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Christel Holl, Feuer des Geistes, 2008
© Beuroner Kunstverlag, Bildkarte 6793D

Gottes Geist als Beistand

Ein farbstarkes Bild, voller Bewegung und Lebendigkeit, dessen Inhalt sich wesentlich von der Beachtung der Farbgebung her erschließt. Dreiviertel des Bildraums sind von Farbspielen in feurigem Rot mit gelben und weißlichen Einschüben erfüllt. Ein Sturm wirbelt wie bei einer Feuersbrunst Gegenstände hoch in die sich herabstürzenden glühenden Luftmassen. Aber dieses Schauspiel wirkt nicht beängstigend und zerstörerisch, sondern im Gegenteil machtvoll, wie ein gewaltiger Impuls die Menschen erfassend und berührend, die im Blau des unteren Viertels nach vorne streben. Hier unten scheint die Bühne des Geschehens zu sein, hier unten scheint sich eine Veränderung zu vollziehen. Denn ähnlich wie bei einem Prisma teilt sich das Feuerrot, das von oben kommt, in mehrere Farben: leuchtendes Gelb, welches das Blau von unten stellenweise aufhellt oder sich mit ihm zu zartem Grün verbindet, das Rot, das mit dem Blau als kräftiges Violett erscheint. Jede der zwölf Personen erfährt eine Veränderung durch die Zugabe einer neuen Farbe zur bisherigen.

Es ist ein geistiges Schauspiel, bei dem sich Jenseits und Diesseits verbinden, das die Künstlerin überzeugend und respektvoll dargestellt hat. Sie folgt der Erzählung der Apostelgeschichte, dass die elf Apostel, zusammen mit Jesu Mutter von Gottes Geist erfüllt werden, wie er es ihnen versprochen hat. Sie wirken, als würden sie sich nun aufmachen, jeder auf seine Weise, nicht als wollten sie fliehen, eher als würden sie gesandt. Vor allem einer, der im violetten Gewand links neben Maria, ist wie zum Aufbruch gegürtet. Ihn scheint von oben ein besonderer Impuls direkt zu treffen. Petrus?

Aus der Beschäftigung mit dem Bild entstehen Fragen. War das Ereignis, das wir jedes Jahr an Pfingsten feiern, einmalig? Kann es heute noch lebendig wirken? Kann es sich wiederholen? Nur als kosmisches Ereignis oder auf verschiedene Weise? In seinen Abschiedsreden hat Jesus Gottes Geist für die Zukunft versprochen, um das jeweils Andere und Neue zu finden, das sie braucht …
Pfingsten kann demnach nicht nur ein Fest des Erinnerns sein. Es hat seine Aktualität, aber die muss sowohl entdeckt als auch angenommen werden.

 

Weitere Bildmotive von Christel Holl finden Sie und können Sie bestellen auf der Website des Beuroner Kunstverlages.

Patrik Scherrer, 30.05.2009

Christel Holl

Feuer des Geistes
Entstehungsjahr: 2008
Öl auf Papier, ca. 15 x 21 cm
© Beuroner Kunstverlag, Bildkarte 6793D

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