Trinitarische Liebe

Drei leuchtende Kugeln bilden zusammen einen Dreipass, wie die verbundene Form von drei Kreisen im gotischen Maßwerk genannt wird. Die Form gleicht einem dreiblättrigen Kleeblatt. Die Konturen sind unscharf wie bei etwas, das ständig in Bewegung ist und deshalb nicht genau erfasst oder begriffen werden kann. Durch das innere Licht leuchtet der Dreipass in der nachtblauen Umgebung wie ein besonderer Stern.  Die feine Äderung erinnert an Bilder von im Mutterleib geborgenen Embryonen.

Die drei Einheiten formieren in der Weite des Universums eine unbegreifliche Erscheinung, eine geheimnisvolle trinitarische Vereinigung. In ihrer Einzigartigkeit sind sie schwer zu erfassen. Als Gestirn erscheinen sie uns in unerreichbar weiter Ferne. So können sie nur annähernd beschrieben oder sogar umschrieben werden. Die dunklere gelbe Außenseite lässt spüren, dass sie einander zugewandt sind, die Äderungen lassen vermuten, dass Leben in ihnen pulsiert, das fähig ist – wie bei der Zellteilung – unbegrenzt weitergegeben zu werden. Sie wirken wie eine atmende Gemeinschaft voller Energie und Bewegung, die in unaufhörlicher Beziehung Energie und damit auch Leben austauscht.

Die dreipassförmig vereinten Sonnen erinnern an Gott, der sich den Menschen trinitarisch als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart hat. Ein von menschlichen Erfahrungen geprägtes Bild für die Keimzelle einer von Leben erfüllten Gemeinschaft. Dagegen bietet das Bild eine mystisch-kosmische Vorstellung der Trinität. Die Vision vermittelt auf abstrakt-lebendige Weise das Wesen der Trinität. Der Perspektivenwechsel rückt Gott als den unvorstellbar Anderen zunächst in weite Ferne und man fragt sich, wie da eine Beziehung entstehen kann und wo der Platz des Menschen oder der Schöpfung ist.

Bei genauer Betrachtung fällt in der Mitte ein viertes Element auf. Es befindet sich im Kern der Gemeinschaft, an dem Ort der vollsten und ungeteilten Zuwendung und Aufmerksamkeit. Wie wäre es, wenn wir uns an dieser Stelle vorstellen, mitten im Herzen der trinitarischen Gemeinschaft? Hat Jesus uns nicht genau das vermittelt, dass Gott Vater uns so liebt, wie Er den Sohn liebt? (Joh 17,23) Gott liebt uns und die ganze Schöpfung so privilegiert innig wie ein Vater oder eine Mutter ihr Kind lieben. Wie im Bild umgibt uns Gott von allen Seiten, er ist bildlich wie eine Gebärmutter, die uns in grenzenloser Geborgenheit rundum beschützt und Leben schenkt. Was auch immer geschehen mag, uns kann nichts passieren. Wir können unmöglich aus Gottes Liebe und Fürsorge herausfallen (vgl. Röm 8,38-39).

Weil Gott uns derart liebt und seine Liebe in unsere Herzen ausgegossen hat, dürfen wir etwas von dieser Liebe erwidern und sie allen Menschen und der ganzen Schöpfung zurückgeben. Wir sind berufen, nach dem Vorbild Gottes uns zu neuen lebensspendenden und -bewahrenden Einheiten zusammenzuschließen und wie Er alle Menschen und die ganze Schöpfung in unser Herz zu schließen (vgl. Röm 5,5; 1. Joh 4,19), sie zu unserem Herzensanliegen zu machen, ihnen – und nicht uns – unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, Liebe und dadurch Leben zu schenken.

Beflügelndes Miteinander

Leben ist diesem vermutlich intuitiv entstandenen Bild eingeschrieben. Leben ohne Vorgabe, ungebundenes, freies Leben! Lebendigkeit, die sich in der spielerischen Entfaltung von Strichformen und Farbakzenten, in der freien Bewegung und dem geselligen Miteinander äußert.

Das helle und fröhliche Bild kann auf ganz unterschiedliche Weise betrachtet werden. Nachfolgende Zugänge können eröffnende Impulse sein.

