Habemus Papam
Es gibt unzählige Fotos von der Verkündigung der Wahl Joseph Ratzingers zum Papst Benedikt XVI. Und Bilder? Thalia Uehlein versuchte es – mit einer inneren Schau dieses geschichtsträchtigen Momentes. Entstanden ist ein abstraktes Gemälde in roter und gelber Farbe.
Unmittelbar in die Augen sticht das bewegte gelbe Band, welches das Bild in der Mitte vertikal durchquert und mit seinen Schattierungen körperähnliche Formen bildet. Es scheint von außerhalb des Bildes zu kommen, durch es hindurchzufließen und unten weiterzugehen. Die roten Farbabstufungen der anderen Flächen lassen an ein Fenster denken, an dem dieses „Band“ steht oder durch das es in einen roten Raum gekommen ist.
Der Blick aus diesem Fenster ist verschleiert, denn der ganze Fensterbereich ist mit unregelmäßigen horizontalen Pinselstrichen überzogen, die wie eine Jalousie etwas Geheimnisvolles verhüllen und gleichzeitig doch teilweise offenbaren. Lässt sich nicht eine rosafarbene Wolke erkennen sowie rechts und links von ihr Durchblicke auf einen hellgelben Hintergrund?
Assoziationen werden wach: Gott erschien doch Mose in einer Wolke und sagte ihm, wie er die Israeliten zu führen habe (vgl. Ex 16,10). Und wie der „mobile Tempel“ für Gott gebaut und geweiht war, „verhüllte die Wolke das Offenbarungszelt, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnstätte“ (Ex 40,34). Ist Gott im Ringen der Kardinäle um eine Entscheidung nicht auch gegenwärtig und offenbart er durch sie, bzw. den Papst, seine Pläne für sein Volk?
Das gelbe „Band“ könnte eine symbolische Darstellung des Heiligen Geistes sein, der erleuchtend in den Raum mit den versammelten Kardinälen eindringt. Sie tragen doch alle rote Kleider und sind bei der Wahl des neuen Papstes von der Liebe zu Christus und seiner Kirche erfüllt! In der Nachfolge der Apostel wählen sie im Hören auf den Heiligen Geist „aus ihrer Mitte“ (Apg 15,22) das Oberhaupt der Katholischen Kirche. Wie die Apostel könnten die Kardinäle nach der Wahl von der Loggia des Petersdomes herunter verkünden: „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen“ (15,28)!
Wie eine Wirbelsäule verbindet der Heilige Geist (ist er nicht das Rückgrat unseres Glaubens, unserer Hoffnung und Liebe?) die „vielschichtigen“ Meinungen der Kardinäle und lässt sie in einer lichtvollen Entscheidung aufleuchten. Freudige Erleichterung ist spürbar: Habemus Papam – Wir haben einen Papst!
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