Als Schaustück hängt die dünne Tonplatte im Raum. Dem Boden entnommen und enthoben, um auch die untere Seite zu zeigen. Das Unsichtbare, Unansehnliche, das was meistens nicht gesehen werden will, wird publik gemacht. Hier wird sie gezeigt. Sie soll als fragmentarisches Bruchstück eines größeren Ganzen sichtbar sein, die Erde und den Boden symbolisierend und damit auch die Natur.
Die Tonplatte zeigt auf der einen Seite den Abdruck eines menschlichen Fußes. Auf der anderen Seite ist auf abstrakte Weise das „Gesicht“ der Natur mit vielen feinen Abdrücken verschiedener Organismen zu entdecken. Mensch und Natur sind wie zwei Seiten einer Medaille: ob für- oder gegeneinander – sie gehören zusammen. Die Erde verbindet sie. Sie ist die Grundlage von beiden.
Die Seite mit dem Fußabdruck ist für unsere Verhältnisse sauber und intensiv terracottafarben wie die Fliesen in unseren Häusern und Wohnungen. Die glatt gestrichene Oberfläche zeugt von einer menschlichen Bearbeitung. Der Abdruck eines nackten rechten Fußes belebt als einziges Element die Fläche. Der Eindruck erinnert an einen Menschen, der mit der Natur verbunden ist, der mit seinen nackten Füßen die unterschiedliche Beschaffenheit des Bodens noch spürt. Der singuläre Fußabdruck in der einstmals weichen Masse mutet aber auch wie ein versehentlicher Tritt in noch feuchten Ton an oder wie ein Versuch, ob dieser Boden auch wirklich tragfähig ist für uns Menschen.
Die feinen Graspuren der Rückseite lassen es nicht wirklich vermuten. Die Natur macht einen erdrückten Eindruck. Ihr „Gesicht“ lässt durch die Lehmdecke die Belastung durch den Menschen spüren. Seine Füße sind längst nicht mehr nackt, seine Bauten bedecken immer mehr fruchtbare Erde und nehmen ihr den Raum und die Kraft zum Atmen. Die weißen Bereiche lassen an Feuchtigkeit denken, die sich durch Schwitzen angesammelt hat. Wie viel Abfall hat die Erde doch zu verstoffwechseln!
Was auch immer man auf dieser „unteren“ oder „hinteren“ Seite zu entdecken vermag, ist im Vergleich zur Vorder- oder Schauseite weniger schön und irgendwie zweitrangig. – Aber gibt uns das das Recht, die Erde und alles was darauf wächst weniger zu achten oder gar mit Füßen zu treten? Der Boden, auf dem wir leben, gibt uns immerhin Standfestigkeit, Nahrung, alle Grundstoffe für unsere Arbeit und vieles andere mehr.
Die Skulptur mahnt unaufdringlich zur Demut, zur Bescheidenheit im Umgang mit den Ressourcen der Natur. Ähnlich wie der jährlich immer früher im Jahr stattfindende „Weltüberlastungstag“ oder noch besser „Welterschöpfungstag“ erinnert uns dieses durch den Brand „versteinerte“ Stück Erde daran, dass wir über unsere Verhältnisse leben. Wir müssen uns zurücknehmen, wenn die Erde wieder mehr Luft zum Atmen erhalten soll. Es geht ums Überleben … von allen auf dieser Erde.