Welcher Strich, welches Lebenszeichen, mag wohl der erste auf der Leinwand gewesen sein? Wo fand ein zweiter Strich seinen Platz, als Ausgleich und Partner zum ersten? Welcher Strich ergänzte dieses Paar zu einem Trio bzw. zu einer Familie? Auf welche Weise verdichteten sich die Striche bis nach und nach das komplexe Gefüge einer (Farb- und auch Lebens-) Gemeinschaft entstand? Welche Striche sind bei der Entstehung der Komposition übermalt worden und haben dabei die Farbe gewechselt?

Die vielen Pinselstriche verunmöglichen wie bei einem Schneegestöber einen Blick in die Tiefe. Während vorne die starken Farben wirken, verwirbeln die schwächeren nach hinten. Die unterschiedliche Intensität ermöglicht umgekehrt ein Auftauchen oder Erscheinen der Farben, indem die Pinselstriche mit zunehmender Farbigkeit in den Vordergrund rücken und über den anderen Strichen zu schweben scheinen.

Diese lebensfrohe Komposition durchziehen fast unmerklich Bewegungen, die durch farb- und formbedingte Verdichtungen entstanden sind. Sie äußern sich in vielfältigen Bezügen, Farbintensivierungen, Aneinanderreihungen, Gruppenbildungen. So bilden zwei „Linien“ – ausgehend von den unteren Ecken – über der Bildkante eine in das Bild hineinführende Dreiecksform. Darüber, leicht nach rechts verschoben, eine Ansammlung von gelb-orangen und violetten Strichen, die eine Kreisform ohne feste Mitte bilden. Zudem schwingt ein großer Bogen von der rechten unteren Ecke links um die Kreisform herum zur rechten oberen Ecke hoch. Nicht zuletzt finden sich in der linken oberen Ecke gelb-orange Striche dicht beieinander. Einen Akzent bildet der vielfarbig schräg angelegte blau-weiße Strich in der oberen Mitte. Er wirkt in seiner Umgebung von gelben und weißen Strichen wie ein Ruhepol im Fluss der Farben, wie ein „Aufhänger“ oder Anker bei gedanklicher Unruhe. Ein spiegelbildliches Gegenüber oder „Dialogpartner” findet er in der gelbrot übermalten dunkelblauen Spitze des Dreiecks unten.

Es ist ein Tanz der Farben auf der Leinwand, bei dem jeder Strich voller Kraft und Dynamik für sich selbst stehen könnte und ein eigenes Kunstwerk bildet. In schier endloser Kombination steht jeder farbige Pinselstrich mit den anderen im Dialog und zusammen entwickeln sie eine Dynamik, die im Miteinander über sich selbst hinauswächst: beflügelnd, begeisternd, beseelend, bestärkend, belebend, bewegend. Durchdrungen und getragen von Dem, der das Leben selbst ist und es mit Seiner Liebe erfüllt.

In dem Sinne könnte das Gemälde ein Sinnbild einer Gesellschaft sein, die aus Individuen, wechselnden Gruppen und deren Interaktionen besteht. Einer Gesellschaft, in der durch die Liebe erbauende und einende Kräfte wirken, welche die vielen auseinanderstrebenden Gruppen zu einer Gemeinschaft verbinden. Ganz wie der Apostel Paulus Gläubige in Kolossai ermahnt: „Vor allem bekleidet euch mit der Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist! Und der Friede Christi triumphiere in euren Herzen. Dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar!“ (Kol 3,14-15) Wer so lebt, wird – wie jeder Pinselstrich im Bild – Spuren voller Leidenschaft, spontaner Lebenszeichen, tiefgründiger Freude hinterlassen, die das Miteinander beflügeln.

Lebenskreise

Sechs Kreisflächen in unterschiedlichen Farben bilden in der Mitte des Blattes einen Sechserblock. Jede Farbfläche wird von körnig-porösen Farbringen umkreist. Auf dem weißen Hintergrund bilden die sechs eine geschlossene abstrakte Gruppe, die in sich ruht und doch voller Leben ist.

Farblich und strukturell erinnert die Sechsergruppe an zwei nebeneinanderstehende Ampeln. Doch das Farbenspiel irritiert und fordert heraus, die Farbenwahl und ihre Anordnung als auch die umkreisenden Linien genauer zu betrachten.

