Drei künstlerische Arbeiten, die durch ihre Größe, Materialbeschaffenheit und Anordnung einander zugeordnet sind. Sparsam wurde mit verschiedenen Papieren, dem Stroh und der Farbe umgegangen. Material und Formen sollen für sich sprechen.
Links aus Stroh eine Ringform, darüber ein waagrechter schwarzer Balken, beide auf einem stark strukturierten, eingefalteten Papier. In der Mitte fällt das gerollte und vielfach eingerissene Papier auf, aus dem ein schwarzes T herausragt. Die Ringform des ersten Bildes ist als Rolle in die Höhe gewachsen. Strohreste sind an dieser Rolle sichtbar, die zerbrechlich geblieben ist, anfällig für Risse und Zerstörung. Im T wird die Waagrechte von links weitergeführt. Mit der in die Rolle hintauchenden Senkrechten aber gleichzeitig geerdet. Die T-Form könnte auch die Vereinfachung eines Kopfes sein, die Papierrolle der Mantel, der ein unfassbares Wesen umhüllt.
Eine weitere Steigerung ist beim dritten Bild zu beobachten. Rolle und Kreuz sind gewachsen und berühren fast den oberen Bildrand. Die vorher schmutzig anmutende Rolle strahlt nun in reinem Weiß, sie ist bis auf einen Riss im oberen Bereich unversehrt. Das Kreuz ist in beiden Richtungen breit und stark geworden, der waagrechte Balken nun golden verklärt.
Spannungsvoll und zurückhaltend erzählt die Künstlerin damit vom Leben. Wie es aus der göttlichen Ewigkeit heraus in unsere irdische Armut hineingeboren wird (Symbol dafür ist der Strohring) und sich auf dem senkrechten Trägerpapier entfaltet. Noch ist es nach hinten gefaltet. Es will Nährboden sein, damit etwas Schönes und Großes entstehen kann. Sieht der Strohring nicht auch wie eine Krone aus, die das Leben krönt?
Doch von Glanz ist keine Spur zu entdecken bei der ärmlichen Gestalt in der Mitte. Das Papier umschließt nun zwar einen eigenen Lebensraum, aber dieser erweckt den Eindruck von Leid, Tod und Vergänglichkeit.
Dem gegenüber wird im dritten Bild vom Leben die Auferstehung verkündet: Durch Leid und Tod hindurch ist das Leben nicht zerstört, sondern größer, stärker, schöner und ganzheitlicher geworden. Im Kreuz leuchtet die Herrlichkeit Gottes auf, die allen verheißen ist, die im Glauben, der Hoffnung und der Liebe auf ihn zuwachsen. Gott selbst ist es, der unsere Armut mit seinem Erbarmen krönt – mit der Vergebung der Sünden und der Aufnahme in den Himmel.
In diesem Triptyk leuchtet für mich die Überzeugung und Hoffnung des Apostels Paulus auf, wie er sie an die Gemeinde in Rom geschrieben hat: „Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. (…) Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung: Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. (..) Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt, bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind; denn alle, die er im voraus erkannt hat, hat er auch im voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei.“ (Röm 8,18.20f.28f)