Aus grau-blauen Schattierungen und Linien heraus entwickelt sich ein Geschehen, das räumlich schwer einzuordnen ist. Es hat mit Kreisen zu tun, vor allem einem Umkreisen des Kreuzes.
Alles überragend schwebt es im Bildraum. Es weist keine irdische Größe oder Beschaffenheit auf, sondern verbindet als transzendente Erscheinung mit seinen Kreuzarmen das Oben und Unten, das Links und Rechts und macht das hinter ihm Befindliche für den Betrachter sichtbar.
So erhält das Kreuz eine diffus leuchtende Mitte, die im Gegensatz zum als Menschen ausgeformten Schatten an seinem unteren Ende steht. Aufrecht und mit ausgestreckten Armen steht er in Kreuzform – als von Kreuz Geprägter – unter dem Kreuz, er erscheint als Mittler zwischen den Welten, als derjenige, der auf dem Weltenrund steht, es gleichzeitig überragt, ja in einem weiteren Schattenbild ihm zu entwachsen scheint.
Er steht auf einer Linie, die einen inneren von einem äußeren Bereich trennt. Außen zeigen sich die Striche und Farben verwaschener als Innen. Dadurch wird im Innenbereich das sich offenbarende Geschehen klarer ersichtlich, das sich in den Raum hinein und auf den Betrachter zu entfaltet. Umgeben von einer rötlichen Aura, zieht das „ungeschaffene“ Licht so lange in unregelmäßigen Linien seine „Kreise“, bis es die Mitte der kleinen Weltkugel am unteren Bildrand umfangen hat. Wie der Mensch so in der Verlängerung des senkrechten Kreuzarmes steht, wird neben der Menschwerdung Gottes zudem sein Hinabsteigen thematisiert, umgekehrt auch seine Himmelfahrt und Rückkehr an die Seite seines Vaters angedeutet.
Unaufdringlich werden damit die Worte des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philippi (2,6-10) hörbar: „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt “Jesus Christus ist der Herr” – zur Ehre Gottes, des Vaters.“
Und an die Gemeinde in Kolossä (1,16) schrieb er: “Denn in ihm wurde alles erschaffen, im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare … Alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand.” (Kol 1,16)
Der unfassbaren Größe dieses Geschehens Rechnung tragend hat die Künstlerin das Kreuz in einen kosmischen Raum gestellt. Als unübersehbares Zeichen für Gottes Wirken in Jesu Leben, Tod und Auferstehung wie für seine bleibende transzendente Gegenwart verbindet es über unsere irdische Wahrnehmung hinaus Raum und Zeit. Durch das Bild wird auch der Betrachter dezent „Gott“ gegenübergestellt, eröffnet sich ihm die Möglichkeit, Gott zu begegnen. Gott war nicht nur am Anfang der Welt die schöpferisch treibende Kraft, sondern begleitet bleibend den Entstehungsprozess der Welt und seiner Menschen. Wesentlich, von innen heraus, durch seinen Sohn Jesus Christus, mit dem Heiligen Geist.