Die Grundlage der Farberuption ist farblos neutral. In ihr spiegeln sich unendliche Weite als auch grenzenlose Offenheit. In ihrer Helligkeit wohnt die additive Fülle aller Farben, die sich in der Auswahl der sechs Farben beispielhaft in ihrer Vielfalt äußert. Die sechs Farben bilden eine Komposition aus den Primärfarben (Gelb, Rot, Blau) und den Sekundärfarben (Orange, Grün, Violett). 

Die verschiedenen Kreisflächen stehen durch ihre Farbidentität in unterschiedlicher Beziehung zueinander. So bilden die blaue und die rote Kreisfläche farblich gesehen die waagrechte Mitte. Der gelbe Kreis bildet mit der orangen Fläche und ihrer intensiven gelben Umkreisung eine Klammer oder Diagonale. Eine zweite Diagonale ergibt sich von links unten nach rechts oben über die den dunkler bzw. blau umrandeten violetten Kreis unten in der linken und oben in der rechten Reihe. Zum anderen überkreuzen und verschränken sich die beiden vertikalen Farbachsen mit den obersten beiden Farbflächen, da der orange Kreis die gelb-rote Farblinie der rechten Seite fortführt, das grüne Rund in der violett-blauen Farbfolge der linken Seite gesehen werden kann.

Dieses spannende Nebeneinander und Miteinander wird durch zwei weitere Faktoren verstärkt. Zum einen sind die Kreise von Hand geschaffen worden, also nicht kreisrund, zum anderen ist ihre Anordnung nicht genau untereinander oder nebeneinander. Diese freie Interpretation der strengen geometrischen Formen, diese kleinen Abweichungen von der Norm erfüllen die Komposition mit Leben und Lebendigkeit.

Die mit Wachsstiften gezogenen Ringe bilden neben den Kreisflächen und ihrer Anordnung das dritte gestalterische Element. Mit jeder der sechs Farben wurde jeder Kreis linear umkreist, eingekreist, umgeben, geschützt, gehalten, in Schwingung versetzt. Es ist, als würden sie sich gegenseitig Schutz geben, nicht nur durch die Nähe, sondern auch durch die ihm eigene Farbe. Gleichzeitig wurde so das Flächige aufgelockert, bilden sich Bezüge und Übergänge, Erweiterungen und Auren. Dem Gedruckten wurde somit etwas Manuelles beigefügt, dem Perfekten etwas Ungelenkiges, dem Geplanten etwas Spontanes, Einmaliges, dem Ruhenden etwas Bewegtes.

Damit führt die Grafik mitten in das spannende Miteinander, Zueinander und Füreinander des Lebens und der daraus entstehenden Gemeinschaften hinein. Sie lädt ein, durch die Symbole spielerisch über unsere Begabungen und Positionen in der Gemeinschaft wie über unsere Haltung und Beziehung zum Nächsten nachzudenken. Das alles mit Blick auf den lichten, endlosen Hintergrund, der die kreative Fülle und Lebendigkeit Gottes symbolisiert.

Flyer mit der Präsentation der sieben Grafiken

Die Originalgrafiken können beim Kunstverein für Christliche Kunst in München erworben werden.

Weiterer Bild-Impuls aus der Edition 2018 zur Fotografie von Michael Wesely.

mehr als acht Frauen …

Eine Maueröffnung gibt den Blick auf acht Frauen frei, die rege miteinander im Gespräch sind. Offensichtlich haben sich drei Gesprächsgruppen gebildet. Auf der linken Hälfte blicken drei Frauen erwartungsvoll auf die dunkelhäutige Frau am linken Rand, auf der rechten Seite sind je zwei Frauen miteinander im Gespräch. Sie hören einander zu, sie diskutieren miteinander, es scheint ihnen um die gleiche Sache zu gehen.

Die acht Frauen sitzen um einen mit einem weißen Tuch (das faltige Leinentuch lässt an frühchristliche Darstellungen von mit Leinenbinden umwickelten Verstorbenen denken) bedeckten langen Tisch und teilen miteinander Brot und Wein. Die Gesprächsrunde erinnert an das Letzte Abendmahl, ohne dass es in irgendeiner Weise einen Verweis auf eine traditionelle Darstellung gibt. Keine der Frauen nimmt die Position von Jesus oder des einen oder anderen Jüngers ein. Die Frauen sind modern gekleidet, unserer Zeit zugehörig. Und dennoch vertritt jede dieser Frauen auf eine ihr eigene Art und Weise charismatisch die Sache Jesu.

