Licht in der Nacht

Menschenleer und nächtlich still präsentiert sich die Raum-Landschaft. Die Behausungen lassen des Menschen Werk spüren, ihn aber nicht sehen. So wirkt die Leere geheimnisvoll und lässt die Raumhüllen für sich sprechen.

Ein quaderförmig gemauertes Gebäude dominiert die linke Seite des Querformates. Der nach vorne offene, bildhohe Innenraum wirkt groß und palastartig. Die Wände sind grünlich-blau, wobei vorne links die Gesetze der räumlichen Wahrnehmung ausgehebelt werden. Die Decke ist schwarz wie die Dunkelheit, die über der hellen Landschaft und Außenwand liegt. Die Farbe des braunen Bodens zieht sich in der Türöffnung links nach oben, so dass nicht klar ist, ob die Türe die gleiche Farbe hat oder der Boden hinter der Türe unendlich weitergeht. Das erdige Braun signalisiert einen fruchtbaren Boden, das Grün der Wände Wachstum und Hoffnung. Alles ist bereit, um zu empfangen, aufzunehmen und mit Leben zu füllen. Verstärkt durch das seitliche Fenster bleibt es ein Raum der Sehnsucht und der Erwartung. Die umgekehrte Perspektive vergrößert diesen Raumeindruck nach hinten und führt über die Seitenwand vom Vordergrund in die Bildmitte und -tiefe.

Das Holzhaus mit Satteldach steht klein und unscheinbar neben seinem großen Nachbar im freien Feld. Ohne sichtbare Fenster und Türen erscheint es als einfache Feldscheune. Doch der Lichtpfeil im schwarzen Hintergrund weist eindeutig auf die ärmliche Hütte als Ort des Geschehens. Der die dunkle Nacht spaltende Lichtkeil reißt nicht nur die Himmel auf, er lässt auch das durch die Bretterritzen schimmernde Licht im Innern der Hütte wahrnehmen. So wie die Stirnwand der Scheune erwartungsvoll nach oben weist, zeigt der Lichtspalt erfüllend nach unten auf den verborgenen Glanz im Innern. Wenn man sich das dreieckige Licht als unterste Spitze eines vielfach größeren Sterns vorstellt, dann lässt das überwältigende Himmelszeichen noch mehr ahnen, was für ein bedeutungsvolles Ereignis in dieser bescheidenen Behausung gerade stattfindet.

Das Bild lädt ein, einengende und leer gewordene Räume zu verlassen und uns wie die Weisen aus dem Osten dem Licht folgend auf die Suche nach Jesus zu begeben. Es fordert auf, unsere kleinformatigen Vorstellungen immer wieder über Bord zu werfen, weil Gott anders und größer denkt und handelt als wir. Es ermutigt, den Blick zu heben, aufzuschauen und das Licht zu sehen. Hier ist Bethlehem, das Haus des Brotes, das Haus des Lebens. In die bescheidene Hütte ergießt sich die Fülle des Lichts, des Lebens (Mi 5,1) und des Heils. Der palastähnliche große Raum bleibt leer (vgl. Lk 1,53). Diese beiden Sinnbilder dürfen wir uns zu Herzen nehmen: Gott ist uns gerade in den größten Dunkelheiten nahe. Und er liebt es, im Kleinen und Unscheinbaren geboren zu werden und da zu sein.

Der Schatz

Warme Farben als auch formale Kontraste ergeben eine faszinierende Spannung. Wie unter einer Brücke stehen fünf dunkle Gestalten am Fuße einer gewaltigen Rechteckkonstruktion. Helle Rechtecke heben Ihre Konturen hervor und schaffen zusammen mit den Lichtpunkten über ihnen eine geheimnisvolle Atmosphäre.

Die Menschengruppe scheint sich nicht zu verstecken, sondern ganz entspannt einen Überraschungsfund zu betrachten. Ein Licht funkelt in der Hand der Gestalt rechts vorne, als hätte sich ein Stern auf ihr niedergelassen. Ganz klein und im Vergleich mit der imposanten Kulisse unscheinbar ereignet sich in dem Bild das Wunder: in der Dunkelheit der Nacht und eher zufällig hat es sich in die Hand eines Menschen gelegt. Eines der vielen Lichter über der Gruppe hat sich in ihrer Mitte niedergelassen. Eine der großen Himmelssonnen hat sich greifbar klein und unbegreiflich nah gemacht. Es ist, als wäre inmitten der Menschen ein himmlisches Licht aufgeleuchtet.

Was für ein Schatz! Klein wie ein Edelstein, funkelnd wie ein Stern. Lichte Unfassbarkeit. Wie um von seiner Erhabenheit zu erzählen, entfaltet sich das Bild von ihm aus diagonal nach oben. Das große helle Rund symbolisiert eine göttliche Präsenz und bildet ein Pendant zu den in einem irdisch eckigen Raum sich befindlichen dunklen Personen. Wohlwollend gegenwärtig scheint die Lichtkugel vor der warmen Konstruktion des Hintergrundes. So ist sie ganz nahe und kann gleichsam „um die Ecke“ schauen, wie die fünf Menschenkinder mit dem ihnen anvertrauten Schatz umgehen werden. „Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ (Lk 12,34)

Der gelb-orange leuchtende Pfeiler und die stufenartigen Querverbindungen deuten ein tempelähnliches Gebäude an, das dazwischen den Raum füllende Rot und Purpur kündet von einer majestätischen Anwesenheit. So leuchtet im Kleinod die königlich-himmlische Herkunft auf.

Faszination, Staunen, Ehrfurcht und Glück, etwas Besonderes gefunden zu haben, muss die fünf Menschen beim Anblick dieser Kostbarkeit erfassen. Was für ein Geschenk, was für ein Schatz: sichtbar gewordene göttliche Gnade – durch ihre Herzen in ihre Mitte hineingetragen. „Denn wovon das Herz überfließt, davon spricht sein Mund“ und seine Hände. Denn „der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor“, indem er es mit den anderen teilt. (Lk 6,45) Dadurch wird der Schatz nicht kleiner, sondern größer und wertvoller.

Entfernt erinnert die Szene an den weisen Simeon, der „auf den Trost Israels“ wartete. Als die Eltern mit Jesus in den Tempel kamen, nahm er das Kind in die Arme und pries Gott mit folgenden Worten: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (Lk 2,29-32) Vom Heiligen Geist geführt sah er in Jesus viel mehr als das kleine Kind. Das lange erwartete Licht (vgl. Jes 9,1) ist in seinen Armen aufgeleuchtet und erfüllt nun als bleibender Schatz sein Herz.

Die Antwort zur Frage

In einer sternförmigen Glasflasche schwebt mittig ein kleiner Schlüssel. Er hängt an einem feinen Faden am Korkpfropfen, der die Flasche verschließt. Die einfache Kombination regt zu vielfältigen Fragen an.

Wieso wurde der Schlüssel in diesen gläsernen Safe gehängt? Er ist wie ein Schaustück sichtbar und wird gleichzeitig hinter Glas unberührbar weggesperrt. Wozu ein Schlüssel und welches Schloss vermag er aufzusperren? Wer darf ihn aus der Flasche nehmen, um damit welche Tür zu welchem Raum zu öffnen? Auf welche Fragen wird er eine Antwort geben?

