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Albert Mellauner, Komposition, 2017
© Hermann Maria Gasser

Polyphones Zusammenspiel

Außergewöhnlich präsentiert sich die abstrakte Farbkomposition auf dem mehrteiligen Untergrund. Die aus je vier Stabhölzern verleimten Bretter bilden vier individuell bemalte Hochformate, die durch einzelne Bildelemente über die dunklen Abstände hinweg miteinander zu einem Ganzen verbunden sind.

Gegliedert durch drei Fugen schimmern die Stöße, Risse und Strukturen des Holzes durch den lasierenden Farbauftrag und spielen dadurch so etwas wie eine Hintergrundmusik, welche die Gesamterscheinung wesentlich beeinflusst. Der wiederverwendete Malgrund und der neue Farbauftrag mit dem vielgestaltigen Linienspiel treten als fast gleichwertige Partner auf.

Während die dunklen Zwischenräume trennen und gliedern, verbinden waagrechte und diagonale Geraden die einzelnen Hölzer. Sie bilden unten eine breite Basis und führen über verschiedene Diagonalen zur Mitte und in die Höhe. Farblich wird die Komposition zum einen von den beiden blauen Flächen auf den äußeren Hölzern zusammengehalten, zum anderen durch die grünen und roten Farbaufträge, die sich in intensiver Form unten in der Mitte finden und abgeschwächt überkreuzt im oberen Bereich der äußeren Hölzer. Über alle vier Tafeln tanzen gelbe Flächen auf und ab und verleihen der Komposition etwas Lebendiges und Fröhliches. In ihrer Mitte wird oben ein nur wenig bemalter Bereich frei, der einen Blick darüber hinaus ermöglicht.

Die sorgfältig orchestrierten Farbflächen erinnern bisweilen an eine geistige Landschaft, in der das Sonnenlicht alles Sichtbare in farbige Facetten fragmentiert. Mehr jedoch entzieht sich die Komposition der konkreten Zuordnung der Einzelelemente. Es bleibt ein fröhlicher, meditativer Farbklang, eine bezaubernde Harmonie, in der die einzelnen Erscheinungen auf wundersame Art und Weise miteinander in einen spielerischen Dialog treten, in dem sich Frage und Antwort bzw. Feststellung und Folgerung die Hand geben.

Das Farbenspiel meditierend kann in dieser geistigen Landschaft eine Verbindung zu den Seligpreisungen gesehen werden. Die wiederverwendeten Abfallhölzer, die einfach an die Wand gelehnt am Boden stehen, vereinigen in symbolischer Form einiges von den Menschen, die Jesus seligpreist. Die vom Künstler über sie gelegten Farben können dann als göttliche Verheißung gedeutet werden, dass sie weder vergessen noch verloren sind, sondern gesehen werden und einen Lohn empfangen, der weit über das Vorstellbare hinausgeht.

Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.
Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen. Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.
(Mt 5,3-12)

 

Arbeiten von Albert Mellauner waren im Frühjahr 2023 in der Ausstellung “Farbrhythmen” in der Hofburg Brixen zu sehen.

Patrik Scherrer, 04.02.2023

Albert Mellauner

Komposition
Entstehungsjahr: 2017
Mischtechnik auf Holz
© Hermann Maria Gasser

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