Lebensvielfalt

Die kleinformatige Druckgrafik bezaubert durch das Spiel der gebogenen Linien und der klaren Farben und Flächen. Die Grundform wurde beim Druckprozess vier Mal um 90 Grad gedreht und wandert damit gewissermaßen am Rand um die Bildmitte herum. Dort berühren sich die beiden seitlichen Elemente, während sich das untere und das obere Element in der Mitte überschneiden und eine waagrecht liegende Spindelform bilden. Die Grafik lebt durch die leicht asymmetrisch angeordneten Grundelemente, weil dadurch alle Schnittformen einen individuellen Charakter erhalten. Sie lebt außerdem durch die Schattierungen in den einzelnen Farbflächen, die Farbtöne anderer Elemente durchscheinen lassen.

Assoziativ können ganz verschiedene Vorstellungen oder innere Bilder in der Grafik wiedererkannt werden. So vermag sie an ein Windrad zu erinnern, das sich lustig im Winde dreht. Es kann in den grün-grauen „Blättern“ auch eine stilisierte Blume gesehen werden oder eine nach rechts geneigte „blumige“ Kreuzform. Von der Mitte ausgehend können die grüne Kelchform links und die grau-gelbe Kelchform rechts als stilisierte Tulpen gedeutet werden.

Die beiden blauen Dreiecke hingegen inspirieren mehr zu einer landschaftlichen Sicht und lassen an Himmel und Wasser denken, vielleicht an einen von Hügeln umsäumten See, in dem sich eine grüne und eine graue Bergflanke spiegeln. Denkbar ist aber auch ein rein abstraktes Sehen von flächigen Formen, die sich um eine Mitte als Dreh- und Angelpunkt gruppieren und die spannungsvoll zwischen einem Sich-nach-innen-Wenden und einem Nach-außen-Strahlen hin- und herpendeln.

Wenn man die Formen in Leserichtung vor einem blauen Hintergrund sieht, dann erscheinen zwei angeschnittene Eiformen, die sich sanft berühren. Das  Grün links erinnert an pflanzliches Leben, in den hellen Tönen und dem Gelb rechts leuchtet eine Geistigkeit auf. Durch die beiden sie von oben und unten anschneidenden Bögen sind sie dennoch in einer Art gemeinsamer Logik miteinander verbunden. So gesehen erscheint die Komposition wie ein Übergang, wie eine Transformation von einer menschlich irdischen Sphäre in eine aufblühende Geistigkeit.

Die vier Positionen der Grundform und die unterschiedlichen Assoziationen machen deutlich, wie vielfältig unsere Wahrnehmung ist und wie jeder aufgrund der individuellen Erlebnisse andere Dinge wiedererkennt. Dadurch offenbart sich eine lebendige und gleichzeitig fröhliche Fülle, die aus der „Artenvielfalt“ des Lebens entstanden ist und nur durch den Respekt und die Freiheit des anderen weiter bestehen kann. Sie  macht deutlich, dass von uns allen eine größtmögliche Beweglichkeit erwartet wird, um andere Positionen und Blickwinkel einnehmen und nachvollziehend verstehen, respektieren und schützen zu können.

Lebenskreise

Sechs Kreisflächen in unterschiedlichen Farben bilden in der Mitte des Blattes einen Sechserblock. Jede Farbfläche wird von körnig-porösen Farbringen umkreist. Auf dem weißen Hintergrund bilden die sechs eine geschlossene abstrakte Gruppe, die in sich ruht und doch voller Leben ist.

Farblich und strukturell erinnert die Sechsergruppe an zwei nebeneinanderstehende Ampeln. Doch das Farbenspiel irritiert und fordert heraus, die Farbenwahl und ihre Anordnung als auch die umkreisenden Linien genauer zu betrachten.

Die Grundlage der Farberuption ist farblos neutral. In ihr spiegeln sich unendliche Weite als auch grenzenlose Offenheit. In ihrer Helligkeit wohnt die additive Fülle aller Farben, die sich in der Auswahl der sechs Farben beispielhaft in ihrer Vielfalt äußert. Die sechs Farben bilden eine Komposition aus den Primärfarben (Gelb, Rot, Blau) und den Sekundärfarben (Orange, Grün, Violett). 

Die verschiedenen Kreisflächen stehen durch ihre Farbidentität in unterschiedlicher Beziehung zueinander. So bilden die blaue und die rote Kreisfläche farblich gesehen die waagrechte Mitte. Der gelbe Kreis bildet mit der orangen Fläche und ihrer intensiven gelben Umkreisung eine Klammer oder Diagonale. Eine zweite Diagonale ergibt sich von links unten nach rechts oben über die den dunkler bzw. blau umrandeten violetten Kreis unten in der linken und oben in der rechten Reihe. Zum anderen überkreuzen und verschränken sich die beiden vertikalen Farbachsen mit den obersten beiden Farbflächen, da der orange Kreis die gelb-rote Farblinie der rechten Seite fortführt, das grüne Rund in der violett-blauen Farbfolge der linken Seite gesehen werden kann.

Dieses spannende Nebeneinander und Miteinander wird durch zwei weitere Faktoren verstärkt. Zum einen sind die Kreise von Hand geschaffen worden, also nicht kreisrund, zum anderen ist ihre Anordnung nicht genau untereinander oder nebeneinander. Diese freie Interpretation der strengen geometrischen Formen, diese kleinen Abweichungen von der Norm erfüllen die Komposition mit Leben und Lebendigkeit.

Die mit Wachsstiften gezogenen Ringe bilden neben den Kreisflächen und ihrer Anordnung das dritte gestalterische Element. Mit jeder der sechs Farben wurde jeder Kreis linear umkreist, eingekreist, umgeben, geschützt, gehalten, in Schwingung versetzt. Es ist, als würden sie sich gegenseitig Schutz geben, nicht nur durch die Nähe, sondern auch durch die ihm eigene Farbe. Gleichzeitig wurde so das Flächige aufgelockert, bilden sich Bezüge und Übergänge, Erweiterungen und Auren. Dem Gedruckten wurde somit etwas Manuelles beigefügt, dem Perfekten etwas Ungelenkiges, dem Geplanten etwas Spontanes, Einmaliges, dem Ruhenden etwas Bewegtes.

Damit führt die Grafik mitten in das spannende Miteinander, Zueinander und Füreinander des Lebens und der daraus entstehenden Gemeinschaften hinein. Sie lädt ein, durch die Symbole spielerisch über unsere Begabungen und Positionen in der Gemeinschaft wie über unsere Haltung und Beziehung zum Nächsten nachzudenken. Das alles mit Blick auf den lichten, endlosen Hintergrund, der die kreative Fülle und Lebendigkeit Gottes symbolisiert.

Flyer mit der Präsentation der sieben Grafiken

Die Originalgrafiken können beim Kunstverein für Christliche Kunst in München erworben werden.

Weiterer Bild-Impuls aus der Edition 2018 zur Fotografie von Michael Wesely.

Morgendliche Begrüßung

Gelbe Hände strecken sich einer roten Kugel entgegen. In ihr und um sie herum künden pulsierende Kreislinien und bunte Lichtpunkte von einer vibrierenden Energie, die über sich hinausgeht. Es sind Lichtlinien, welche die rote Kugel wie Haare prachtvoll kleiden und sich nach unten handartig ausformen als wollten sie den menschlichen Händen die Hand reichen. Ein im Bild schwebendes Augenpaar verstärkt den Eindruck, mit der roten Kugel eine göttliche Persönlichkeit vor sich zu haben, die voller Liebe und Leben den Menschen zugewandt ist und sich an sie verschenken will.