Die Sternform der Flasche lässt uns an dunkle Tages- und Jahreszeiten und vielleicht auch an die Advents- und Weihnachtszeit denken. Der Stern führte die drei Magier aus dem Osten zum menschgewordenen Gottessohn. Er weckte die Sehnsucht der drei Männer nach dem lebendigen Gott und offenbarte ihnen ein neugeborenes Kind.

Kann man den Schlüssel als Symbol für Jesus sehen und den Stern gleichsam als seine Krippe oder sogar als lichten Christusträger? Auch wenn der Glasstern nicht leuchtet, so verweist er doch auf eine vom Licht durchflutete, immaterielle Herkunft und der Schlüssel auf eine ihm innewohnende materielle, in Jesus menschgewordene Zukunft. Ist unser Herz die Antwort auf Seine Suche nach einer Herberge, so wie Angelus Silesius es auf den Punkt gebracht hat: „Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren und nicht in dir, du bleibst doch ewiglich verloren“? Soll das Herz durch IHN wie ein Stern leuchten – weil ER der Schlüssel zu Gott, zur Erkenntnis, zum Glück, zum Seelenfrieden, zur Freude, zur Freiheit und vielem anderem Lebenswichtigem ist?

Fragen sind die Triebfedern der Suchenden: Die Leute haben Johannes den Täufer gefragt „Wer bist Du?“ (Joh 1,22), weil sie den Messias, den Retter ersehnt und gesucht haben. In der O-Antiphon des 21. Dezembers („Gott, send herab uns deinen Sohn“, 5. Strophe) wird Jesus besungen als „O Schlüssel Davids, dessen Kraft befreien kann aus ewger Haft: Komm, führ uns aus des Todes Nacht, wohin die Sünde uns gebracht.“ Die Schlüsselantwort Jesu auf die Frage der Suchenden ist: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Joh 14,6)

Der einsame Schlüssel ruft in Erinnerung, dass Jesus der Türöffner zum Himmel, zum Vater ist. Der einsame Schlüssel möchte berühren, die Schlösser und Türen unserer Herzen aufsperren, damit sie weit offen für die Begegnung und die gelebte Gemeinschaft mit Gott, unserem Vater, werden. ER ist die Antwort, auf die Frage.

 

Der Stern von Bethlehem

Der Stern von Bethlehem
leuchtet hinein
in unsere Dunkelheit
der inneren Unruhe,
des Überfordert- Seins,
des Machtstreites
untereinander,
der Lieblosigkeit,
der Verzweiflung
und der Unfähigkeit
zum Handeln.
Du, Stern von Bethlehem,
laß dein Licht
unsere Seelen erhellen
und uns zu Taten
der Liebe bewegen.

© Gudrun Kropp

Das Objekt war Teil der 82. Telgter Krippenausstellung “Mittendrin” im RELíGIO, dem Westfälischen Museum für religiöse Kultur in Telgte. Die Ausstellung war mit über 120 zeitgenössischen Ausstellungsstücken bis zum 22. Januar 2023 zu sehen.

Herzensarbeit

Wie eine kosmische Wolke schweben und leuchten die vielen stilisierten Sterne vor dem nachtschwarzen Hintergrund. Jeder Stern ist aus sechs sich kreuzenden Strichen zusammengesetzt. Ihre Farbigkeit erinnert an eine bunte Blumenwiese oder an ein sich immer wieder neu entfaltendes Feuerwerk. Unterschiedliche Größen formen Gruppen und vermitteln ein natürliches Wachstum und einen lebendigen Dialog zwischen den einzelnen Sternen und Sternhaufen. Ein Dutzend weißer Sterne umgibt den Verband wie vorgelagerte Außenposten. Der „Blumenteppich“ leuchtet durch seine starke Farbigkeit von innen heraus, die dunkleren und dahinterliegenden Sterne verleihen dem Gebilde eine kosmische Tiefe und lassen eine starke Lichtquelle hinter dem Betrachter vermuten.

Das Bild ist über einen längeren Zeitraum entstanden. Jeden Tag hat der Künstler in einer anderen Farbe einen Stern gemalt oder eine Blume sich entfalten lassen. So haben sich über die Wochen und Monate viel Zeit und Aufmerksamkeit in diesem Bild versammelt und jedem einzelnen Stern in dem Gesamt einen einzigartigen und leuchtenden Platz gegeben.

Das Sternenmeer oder der „fliegende Blumenteppich“ lassen mich an den bekannten Pfadfinderspruch denken: „Jeden Tag eine gute Tat!“ Denn durch jede gute Tat, durch alles, was man tut, um anderen eine Freude zu machen, geht gewissermaßen ein Stern oder eine Blume auf. Jede gute Tat verändert  positiv das Leben des Beschenkten – und auch des Schenkenden selbst. Gutes Tun erfüllt den Tag mit Sinn und Zufriedenheit, weil das Leben wertgeschätzt und gefördert wird.

Jesus lebte uns beispielhaft vor, auf wie vielfältige Weise man Gutes tun kann. Seine Worte waren und bleiben Worte der Wahrheit und des Heils. Er holte Verstoßene und Ausgegrenzte in die Gemeinschaft zurück und gab ihnen neue Chancen. Er war barmherzig, wenn Menschen ihre Verfehlungen erkannten und um Vergebung baten. Er lebte in Armut und anspruchslos ganz aus der Beziehung zu seinem himmlischen Vater. Die guten Worte und Werke Jesu leuchten wie Sterne in der Nacht, sie sind für jeden, dem sie zugutegekommen, eine bleibende Wohltat und Freude, ein ewiges Heil.

Paulus ermutigt die Gläubigen in Galatien (Gal 6,10): „Deshalb lasst uns, solange wir Zeit haben, allen Menschen Gutes tun“ und die Gemeinde in Thessaloniki (2 Thess 3,13): „Ihr aber, Brüder und Schwestern, werdet nicht müde, Gutes zu tun!“ Seine Worte tönen bis in unsere Zeit, wo sie auch von weltlichen Seelenführern aufgenommen werden, weil das Gute-Tun einen wesentlichen Einfluss auf das Glück aller und auch das Seelenheil des Schenkenden hat.

So leuchten auch unsere guten Gedanken, Worte und Werke wie Sterne im Leben unserer Mitmenschen. Insbesondere wenn es ihnen nicht gut geht, ist das an sie herangetragene Gute in ihrer Dunkelheit ein Lichtblick der Hoffnung, in ihrer Ratlosigkeit haltgebende Orientierung, in ihrer Krankheit oder Einsamkeit eine heilsame Umarmung, in der Armut und Not eine wertvolle Zuwendung.  In unserem Leben brauchen wir das Gute so notwendig wie die Luft zum Atmen. Ist es da verkehrt, in dem Sternenensemble auch ein Herz, mehrere Herzen oder zwei Lungenflügel zu sehen, die das Gute ein- und ausatmen – immer und immer wieder – und es zum Leuchten bringen?

