„Von Angesicht zu Angesicht im Gegenüber zur Gegenwart gebotener Bedeutung, die wir einen Text nennen (oder ein Gemälde oder eine Symphonie), streben wir danach, seine Sprache zu hören. Wie wir auch die des auserwählten Freundes hören wollen, der zu uns kommt. … Es gibt Werke der Literatur, der Kunst, der Musik, die verschlossen bleiben oder selbst der entgegenkommendsten Wahrnehmung nur oberflächlich zugänglich sind. Kurz, im Impuls zu Rezeption und Aufnahme verkörpert sich ein anfänglicher fundamentaler Akt des Vertrauens. Er birgt das Risiko von Enttäuschung oder noch Schlimmerem in sich. Wie wir bemerken werden, konnte der Gast despotisch oder gehässig werden. Doch ohne das Wagnis der Bewillkommnung lässt sich keine Türe öffnen, wenn die Freiheit anklopft.“
George Steiner, Von realer Gegenwart: Hat unser Sprechen Inhalt? München 1990, S. 206