Es ist eine besondere Begegnung, die hier ins Bild gebracht wird. Zum einen die Zuwendung des himmlischen Gestirns, das durch seine Größe und Pracht einzigartig ist, zum anderen durch die vielen menschlichen Hände, die sich wie Keimlinge lichthungrig aus dem Wasser dem Gestirn entgegenstrecken als auch die mit einem Vogel verzierte Gondel, welche die Anwesenheit eines hohen Würdenträgers andeutet. Die feinen Wellenlinien mögen auf ihre wasserreiche Heimat anspielen, das schlangenförmige Gebilde mag den mäandrierenden Verlauf der flachen Gewässer andeuten, kann aber auch symbolisch für ein Auf und Ab, ein Hell und Dunkel des Lebens stehen. Einige Verse aus dem Sonnengesang des Echnaton lassen das Bild mit seiner ägyptischen Formensprache besser verstehen.

Am Morgen bist du aufgegangen im Lichtland
und bist strahlend als Sonne des Tages.
Was auf Füßen steht, erwacht: du hast sie aufgerichtet,
sie reinigen ihre Körper und ziehen Leinengewänder an;
ihre Arme sind in Lobgebärden bei deinem Erscheinen,
das ganze Land tut seine Arbeit.

Die Arme kommen aus dem Wasser, weil das Sonnenlicht die ganze Schöpfung geweckt und aufgerichtet hat und die Menschen sich vor dem Morgenlob als erstes für die Begegnung mit ihrem Lebensspender waschen und rein machen. Das Bild zeigt nur die emporgestreckten Arme der Menschen, so wie wir sie heute von begeisterten und jubelnden Besuchern eines Popkonzertes kennen. Hier strecken sich die Hände ihrem Star auf der Himmelsbühne entgegen. Sie begrüßen die Sonne bei ihrem Erscheinen, sie sind der körperliche Ausdruck ihrer tiefen Dankbarkeit, dass sie zuverlässig da ist und ihrem Leben einen festen Rhythmus gibt. Die hochgestreckten Hände bejubeln und loben ihren Himmelsstar, der ihnen täglich Licht und Wärme spendet und wesentlich zur Fruchtbarkeit des Landes und damit zur Lebensmittelversorgung beiträgt.

Aus einem anderen Blickwinkel gesehen könnte man auch sagen, dass die Sonne gleichsam auf Händen getragen wird. Durch das tägliche Ritual wird sie nicht als selbstverständlich angesehen, sondern die Beziehung wird gepflegt und das Wohlgefallen des übergeordneten „Herrschers“ erbeten. Dieser Dialog wird in der jüdischen und christlichen Religion insbesondere in den Psalmen deutlich. Hier wird auch ersichtlich, dass einiges aus dem Gedankengut des Echnaton verwandelt und weiterentwickelt in das Gespräch mit Gott eingeflossen ist. Abschließend und beispielhaft dafür können die Verse 1-6a des Psalms 24 stehen:

Dem HERRN gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner.
Denn er hat ihn auf Meere gegründet, ihn über Strömen befestigt.
Wer darf hinaufziehn zum Berg des HERRN, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?
Der unschuldige Hände hat und ein reines Herz, der seine Seele nicht an Nichtiges hängt und keinen trügerischen Eid geschworen hat.
Er wird Segen empfangen vom HERRN und Gerechtigkeit vom Gott seines Heils.
Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, …

Alle Bilder von Christina Simon aus dem Sonnen-Hymnus

Erfüllt von Heiligem Geist

Ein Mann und eine Frau stehen auf einer Erdscholle. Sie sind bis auf ein Feigenblatt, das ihre Genitalien bedeckt, nackt. Beide sind orange leuchtend dargestellt, die Frau etwas größer als der Mann, einander zugewandt. Sie stehen vor einem mit dichten Linien bewegten Hintergrund, der sich rechts hinter der Frau einen Spalt öffnet und denjenigen offenbart, der reines Licht ist. Die Frau tritt gleichsam als fleischgewordene Idee aus dieser Öffnung heraus, als Konkretisierung des geistigen Vorbildes.

So zeigt die Arbeit die ersten beiden Menschen, Adam und Eva, nach ihrer Erschaffung durch Gott und nach dem Sündenfall (vgl. Gen 3,7). Sie stehen nicht im Garten Eden, nicht im Paradies, sondern auf einem Stück Land, das überall sein könnte. Als dritter Protagonist tritt bei dieser Darstellung der Hintergrund machtvoll in Erscheinung. Es sind fließende Linien voller Dynamik und Leben, die sich in gelben, roten und braunen Farbfeldern über die beiden zu ergießen scheinen, wobei der dunkelrote Bereich durchaus als Symbol für die Dreifaltigkeit gedeutet werden kann.

Es ist ein übernatürliches, kraftvolles Geschehen, das wohl mit Wind und Licht zu tun hat, viel mehr aber auch Umgebendes, Belebendes, Durchdringendes, Befähigendes, Erfüllendes und Bewegendes zum Ausdruck bringt. Wirkmächtig wird hier Gott als Creator spiritus, als Schöpfergeist dargestellt, der den Menschen durch seinen Geist erschaffen und auch von Anfang an mit ihm beschenkt hat.

In der orangen Farbe leuchten Adam und Eva in der Glut innerer Erleuchtung, die von der Erkenntnis ihrer Nacktheit und Schuld über die Wahrnehmung von Gott bis zur Furcht vor ihm geht infolge einer sensibleren Differenzierung von Gut und Böse. Wie auch immer offenbart sich Gott durch seinen Geist in ihnen. Eingehüllt in einen Gnadensturm fließenden Lichts wird ihnen ihre Unvollkommenheit und Hilfsbedürftigkeit bewusst. Auch darin sind sie ganz unsere Ureltern. Wer weiß, wie sie damals zu Gott gebetet haben. Uns sind heute so wunderbare Worte wie jene des Gebetes „Veni creator spiritus“ gegeben, mit denen wir um die Fülle der göttlichen Geisteskraft bitten können. Das Bild wird dann zu einer Visualisierung der Verheißung für uns, mit welcher Kraft Gott in uns und um uns wirken kann, wenn wir ihn darum bitten:

Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein,
besuch das Herz der Kinder dein:
Die deine Macht erschaffen hat,
erfülle nun mit deiner Gnad.

Der du der Tröster wirst genannt,
vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
du Lebensbrunn, Licht, Lieb und Glut,
der Seele Salbung, höchstes Gut.

O Schatz, der siebenfältig ziert,
o Finger Gottes, der uns führt,
Geschenk, vom Vater zugesagt,
du, der die Zungen reden macht.

Zünd an in uns des Lichtes Schein,
gieß Liebe in die Herzen ein,
stärk unsres Leibs Gebrechlichkeit
mit deiner Kraft zu jeder Zeit.

Treib weit von uns des Feinds Gewalt,
in deinem Frieden uns erhalt,
dass wir, geführt von deinem Licht,
in Sünd und Elend fallen nicht.

Gib, dass durch dich den Vater wir
und auch den Sohn erkennen hier
und dass als Geist von beiden dich
wir allzeit glauben festiglich.

Dem Vater Lob im höchsten Thron
und seinem auferstandnen Sohn,
dem Tröster auch sei Lob geweiht
jetzt und in alle Ewigkeit.

Unliebsame Gesellschaft

Unsicher steht die Frau in der Bildmitte. Ihre nackten Füße sind nach innen gewendet, ihre dünnen Arme hängen kraftlos am Körper, ein einfaches Kleid bedeckt sie notdürftig. Ihr Kopf ist als Schädel wiedergegeben, an dem einige schüttere Haare übriggeblieben sind. Der Kopf wird leicht von der Seite gezeigt, so dass die tiefschwarzen Augenhöhlen sie nach rechts blicken lassen. Ihr Mund scheint geschminkt, über die rechte Wange ziehen sich Risse.

Im Bezug zum Bildformat erscheint sie schwebend, haltlos, hängend. Der Eindruck ergibt sich aus dem undefinierten weißen Hintergrund und dem Umstand, dass ihr Kopf vom oberen Bildrand angeschnitten wird.

