Weit ausladend queren die breiten Stahlbänder mit ihrer geschwungenen Form die große Halle. Mit hoher Hitze und extremen Kräften wurden die Platten aus massivem Stahl sowohl in der Vertikalen als auch in der Horizontalen verformt, so dass sie sanfte Bögen bilden und damit zu Kreissegmenten und Teilen von etwas Größerem werden.
Die drei lose aufeinander liegenden Stahlplatten vermitteln durch die verdichtete Mitte Bodenhaftung, Halt und Zusammenhalt im Balanceakt des Seins. Doch sie liegen versetzt aufeinander, wie zufällig verschoben, oft sich kaum berührend, Freiräume lassend. Durch diese freie Anordnung und die weit auskragenden Teile erhält die Skulptur eine luftige Dynamik und eine weltumarmende Offenheit. Mit den sanften, perfekt gerundeten Bögen hat Thomas Röthel den tonnenschweren Stahl gleichsam entmaterialisiert (weitere Ansicht 1, Ansicht 2).
Gleichzeitig lädt die Skulptur ein, sich gedanklich in ihre Mitte zu stellen oder hineinzusetzen, sich vom Schwung der Skulptur mitnehmen und erheben zu lassen. Ihre abgesenkte, geerdete Mitte regt zur Sammlung an, während die abhebenden freien Enden begeistern, die erhebende Bewegung der Skulptur aufzunehmen und, ihr gleich, die Arme so weit als möglich auszubreiten, um sich für das unfassbar Größere zu öffnen: Aus einem stabilen, zentrierten Sein heraus sich bis in die Fingerspitzen dem Licht zuzuwenden und zu öffnen. Sich Gott öffnend, um von Ihm gesehen, von seinem Licht gehalten und erfüllt zu werden.
Unendlich zart und doch kraftvoll stark ziehen die gleichmäßigen Bögen in den Aufschwung hinein, den Aufbruch in eine neue, unbekannte Welt, die wir in uns spüren und die immer wieder den äußeren Ansporn braucht, um sich zu öffnen und aufzubrechen, licht und Licht zu werden.
Steh auf, werde licht,
denn es kommt dein Licht
und die Herrlichkeit des Herrn
geht strahlend auf über dir.
(Jes 60,1)