Denn der goldfarbene Hintergrund ist nicht einfach Dekoration, sondern er lässt sie eindeutig als Gesandte Gottes auftreten. Schlicht und einfach, sympathisch, engagiert. So eben, wie in der Kirche über Jahrhunderte hinweg von engagierten Frauen der christliche Glaube als etwas Kostbares an die nächste Generation weitergegeben und in die jeweilige Zeit hinein tradiert bzw. übersetzt worden ist.

Auch die Zahl Acht wird diesbezüglich kein Zufall sein, sondern kann als Hinweis interpretiert werden, dass die Frauen es – so wie die Zahl Acht keinen Anfang und kein Ende hat – von Generation zu Generation tun. Eine zweite Interpretationslinie geht vom christlichen Symbolverständnis der Zahl Acht aus: Wie Sieben die Zahl des Vollständigen, Vollkommenen ist, so ist Acht die Zahl der Erneuerung, des neuen Anfanges, der Fülle. Der achte Tag ist der Tag der Auferstehung Jesu Christi und aller auf seinen Namen getauften Menschen, er ist der Tag der Ausgießung des Heiligen Geistes. Im Gegensatz zu dem, was alt und vergangen ist, verbindet die Schrift den achten Tag in besonderer Weise mit dem Anfang des Neuen und mit dem, was JETZT ist. Gerade durch das Zeugnis der Frauen erneuert sich der Glaube unentwegt.

Die Maueröffnung suggeriert, dass mit dem Fresko etwas, das jahrhundertelang verdeckt war, wiederentdeckt wurde: Dass Amtsträgerinnen in der frühchristlichen Kirche ganz selbstverständlich zum neuen Lebensentwurf und sozialen Miteinander dazugehörten und letztlich im „Untergrund“ der Amtskirche bis in unsere Zeit wesentlich zur Glaubensverkündigung und -weitergabe beigetragen haben. Ihnen wird im Fresko ein Gesicht gegeben – typischerweise wieder ganz hinten in der Kirche. Aber sind sie nicht die „Türsteherinnen“, welche wo, wie und wann auch immer ihren Mitmenschen von ihrem Glauben erzählen und sie mit in die Kirche hineinnehmen?

Das Fresko erinnert an die ungebrochene Bedeutung der Frauen für die Kirche, an den den Rückhalt, die Basis, die sie durch die Frauen erhält. Auf der Brüstung der Chor-Empore haben die Namen der Amtsträgerinnen, an die das Gemälde erinnern soll, sichtbar einen Platz erhalten: Maria Magdalena, Martha, Phoebe, Junia, Lydia, Thekla, Priska und Die Namenlose. Diese Apostelinnen, Diakoninnen und Prophetinnen waren zu Jesu Zeiten und in seiner Nachfolge hoch angesehen und übernahmen mit Autorität verantwortungsvolle Führungspositionen in den ersten christlichen Gemeinden. Ohne ihr Engagement und ihren Mut hätte sich die damals neue Religion nicht entwickeln können. Ohne das (un)glaubliche Engagement der Frauen zu allen Zeiten wäre die Kirche nicht das, was sie ist. Ja, die Kirche hätte wahrscheinlich heute ein ganz anderes Gesicht, wenn die Männer den Frauen mehr zutrauen und ihre Leistung mehr achten würden. Die Katholische Kirche sähe wahrscheinlich sehr viel humaner aus. Das Fresko in der Rückwand der Kirche von Therwil ist diesbezüglich ein weiterer leiser Hinweis, den Frauen in der Katholischen Kirche endlich den Platz zu geben, der ihnen gebührt.

Bibelstellennachweis: Maria aus Magdala (Lk 8,3; Mt 27,55f; Mk 16,1-5; Joh 20,11-18), Martha (Lk 10,38–42; Joh 11,17-44), Phoebe (Röm 16,1), Junia (Röm 16,7), Lydia (Apg 16,14), Thekla (Paulusakten), Priska (Röm 16,3-4)

Bericht auf der Website der Kirchgemeinde

Unfassbarer Halt

Im Pfarreizentrum der Katholischen Kirchgemeinde in Wil finden sich an öffentlich zugänglichen Stellen wie Korridore und Treppenhaus 100 Wörter wie Gefühle, Amore, Krieg, Wow, Zweifel oder wie im Bild Halt in die Ziegelsteinwände gemeißelt. Die Worte treten kaum in Erscheinung (Detailbild). Sie sind einfach aus dem Ziegelstein herausgehauen, fallen nur durch das Spiel von Licht und Schatten auf. Schlicht und zurückhaltend sind sie präsent, laden zum Entdecken ein, zur Sinnsuche. Wer ihnen folgt, muss sich im Haus bewegen, unterschiedliche Standpunkte einnehmen. Dem einen Besucher mögen sie geheimnisvoll erscheinen, dem anderen vielleicht unverständlich. Begegnungen werden sich ergeben, vielleicht Gespräche über die Bedeutung dieser eigenartigen Wörtersammlung.