Wer ist diese Frau? Was können die beschriebenen Beobachtungen über sie aussagen? Sicher ist, dass sie den Boden unter den Füßen verloren hat und sich in einem Zustand des Übergangs befindet. Die geschminkten Lippen lassen vermuten, dass sie auf ihr Aussehen Wert gelegt hat. Die körperliche Erscheinung und das einfache Kleid deuten zudem auf eine jüngere Frau hin.

Verloren steht sie zwischen zwei dunklen Gestalten. Ihre Köpfe weisen sie als Boten des Todes aus. Der linke grinst, der rechte schaut nach unten. Ihre Körper werden durch waagrechte Stoffstreifen gebildet, die mit der Kleidstruktur der Frau korrespondieren. Sie haben keine Arme und Beine, keine Hände und Füße. Gespenstisch schweben sie im Raum, unheimlich flankieren sie die Frau in den besten Jahren. Es sieht aus, als würden sie sie verfolgen und bedrängen. Nun sind sie schon sehr nah. Gleich berühren sie sie. Im Vergleich zum hellen und detailliert wiedergegebenen Körper der Frau wirken sie wie Schatten. Wie bei Vogelscheuchen ist ihr „Gewand“ ausgefranst. Dadurch wirken sie ruhelos, vagabundenhaft, schwer fassbar.

Durch ihre kleinere Gestalt, die dunkle Wiedergabe und die nach außen gebogenen Formen wirken die beiden gespenstischen Todesboten wie Flügel. Schwarze Flügel, welche der Frau den Boden unter den Füßen entziehen, sie aus dieser irdisch materiellen Welt in eine immaterielle und zeitlose Welt überführen (siehe Hintergrund). Die Verwandlung hat am Kopf schon angefangen, noch zeigt sich das Kleid durch seine waagrechte Zeichnung dem Irdischen verhaftet, doch nach und nach wird die Verwandlung den ganzen Körper erfassen

Das Bild wäre bedrückend, wenn nicht der helle Hintergrund wäre. Er gibt die Hoffnung wieder, dass der Tod nicht das Ende, sondern nur die Exekutive einer höheren Macht ist, der vorübergehende Begleiter in ein größeres und unbeschwerlicheres Danach. Für den Gläubigen hat „der zweite Tod“, der leibliche Tod seine Macht verloren. Er ist in der Taufe bereits mit Christus in den Tod begraben (vgl. Röm 6,3-5; Kol 2,12). Das ist der Grund, wieso Franziskus von Assisi den Tod als „Bruder“ bezeichnen und Gott dafür loben konnte.

„Herr, sei gelobt durch unsren Bruder Tod,
dem kein Mensch lebend je entrinnen kann.
Der zweite Tod tut uns kein Leid an.
Lobet und preiset den Herrn in Dankbarkeit,
und dienet ihm mit großer Demut.“

In Bezug auf das Bild bedeutet das, dass der Gläubige gerade in der Zeit, in dem symbolisch alle Farben in seinem Leben verblassen, in dem das Lebenskleid ausfranst und sich auflöst, letztlich der Lebensfaden abgeschnitten und das Lebenslicht erlischt, sich um so mehr an Gott festhält und darauf vertraut, dass ER ihm nach der Zeit des Übergangs neuen Boden unter den Füßen geben und in Seinem Licht das Leben in nie gekannter Fülle erleben lassen wird.

Ganzer Zyklus des Tailfinger Totentanzes sowie Bestellmöglichkeit des Katalogbuches zum Totentanz auf der Website des Künstlers

1 freier Mensch

Das Bild ist ein Abbild von einer dreidimensionalen Arbeit. Dies wird insbesondere durch die mittige Unterschrift auf der rechten Seite und die breiten seitlichen Ränder (in der Wiedergabe im Internet schlecht sichtbar) deutlich. Als Betrachter blicken wir also durch das im Offsetdruck multiplizierte Abbild auf das Original, das aus einem Blatt Papier, einem Tannenzweig, etwas Farbe und einem gelben Holzrahmen besteht.

Als Papier wurde die Rückseite eines Kalenderblattes verwendet. Unten sind gut die Perforierung und die halbrunde Ausbuchtung für die Aufhängung zu sehen. Damit erhält die Arbeit einen ersten Bezug zur Zeit, auch wenn die konkrete Zeitangabe verborgen bleibt. Damit beweist der Künstler zum ersten Mal seine Freiheit im Umgang mit den verwendeten Materialien. Er verwendet ein abgelaufenes Kalenderblatt, das er mit einer zweifachen Drehung einer neuen Aufgabe zuführt und wie durch eine Zeitenwende hindurch einem unbestimmten, offenen Zeitrahmen zuführt.

Ein Tannenzweig dominiert die Mitte des Blattes. Der feingliedrige Zweig erscheint als Strichmännchen mit gespreizten Beinen, einer gekrümmten Wirbelsäule und erhobenen Armen. Der Kopf ist am wenigsten ausgebildet. Eine Kopfform ergibt sich aber durch die Verdichtung von vier Verästelungen über der zentralen Vertikalen. So kann ein froher und tanzender Mensch darin gesehen werden, ein Mensch, der sich frei bewegt. Im Zusammenhang mit dem grünen Tannenzweig können aber auch weihnachtliche Gedanken aufsteigen, so dass im Tannenzweig mehr ein liegendes Kleinkind wahrgenommen wird. Mit dem Tannenzweig schafft der Künstler einen zweiten Bezug zur Zeit. In ihm wird das Wachsen und Erstarken genauso wie die Vergänglichkeit sichtbar. Zum einen im noch kräftigen Grün, zum anderen in den heruntergefallenen Nadeln, sie sich im Rahmen hinter dem Glas ansammeln. Auch hier schuf er aus dem Tannenzweig etwas völlig anderes.

Über dem Zweig malte der Künstler in dunklem Rot zudem „1 freier“ und darunter „mensch“, zusammen also „1 freier mensch“. Dies kann als Deutung des Tannenzweiges gelesen werden, aber auch im Bezug zum Künstler, der den Materialien in kreativer Freiheit eine neue Sinngebung gab. Seine künstlerische Unabhängigkeit bringt er auch in der Schrift zum Ausdruck. So schreibt er die Eins als Ziffer, schreibt „Mensch“ klein, unterstreicht aber dieses Wort. Durch die Platzierung von „freier“ oben im Bild erhält dieses Wort zudem etwas Geistiges, Ungebundenes, während das unterstrichene Wort „mensch“ unten im Bild geerdeter wirkt. Die Zahl „1“ steht wiederum mit dem singulären Tannenzweig in Beziehung und erhöht im Gegensatz zur Beliebigkeit des Wortes „ein“ die Einzigartigkeit dieses „freien Menschen“.

Allerdings, wer könnte mit einem freien Menschen gemeint sein? Ist es wie bereits angesprochen der Künstler, der losgelöst von allen Konventionen frei gestaltet? Oder bezieht sich die Bezeichnung mehr auf Jesus? Er kann wegen dem Tannenzweig im Zusammenhang mit seiner Geburt gesehen werden, als Gottes Sohn, der den Menschen den Frieden brachte (vgl. Lk 2,14), im Bezug zur Schrift ebenso als einziger wirklich freier Mensch, der unbelastet von jeglicher Schuld handelte (vgl. Hebr 4,15). Diesbezüglich könnte auch der feine Rahmen mit seinem leuchtenden Gelb als unauffälliger Licht- oder Heiligenschein gedeutet werden.

Die Arbeit von Felix Dröse lässt noch einen weiteren Zugang zu. Die plakative Aufmachung kann auch als Spiegelbild und Vision von uns gesehen werden. „ Zur Freiheit hat uns Christus befreit“, schreibt Paulus an die Gläubigen in Galatien (Gal 5,1). Als auf Christus Getaufte sollen wir als freie Menschen handeln und neue Wege gehen. Martin Luther (zu dessen 500. Jahrestages des Thesenanschlages die Wanderausstellung „Zeitgenössische Kunst zur Bibel“ lanciert wurde und dieses Blatt zur Ausstellung eingereicht wurde) war einer von vielen Persönlichkeiten, die im Hören auf den Heiligen Geist und die innere Stimme es wagten, kontrovers zu denken und zu handeln, und dadurch zur Erneuerung von Kirche und Gesellschaft beizutragen. Heute stehen wir in ihrer Nachfolge.