Wirbel um das Licht

Kreisförmige Bewegungen ziehen wie bei einem Strudel alles zur weißen Mitte hin. Die Spirale erinnert an Naturphänomene wie Wasserstrudel, Gletschermühlen, Wirbelstürme, Schneckenhäuser u.a.m. Im Wesentlichen besteht das Bild aus Blautönen, die an einen Wassersog nach unten erinnern. Doch dann müsste es zur Mitte hin immer dunkler werden. Im Bild wird es jedoch immer heller und die kreisrunde Mitte erscheint mit den gebogenen Strahlen eher wie ein leuchtender Stern in dunkler Nacht.

Dieser Zugang wird unterstützt durch die mit Hügeln und Bäumen angedeutete Landschaft, die links unten zu erkennen ist. Sie wird zur Mitte hin in den Wirbel hineingezogen und löst sich dabei auf.

Was ist das für ein Wirbel um ein Licht, das die ganze Schöpfung um sich kreisen lässt und alle Aufmerksamkeit auf sich zieht? Was ist das für ein Stern, der sich der Dunkelheit widersetzt, ja kontrastreich in sie hineinzustrahlen und sie nachhaltig aufzuhellen vermag? Was ist das für ein Licht, das auch in der größten Dunkelheit noch wahrnehmbar ist und seine rettende Anziehungskraft ausübt?

In Psalm139,12 werden diese Gedanken staunend mit Gottes Allgegenwart in Verbindung gebracht: „Auch die Finsternis ist nicht finster vor dir, die Nacht leuchtet wie der Tag, wie das Licht wird die Finsternis.“ Und der Prophet Jesaia kündigt die Geburt des messianischen Herrschers mit dem Aufstrahlen eines hellen Lichtes über dem Volk an, das in der Finsternis lebt. Dieses Licht entreißt das Volk den „Todesschatten“. Er schreibt: „Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt. Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt. Man rief seinen Namen aus: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Die große Herrschaft und der Frieden sind ohne Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, es zu festigen und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit, von jetzt an bis in Ewigkeit.“ (Jes 9,1-6)

Die Geburt dieses Kindes wandelt den Sog nach innen in einen nach außen sprühenden Wirbel. In wunderbaren Worten beschreibt Paulus im Brief an die Kolosser das Heilswirken Gottes durch Jesus Christus: „Dankt dem Vater mit Freude! […] Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. […] Er ist Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. […] Alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen. […] um durch ihn alles auf ihn hin zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Frieden gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.“ (Kol 1,12a.13.15,16c.20)

Der Wirbel um das Licht ist also weit über die Advents- und Weihnachtszeit hinaus berechtigt, sofern Jesus Christus der Dreh- und Angelpunkt ist. Und überall, wo dem so ist, geht von ihm eine alles durchdringende, zum Leben verwandelnde Segenskraft aus.

Kein Platz für Gottes Sohn

Zwei geflügelte Männer in weißen Latzhosen stehen etwas verloren bzw. verwundert auf einem Fernsehgehäuse, das ein Stern mit Schweif gerade durchschlagen hat.

Auf der Innenseite des Gehäuses weist er nicht auf eine idyllische Krippenszene, sondern auf eine Dreierfamilie, die mit vielen Geschenken vor einem kleinen, mit Kugeln geschmückten Tannenbaum sitzt. Vater und Mutter hocken gelangweilt oder erschöpft in ihren Sesseln, ihr Sohn fotografiert das Ereignis des hereinbrechenden Sterns.  Erstaunlicherweise stehen auf ihrer Seite im Hintergrund ein verschmitzt schauender Ochse und ein lachender Esel. Die Wände ihrer Behausung sind mit Schlagworten wie BILDUNG IST KINDERSACHE, SKY, MY PERSON FIRST und in einem Stern SALE über den roten Buchstaben von XMAS bedeckt. Hier wird ein soziales Milieu auf dem Niveau einer Bild am Sonntag in Szene gesetzt, das den tieferen Sinn und Zugang zu Weihnachten verloren hat.

Wahrscheinlich aus diesem Grund stehen Maria in Gestalt einer einfach gekleideten Frau mit einem Neugeborenen auf dem Arm, und Josef auf der anderen Seite der Trennwand in der dunklen und kalten Nacht. Das Lämmchen verweist auf Jesus als dem Lamm Gottes, es scheint aber genauso zu frieren wie die kleine Familie.

Sozialkritisch formuliert der Künstler in dieser Krippe Missstände in unserer Gesellschaft. Weihnachten hat sich immer mehr zu einem Konsumfest entwickelt, bei dem es zentral um Erfüllung persönlicher Wünsche und um mehr oder weniger kostspielige Geschenke geht. Fast wie im Fernsehen (oder gar nach dessen Vorbild?) ist das Fest in vielen Familien zu einer großen Show verkommen, bei denen Christbaum und Geschenke zu netten Attributen eines profanisierten Weihnachtsfestes gehören. Alles dreht sich um die Familie, das Essen, die Dekoration und natürlich die Geschenke. Aber nicht mehr um die Geburt des Gottessohnes in unser Welt. Gnädigerweise erhält er vielleicht einen Platz in einer Krippe, vielleicht geht man auch zur Kirche – weil es sich so gehört. Aber die Heilige Familie und das Jesuskind haben viele vor die Türe gestellt. Sie finden keine Herberge, keinen Eingang und keinen Platz in den Herzen dieser Konsumfamilien.

Es ist Zeit umzukehren. Es ist Zeit, Gott wieder einen Platz in unserer Mitte zu geben, in unserem Leben. Die sonderbare Krippe zeigt, wie wir unser Leben von Konsumgütern bestimmen lassen. Es ist Zeit umzukehren. Es ist Zeit, Gott wieder einen Platz in unserer Mitte zu geben, einen festen Ort in unserem Leben. Die Konsumkrippe als kritisches Selbstbildnis möchte uns aufrütteln, uns wieder auf wesentliche Werte zu besinnen, damit wir unser Leben Tag für Tag mit Gottes Geist gestalten und es auf IHN ausrichten. Denn wenn wir anfangen, uns selbst zu verschenken, dann wird Weihnachten nicht nur an einem Tag, sondern das ganze Jahr gefeiert werden können.

Die Arbeit von Rudi Bannwarth war in der 79. Telgter Krippenausstellung “Auf der Suche nach dem Licht der Welt” im RELíGIO – dem Westfälischen Museum in Telgte zu sehen.

Gottes Liebe ist ausgegossen

Visionär ist die Schau, in der sich das Licht aus der Höhe in die menschliche Dunkelheit ergießt und sternförmig über einer winzigen Menschengruppe aufstrahlt. Denn dass ein Gott, der per se überirdisch, ewig und damit transzendent ist, sich entäußert und Menschengestalt annimmt, ist schlichtweg unvorstellbar.

Doch weil bei Gott nichts unmöglich ist, kam er in Jesus Christus zu uns auf die Erde und wurde durch Maria Mensch. Diesem Wunder nähert sich die Künstlerin ebenso wie die Heilige Schrift in Symbolen.

