Eingebettet in einen neongelben Farbrahmen, ist im Vordergrund ein gestaltetes Kreuz zu sehen, darüber gleich einer Lichterscheinung ein frontal dargestelltes Gesicht. Die Ecken und Ränder des Bildes weisen grauschwarze Schattierungen auf, so dass der Focus noch mehr auf das weiße Gesicht in der Bildmitte gelenkt wird. Seine Konturen sind verschwommen, doch die weit geöffneten Augen und der wie zum Pfeifen zugespitzte Mund sind klar zu erkennen. Daneben ist eine erhobene Hand mit einer großen Wunde zu sehen.
Wie das Gesicht über dem Kreuz angeordnet ist, muss es dasjenige von Jesus sein, der im Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel als „Licht vom Licht“ bezeugt wird. Wie aus dem Sonnenlicht tritt er uns in diffusem Weiß gegenüber. Als Sohn des Lichts und gleichzeitig als der Menschensohn begegnet er uns, entrückt und doch gegenwärtig, durch das Kreuz vom Betrachter getrennt und über es erhöht, uns doch nahe. So sind Jesu Herkunft und Aufgabe, sein Tod wie seine Auferstehung, seine Erhöhung ebenso wie seine Rückkehr zum Vater im Bild zu spüren. Zentral wird jedoch der Wendepunkt des Todes, der Auferstehung und des Abschieds von Jesus dargestellt.
Dunkel ragt der Kreuzstamm von unten in das Bild hinein. Das diesem Bereich eingeschriebene, schwarze Quadrat kann für vieles stehen. Es kann als Symbol für abgrundtiefe Nacht und Verlassenheit in den Todesstunden gedeutet werden, aber ebenso für das Grab oder den Zugang zum Reich des Todes, in das er hinuntergestiegen ist, um alle zu retten, die verloren waren. Die Kreuzmitte ist mit einem braunen Quadrat besetzt. Es sieht wie eine Öffnung aus. Kann es ein Symbol sein für den Übergang in eine andere Dimension, den wir uns nach dem Tod erhoffen? Darüber steht eine menschliche Gestalt mit ausgebreiteten Armen. Ob sie den Gekreuzigten oder bereits den zum Himmel Emporgehobenen darstellt, ist nicht einfach festzustellen. Da sie aber im oberen Teil des Kreuzes im Übergang zum Gesicht steht, mag sie eher den Auferstehenden darstellen, der noch die dunkle körperliche Schwere besitzt, sich aber bereits von allem Irdischen löst. In den waagrechten Kreuzesarmen mag rechts die Kälte des Todes bzw. des Winters dargestellt sein, links mit dem grünen Blätterpaar das aufkeimende Leben und die Hoffnung.
Von der Auferstehung kündet neben dem weißen Gesicht Jesu auch die erhobene Hand. Mit dem Wundmal offenbart sie dem Schauenden, dass Jesus wirklich der zum Leben auferweckte Gekreuzigte ist. Wie Jesus im Bild schaut und die Hand erhoben hat, erinnert er an die Begegnung mit den Jüngern nach seiner Auferstehung. Auch Thomas war dabei. Da trat Jesus durch die verschlossenen Türen hindurch „in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ (Joh 20,26-29)
Das durch und durch mit positiven Zeichen gestaltete Bild (auch das an sich negative Kreuz bildet eher ein Pluszeichen und ist von Verwandlung und Leben durchdrungen) vermittelt eine durch und durch von Ostern geprägte Ermutigung des Betrachters. Wie eine Ikone möchte es unseren Blick zur wahrhaftigen Begegnung mit Jesus führen, damit Sein Anblick bei uns Gutes bewirkt, heilt und ermutigt. Und ist sein Mund nicht so geformt, als würde er uns anhauchen und mit der Gabe des Heiligen Geistes beschenken? – Genauso wie er es damals mit seinen Jüngern gemacht hat, damit sie mutig in die Welt ziehen und in Tat und Wort seine frohe Botschaft verkünden? (vgl. Joh 20,19-23)
Im Heute sind wir seine Jünger. Von ihm mit Gaben beschenkt und befähigt, Gutes zu tun und Licht zu den Menschen zu bringen. Genauso wie Er.