Das Buch zur Ausstellung: “Zeitgenössische Kunst zur Bibel”, Johannes Beer (Hrsg.), Kerber Verlag Bielefeld 2012, ISBN 978-3-86678-720-9, 22,50 × 22,50 cm, Seiten: 204 Seiten, 122 farbige und 6 s/w Abbildungen, Hardcover gebunden, Euro 29,95

wartende Engel

Es ist selten, dass ein Kunstwerk eine solche Tiefenwirkung entfaltet. In der Radierung von Markus Lüpertz wird der Betrachter geradezu in das zentrale Licht hineingezogen: nach vorn – oder auch in die Höhe, wenn man sich das Bild über sich vorstellt. In der Barockzeit haben viele Kirchenbaumeister ihre Kuppeln oben mit einer Laterne voller Fenster versehen, um einen ähnlichen Lichteffekt zu erzielen.

Der stufenlose Übergang vom Dunkel zum Licht ist ein Blick vom noch Greifbaren in das Unfassbare, ein Blick in die Unendlichkeit. In kreisenden Bewegungen wird das Auge zum Licht geführt. Vermag es in den Bildecken die Tunnelwand noch zu sehen, verliert es durch die Stärke der Lichterscheinung schon bald alle Anhaltspunkte und muss sich blind dem Licht hingeben, wenn es weitergehen möchte. So sehr das Auge also verführt wird zu schauen, wird ihm letztlich kein irdischer Ein- oder Ausblick geboten. Vielmehr hat sich der Himmel „geöffnet“ und lässt in weiter Ferne seinen Glanz ahnen.

Begleitet werden unsere Blicke von neun Engeln. Mit wenigen Strichen hat der Künstler menschenähnliche Gestalten in langen Gewändern und mit Flügeln skizziert, die auf dem Rund des Ovals zu tanzen scheinen. In ihrer Einfachheit haben sie etwas Kindliches an sich. Doch ihre lineare Ausführung macht sie zu transparenten Wesen, die uneingeschränkt das hinter ihnen Seiende sehen und wahrnehmen lassen – Botschafter Gottes, Übermittler von Gottes Wort.

In der Adventszeit liegt es nahe, die Verkündigung der Frohbotschaft von der Geburt des Heilands an Hirten in dem Bild zu sehen, bei der sich zu dem Engel eine große himmlische Heerschar gesellt, die Gott lobte und sang: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade“ (Lk 2,13f). Aber der Künstler legt sich nicht fest. Er könnte genauso eine Erzählung aus dem Johannesevangelium im Kopf gehabt haben, in der Jesus zum Erweis seiner Sendung zitiert: „Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn“ (Joh 1,51) oder Jakobs Traum im Buch Genesis (28,12ff): „Er sah eine Treppe, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Auf ihr stiegen Engel Gottes auf und nieder.“

Aber das Kunstwerk will zu keiner der drei Erzählungen so richtig passen. Auch die zentralen Linien lassen sich damit nicht erklären. Das Kunstwerk ist kein historischer Tatsachen-Bericht, ebenso wenig wie es die Evangelien sind. Aber es ist eine starke Einladung, zum Licht aufzubrechen und sich dabei von den Engeln begleiten und führen zu lassen. Sei es zum Licht des Neugeborenen in der Krippe, sei es das ewige Licht, auf das wir hoffen und ein ganzes Leben lang zugehen.

Die Radierung wurde für die Kunstausstellung „Sieben Engel für Württemberg“ in Stuttgart geschaffen. Als künstlerischer Beitrag zum 475-Jahr-Jubiläum der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und zugleich zugunsten der Stiftung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg wurden sieben Künstlerinnen und Künstler von internationalem Renommee gebeten, ihre Engelsvorstellungen in einer graphischen Gestaltung auszuführen. Die Kunstwerke können über diesen Link angeschaut und auch erworben werden!

Rücken an Rücken

Zwei ungewöhnliche Kunstwerke begegnen uns in diesen beiden Arbeiten von Klaus Simon. Abstrakte Formen auf Kaseln gedruckt, überhangartige Gewänder für den liturgischen Gebrauch. Selbst für häufige Kirchgänger ungewohnte Motive, die zu genauerem Schauen anregen.

Für jede Kasel scheint nur ein Druckstock verwendet worden zu sein. Unterschiedlich eingefärbt, wurde das gleiche Motiv je dreimal verwendet – zweimal in Rot bzw. Grün auf Vorder- (Detailbild) und Rückseite, sowie auf letzterer ein weiteres Mal um 180 Grad gedreht in einem dunklen Farbton. Dadurch ergaben sich zwei gegensätzliche Bewegungen, die sich in der Mitte überlagern und verdichten. Innige Begegnung wird spürbar, wobei die Farbgebung andeutet, dass die obere Farbschicht, die von oben her sich verjüngende Form der gebende und den anderen durchdringende und erfüllende Teil ist.

Als gemeinsamer Anhaltspunkt für die maßgenaue Überlagerung ist in beiden Werken ein vertikaler Freiraum zu erkennen. In der grünen Kasel ist er durchgehend, in der roten unterbrochen und seitlich verschoben. Eine unsichtbare Mitte wird spürbar, die verbindet und sammelt, aber auch trennt, wie in der für die Messfeiern im Jahreskreis gedachten grünen Kasel. Eine Mitte, die, wie in der roten Kasel, aber auch Gewalt erfahren, einen Bruch erleiden kann: Diese Kasel ist für Palmsonntag, Karfreitag, Pfingsten, die Feste der Apostel, Evangelisten und Märtyrer vorgesehen.

Die beiden Messgewänder werden zum Gottesdienst getragen, zum Dienst Gottes an den Menschen, zur Eucharistiefeier, der Danksagung der Menschen an Gott. Die aufgedruckten Motive wollen eine zweifache Erinnerung wachrufen. Zum einen: an zwei große Ulmen, die jahrzehntelang eng nebeneinander im Park der Katholischen Akademie in Bayern gewachsen sind. Wegen Käferbefall mussten die beiden Bäume 2003 gefällt werden (Detailbild). Ihr Holz wurde dann von Klaus Simon einfühlsam – indem er der Spur des Lebens dieser Bäume nachging – zur zweiteiligen Skulptur „Rücken an Rücken“ gestaltet (Detailbild). Die Abdrücke ihrer Innenseiten auf den beiden Kaseln erzählen nun wie Ikonen von ihrer ehemaligen Existenz. „Die Kaseln sind wie Fingerabdrücke der Skulptur, einmalig und nicht wiederholbar spiegeln sie unser Eingebundensein in die Schöpfung. Die Gewänder zeigen im Abdruck die Wachstumsgeschichte des Baumes und den Werkprozess, die Spuren, die die Kettensäge auf der Oberfläche der Skulptur hinterließ.“ (Klaus Simon in „Rücken an Rücken“, Hrsg. Katholische Akademie in Bayern 2003, S. 14)

Die zweite Erinnerung betrifft Jesus und sein Leben in unserer Welt und entsteht durch den Einzug der Bäume in den liturgischen Raum. Als Abbild einer neuen Wirklichkeit, die aus der alten herausgewachsen ist und einen neuen Platz gefunden hat, erinnern die sich überlagernden Baumzeichen an Jesu Abdruck in dieser Welt, an das, was er uns in Wort und Leben hinterlassen hat. In den beiden weißen Balken begegnen sich die Sehnsucht der Menschen und das Entgegenkommen Gottes: als Lichteinbruch, als vereinigenden Freiraum, der wie die rote Kasel darstellt, auch gestört und unterbrochen werden kann.