Denn nirgends steht geschrieben, dass diese Worte anlässlich des Totalumbaus des Hauses 2008-09 aus einer Umfrage bei den Gläubigen hervorgegangen sind. 584 Personen zwischen acht und 92 Jahren haben mit 1146 Begriffen auf die Frage geantwortet: „Welche zwei Worte sind für Sie / Dich im Zusammenhang mit GLAUBEN die wichtigsten?“ Es wurden sehr persönliche Begriffe gesucht, die viel mit der entsprechenden Person zu tun haben. Dabei wurden 65 Begriffe 652 mal erwähnt. Ausgewählt wurden:

Wasser Glück Trost Hilfe individuell fromm Gott Liebe Brot Zukunft Amore Engel Vertrauen Kraft Hoffnung Jesus Kirche Leere Geborgenheit Gebet Gemeinschaft Leben Sicherheit Licht Zuversicht Frieden Religion Zweifel Halt Familie Freude Ruhe Bibel Wärme Himmel ewig Geschenk Krieg schwer Luce Geist Stütze Maria Freunde Schatten Geld Weg Humor Kleider Herz Salz Verità Weg Gefühle Kontakt Angst Krampf Geheimnis Fest Treue Ziel Rückhalt Erfahrung viel Fanatismus Lügen forza Glut Spass via – offen Variationen Wow Schmerz Beweis Erde Kunst Corazón Vater Quelle Ewigkeit leicht Tod Macht Augen Suche Freundschaft Leid nichts Sinn Schönheit Heimat gleich Freiheit Mut Amen Stärke ? Kritik

Stellvertretend für alle anderen Wörter sehen wir im Bild das Wort Halt. Es lässt an Halt, Stopp, Anhalten, Innehalten, Aushalten usw. denken. Gleichzeitig mag die Frage nach dem Halt und Haltgebenden im Leben sich stellen … Sinnsuche. Was bedeutet der Glaube für mich? Woraus besteht er? Worauf ruht er, was gibt ihm Halt?

So wie die Wörter im ganzen Haus verteilt sind, so haben viele Menschen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen den Glauben an Gott. Ohne sie würde das Gebäude des Glaubens zusammenbrechen. Sie tragen es.

Zentraler Mittelpunkt ist Jesus, den der Künstler im großen Saal in Spiegelkontur so dargestellt hat, dass sich die Anwesenden in ihm spiegeln und wiederfinden können.

Mit einer zwölffarbigen Wand im Café wird an die Apostel erinnert, welche als Zeugen den Glauben an Jesus in die Welt hinausgetragen haben. Die einzelnen Farben finden sich an den Decken der Versammlungsräume wieder.

Die Gemeindemitglieder sind die heutigen Glaubenszeugen. Dadurch, dass sie ihre persönlichen Glaubenserfahrungen in die Gestaltung des Pfarreizentrums einbringen konnten, kommt zum Ausdruck, dass jeder Einzelne wesentlicher „Teil“ dieser Glaubensgemeinschaft ist. Sie sind unverzichtbare Bausteine dieses Hauses, das glaubenden Menschen offen steht, Menschen, die sich von Gott gehalten und geführt erleben, Menschen, die aus einer inneren Haltung heraus bewusst einander Halt sein wollen. Wie die im Haus verteilten Wörter wirkt jeder auf seine Weise und an seinem Ort. Kein menschliches Wesen kann ihr Wirken mit einem Blick erfassen. Es braucht viele Begegnungen und Erfahrungen, um die Vielfalt und Tiefe des Glaubens in seiner Fülle kennen zu lernen. Von außen mag die Ausstrahlung dieser Glaubensgemeinschaft spürbar sein. Wer jedoch ihr Leben kennen lernen will, der muss sich auf sie einlassen, hineingehen, sich mitten unter sie begeben. So wird er den Glauben von innen kennen lernen, seine Faszination und sein Halt gebendes Wesen in direktem Kontakt gleichsam berühren können. Auch wenn die Größe des Glaubens letztlich unfassbar bleibt.

