Linien ohne Ende, Linien in allen Farben bilden auf diesem Bild eine verwirrende Landschaft. Dabei scheinen die schwarzen Linien einen gitterartigen Vordergrund zu bilden, bei dem im Randbereich Blumenmotive und aus Quadraten und Dreiecken bestehende vereinfachte Häuser und Häuserzeilen erkennbar sind, die sich zu einer Stadt, zu einer Stadtlandschaft formieren.
Dahinter eine nahezu unfassbare Linienfülle. Die Farbspuren erinnern an die vielen Lichter einer Stadt, an ihre stark befahrenen Straßen, auf denen die Autos vergängliche Licht- und Farbspuren hinterlassen. Ein Feuerwerk an Lichtbewegungen, das in der Bildmitte die Nacht zum Tag werden lässt. Ein beeindruckender, lichter Kubus, fest auf dem Boden stehend, ein faszinierender Lichtraum, in dem die Linien und Bewegungen ganz anders wahrgenommen werden können. Dieser lichte Raum offenbart trotz aller Fülle Transparenz und lässt mit seinem geheimnisvollen Charakter Transzendenz zu.
Diesbezüglich könnte man auch an die Aufzeichnung eines Traumbildes denken, das unser Erleben und unsere Gefühle in allen Beziehungen darstellt, gleichzeitig unser Verhalten zu Dingen und Mitmenschen, schwer zu entschlüsseln, aber trotz aller Fülle nicht ohne Harmonie. Der helle Innenraum als Spiegelbild unseres Innersten – offen für das Transzendente?
So vermag die Arbeit zur Meditation einladen, zum Nachdenken über die Linien und Bewegungen in unserem Leben. Wo würden wir uns spontan einordnen? Mit welcher Farbe malen wir gerade unser Leben? Oder wird es gemalt? Sind wir allein unterwegs oder prägen wir gemeinsam das Dorf- oder Stadtbild? Mit diesen Fragen ist das Feld sicher nicht erschöpft.
Da ist auch das schwarze Gitter mit seinen unregelmäßigen Linien. Ob es eher ein Schutz vor diesen wirren Bewegungen ist, weil der Eintretende sonst in Gefahr schwebte, mitgerissen zu werden? Oder ist es ein Schutz für den hinter dem Gitter, auf dass er sich selbst nicht verliere? Oder bildet es eher ein Tor, das aufgestoßen werden möchte und zum Eintreten in diese furiose Lichtwelt einlädt? Denn trotz der beängstigend vielen Linien bietet das Gitter doch einen klaren Halt, der lichte Kubus einen geordneten Raum, der inmitten der Finsternis und der Verwirrung einen gewissen Schutz bietet, einen Ort der Einkehr, Besinnung und vielleicht auch der Orientierung. Das Leben mit seinen kreisenden Bewegungen wird in diesen zentralen Raum hineingetragen, da aber vom Licht verwandelt, neu erfahrbar gemacht. Ein Bild für transzendentale Erfahrung? Einer subjektiven Gottesbegegnung?