„Bei dieser Arbeit von Klaus Simon kommt etwas zur Sprache, was verloren scheint. Klaus Simon hält die Zeit an, gibt ihr eine neue Qualität. Die Zeit des Baumes ist vorüber, als Skulptur und als Träger von Farben lebt er weiter. Die Farben als Ausdruck liturgisch geprägter Zeit überführen den gefällten Baum in eine neue, andere Dimension. Klaus Simon gibt uns Seh- und Lesehilfen mit auf den Weg, auf unserer Suche nach einer sinnvollen Welt: einer Welt, die im Ausgleich von Natur und Kultur lebt; einer Welt, die um ein Getragensein durch ein Größeres weiß oder zumindest darauf hofft.“ (Walter Zahner, ebd., S.16)

 

Zu dieser Arbeit ist 2003 von der Katholischen Akademie in Bayern in München die Broschüre “Rücken an Rücken” mit 20 Seiten und 12 Bildern herausgegeben worden und kann ebenda bezogen werden.

Himmelstanz

Eine ungewöhnliche Begegnung in den Wolken: zwei Gestalten in wehenden Gewändern reichen sich die Hand. Die linke Gestalt scheint von der rechten nach oben gezogen, willkommen geheißen, zum Tanz aufgefordert zu werden. Und sie folgt dieser Einladung mit ganzem Herzen.

Wer sind diese beiden? Die Künstlerin Christina Simon hat sich in das mystische Leben der Mechthild von Magdeburg aus dem frühen 13. Jh. hineinversetzt und sich in ihre Schriften vertieft, um Erfahrungen daraus in einem Linolschnitt-Zyklus darzustellen.

Mechthilds Bestreben war es, so weit wie möglich unsere Diesseitigkeit zu übersteigen, um Gott nahe zu sein. Ihre sehnsüchtige Gottsuche, ihre drängende Gottesliebe zeigt die Künstlerin in dem feurigen Rot ihres Gewandes und ihrer Haut und ebenso, wie sie aus dunklem Grund aufschwebt in unbekannte Höhen des Lichts zu einer von schräg oben entgegenkommenden Gestalt, die sie, sich ihr leicht entgegenneigend, beim linken Handgelenk fasst. Männlich? Weiblich? Göttlich – das Ziel ihrer Sehnsucht? Weisen ein Flügel am Rücken, eine Taube über ihrem Haupt, die Purpurfarbe an Gewand und Haut, die hellen Lichterscheinungen auf eine außerirdische Vision? In der Mitte ihrer Begegnung, bei der Berührung beider Hände ist der Hintergrund ganz weiß, ganz hell. – Ungestaltetes Licht! – Da braucht es keine Worte mehr, keine Farbe, da ist alles gesagt. Ein intensiver Blickkontakt begleitet dieses Aufeinander-Zukommen und ein beinahe geometrisch zu bestimmendes Aufeinander-Bezogensein.

Kann denn Sprache die Begegnung von Gott und Mensch in Worte fassen? Kaum. Mechthild von Magdeburg fand das Bild vom Tanz, um mitzuteilen, welches Erlebnis ihr geschenkt worden war und Christina Simon greift es auf, um das darzustellen und festzuhalten. Tanz: gemeinsam sich mit dem ganzen Körper, seinem ganzen Selbst der Melodie, dem Rhythmus überlassen, das kann mehr ausdrücken und mehr verstehen, als viele Worte. Mechthild wurde das mystische Erlebnis des Einswerdens der Seele mit Gott geschenkt: „Ich tanze Herr, wenn du mich führst …“

> Weitere Bilder aus dem Zyklus und ausführliche Beschreibung auf der Website der Künstlerin

Dem Licht entgegen …

Pilgern ist wieder in Mode gekommen, aus welchen Gründen auch immer. Hape Kerkelings Vorbild und sein unterhaltsamer Bericht „Ich bin dann mal weg“ können kaum der einzige Grund dafür sein.

Auf diesem Holzschnitt hat sich eine Gruppe auf den Weg gemacht. Die Pilger wirken anonym, sind uns abgewandt in ihren schwarzen Umhängen mit hochgezogenen Kapuzen. Jeder trägt einen langen Pilgerstab. Alle streben sie, leicht vornüber geneigt, einem gemeinsamen Ziel zu.

Warum sie wohl unterwegs sind? Sind sie vielleicht aus dem Alltagstrott aufgebrochen, haben sie Bekanntes hinter sich gelassen, um neue Erfahrungen zu machen – mit sich – mit ihren Mitmenschen – mit Gott? Suchen sie einen Ort, der Heil verspricht? Suchen sie Klarheit, Orientierung, ein lohnendes Ziel? Eine Pilgerreise wird – wenn sie gelingt – von einer äußeren Reise zu einem inneren Vorgang, zu einer Begegnung mit sich selbst.

Unmerklich hat der Künstler den Betrachter in diese stille Schar eingereiht und so berühren auch ihn diese Fragen nach dem Sinn und Ziel des Unterwegs-Seins. Denn ob wir uns Zeit nehmen oder nicht, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht – wir alle sind unter vielen anderen Menschen auf dem Weg, brauchen Orientierung und suchen ein lohnendes Ziel.

Mit der Pilgergruppe zusammen machen wir über den Rücken der vielen Vorläufer und Wegbereiter eine kreisrunde Lichtscheibe aus, die im dunkelroten Hintergrund eine Art Fenster oder gar einen Durchgang bildet. Kreisrund – also ohne Anfang und ohne Ende etwas Vollkommenes symbolisierend. Darauf streben sie zu, sichtlich erwartungsvoll. Sie ziehen uns geradezu mit. Was erwarten sie und was erwartet uns, wenn wir weiterhin mitgehen? Licht vor uns, also Erhellung und Ermunterung auf dem Weg, eine klare Sicht auf Wesentliches, Orientierung zu einem heilbringenden Ziel, für das sich die Mühe des Weges lohnt …

Gedanken, die uns gerade im Advent beschäftigen können. In der Vorbereitung zu dem Fest, in dem wir feiern, dass Gottes Licht in unsere Welt und in unser Leben gekommen ist.

Begegnung der anderen Art

Meeresbrandung, hohe Wellen, die am Strand auslaufen, sind auf dem Bild zu erkennen. Darüber gold-schwarze Silhouetten, vage Gestalten – eine Menschengruppe? Gesichter und Körperfragmente sind zu sehen, doch gleichen die Wesen mehr einer flüchtigen Erscheinung. Wie Wellenreiter kommen sie daher. Und die zwei langen Beine der mittleren Gestalt lassen in ihnen am Übergang von Wasser und Land auch Läufer sehen, Jogger, Strandläufer.

Wer kennt nicht diese faszinierende Erfahrung zwischen zwei Welten? Auf der einen Seite die festen und haltgebenden Begrenzungen des Landes, auf der anderen Seite die bewegte Weite des unergründlichen Meeres? Es ist ein Ort der Begegnung, ein Ort der besonderen Erfahrung, auch mit der Gravitation, der Anziehungskraft des Mondes. Da wird die Zeit in einem anderen als dem Tag-Nacht-Rhythmus spürbar. Wer am Strand auf diesem Berührungssaum der verschiedenen Kräfte spazieren gehen will, wird zwangsläufig zu einem Gezeitenläufer, zu jemandem, der auf die Gegebenheiten und ihre besonderen Zeiten achtet und diese Erkenntnis für sein Tun und Handeln einsetzt.

Dieser Deutung ist entgegenzusetzen, dass sich kein Fuß im Wasser befindet, dass kein klatschendes Aufspritzen einen Hinweis auf körperliche Wesen gibt. In goldener Farbe und luftiger Andeutung schweben sie vielmehr über dem Wasser, wie Geistwesen, denen durch den besonderen Ort etwas Mystisches anhaftet.

