwe Appold

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