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Renate Beck, Sommergeste, 2003
© Renate Beck

Wahr-Nehmung

Ein sanftes Farbenspiel bewegt dieses Bild. In feinen Pinselstrichen sind Farbpigmente aufgetragen worden, die sich in den Linien kreuzen, überlagern, und dadurch Dichte vermitteln, Vernetztheit, Zusammengehörigkeit. Die Farben sind hier nicht Attribute von irgendetwas, sondern haben ihren Sinn in sich selbst: Sie wollen aus sich heraus die Fantasie anregen, Stimmungen und Gefühle hervorrufen.

Als Ganzes, als Farbkanon nehmen sie das sich tief in sie hineinsenkende Licht auf und reflektieren es mit jeder „Faser“, mit jedem Strich. Durchdrungen, ja geradezu trunken von diesem Licht in ihrer Mitte, entfalten die Farben ihre feine Leuchtkraft.

Im Vergleich zu den Darstellungen der anderen Jahreszeiten (Frühling, Herbst, Winter) vermitteln die Farben Kraft- und Lebensfülle. Weder ein Sehnen und Werden ist herauszuspüren, noch ein Vergehen oder Entschwinden. Es herrscht Ruhe in diesem Sein, starke Gegenwart.

Assoziativ mögen die Farben an Eindrücke aus der Natur denken lassen. An das Lichtspiel im Wald zum Beispiel, wenn die Sonne zwischen den Bäumen hindurchscheint und eine versteckte Blumenwiese zum Leuchten und Funkeln bringt. Oder umgekehrt an die gleißende Hitze, welche die Farben zum Flimmern bringt und ihnen ihre Intensität zu entziehen scheint. Die Farben erinnern auch an Früchte des Sommers und lassen deren Aroma und deren Süße ahnen.

Weitergehend können die Farben und Schwingungen als physikalischer Ausdruck unserer Körperenergie oder Geisteskraft gesehen werden. So wie wir umgangssprachlich sagen: „Ich fühle mich beschwingt, es geht mir gut“, „ich spüre eine große Ruhe in mir“ oder „ich bin voller Energie …“ Wer sich also in das Bild „hineinsieht“, vermag sich unter Umständen wie in einem Spiegel selbst zu entdecken und in einer neuen Art und Weise wahrzunehmen.

Dabei kann das sanft bewegte Farbenspiel auch als Bild der Seele empfunden werden. Voll von den unterschiedlichsten Gefühlen und Eindrücken, die sich im Laufe der Zeit überlagern und immer mehr verdichten, sehnt sich unser Innerstes nicht nur nach Sonne und Licht, welche sie bis in die Tiefen ihres Wesens hell und warm macht, sie ist darüber hinaus auch auf das alles durchdringende und verwandelnde Licht aus einer anderen Welt ausgerichtet, das sie mit allen Fasern ihres Seins erwartet. Denn erst dieses Licht macht die Farben – stellvertretend für die ganze Welt – wahrnehmbar und lässt sie unser Ich erreichen, unsere geistige Mitte und Seele. Das gibt zu Denken und lässt die intensiven Farben des Sommers vielleicht in einem anderen Licht sehen.

Patrik Scherrer, 05.07.2008

Renate Beck

Sommergeste
Entstehungsjahr: 2003
Aquarell, 39,5 x 57 cm
© Renate Beck

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