Dieser Ort ist nicht unbedeutend, treffen sie sich doch am Übergang von Wasser zu Luft, von Erde zum Himmel, vom Wasser zum Land. Ob die Elemente als Gleichnis ihrer Eigenschaften gedeutet werden dürfen? Unaufhörlich wird das Wasser von einer unermesslichen Kraft bewegt und ans Land getrieben. Ist nicht das furchteinflößende Tosen des Meeres, das rauschende Ausrollen der Wellen sogar aus dem Bild heraus zu hören? Gegenüber der uferlosen Weite des Meeres können die Gedanken unwillkürlich schweifen …

Goethe war auf einer seiner Italienreisen so tief beeindruckt von diesem Erlebnis, dass er daraufhin seinen “Gesang der Geister über den Wassern“ schrieb:

Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muss es,
Ewig wechselnd …

Und das Gedicht endet mit den Worten: Seele des Menschen, wie gleichst Du dem Wasser!
Schicksal des Menschen, wie gleichst Du dem Wind!

Es kann aber auch sein, dass unsere Gedanken über diese natur-immanenten Vorstellungen hinaus zu einem Schöpfergott schweifen, der ebenso unfassbar groß, machtvoll und unendlich wie das Meer erscheint. Wäre da nicht die menschenähnliche Verkörperung dieser geistigen Wesen auf dem letzten Wellenkamm, würde er uns vielleicht ein abstrakter, ferner Gott bleiben. So aber erinnern sie an eine Gemeinschaft mit menschlichen und göttlichen Zügen gleichzeitig, deuten sie sanft die Menschwerdung Gottes und damit seine Nähe zu uns Menschen an.

Aus dem Urlaub kennen wir den Strand als Ort der Entspannung und der Erholung in dem Erleben des Zusammenspiels der verschiedenen Kräfte. Das Bild vertieft diese Kräfte durch spirituelle Andeutungen, wobei der Titel richtungsweisend unsere irdische Position anspricht: Wir leben auf der einen Erde, aber letztlich sind wir Grenzgänger zwischen zwei Welten. Wie Gezeitenläufer nehmen wir höhere Mächte wahr, die auch unser Leben zu einem kurzen Besuch mit dem Geschaffenen machen, zu einer flüchtigen Begegnung mit der festen Erde, wie sie das Wasser am Strand macht, bevor es wieder von einer geheimnisvollen Kraft ins unendliche Meer hinausgezogen wird.

Feuer des Lebens

Drei Lichtgestalten bewegen sich, ja scheinen zu tanzen vor dem orangeroten Hintergrund. Ihre Körper sind von goldgelben Flammen umgeben, die sie brennen, glühen und wie Gold leuchten lassen. Dampfwölkchen deuten auf große Hitze und einen verzehrenden Verbrennungsvorgang hin. Dabei hebt sich die mittlere Gestalt durch eine größere Leuchtkraft und Unversehrtheit von den beiden vom Verfall Gezeichneten ab. Es scheinen auch seine Arme zu sein, welche wie ein Bildstrich die beiden ihm Zugewandten auch körperlich mit ihm verbinden. Erst durch seine horizontale Armstellung werden die auf Einzeltafeln dargestellten und dadurch voneinander getrennten Menschen miteinander verbunden zu einer Gemeinschaft.

Kopf-, Körper- und Beinhaltung deuten Zuneigung an, ein Miteinander. Es ist, also wolle der Künstler darauf hinweisen, dass sich menschliches Leben ganz für sich allein nicht entfalten kann, dass es auf Zusammenhalt, -arbeit und -leben angelegt ist.

Wie bereits erwähnt, steht der junge Mann in der Mitte als der Verbindende und Haltgebende in dieser Trias. Intensiv schaut er auf den Mann zu seiner Rechten, dessen Gesichtszüge ein fortgeschrittenes Alter verraten und dessen Glieder starke Spuren der Zersetzung aufweisen. Lange wird er nicht mehr stehen können. Von der Frau auf seiner Linken kann schwer etwas gesagt werden. Ihr Gesicht erscheint verhüllt, ihr Körper durch die zusammenhängenden Flächen jugendlicher. Von ihrer Haltung her steht sie im Einklang mit dem jungen Mann in der Mitte – beide Körper sind gleich gebogen, beide Köpfe gleich geneigt.

Vom Bildaufbau her den „Drei Grazien“ von Raffael (1504/05) nahestehend, lenkt der Künstler den Blick durch die Verfremdung und vor allem durch die Darstellung der einzelnen Personen über das Bekannte hinweg. Insbesondere die zentrale Gestalt lässt aufgrund der von gotischen Kreuzen her bekannten gebogene Körperhaltung und den Wundmalen an den Gekreuzigten denken. Ohne Kreuz und nicht erhöht – auf gleicher Ebene – schafft er als vom Licht Verwandelter und Auferstandener mit seinen ausgebreiteten Armen eine partnerschaftliche Verbundenheit, bei der die ihm zur Seite gegebenen Menschen gleichsam seine „Hände“ werden. Er lässt sie teilhaben an dem Licht und der Energie, die ihn durchströmen …

… damit auch sie immer mehr in das hineinverwandelt werden, was Jesus von Ewigkeit her ist und wofür er gestorben ist. Stellvertretend stehen sie für die ganze Menschheit. Wir alle sollen, von Jesu leidenschaftlichem Zeugnis angesteckt, immer mehr zu Söhnen und Töchtern Gottes werden, von materiell Verhafteten zu geistigen Menschen, die Jesu „Feuer“, seine Wahrheit und Liebe, durch unser Leben lichtvoll, verwandelnd und erneuernd in die Welt hineintragen. Jesus selbst wird uns dabei Mitte, Halt und feurig pulsierende Quelle sein.

Gedanke

Kräftig leuchtet die rote Form im schwarzen Hintergrund. Sie ist im unteren Bereich durch die weißen Buchstaben des Wortes „danke“ überlagert, im linken Bereich durch ein halbtransparentes Rechteck. Insgesamt eine recht graphische Darstellung, bei der das Wort „danke“ zwischen den beiden Ebenen herausschaut.

Ein vertiefter Blick lässt in der runden großen Form den Buchstaben „G“ entdecken, der in Verbindung mit dem vorgestellten „danke“ zum Wort „Gedanke“ wird. Danke – für den Gedanken, mag es unwillkürlich durch den Kopf blitzen und Staunen sich breit machen über die Erkenntnis, dass im Wort „Gedanke“ „danke“ enthalten ist! Soll etwa jeder Gedanke ein Dank sein? Ein dankbares Gedenken oder Erkennen?

Wie eine Antwort auf das Nachdenken über das Wortspiel, das uns die Dimensionen dieses Wortes neu vor Augen hält, erscheint das dicht beschriebene halbtransparente Rechteck: „16.2.2003 Die Kunst beginnt, wo das Denken endet.17. Einsam wird man geboren, einsam wird man sterben. 18. Den Sinn des Lebens spürt man nur in der innigsten Umarmung. 19. Alle Träume sind Teile der unendlichen Wahrheit. […] 23. Suche das Einfachste und das Schwierigste wird dir gelingen. […] 10. Wenn man versucht, alle Türen offen zu lassen, kann ein Luftzug sie eine nach der anderen zuschlagen lassen. […] 15. Jeder Anfang trägt das Ende in sich, so wie jedes Ende ein neuer Anfang ist – nur die Liebe währt ewig.“ (Manfred Schramm)

Das Datum und die fortlaufenden Ziffern lassen ahnen, dass hier tagebuchartig Lebensweisheiten festgehalten worden sind, für jeden Tag eine Erkenntnis! Fragmente aus der Spannbreite des Lebens. Erfahrungen, die staunen lassen und von denen man gerne die eine oder andere als Maxime fürs Leben nehmen möchte. – Die Künstlerin hat diese Lebenserfahrungen so ins Bild gebracht, dass die Worte und Sätze im schwarzen Feld Durchblicke schaffen und den Hintergrund sichtbar werden und durchscheinen lassen: intellegere! Geht es bei Lebensweisheiten nicht gerade um dies: das Vordergründige auf den tragenden Hintergrund hin durchsichtig, transparent werden zu lassen, damit das Tragende sichtbar wird?