Gott ist Licht. Seine Ewigkeit wird durch die Kreisform, die keinen Anfang und kein Ende hat, beschrieben. Im Innern dieses Kreises erzählen wunderbar bewegte rote und gelbe Linien, dass Gott die Quelle des Lebens ist. Im weißen Herz kommt zum Ausdruck, dass Er reine schöpferische Liebe ist, die über sich hinauswachsen will. Davon erzählt die Schöpfungsgeschichte, die mit der Erschaffung des Lichts begann und mit der der Menschen endet (Gen 1,1-31).

Jesus ist das Licht der Welt, weil er aus dem Licht kommt. Durch die Parallelen zur Schöpfungsgeschichte verankert der Evangelist Johannes im Prolog seines Evangeliums Jesus in Gott, wenn er schreibt: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ (Joh 1,1-4)

Mit Jesus schenkt Gott seiner Schöpfung einen Neuanfang. Doch dieses Mal geht es nicht um die Erschaffung einer materiellen Welt, sondern um die Erneuerung des Menschen. Deshalb schreibt Johannes: „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. […] Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut […], sondern aus Gott geboren sind.“ (Joh 1,9.12.13d)

Jesus ist der Erstgeborene dieser neuen Schöpfung. Im Bild ergießt sich das Licht in die Dunkelheit hinein. Es bahnt sich einen bleibenden Weg durch die Dunkelheit und explodiert förmlich in einem großen leuchtenden Stern über der kleinen Menschengruppe. Diese ist aus Wachs geformt und vor dem unteren Bildrand auf einer Zündholzschachtel erhöht angeordnet. Maria im blau-roten Kleid kniet anbetend vor der Krippe ihres Neugeborenen, Josef steht als Hirte gekleidet daneben.

Die Künstlerin hat mit dem gekneteten Wachs symbolisch den neuen Adam geschaffen. Indem sie ihn figürlich geschaffen hat, ließ sie das (gemalte) Licht Materie annehmen. Sie bildet damit ab, wie „das Wort Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat“ (Joh 1,14a).

Die Streichholzschachtel ist ein Hinweis, dass wir uns aufmachen, uns begeistern und anzünden lassen, und so Licht werden sollen. Sein Licht will wie der Stern im Bild in uns leuchten. Denn die schwarze Fläche im Bild ist mehr als ein effektvoller Hintergrund. Sie ist die symbolische Darstellung alles Dunklen in unserem Leben. Sie ist Ausdruck unserer Verlorenheit ohne Retter. Sie zeigt unsere Sehnsucht nach Licht, nach Erleuchtung und Orientierung, letztlich nach Gott.

Carola Wedell führt uns mit ihrer visionären Schau erneut die großen Zusammenhänge der Geburt Jesu vor Augen. Und alle, die von seinem Licht erleuchtet sind, die sein Wort in sich aufnehmen und ihm Wohnung geben, können staunend in das Bekenntnis des Johannes einstimmen: „Wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14b).

Die Arbeit von Carola Wedell war in der 79. Telgter Krippenausstellung “Auf der Suche nach dem Licht der Welt” im RELíGIO – dem Westfälischen Museum in Telgte zu sehen. 

Licht im Herzen

Das Dargestellte konzentriert sich auf das Wesentliche. Eine weiße Reitergruppe befindet sich unter einem Sternenhimmel. Zwei der Reiter zeigen mit ausgestreckten Händen zu den Sternen. Fünf feine weiße Strahlen, die von den Köpfen und Händen der Reiter ausgehen, verstärken die intensive Beziehung zwischen dem hellen Element unten und dem dunklen Element oben. Neben ihrer Körperhaltung und den erwähnten Strahlen verbindet jeden Reiter ein goldener Punkt auf der Brust mit den vielen leuchtenden Punkten am Firmament. Die Bodenhaftung und ihr Weg werden durch eine einfache waagrechte Linie zum Ausdruck gebracht.

Durch die verschiedenen Zeichen wird deutlich, dass die drei Reiter wachsame und suchende Zeitreisende sind, die im Sternenmeer den Stern ausgemacht haben, dem es lohnt zu folgen. Sie sind Menschen, die dem himmlischen Zeichen zugetraut haben, sie zum Gottessohn als Ursprung und Vollendung des Lebens zu führen. Das wird ihnen als Weisheit angerechnet, ebenso, dass sie ihrer inneren Sehnsucht, dem Feuer und dem Licht, das in ihnen brennt, gefolgt sind.

Lebhaftes Gestikulieren, ja Begeisterung ist den Reitern anzusehen. Begeisterung, dass Gott mit ihnen ist und sie führt. Denn das Kreissegment und die Tiefe des Weltalls künden von der Unendlichkeit Gottes. Der aufgespannte Sternenhimmel wölbt sich zudem schützend wie ein Dach über die Reitergruppe, gleichzeitig scheint er sie wie ein Gleitschirm zu tragen, damit sie ihr Ziel, Gott mit eigenen Augen zu sehen und ihn mit ihren Gaben beschenken zu können, erreichen.

Die drei Weisen aus dem Osten können uns ein Vorbild sein, wie wir Seine Zeichen suchen und ihnen folgen sollen, damit wir Gottes Sohn auch in unserem Leben finden, bestaunen und beschenken können in den Kleinen und Bedürftigen dieser Welt.

Vielleicht stellt die Arbeit aber auch die drei Weisen bereits auf dem Heimweg dar? Der goldene Punkt auf ihrer Brust könnte dann als Symbol für die Erfüllung ihrer Sehnsucht gedeutet werden, als Zeichen, dass sie Gott gesehen und in sich aufgenommen haben. Im Bild erzählen sie gerade lebhaft, wie sie seinem Stern gefolgt sind und er sie völlig unerwartet in einem Stall das göttliche Kind habe entdecken und anbeten lassen. Glückselig bringen sie IHN nun als „Bethlehemlicht“ nach Hause, um ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen, damit auch sie Sein Licht und Seine beglückende Gegenwart erfahren können. Ob nun Hin- oder Rückweg, die drei Weisen können uns helfen, uns auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren und danach zu handeln.

Unerwartet – Nachts im Wald

Durch das Licht wird der Blick von der rechten unteren Ecke in das Bild hineingeführt. Es handelt sich um eine verschneite Wiese, die nach rechts leicht ansteigt und in deren Mitte ein kahler Baum steht. Nur durch den Schnee wird sichtbar, wie er sich aus dem Wiesenboden erhebt und gleich einer Lichtsäule alles über den Bildrand hinaus in die Höhe zieht. Rechts von ihm führt der Horizont direkt in die undurchdringliche Nacht, wobei die Schneeflocken die Nacht wunderbar verzaubern und wie Sterne in die Weite des nächtlichen Kosmos öffnen. Links vom Baum sind im Hintergrund schwarze Baumstämme und damit Wald erkennbar, davor aber eine Gruppe Menschen. Auf den ersten Blick denkt man an Hirten, die mit ihrer Herde auf dem Feld lagern, vielleicht auch an eine Gruppe Obdachloser oder Flüchtlinge.

