Gottesmutter – Menschenmutter

Maria wird als junge Frau und Mutter dargestellt. Sie trägt in einer Kleinkindtrage ihren lachenden Sohn, der durch die Wunden an Armen und Füßen bereits auf seinen Tod am Kreuz hinweist. Maria selbst steht mit ihren ausgebreiteten Armen in Kreuzform da. Ihre Augen sind geschlossen, sie lächelt nach innen gekehrt. Ihr Haupt ist mit einem Diadem gekrönt. Über ihr schwebt im Sternbild der Jungfrau der Heilige Geist als Symbol einer Taube. Sie ist die Jungfrau, die von der „Kraft des Höchsten“ überschattet wurde und so den Sohn Gottes empfing und gebar (vgl. Lk 1,35; 2,7).

Übergroß steht Maria auf dem Erdenrund. Der Mond umgibt ihren Kopf wie einen Heiligenschein. Hinter ihr breitet sich die Unendlichkeit des Alls aus. Mit ihrem weiten Mantel gewährt sie vielen Menschen Schutz. Ihre Arme sind die verlängerten Arme von Jesus. Letztlich ist es Er, der durch seine Mutter und alle Frauen, die wie Mutter Teresa seinem Ruf gefolgt sind, Gottes Gegenwart mitten unter die Menschen bringt, dorthin, wo die Menschen seinen Beistand am dringendsten benötigen.

Als Mensch, der in seinem Leben übergroß Gnade erfahren hat, teilt sie diese Gnadenfülle mit den Mitmenschen, die ihrer am meisten bedürfen: mit dem Kleinkind, das von seiner Mutter Jesus entgegengestreckt wird, mit alten und gebrechlichen Menschen, mit den Mächtigen in Wirtschaft und Politik, mit Prostituierten, die ihren Leib um Geld verkaufen, mit allen Suchenden nach Gottesnähe. Für sie stehen die drei Könige unten links, die dem Stern folgen, der die gleiche Farbe wie die Kleinkindtrage hat. Auf der rechten Seite findet sich ein kirchlicher Würdenträger, Kopftuch oder Schleier tragende Frauen, eine junge Frau in unsicherer Haltung, Menschen, die dem Betrachter den Rücken zuwenden, ein Kopf, der an die Freiheitsstatue erinnert. Sie alle scheinen unter dem Mantel Marias bereits Schutz und Geborgenheit gefunden zu haben.

Vor Maria stehen noch die Suchenden und Verlassenen. Menschen, die in Mülleimern nach Nahrung und nach Flaschen suchen. Der eine mit einem leeren Einkaufswagen, die andere mit zwei Tragtaschen. Rechts davon ein junger Mann und eine ältere Frau, die ihre Waren in die Richtung von Marias Mantel tragen. Ganz unten im Bild sind drei Personen schemenhaft dargestellt. Links ein am Boden Liegender. Wurde er erschossen? Oder schläft er seinen Rausch aus? Oder liegt er gar im Sterben? Rechts kniet ein mit vorgehaltenden Händen Bettelnder. Auf der Tafel vor ihm steht: „Ich habe HUNGER“. Bei seinem sitzenden Nachbarn steht: „Ich habe keine Wohnung“.

Alle diese Menschen auf der Erde scheinen noch keinen Schutz und keinen Frieden unter dem Mantel Mariens gefunden zu haben. Gleichzeitig sind sie uns als Betrachter am nächsten. – Doch sind sie das wirklich? Lasse ich zu, dass sie meine Nächsten werden? Mache ich mich Ihnen zum Nächsten und werde ich Ihnen wie Maria Fürsorgerin und Fürsprecherin? – Maria ist uns Vorbild und Einladung, es gleichzutun.

Dieses Motiv ist als Din A6 Faltkarte mit Umschlag für 1,50 Euro bei der Künstlerin erhältlich.

Himmelszelt voller Gnade

Zwei weiße Hände von porzellanartiger Beschaffenheit ragen nebeneinander aus der Wand. Sie halten zwei Stricknadeln, die durch einen Draht verbunden sind, der die Maschen hält. Gestrickt wird mit zwei verschiedenfarbigen Fäden: einem mit Gold durchwirkten blauen Faden, der, wie die Hände, aus der Wand kommt, und einem dickeren roten Faden, der unten einem Fadengewirr entspringt. In dieses verstrickt sind menschliche Figuren in unterschiedlichen Körperhaltungen: still betend, im Fadenmeer versinkend oder verzweifelt sich an einem nach oben führenden Faden festhaltend, usw.

Die weißen Hände stricken eine Art Zelt, das auf seiner Außenseite blau und auf der Innenseite rot ist und dem Mantel entspricht, mit dem in traditionellen Darstellungen Maria gekleidet ist. Dabei symbolisiert das Blau den Himmel und Rot die Erde. Entsprechend entspringt der Faden für die blaue Außenseite dem Jenseits, hier ausgedrückt durch sein kontinuierliches Hervortreten aus der Wand. Demgegenüber werden die Menschen, die sich in ihrer Not an Maria wenden, durch die strickende Tätigkeit mit dem roten Faden nach oben und aus ihrer Misere gezogen, gleichzeitig wächst dadurch der Mantel in Richtung Erde und kommt ihnen schützend entgegen.

Maria wird hier nicht als Mensch mit individuellen Zügen dargestellt, sondern allein durch ihre strickenden Hände. Mit dieser typisch weiblichen Tätigkeit verbindet sie irdische Not mit himmlischem Erbarmen und fertigt damit einen weiten Mantel für die Bedürftigen. Wie ein Himmelszelt schwebt er über ihnen, beschützend, wärmend, Gottes Zuneigung und Liebe vermittelnd. Beeindruckend wird die Wandlung sichtbar, die Maria durch ihre Mittlerfunktion bewirkt. Die Menschen, die in der verwirrenden Not oder dem Chaos unterzugehen drohen, erhalten durch sie neue Hoffnung. Sie werden aufgerichtet und ihr zerstörerisches Leid wird gewandelt in den behütenden, Ruhe und Ordnung gebenden Innenmantel eingearbeitet, was sie gestärkt durchs Leben gehen lässt. Dadurch erhält der Schutzmantel Marias im Gegensatz zu traditionellen Darstellungen eine größere Eigenständigkeit, gleichzeitig wird Marias Mittlerfunktion zwischen Himmel und Erde, die bei der Marienfrömmigkeit eine große Rolle spielt, besonders deutlich.