Das große G lässt offen, wer oder was dieses Tragende ist. Es könnte genauso gut für Gott wie für Gegenwart stehen, für Global wie für Glück, für Gesundheit wie für Gelingen.. Aber das leuchtende Rot bringt auch Blut und Liebe zum Ausdruck, die runde Form ansatzweise Unendlichkeit, wie wir sie nur Gott zuschreiben. G also für Gott, der uns die Fähigkeit zu Erkennen, Begreifen und Verstehen geschenkt hat? Glauben wir nicht, dass er uns von seinem Geist gegeben hat, damit wir mit unserem Geist und Verstand die sichtbaren und unsichtbaren Wirklichkeiten dieser Welt durchdringen und immer wieder neu ergründen können? Dafür dankbar und glücklich zu sein, das ergäbe doch Sinn!

Das Denken, der Gedanke ermöglichen uns Begegnungen mit anderen Welten, anderen Zeiten, wie es der Weg unter dem Wort „danke“ andeutet. Sie ermöglichen uns Begegnungen mit Menschen wie der
abgebildeten Frau, die wir durch ihre Auffälligkeiten mehr oder weniger bewusst wahrnehmen. Sie ermöglichen uns über die Gegenwart hinaus in die Vergangenheit zurückzublicken wie in die Zukunft zu schauen. Gedanken sind – so gesehen – Fenster, die Licht in unsere „hauseigene“ Dunkelheit bringen. So unsichtbar und oft flüchtig sie sind, sie beeinflussen unser Denken und prägen es als bewussten Erfahrungsschatz. Denn in ihnen ist, wie es die rote Farbe suggeriert, Leben und vielleicht auch Liebe!

Kommunikationsproblem

Einsam steht die schwarze Gestalt da, von einem geheimnisvollen grauen Schatten hinterfangen und vor einem roten Bilderrahmen. In diesem leuchtet ein blitzartiges Licht mit Wortfragmenten auf. Horizontale gelbe und weiße Linien verbinden die Erscheinung durch den Rahmen hindurch zu einem Komplex von gestapelten Linien am rechten Bildrand.

Mit dem Lichteinbruch scheint vieles erschüttert worden zu sein. Da ist ein Bild, eine Vorstellung in Schieflage geraten, wie spiegelndes Glas in Brüche gegangen. Das einst Dargestellte ist zerstört, die Erkenntnis erschwert. So sind von den in die Bildmitte (!) geschriebenen Worten nur die Ersten und die Letzten deutlich lesbar: DAS IST DIE SPRACHE … … NICHTS … DAS … SIE … ALLE, … Den Wortteilen dazwischen fehlt die Kraft, einen Sinn zu vermitteln. Mit dem Hinweis auf die Sprache vermögen die vorhandenen Bruchstücke dennoch zu signalisieren, dass hier ein Kommunikationsproblem besteht: Die Aussage kann nicht verstanden werden.

Geheimnisvolle Erscheinung
Nicht nur einsam, sondern auch etwas traurig steht der Mann auf der einen Seite des Sprachproblems. Aus seinem gesenktem Kopf schauen runde, an Brillengläser erinnernde Augen nachdenklich, nach innen wie nach draußen alles Sichtbare durchdringend, in die Weite. Sein langes Gewand lässt in ihm eine Persönlichkeit aus der Antike oder noch früher sehen. Seine Erscheinung ist von waagrechten Linien gezeichnet und damit teilweise verdeckt. Obwohl alles an ihm sichtbar ist, kann er doch nicht richtig erfasst werden.

Der Mann bleibt geheimnisvoll. Um so mehr, als er vor einer rätselhaften Präsenz steht, die größer ist als er und überwiegend aus Linien besteht, die in Bewegung sind. Sie scheint den Mann von allen Seiten zu umfangen, ihn gewissermaßen zu halten und, aus den über seinen Schultern hereinfließenden Strömen zu schließen, gleichzeitig zu erfüllen und zu durchdringen. So wie die graue Präsenz hinter ihm steht, erscheint der Mann im Vordergrund, beauftragt, stellvertretend für den Unfassbaren eine Botschaft zu vermitteln.

Gestörte Wahrnehmung
Wer wohl sein Adressat ist? Die schwarze Farbe verbindet den Mann mit der rechten Bildhälfte, die zudem ähnliche waagrechte Linien aufweist. Wie Spinnweben hängen sie leicht und zerbrechlich im Dunkeln, sensibilisiert, jede Bewegung wahrzunehmen und alles, was sich bewegt, zur möglichen Nahrungsaufnahme aufzufangen. In ihren wellenartigen Bewegungen ist außerdem einem Kardiogramm gleich der Pulsschlag des Lebens spürbar: Ihre Vielzahl mag eine große Menschenmenge zu veranschaulichen. Genauso können in den Linien physikalische Wellen gesehen werden, mit denen eine Botschaft an einen Empfänger gesendet wird. Die unterschiedliche Ausführung der Linien macht auch hier das bereits angesprochene Kommunikationsproblem sichtbar: Nur wenigen Linien gelingt es, den Rahmen zu durchbrechen und mit dem Licht Verbindung aufzunehmen. Das ist allerdings noch keine Garantie, dass die erhellende Botschaft erfasst werden kann, denn die unverständlichen Wortfetzen bleiben.

Um darauf hinzuweisen, dass diese Verständigungsschwierigkeiten ein zutiefst menschliches und damit überzeitliches Problem sind, hat die Künstlerin Christina Simon das Schrift- und Bildzitat in Anonymität gekleidet. Wer die beiden nicht aus einem anderen Zusammenhang kennt, vermag sie nicht zu identifizieren. Durch ihre kulturelle Differenz schaffen sie zudem einen gewaltigen zeitlichen Spannungsbogen. Beide sind gewissermaßen Propheten in ihrer Zeit, die um die beste Sprachform gerungen haben, um das herüberzubringen, was sie im Leben bewegt hat: Habakuk Ende des 6. Jh. v. Chr. in Jerusalem, der Lyriker und Übersetzer Paul Celan in der Mitte des 20. Jh. in Deutschland. Jeder stößt auf seine Weise auf Unverständnis.

Sensible Vorbilder
Als Vorbild für die Gestalt des Propheten Habakuk begeisterte die Künstlerin die gleichnamige Plastik von Donatello, die um 1423-25 entstanden ist und sich heute im Dommuseum in Florenz befindet. Geerdet, doch hochgewachsen und fest wie ein Säule steht Habakuk da. Dennoch erscheint er in seinem Wesen zart, zerbrechlich und verletzbar. Damit spiegelt er seine eigene Zerrissenheit: Auf der einen Seite spricht aus seinem Gebet ein starker, zuversichtlicher Glaube an Gott (Hab 3,2-19), auf der anderen Seite fühlt er sich mit seinen Fragen alleingelassen: „Wie lange, Herr, soll ich noch rufen und du hörst nicht? Ich schreie zu dir: Hilfe, Gewalt! Aber du hilfst nicht.“ (1,2) Doch Gott ist nicht fern und antwortet. Er gibt dem Propheten zu verstehen, dass er den im Glauben Treuen beisteht und vor dem sicheren Tod bewahrt (vgl. 2,4).

Im Bild steht die Gestalt des Habakuk sinnbildlich für den rechtschaffenen und gottesfürchtigen Menschen. In der grauen und sich in Bewegung befindenden Figur ist er von Gottes geheimnisvoller Gegenwart hinterfangen. Neben ihnen wird im grellen „Blitzlicht“ Habakuks Vision vom Kommen Gottes sichtbar: „Er leuchtet wie das Licht der Sonne, ein Kranz von Strahlen umgibt ihn, in ihnen verbirgt sich seine Macht.“ (3,4)

Christina Simon hat in den alles sprengenden Lichteinbruch hinein poetische Worte aus Paul Celans einzigem Prosatext “Gepräch im Gebirg” (1959) hineingeschrieben. Durch das Licht erhalten die Schriftzeichen Aufmerksamkeit. Sie wollen Brücken zwischen den Menschen bauen und bleiben doch fragmentarisch, weil der eine die Wahrheit nur facettenhaft vermitteln, der andere sie wegen seiner gestörten Wahrnehmung nicht verstehen kann.