Aber bei der Entdeckung, dass es sich bei dieser Menschengruppe um Jesus und die zwölf Apostel beim Letzten Abendmahl handelt, ist das Erstaunen groß. Alles hätte man hier erwartet, aber nie Jesus in der Abendmahlszene nach Leonardo da Vinci, der auf dem Horizont der Wiese seine Arme genauso ausbreitet wie auf dem Abendmahltisch. Jesus mit seinen Jüngern in dieser Umgebung wiederzufinden ist befremdlich und irritiert. Was macht er hier, was hat er hier verloren? Wieso malte die Künstlerin die Gruppe in diese unwirtliche Landschaft? Die aufgebrachten Körperausdrücke und die heftigen Gesten der Jünger stehen für Ihre Fragen, Gespräche und Diskussionen. Sie könnten auch unsere sein.

Wieso ausgerechnet Jesus und die Jünger beim letzten Abendmahl? In der vorweihnachtlichen Zeit verbinden wir die nächtliche Landschaft vielmehr mit Vorstellungen der schwangeren Maria auf dem Esel und einem Josef, der vorausgeht. Vielleicht dachten wir spontan auch an das Adventslied „Maria durch den Dornwald ging …“ Doch hier spricht Jesus mit ausgebreiteten Armen in die Winterlandschaft hinein: Nehmt und esst, das ist mein Fleisch. Und das ist mein Blut, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis. (vgl. Mt 26,26f)

Es sind die Worte, die er einige Tage vor seinem Tod am Kreuz zu seinen Jüngern gesagt hatte. Die Bildumgebung schafft durch die Nacht, das Licht und den Schnee eine Parallele zu unserer vorweihnachtlichen Zeit des Advents, in der wir gleichsam mit Maria und Josef auf die Heilige Nacht zugehen, in der Jesus geboren wurde. Damit wird auf eine ungewöhnlich neue Weise die Geburt Jesu in Verbindung mit seinem Sterben gebracht. Gleichzeitig wird unser Blick für das Besondere geschärft und wir werden gleichsam aufgerufen, wachsam zu sein, um sein Kommen am „Rand der Welt“ wahrzunehmen, zu sehen und für ihn bereit zu sein. Von Anfang an schenkt sich Jesus in unsere Dunkelheiten, Kältezonen und Erstarrungen hinein, auf dass sie wieder hell, warm und lebendig werden. – Bereiten wir uns vor, seien wir wachsam, damit wir ihn nicht verpassen, wenn er ganz unauffällig in unser Leben eintritt und es mit Leben erfüllen will.

Tanzender Stern

Von links oben fliegt dieser Stern in den Bildraum. Er zieht einen geflochtenen Schweif hinter sich her und scheint sich in seiner jetzigen Position aus seiner hellen Mitte gerade voll zu entfalten.

Dies einerseits durch das hellgelbe Licht, das sich über sieben Extremitäten strahlenförmig in alle Richtungen ausbreitet und darüber hinaus die dunkelblaue Nacht verklärt und in warmes Grün verwandelt. Andererseits sprüht der Stern durch die geschwungenen Linien und die feurig-warmen Flächen vor Energie. Sie bedecken ihn wie ein luftiges Kleid und tragen viel zu seiner tanzenden Erscheinung bei.

Fast meint man eine menschenähnliche Fantasiegestalt mit kurzen Beinen und Armen zu sehen, die zudem noch Flügel hat. Wie ein Quirl zwirbelt der Stern durch die Nacht. Doch in ihm ruht das Licht. Kreisrund und ohne wirkliche Begrenzung offenbart es sich als göttliche Gegenwart und Quelle. Der Stern – Lichtträger, Freudenbote, Lebensbringer – von Gott zu uns Menschen.

Prof. Dr. Dr. Ingrid Riedel erklärte in ihrer Ansprache anlässlich der Vernissage zur Ausstellung „LEBENsFARBEN“ (Kloster Hegne, 30.11.2014), dass die diagonale „dynamische Achse eine Bewegung vom Symbolraum des Väterlichen – links oben – zu dem des Mütterlichen hin – unten, mehr rechts – darstellen kann, wobei bei religiösen Themen diese Achse auch aus der Richtung der Transzendenz – der des väterlichen Gottes – her kommen kann. Von dort her käme also der tanzende Stern mit seinem wundersam geflochtenen Schweif aus Gelb, zartem Rot und Grün, eingeflogen in die Zone des Nahen, Konkreten, des Irdischen, des Hier und Jetzt, …“

Der Betrachter ist somit der Empfänger des Lichts, das der Stern in sich trägt. Er will es uns geben, damit wir wie er von innen her erleuchtet werden und selbst lebendige Lichter in den Dunkelheiten dieser Zeit werden. Frohe Lichtträger, vor Freude tanzende Lichtträger, voller Leben und voll ansteckender Energie.

So wie der Stern von Bethlehem. Die Weisen aus dem Osten haben ihn als besonderes Zeichen erkannt, sind ihm gefolgt und hatten dadurch das Glück, das „Licht der Welt“ (Joh 8,12) von Angesicht zu Angesicht schauen zu dürfen und von ihm durchdrungen und erfüllt (vgl. Mt 2,10) selbst zu einem Licht in seiner Welt zu werden.

Wenn Friedrich Nietzsche Zarathustra zu seinem Volk sagen ließ: „Ich sage euch: Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können, ..” (Also sprach Zarathustra), dann um unsere Sehnsucht zu ermutigen, über das Sichtbare dieser Welt hinauszuschauen und von dort her das Heil zu erwarten.

Verheißung – mehr als ein Lichtblick

Es muss eine traumhaft schöne Nacht sein, wenn so viele Sterne am Himmel sichtbar sind. Die unzähligen Lichtpunkte verwandeln die schwarze Unendlichkeit in ein funkelndes Lichtermeer. Groß und stark steht jedes einzelne Licht am Firmament. Viele von ihnen sind vier-, fünf- oder gar sechseckig ausgeformt – und funkeln wie Kristalle. Um jeden Stern hat sich ein Lichtkranz gebildet, der das tiefe Schwarzblau aufhellt.

So funkelt der Nachthimmel kristallin und klar über dem blassgrünen Grasband, das sich im unteren Drittel quer durch das Bild zieht. Es erdet den Blick zum Himmel, es verortet den Blick ins Weltall. Grünbraun stehen die kurzen Grasbüschel auf dieser Erderhebung, die keinen Blick in die Weite der Landschaft erlauben, sondern die unmittelbare Umgebung, den konkreten Lebensraum als Ausschnitt der ebenso wenig fassbaren Erdoberfläche wie die Weite des Himmels darstellen.

Zwischen den Grasbüscheln sind helle und dunkle Stellen erkennbar, die an Sand erinnern, an eine Steppenlandschaft mit schräg gewehten Grashalmen. Kargheit spricht aus ihnen, Widerstand gegen Trockenheit, Wind und den Wechsel von großer Hitze am Tag und Kälte in der Nacht.

Neben den vielen weißen Lichtern finden sich auch gelbe Lichter, allerdings über die ganze Bildfläche verstreut. Mit ihnen scheinen die Lichtpunkte auf die Erde zu fallen, sie gleichsam zu befruchten und einzelne Gräser in Blumen zu verwandeln. Sie verbinden die Erde mit dem Himmel.

