Himmel und Hölle sind einander im Zentrum des Bildes als Schriftbilder gegenübergestellt. Verbunden sind sie durch ein Pluszeichen. Das Wort „Himmel“ steht aufrecht, die „Hölle“ ist auf dem Kopf geschrieben. Von oben wie von unten führen sich verjüngende Strahlen ins Bildzentrum und scheinen den dunkelgrauen Hintergrund aufzureißen.
Es ist erstaunlich, dass die Künstlerin Himmel und Hölle so nahe beieinander und in der gleichen hellen Schrift dargestellt hat. Sie hat zwar den Himmel traditionellen Vorstellungen entsprechend oben und die Hölle unten gezeichnet, aber die Unterschiede sind nicht groß. Es ist nicht einfach auszumachen, wo der Himmel bzw. die Hölle beginnen; räumlich schon gar nicht. Das Wortpaar vermittelt zudem den Eindruck zusammenzugehören, sich beinahe spiegelbildlich zu bedingen.
Zwischen den beiden Wörtern ist nicht wirklich Raum für unsere Lebenswelt. Das Dazwischen ist nur mit dem Verbindungszeichen markiert. Es bildet das Kreuz, in dem sich die Horizontale als Symbol für die Erde und die Vertikale als Verbindung von Himmel und Hölle überschneiden. Es steht für uns Menschen, für unsere Freiheit, uns für das eine oder das andere entscheiden zu können. Es steht umso stärker im Spannungsfeld der beiden Krafträume, als Jesus Christus wegen seiner guten Werke viele in ihrem Denken und Handeln gestört hatte und sie ihn deswegen zu Tode gekreuzigt hatten.
So weist das Bild dezent darauf hin, dass der Himmel und die Hölle in uns beginnen, in unserem Denken, Reden und Handeln. Es weist darauf hin, dass Gut und Böse, Himmel und Hölle sehr nahe beieinander liegen und es manchmal schwer ist, das eine vom anderen zu unterscheiden. Die Anordnung der beiden Wörter kann allerdings auch als Tipp gedeutet werden: Der Himmel ist auf unserer Erde dort, wo die Dinge im Guten stehen und stehen gelassen werden. Die Hölle zeigt sich überall, wo die Dinge und die Weltordnung durcheinander gewirbelt oder auf den Kopf gestellt worden sind. – An uns ist es, die richtige Wahl zu treffen. Wir haben die Fähigkeit und die Macht, mit unseren Gedanken und Entscheidungen Licht in die Dunkelheiten dieser Welt zu bringen. Da es kein Dazwischen gibt, kann es nur darum gehen, dem „Himmel“ immer mehr Raum auf unserer Erde zu geben.
Gielia Degonda gewann mit dieser Arbeit 2013 den gleichnamigen Wettbewerb der Schweizerischen St. Lukasgesellschaft für Kunst und Kirche. Die Jury hatte ihr Werk aus 40 eingereichten Bildern ausgewählt.