Kosmologisch

Runde und rechteckige Formen gestalten dieses in blau-grün-weißen Farbtönen gemalte Bild. Dabei stehen freie Elemente geometrischen gegenüber. Eine Symmetrie wird angedeutet und doch überall aufgebrochen. Mehrschichtig führt das Bild in die Tiefe, die angeschnittenen Elemente jedoch über den Bildrand hinaus in die Weite.

Zwei Welten berühren sich in den verschiedenen Formen. Von unten her erhebt sich im Symbol des Rechtecks die Erde bzw. das Irdisch-Materielle. Von oben her senkt sich in den runden Formen sanft das Unendliche, Göttliche in das Bild hinein.

Die Basis bilden zwei leicht nach links geneigte Rechtecke mit bewegtem Rand. Weiche Formen, in denen sich spiralförmige Abdrücke und gepunktete Spuren befinden, die an Fingerabdrücke erinnern, aber auch an entstehendes Leben. Neblige Goldspuren deuten die Kostbarkeit dieses Bereichs genauso an wie der minimale rote Farbtupfer seine Verletzlichkeit. Im breiten Riss, der die beiden Elemente voneinander trennt, kommt ihre frühere Einheit zur Sprache, vielmehr aber ihre jetzige Zerrissenheit und Trennung.

Im oberen Teil werden sie durch einen halbkreisförmige, weiße konzentrische Linien überlagert und klammerartig zusammengehalten. Diese wiederum werden nach oben gespiegelt und von dort auch nach links und nach rechts, so dass sich eine T-Form ergibt, die auf den beiden aufrecht stehenden Rechtecken aufliegt. Diese weiße Manifestation im Zwischenbereich des Bildes vereint in sich rechteckige wie runde Formen, irdische wie göttliche Elemente. Sie überhöht die rechteckigen unteren Formen, bildet gleichsam einen Altar. Zudem stellt sie einen Übergangsbereich dar, hinter und über dem sich verschiedene Kreisformen erheben.

Der mit lebendiger Linie ganz dargestellte Kreis scheint über dem altarähnlichen Tisch zu schweben. Rund wie ein Himmelskörper ist er doch von der Farbe her anders. Erinnerungen an eine Sonnenfinsternis mögen aufsteigen, auch die seltsamen Gefühle, die einen beschleichen, wenn sich der Mond vor die Sonne schiebt und es immer dunkler wird. Doch im weiß gefaßten Kreis finden sich die gleichen Farben wie außen herum. Allerdings sind sie in ihm anders vermischt, hier kommen sie klarer zum Ausdruck – das helle Blau außen, übergreifend, innen das dunklere, intensivere, geheimnisvollere Blau, das die hellen Lichtpunkte besser zur Geltung bringt. Das Firmament ist das Kleid von diesem Himmelskörper, der von oben her wie von einem Kometen besucht oder befruchtet wird. Zu beiden Seiten wird er von runden Linien flankiert und ein erstes Mal gehalten. Wirklich eingebettet ist dieser schwebende kleine Kreis in dem großen, das Bild weit übersteigenden Kreis, der sich an seiner Außenseite mit einer intensiven grünen Bewachsung zeigt und sich fest in das altarähnliche Tischblatt einsenkt – bleibende Gegenwart, bleibende Ver-Bund-enheit.

Eine Schalenform zeichnet sich ab, ein darbietendes Gefäß, über dem sich der weiß umrandete Kreis erhebt. Gedanken an die Eucharistie mögen aufsteigen, Erinnerungen an das eucharistische Hochgebet, das der Priester – während er Kelch und Hostienschale erhebt – mit den preisenden Worte abschließt: „Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir, Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes alle Herrlichkeit und Ehre jetzt und in Ewigkeit. Amen.“ Danksagung in ihrer reinsten Form für die Größe und die Schönheit der Schöpfung, für ihre Rettung, für ihre Vollendung durch Gott.