Das Bild kann einfach als Abbildung der Natur gesehen werden. Eine andere Bedeutung kommt ihm zu, wenn das Bild die Schau eines unsichtbaren Betrachters wiedergibt, der wie wir dieses Naturschauspiel sieht. Dem Bild ist zu entnehmen, dass er in einer kargen steppenartigen Landschaft lebt, in der er derzeit keine großen Aussichten hat.

In so einer Situation stand Abraham, als Gott ihm nach der Trennung von Lot viel Land und „Nachkommen zahlreich wie den Staub auf der Erde“ verheißen hat (Gen 13,14-18). Nach der Begegnung mit Melchisedek erneuerte Gott seine Verheißung und konkretisierte, dass ein leiblicher Sohn sein Erbe sein werde. Darauf „führte ihn [Gott] hinaus und sprach: Sieh doch zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein. Abram glaubte dem Herrn und der Herr rechnete es ihm als Gerechtigkeit an“ (Gen 15,4-6).

Abraham glaubte das menschlich Unmögliche! Dadurch wurden für ihn die vielen funkelnden Sterne zu Symbolträgern, die Licht in seine menschliche Dunkelheit und Ausweglosigkeit brachten. Sie wurden für ihn zum Sinnbild der Verheißung, dass Gott mit ihm ist und ihn wegen seines unerschütterlichen Glaubens an seine Zusage zu einem Segen für Generationen machen werde. Und in jeder Nacht, in jeder Dunkelheit wurden die Sterne dadurch zu Lichtblicken und zur Ermutigung, im Glauben nicht nachzulassen.

In dem Sinne vermag das Bild an Gottes Verheißung an Abraham zu erinnern. Es ermutigt aber auch, gerade in Zeiten der gefühlten Gottferne oder gar Abwesenheit den Kopf nicht hängen zu lassen, sondern den Blick zum Himmel zu erheben und die Sterne zu schauen. Die Sterne mögen weit weg erscheinen, durch Wolken oft nicht sichtbar sein, dennoch sind sie da. Ebenso ist Gott da, er steht zu seiner Verheißung. Nicht nur an Abraham, sondern an jeden, der wie Abraham Gottes Treue glaubt. Dann werden Sterne über einen Lichtblick hinaus zu Lichtträgern werden, die fest und kostbar wie Edelsteine die Zusage Gottes wach halten.

Rose und Mensch

Ein rosarotes Feld mit schönen Schattierungen dominiert das Bild. Erst auf den zweiten Blick mag in den Formen und Schattierungen eine Rosenblüte sichtbar werden. Im Vergleich zum Stern neben ihr und den feineren Strukturen unter ihr schwebt sie – es sind kein Stiel und keine Blätter zu sehen – geradezu übergroß im Bildraum.

Dieser ist dem Stern nach und der Pyramide unter ihm im Außenraum anzusiedeln, im Bereich zwischen Himmel und Erde. Der gelbe Boden suggeriert im Zusammenhang mit der Pyramide zudem eine Wüste, die Neigung auf der rechten Seite die Wölbung der Erde.

Da, mitten drin, umgeben von lilafarbenen Spurenelementen, in der roten Farbe intensiver, aber dennoch mit der Rose darüber korrespondierend, eine liegende menschliche Gestalt. Ihre Größe ist schwer auszumachen. Im Vergleich zur Rose über ihm erscheint der Mensch klein und irgendwie auch einsam. In seiner roten Farbe erweckt er den Eindruck voller Leben, voller Liebe zu sein. Die Farbspuren um seinen Kopf lassen aber auch seine Verletzlichkeit spüren, vielleicht auch schon die seelische und körperliche Gewalt, die er später einmal erleiden muss.

Wer den lila Farbspuren nachgeht, wird um das Menschenkind herum zwei feine, gerade Linien entdecken. Erstaunlich: dieser Bildbereich scheint aufgeklebt, eine Collage, ein Ausschnitt aus einem anderen Bild zu sein. Ob die Künstlerin dem Betrachter damit sagen will, dass dieses Menschenkind seinen Ursprung an einem anderen Ort hat? Der Gedanke scheint nicht abwegig, denn über eine lila Farbspur im Stern ist direkt über dem Kind in der linken oberen Ecke des Bildes ein ähnliches Bildelement angesiedelt, allerdings mit einer organischeren Begrenzung. Es ist, als wäre der Himmel hier aufgerissen und der Ausschnitt darunter ganz klar dem Himmel zugehörig. Dadurch kann dem Kind eine göttliche Abstammung zugeschrieben werden. Der da allein in der weiten Wüste daliegt, nur von mysteriösen lila Farbspuren umgeben, muss Gottes Sohn sein. Der Stern über der Pyramide kündigt an: Gott selbst schenkt der Welt seinen Sohn. „Unweit“ der Pyramiden wurde er im Nahen Osten geboren.

Doch wieso mag die Künstlerin die Rose so groß gemalt haben? Worauf will sie mit ihr wohl hinweisen? Ob sie an das Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“ aus dem 16. Jahrhundert erinnern will, in dem Jesus als die Rose besungen wird, als das „Blümlein“, das aus dem Rosenstock Maria hervorging und als dessen Wurzel Jesse gesehen wird? Im Vergleich mit dem Bildmotiv „Wurzel Jesse“ (z.B. Wikipedia) wird deutlich, dass die Künstlerin durchaus Bildelemente verwendet haben mag. Die liegende Gestalt könnte auch Jesse darstellen, über dem (und durch die im Bild unsichtbare Maria) die wunderbare Rosenblüte Jesu aufgeht. Sie ist größer als der Stern, der ihn angekündigt hat. Sie wächst von der Erde her dem Himmel zu, Gott und die Menschen wunderbar und neu miteinander verbindend.

Wenn aber in der Rose eine symbolische Darstellung von Jesus betrachtet wird, erhält auch die liegende Gestalt eine neue Bedeutung. Neben dem Jesuskind oder seinem Stammvater Jesse kann in ihr auch ganz einfach der Mensch in seiner Erbärmlichkeit und Hilfsbedürftigkeit gesehen werden. Was wir im Bild in einer kosmischen Schau zusammensehen, sieht der liegende (und damit aufschauende) Mensch sich über ihm entfalten. Im Symbol der Rose sehen wir, wie sich Gott durch Jesus in Liebe dem Menschen zuwendet, ihm machtvollen und doch sanften Beistand schenkt.

Stern von Bethlehem

Erwartungen
In Kenntnis des Titels ist der Betrachter in seinen Erwartungen wahrscheinlich zuerst irritiert. Einen Stern sieht der Künstler in dieser Arbeit? Mit Sternen verbinden wir normalerweise Leichtigkeit, Leuchtkraft und Strahlen. Von all dem ist hier wenig zu erkennen. Diese Sternskulptur schwebt nicht, leuchtet nicht im Ganzen und die vorspringenden Vierkantblöcke entsprechen überhaupt nicht unseren Vorstellungen von Strahlen. Die Skulptur enttäuscht unsere Erwartungen und stellt vielmehr Fragen: Wie kann diese Arbeit einen Stern darstellen, erst recht den Stern von Bethlehem, der die drei Weisen zum Geburtsort von Jesus Christus geführt haben soll?