Himmlisches Gastmahl

Geschmierte rote Flecken auf einer vergoldeten Fläche. Was für ein Kontrast! Unregelmäßig und unförmig sind sie über die kostbare und rein anmutende goldene Fläche verteilt.

Das breite, dreiteilige Format des Bildes erinnert mich an eine mittelalterliche Altartafel, deren Flügel je nach liturgischer Zeit auf- oder zugeklappt werden konnten. Der vergoldete Hintergrund verstärkt diesen Eindruck. Steht er nicht für die Herrlichkeit Gottes, die in diesem kostbaren Material und in diesem Glanz am besten zum Ausdruck kommt? Auch die Dreiteilung lässt an den einen Gott denken, der sich in drei Personen offenbart hat.

Andererseits beeindruckt mich das lange Bildformat und lässt mich an einen langen festlichen Tisch denken, der im Schein der vielen Lampen leuchtet. Allerdings ist kein Gedeck zu sehen, nur irritierende Flecken. Auch keine Stühle. Ob da wohl jemand eingeladen ist? Und wenn eingeladen, sind es nur Könige und Reiche, oder auch einfache Leute und Arme?

Jesus sagt: Es gibt eine Einladung! Alle sind eingeladen, und sie sind „selig“ (Offb 19,9). In einem Gleichnis vom Himmelreich erzählt er von einem König, der zur Hochzeit seines Sohnes einlud. Weil die Gäste der Einladung nicht Folge leisteten, schickte der König seine Diener, alle einzuladen. „Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen.“ (Mt 22,1-10)

Voraus gingen allerdings Misshandlungen und Totschlag der Diener und als Vergeltung dann der Tod der Mörder. Besteht hier die Verbindung zu den roten Flächen die wie Blutspuren aussehen? Sie lassen mich an Blutflecken an Unfallorten denken, wo Menschen verletzt wurden oder sogar ihr Leben lassen mussten. Das verschmierte Rot lässt mich an die Kriegs- und Terroropfer denken, die unschuldig ermordet wurden, Erwachsene und Kinder, wie in Ruanda, New York oder jüngst in Beslan.

Aber wieso sind diese Spuren mitten auf dem Tisch, der goldenen Fläche? Vielleicht weil durch das Blut wie die Ungerechtigkeit, welche das Blutvergießen verursacht hat, das Heilige tief verletzt wird? Beide sind Widerspruch zu Dem, der das Leben schlechthin ist und es unentwegt ins Sein ruft. Es ist Widerspruch zu Dem, der gut und gerecht ist, und der sich dafür einsetzt.

Aber hat nicht Jesus am Kreuz sein Blut vergossen für das Heil der Welt, die Rechtfertigung der Menschen? Jesaja 53,7 zitierend, wird Jesus im Buch der Offenbarung „das Lamm“ genannt, „das geschlachtet wurde“ (5,12). Jesus selbst sagt beim letzten Abendmahl, wie er den Kelch mit Wein seinen Jüngern reicht: „Trinkt alle daraus, das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird, zur Vergebung der Sünden.“ (Mt 26,27b-28)

Dieses durch den Gottessohn vergossene Blut ist die Grundlage einer neuen Gemeinschaft. Wer seine Einladung annimmt und sich in Liebe Ihm zuwendet, erhält „durch sein Blut Erlösung und die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade“ (Eph 1,7). Mit seinem Blut fängt er alles andere Blut auf.

So ist dieses visionäre Bild von Robert Weber tatsächlich eine Einladung zum himmlischen Gastmahl im neuen Jerusalem, dessen „Mauer aus Jaspis gebaut ist, und die Stadt aus reinem Gold, …“ (Offb 21,18). Eine Einladung zu einer revolutionär neuen Gemeinschaft, in der es weder Tod, Trauer, Klage noch Mühsal geben wird (Offb 21,4-5). Denn die Menschen dieser Gemeinschaft sind durch das Blut Jesu erkauft und aus den Bindungen der Sünde herausgelöst. Und … wie in der Mahlgemeinschaft der Eucharistiefeier werden alle durch die Kommunion mit dem Gastgeber tief in sein eigenes göttliches Leben aufgenommen werden!