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Helene B. Grossmann, XVII – II – 06, 2006
© Helene B. Grossmann

Lichtgestalt

In leuchtendem Gegensatz zur nachtblauen Horizontale bildet die weiße Lichterscheinung im Bild eine vertikale Achse. An sich ist das Bild eine abstrakte Komposition von helleren und dunkleren Farben. Es ist nichts Konkretes zu erkennen. Selbst die Lichtquelle bleibt unscharf, wie von Nebelfetzen verhüllt. Dennoch erinnern uns die teils fließenden, teils luftigen Farbübergänge unweigerlich an Wolkenbilder und Lichterfahrungen, die jeder von uns schon mit dem Blick zum Himmel machen durfte. Denn da sind solche Farbmalereien keine Seltenheit.

Die kontrastreiche Stimmung dieses Bildes verbinden die meisten wahrscheinlich mit einem Gewitterhimmel. Unheimlich und doch faszinierend schwebt das schwere Dunkelblau nicht nur ganz oben im Bild, sondern wie eine dunkle Gewitterwolke auch über dem Betrachter.

Darunter die mächtige Lichtgestalt, welche dem Druck von oben buchstäblich standhält. Sie lässt sich durch das Dunkle nicht erdrücken, bricht unter ihm nicht zusammen. Ihr Kraftzentrum könnte die hellere Wolke in der oberen Hälfte sein. Weitere fünf Lichtpunkte sind sternförmig um dieses Zentrum angeordnet und tragen zu seiner starken Ausstrahlung bei.

Geheimnisvoll diffus ist in diesem Bild das Licht gegenwärtig. Es ist nicht klar zu bestimmen, ob es von unten oder von oben kommt oder gar aus der lichten Mitte. Doch scheint diese nicht vor den blasseren Partien zu schweben und mehr von vorne als von hinten beleuchtet zu werden?

Jedem wird die Betrachtung dieser Begegnung von Licht und Dunkel etwas anderes offenbaren. Für mich sagt das Bild viel über die Begegnung von Gott und Mensch aus. Kann in der Lichtgestalt nicht ein nach rechts schreitender Mensch gesehen werden? Er ist vom Licht und der Gnade Gottes erfüllt, welche am intensivsten in seiner Seele leuchten und ihn zur Suche nach Gott bewegen, der ihm nahe ist und sich doch in mystischer Dunkelheit allen menschlichen Zugriffen und Vereinnahmungen entzieht.

So finde ich mich wie in einem Spiegel auch im Bild wieder: Als vom Licht Erleuchteter, als Gott Suchender und nach ihm Tastender, als Mensch auf dem Weg zu Ihm, dem unfassbar Großen, zu dem ich als sein Kind berufen bin. Dabei erfahre ich seine Größe nicht als Bedrohung oder Gefahr, sondern als Schutz und Geborgenheit, die mir überall im Leben den notwendigen Raum zur Weiterentwicklung gibt.

Ein Katalog Ausstellung im Dom zu Meißen mit ganzseitigen Abbildungen der Bilder kann bei der Galerie Sybille Nütt (galerie@kunstindresden.de) bezogen werden.

Patrik Scherrer, 08.07.2006

Helene B. Grossmann

XVII – II – 06
Entstehungsjahr: 2006
Acryl auf Leinwand
200 x 145 cm
© Helene B. Grossmann

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