Ich will Frieden
Wie das Transparent einer Friedensdemonstration ragt sie unübersehbar in die Höhe. Doch so rostig sich der Stahl der übergroßen „Papierrolle“ auch gibt, dieses stille Mahnmal will eine bleibende Kundgebung für den Frieden sein. Sein Platz ist der Friedhof von Engen. Da steht es auf einem Rasenstück zwischen Kriegsgräbern und Kapelle.
Vergangenen Dezember wurden die Einwohner der Stadt Engen eingeladen, die Worte „Ich will Frieden“ auf ein Blatt Papier zu schreiben. Die Aktion war bewusst in die Adventszeit gelegt worden, die Vorbereitungszeit auf Weihnachten, die Geburtsfeier des Gottessohnes, der auch Friedensfürst genannt wird. Wie bei einer Petition haben Hunderte von Menschen ihren Schriftzug hinterlassen, es gab keine Einschränkungen. So konnten sich Menschen jeden Alters und Geschlechts und unabhängig von Nationalität oder Religionszugehörigkeit für diese bleibende Kundgebung zusammentun.
Die Worte „Ich will Frieden“ sind eine starke Willensbekundung. Laut Aussage der Künstlerin fiel sie vielen nicht leicht. Manchen war sie sogar unmöglich. In den drei kurzen, handgeschriebenen Worten gibt die Persönlichkeit ihr Wollen für alle zwischenmenschlichen Beziehungen zum Ausdruck. Gemeinsam formieren sie sich zu einem eindrücklichen Zeichen, bei dem jeder Schriftzug ein Licht- und Durchblick in der großen Stahlwand geworden ist. Jede dieser Kundgebungen durchbricht damit zeichenhaft die oft stahlharte und trennende Wand zwischen den Menschen und ermöglicht Begegnungen, Transparenz und versöhnende Gespräche.
Die Skulptur regt zum Nachdenken an. Will auch ich Frieden? Was trage ich zum Frieden in dieser, in meiner Welt bei? Die Skulptur lässt eine Vision aufleuchten: Wenn ganz viele Menschen ihren Willen zum Frieden in die Stahlplatte einbrennen ließen, würde von ihr nicht viel übrig bleiben und würde es nicht mehr so viele Kriegsgräber geben. Aber noch ist es nicht so weit, dass alle Menschen Frieden wollen oder Frieden schließen können. So bleibt das sich aufrollende Blatt Papier ein Mahnmal. Auf Grund der vielen traurigen Erfahrungen in der Vergangenheit ist ein Anfang gemacht, ein Zeichen für den Frieden gesetzt worden. Damit aber wirklich Frieden wird und bleibt, braucht es von jedem Menschen zu jeder Zeit auch im alltäglichen Miteinander den tatkräftigen Willen zum Frieden.
Weitere Informationen zu dieser Arbeit auf der Website der Künstlerin.
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