Die Stahlkonstruktion gibt sich nicht nur von ihrem Material her schwer, sondern auch von ihrem Inhalt. Aber vielleicht ist gerade das ein Zugang: Es könnte sein, dass der Künstler eine Skulptur schaffen wollte, bei der durch das Gewicht wie durch den komplexen Inhalt die große – schwere – Bedeutung dieses außerordentlichen Sterns zum Ausdruck kommt. Vielleicht ist es des Künstlers Absicht, dem Betrachter den Zugang nicht zu einfach zu machen. Vor gut zweitausend Jahren haben auch nur die drei Weisen die Botschaft des Sterns zu deuten vermocht und sind ihm gefolgt. Die Erwartungen im Volk Israel sahen ganz anders aus. In diesem Punkt wird unsere Skulptur dem Stern von Bethlehem ähnlich. Sie ist ebenso wie das Zeichen am Himmel schwer verständlich und erwartet eine Deutung.

Göttliche Fülle
Mit der Plastik wird in radikal einfacher, geometrischer Form versucht, dem Geheimnis von Weihnachten Ausdruck zu verleihen. Es geht um die Menschwerdung Gottes, um die einmalige Vereinigung von Gott und Mensch in Jesus Christus. In ihm berühren sich Himmel und Erde, das Unendliche mit dem Endlichen.

Der von allen Seiten durchdrungene Kreis fällt auf. Er verbindet, hält zusammen, bündelt. Geballte Kraft ist in ihm zu spüren. In seiner Geschlossenheit ohne Anfang und Ende ist er ein Symbol für Gott. In der sonst leeren Mitte kreuzen oder vielmehr durchdringen sich drei Vierkanteisen. Geradezu mit Gewalt scheinen sie den Kreis zu queren und seine Mitte zu füllen und zu definieren. Technisch ist die dreifache Verdichtung des Zentrums durch die vom Breitkantigen über das Quadratische zum Hochkantigen gehende Veränderung der Balken entstanden. Symbolisch gesehen bilden die beiden Stehenden ein X und verweisen auf den ersten Buchstaben des griechischen Hoheitstitels von Jesus: „Christos“ – „Gesalbter“ (hebräisch „Messias“) . Der horizontale Balken erinnert in seiner massigen Art an das Kreuz und somit an den Tod von Jesus. Die „Strahlen“ ergeben sich insofern erst nach der Durchdringung dieses Kreiselements, nach dem erduldeten Leid. Sie künden zum einen eine Herrlichkeit, welche von Gott her bedingt ist, zum anderen die Erniedrigung und Begrenzung durch menschliche Gewalt.

Erwartende Leere
Der Sockel, auf dem der wuchtige Stern ruht, gleicht in der Gesamtform einem einfachen Haus. Eine feste, durchgehende Basis, kurze Seitenwände, die sich schon bald zu einer Dachform neigen, umschreiben einen fast dreieckigen Freiraum. Offenheit strahlt dieses Haus aus, gleichzeitig Geborgenheit. Alles scheint für die Ankunft vorbereitet: in der Waagrechten die Krippe, in den sich zuneigenden Balken, die sich in der Mitte des Kreises treffen, symbolisch Maria und Josef, die sich erwartend einander zuneigen. Auf dieses Haus hat sich Gott sichtbar in Sternform niedergelassen, um zusammen mit Maria und Josef der noch unsichtbaren Wirklichkeit in ihrer Mitte einen geschützten Raum zu geben, denn sie erwarten in dieser Nacht die Geburt des göttlichen Lichts. Dieser Stern über Bethlehem hält sich mit seinem Licht zurück. Aber spiegelt sich in ihm nicht schon das Licht einer anderen Lichtquelle, welche bereits die Nacht erleuchtet?

Erfüllung
Nach den bisherigen Betrachtungen bringt die Stahlplastik von Thomas Werk mehr zur Sprache als erwartet wurde. Die einfachen Elemente lassen Altbekanntes in neuen Zusammenhängen sehen. Ganz im Materiellen verwurzelt, bringen sie das Metaphysische zum Ausdruck, das Unsichtbare und doch Wesentliche, welches jene Heilige Nacht charakterisiert.

Dennoch wären die bisherigen Erkenntnisse unvollständig, wenn sie den Stern nur aus der Sicht des Arbeitstitels ergründen würden. Denn die ganze Plastik kann auch als stehende Gestalt gesehen werden, bei der die Enden des horizontalen Balkens ihre ausgebreiteten Arme bilden. Die starke Vereinfachung lässt wahrscheinlich mehr als die beiden hier erwähnten Betrachtungsweisen zu. Durch die massive, kantige Bauweise erscheint das Gebilde einerseits breitbeinig und sperrig wie ein Widerstandskämpfer mit einem stark bewehrten Bauchbereich. Andererseits können die beiden Senkrechten auch als zwei Gestalten gesehen werden, die sich, nach hinten geneigt, in der Mitte umarmen und halten, mit den „Köpfen“ über dem Kreis einander anschauend. Der waagrechte Balken wird bei dieser Sichtweise zu einer Last, der die beiden in ihrem gemeinsamen Lebensbereich durchdringt. Miteinander vermögen sie sein Gewicht zu stemmen und auszuhalten, unterstützt durch die im Kreis angedeutete Kraft.

Damit könnte dieser Stern darauf hinweisen, dass der Stern von Bethlehem auch Stern über meinem Haus, über unserem Leben ist. Sein Dasein würde dann nicht nur die Ankunft des göttlichen Kindes verkünden, sondern die beschützende und stärkende Gegenwart Gottes – von der Wiege über die Hochzeiten des Lebens bis zur Bahre – immer in der Mitte des Lebens. Überall dort, wohin in der Begegnung der Liebe die Fülle des Lebens getragen wird.

Dieser Bild-Impuls wurde in der Ausgabe 4/2007 der Zeitschrift “das münster”, Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft erstveröffentlicht.

Im Anfang – eine Idee

Lasierende gelbe Farbschichten vor schwarzem Hintergrund, Farbläufe und -spritzer in alle Richtungen, unzählige, über die ganze Bildfläche verteilte Farbtupfer bilden zusammen ein wildes explosives Durcheinander. Die vielen Lichtpunkte und die beiden großflächigen Lichterscheinungen lenken unseren Blick zum Himmel und entführen ihn in die unendliche Weite des Alls.

Doch da, die aufspritzende Farbe suggeriert ein aktuelles Geschehen, die beiden in allen Nuancen leuchtenden Wolken lassen an etwas unfassbar Großes denken, das gerade am Entstehen ist. Wäre da nicht eine schmale horizontale Fläche am unteren Bildrand, dem Betrachter würde vor Staunen der Boden unter den Füßen weggezogen und er verlöre das Gleichgewicht angesichts des gewaltigen Spektakels.

Diese kleine Fläche gibt Halt und lässt an eine windstille Wasseroberfläche denken, in der sich das Weltall mit seinen Sternen und Lichterscheinungen spiegelt. Könnte sie das Urwasser darstellen, von dem die Bibel in den ersten Worten erzählt, dass es am Anfang zusammen mit der Finsternis die Erde bedeckte?

