Österliche Kraft

Explosiv verbreitet sich die lichte Energie von der Mitte ausgehend über das Bild. Von innen her bekleidet dieses strahlende Licht die ganze Bildfläche. Seine Mitte liegt hinter einem kleinen gelben Rechteck, das von einem Kreuz gezeichnet ist. Das Kreuz ist noch zentral da, aber es hat seine Macht verloren.

Denn hinter diesem gelben Rechteck ereignet sich eine unaufhörliche Lichtexplosion, die zwei rechteckige Formen überstrahlt. Der innere Rahmen ist gelb und eher quadratisch, der äußere Rahmen schwarz und gleicht von den Dimensionen her einer Tür. Es ist, als wolle die starke Lichterscheinung alles Bisherige und Dagewesene sprengen und neue Dimensionen eröffnen.

Eine erste Auswirkung ist in der unteren Bildhälfte zu beobachten. Schwarze Dunkelheit ist förmlich an den Rand gedrängt worden. Das Licht hat sich tief in den Bereich aller lebensbedrohenden Machenschaften (Dornen links und rechts) und auch des Todes (schwarzes Kreuz) eingesenkt, um alle zu erleuchten, die im Schatten des Todes verloren sind.

Auf eine moderne Weise bringt der Künstler das Hinabsteigen Jesu in das Reich des Todes und seine Auferweckung durch eine lichte Kraft zum Ausdruck, die alles verändert. So heißt es im Osterlob des „Exsultet“ zu Beginn der Osternachtfeier: „Dies ist die selige Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg. […] Der Glanz dieser heiligen Nacht nimmt den Frevel hinweg, reinigt von Schuld, gibt den Sündern die Unschuld, den Trauernden Freude.“

Durch die Auferstehung Jesu ist zudem eine Tür in die Ewigkeit geöffnet worden. Es kommt nicht nur Licht in unsere Welt hinein, sondern es wird auch offenbar, dass es nach dem irdischen Tod lichtvoll weitergeht. Endete das Leben bislang mit dem Tod, so ist das irdische Leben seit Jesu Auferstehung bereits der erste Teil eines unfassbar längeren Lebens in der Gemeinschaft mit Gott.

Sehr schön wird das in einem österlichen Kirchenlied (GL 337) besungen:
4. „Die Seite, die geöffnet war, / freu dich und singe, / zeigt sich als Himmelspforte dar, Halleluja. Sing fröhlich Halleluja!
5. O Christ, nun feste Hoffnung hab, freu dich …
    auch du wirst gehn aus deinem Grab. Halleluja! Sing fröhlich …
7. So wirst zum Leben du erstehn, / freu dich …
    und deinen Heiland ewig sehn, Halleluja. Sing fröhlich Halleluja.

Als Zeichen der Liebe und des Dankes scheint jemand die rote Rose oben an den Lichtkranz „geheftet“ zu haben. Es ist, als wolle sie sagen, dass die Liebe stärker als der Tod ist, weil Gott selbst Liebe ist und darin den Tod überwunden hat.