Dann könnten die beiden die Dunkelheit durchbrechenden Lichtblitze so etwas wie das Aufflackern des ersten Lichtes sein, das sich mit der Zeit zum Tag entwickelt. Allein die Vorstellung ist schon umwerfend: Zuschauer bei der einzigartigen Entstehung eines Planeten zu sein, der im grenzenlosen All aus einer wunderbaren Idee heraus seinen Lauf nimmt.

So utopisch das Ganze erscheinen mag, das Gemalte könnte auch ein Bild für das sein, was sich bei der Geburt einer Idee in unserem Kopf ereignet. Entsteht sie nicht auch aus dem Nichts, leuchtet sie nicht gleichsam als Gedankenblitz in der Weite unseres Verstandes auf? Oft haben wir Schwierigkeiten, den initiativen Gedanken klar zu fassen, weil er noch zu nebulös ist. Doch das, was wir im Geiste erfassen konnten, ist elektrisierend, voll lichter Hoffnung. Denn in einem solchen Anfang steckt das Potential alles zu verändern! Denken wir nur an die zündenden Ideen in der Wirtschaft, der Politik, der Kunst oder der Philosophie.

Sind wir nicht alle in unterschiedlichster Art und Weise am Schöpfungsvorgang beteiligt? Tragen inmitten der vielen leuchtenden „Stars“ nicht auch meine Ideen die verheißungsvolle Kraft in sich, Großes zu bewirken, Leben hervorzurufen und die Welt, vielleicht nicht maßgebend, aber durch das wie Licht wirkende Denken und Handeln doch befreiend und erfreuend mitzugestalten?

Stern

Sterne gehören zum Nachthimmel … und in die Advents- und Weihnachtszeit.

Der Stern von Winfried Muthesius will jedoch weder an den einen Ort noch in die andere Zeit passen. Grob und unförmig ist das Holzstück aus einem größeren Ganzen herausgeschnitten worden. Die Umrisse des Sterns sind mit Gewalt in die mit Bitumen bedeckte Oberfläche des Fragmentes eingearbeitet. Bitumen blättert ab, stellenweise ist der gelbe Grund sichtbar.

Dieser Stern kündet nicht von der Schönheit der Schöpfung und schon gar nicht vom hellen Licht, dem die drei Weisen zum Stall in Bethlehem gefolgt sind. Durch die sechs Ecken ist er wohl als Davidstern erkennbar und spannt den Bogen nach Israel, dem Geburtsland von Jesus.

Aber aus diesem Stern spricht Gewalt, Leid, Schmerz. Er erinnert mich an ungepflegte Wohnungen, wo die Farben abblättern und darunter liegende Schichten und Zeiten sichtbar werden. Dieser in die Wand gehauene Stern scheint wie eine Ausprägung des in diesem Raum stattgefundenen Lebens zu sein. Die Axthiebe kommen mir wie Einschüsse von Gewehrkugeln vor …

Mahnend und bedrückend erinnert dieser Stern an die rassistischen Gewalttaten an den Juden. Was geschehen ist, darf nicht überstrichen werden oder in Vergessenheit geraten. Die Katastrophe muss in unserem Gedächtnis eingekerbt bleiben, damit wir sensibel für Gewalt  und Ungerechtigkeit in der Welt bleiben.

Nach wie vor werden Menschen wegen ihrer Herkunft und ihres Glaubens verfolgt, gefoltert und getötet. Nach wie vor leben Menschen unter unmenschlichen Bedingungen, werden ihnen Würde und Grundrechte aberkannt, befinden sie sich heimatlos auf der Flucht, um zu überleben.

Hat Gott seinen Sohn nicht ihretwegen in die Welt gesandt? (vgl. Lk 4,18; Jes 42,3) Soll nicht gerade ihnen Gerechtigkeit von höchster Stelle widerfahren? Wird Gott nicht ihretwegen als Retter erwartet – auch heute noch? Sehnsüchtig, erwartungsvoll, adventlich?

Viele Hilfswerke machen besonders in der Advents- und Weihnachtszeit auf ihre Arbeit aufmerksam. Wie der Stern von Winfried Muthesius rütteln sie an unserem Gewissen, damit wir nicht untätig der Ungerechtigkeit und dem Leid in der Welt gegenüberstehen, sondern unseren Not wendenden Beitrag zu einer menschenfreundlicheren Welt leisten. Damit nicht nur einmal im Jahr bei den Reichen Weihnachten wird, sondern jeder Tag bei allen Menschen durch gegenseitigen Respekt und durch Fürsorge ein weihnachtliches Gepräge erhält.

Stern über meinem Haus

Ein zitronengelber Stern steht leicht seitlich verschoben über einer grünen Hausform. Er scheint vom Himmel herabzukommen, eine weiße gleißende Lichtspur hinterlassend, den ganzen Himmel erleuchtend. Begleitet wird er von weiteren Lichtwesen, die ihn auf seiner Erdenreise begleiten.

Eine große verwandelnde Kraft geht von diesem Stern aus. Sein Leuchten hat das unter ihm befindliche Haus zärtlich am Giebel berührt und es durch sein hineinfließendes Licht aus der dunkelblauen Häuserreihe hervorgerufen. Grün leuchtet es nun in der Farbe des Lebens und der Hoffnung, wie eine Kerze, die von ihrer Flamme erhellt wird.

Plötzlich wird das Innere sichtbar, all die schnellen Pinselstriche, die Farbunterschiede, das Schiefe, die Bewegung im Haus. Der Stern am unteren Ende der Lichtsäule scheint hier durch seine licht- und kraftvolle Berührung viel Staub aufzuwirbeln.

Der Stern über diesem Haus erinnert mich an den Stern von Bethlehem, der den drei Sterndeutern den Weg zum Geburtsort des göttlichen Kindes gezeigt hat. Aber es geht um mehr als die bloße Erinnerung an die drei Könige. Mir kommt es vor, als wolle dieser Stern auch uns zu Gott führen. Zu Gottes Gegenwart in uns – zu Gottes ständiger Geburt in der Tiefe unseres Seins. Kann das Haus nicht ein Symbol für mich, mein Leben, mein Sein, meine Welt sein?

Die Bildgestaltung erinnert mich an ein weiteres biblisches Bild: den Durchzug durch das Rote Meer, als die flammende Feuersäule vor den Israeliten zwischen den Wassermauern durchzog und diese vor den Verfolgern rettete. Links und rechts der Lichtsäule die tosenden Wassermaßen, unten in der Mitte das „Haus Israel“, über dem sich die Fluten zusammenzuschlagen drohen.

In beiden Ereignissen geht es um die Erscheinung des Herrn! (So wird der Dreikönigstag liturgisch genannt.) Gott offenbart sein heilbringendes Wirken gerade in den menschlichen Dunkelheiten wie Angst und Not jeglicher Art. Den Suchenden eilt er zu Hilfe und lässt sie seine heilende und verwandelnde Kraft schauen, erfahren: Licht in der Dunkelheit, Weite in der Enge, Geborgenheit in der Verfolgung, Frieden in der Zwietracht, Zuversicht in der Resignation, Vergebung in der Schuld …

Kann es sein, dass Gottes lichter Stern gerade jetzt über meinem Haus leuchtet?