Lichtblick
Ist das Bild demnach ein Bild der Hoffnungslosigkeit? – Nein, es offenbart einfach eine menschliche Schwäche … und lädt ein, sich wie Habakuk im Gebet an Gott zu wenden. Möge er uns doch mit seinem Licht erhellen und unsere Herzen öffnen, damit wir einerseits die Worte unserer Mitmenschen hören und verstehen, andererseits geistreich zu sprechen wissen.

Dieser Bild-Impuls wurde in der Ausgabe 1/2007 der Zeitschrift “das münster”, Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft erstveröffentlicht.

Geben und verbinden

Wie im antiken Theater, so mutet sie an, diese Szene, in deren Mitte Elisabeth agiert. Eine Gasse aus Menschenleibern durchschreitend. Erst der zweite Blick lässt die Menschen als Bettler, Gebrechliche oder Behinderte erkennen. Dicht gedrängt erheben sie ihre Hände.

Der Gestus des Gebens und der des Nehmens bestimmen das Beziehungsgefüge. Elisabeth, die Almosen verteilt und die Bedürftigen, die empfangen. Nicht immer ist die Gestik eindeutig. Während die Bettler in den vorderen Reihen den direkten Kontakt zu Elisabeth haben und nehmen dürfen, müssen die bereits versorgten sich gegenseitig etwas geben – weitergeben. Der diametrale Gestus erfährt seine Steigerung in der Form der Gloriole und in der irdischen Abgehobenheit der Bettler, die geradezu wie in einem Schwebezustand verharren. Sie sind die Beschenkten und müssen sich Gott selbst zum Geschenk machen.

Betrachtet man davon ausgehend die Verortung der Akteure, dann erscheint es entgegen aller landläufigen Meinung widersprüchlich, dass gerade die Heilige auf dem Boden der irdischen Wirklichkeit steht und der Last des Lebens begegnet und die von Trübsal geplagten Elenden dem Himmel näher sind und keine Bodenhaftung besitzen. Hier entlarvt sich der Trugschluss.

Heilige sind nicht heilig, weil sie weit entfernt von alltäglichen Lebensmustern sind, nein, gerade weil sie wie Leuchtfeuer mitten im Morast des Lebens stehen und nachhaltig wirken. Elisabeth muss auf das Drängen der Elenden reagieren, ob sie will oder nicht! Sie hat sich entschieden, im Ordensgewand des Dritten Ordens der Töchter des heiligen Franziskus den steinigen Weg weiterzugehen, zu strahlen und sich mit und in der Welt zu vernetzen, so wie es das Weißliniengeflecht der Schnittlinien, die sich in der Figur der Heiligen zentrieren, im Bild widerspiegeln. Um ihre im Franziskanerbraun gehaltene Gestalt, die klar und ohne Überschneidung im Zentrum des Geschehens steht, ziehen sich verschiedene Kreise. Ihre Arme spannen eine Diagonale, die gebeugte Haltung den Bogen zu den Menschen, die weißen Linien ein Strahlenbündel und um sie herum entsteht sogar ein Leerraum.

Selbst sie steht auf einer mit Lorbeer verzierten goldenen Rahmenleiste, die wie ein Schmuckbord wirkt und das unerschöpfliche Tun Elisabeths als fließende Bewegung darstellt. Das Rahmenfragment deutet einerseits auf den Rahmen ihrer Möglichkeiten hin, in dem sich ihr Wirken entfalten konnte, zeigt aber auch die Grenze zwischen zwei Welten, in denen sich Elisabeth, wie alle Heiligen, die stets Grenzgänger waren und sein werden, bewegte.

Erledigt! – Umkehr!

Zwischen hohen Wellen und Hochhäusern, zwischen dem Meer und einer Weltstadt liegt die große blaue Gestalt da. Mit dem langen Bart und der von Denkerfalten gezeichneten Stirn ist es ein älterer Mann. Er hält die Hand vor sein Gesicht, als wolle er nichts sehen. Er dreht der Stadt hinter sich so demonstrativ den Rücken zu, als wolle er von ihr nichts wissen.

Dabei heben ihn die Meereswogen, in denen sich sein Gesicht wiederholt spiegelt, förmlich zur Stadt hinauf – dorthin, wo sie sich am schwärzesten gibt. Dahinter und daneben weitere Quartiere dieser den ganzen oberen Bildraum einnehmenden Skyline. Mit ihren dicht gedrängten und zum Himmel ragenden Bürotürmen vermittelt sie den Eindruck einer endlosen Metropole, in der Karriere, Besitz und Kapital den ganzen Lebensraum einnehmen.

Durch den ungewöhnlich roten Himmel kommt eine frohe Morgenstimmung auf. Leuchten nicht einzelne Gebäude in der aufgehenden Sonne? Noch stehen die Hochhäuser hinter der blauen Gestalt im Schatten und vermitteln den Eindruck von verbrannten, verkohlten Häusern, aus denen jegliches Leben gewichen ist. Aber dahinter kündigt sich etwas Neues an, das der dem Meer zugewandte Mann nicht wahrhaben will, das ihn zornig klagend bewegt.

Nach dem ersten Fluchtversuch vor der großen Aufgabe, mit der Gott ihn betraut hatte, fand Jona sich im Bauch eines großen Fisches wieder. In der Isolationshaft auf dem Meeresgrund lernte er aus der Tiefe seiner Seele erneut mit Gott zu reden und seine Aufgabe anzunehmen: Wieder an Land verkündete er den Menschen von Ninive die Androhung der Vernichtung, weil sie sich von Unrecht und Schlechtigkeit leiten ließen. Doch die Bewohner von Ninive hörten auf Jona und kehrten um: Sie riefen ein Fasten aus und hüllten sich in Bußgewänder, um zu zeigen, dass sie einen neuen Weg beschreiten wollten. Daraufhin führte Gott die angekündigte Drohung nicht aus.

Mit der Figur des Jona aus einer norditalienischen Miniaturmalerei des 13. Jahrhunderts führt uns die Künstlerin einen verzweifelten und klagenden Jona vor Augen. Eigentlich dürfte er stolz sein und sich über seinen Erfolg freuen. Stattdessen hadert er mit Gott, weil dieser ihn wegen seiner Barmherzigkeit als Propheten unglaubwürdig erschienen ließ: das angekündigte Unheil blieb aus!

Nach der Umkehr der Bewohner ist es nun an Jona umzukehren. Es ist einfacher, den anderen Ratschläge zu geben, als sie selber zu beherzigen und in die Tat umzusetzen – geht es uns nicht oft auch so? Ganz im Blick auf die anderen vergessen wir auf uns zu schauen und merken nicht, dass wir durch unsere Gewohnheiten wie gelähmt sind und nicht einmal den kleinsten Schritt der Veränderung zulassen können. Fastenzeiten, Auszeiten, Zeiten des Zurücknehmens und des Besinnens sind dann notwendig, damit ein Wertewandel eine Neugestaltung des Lebens ermöglicht.

Entkleidung

Kein Mensch ist zu sehen. Die wenigen Zeichen deuten in der Stille des Bildes mehr an als sie Konkretes sagen. Aus dem Holz geschnitten, dem gleichen Material wie das historische Kreuz von Jesus, haben sie auf dem Leinen ihren Abdruck hinterlassen, um in ihrer Einfachheit die Menschen anzusprechen – bis zum 11. April 2006 in einigen U-Bahnhöfen Berlins. Damit thematisiert der Künstler die Leidensgeschichte Jesu an einem ungewohnten, aber stark frequentierten Ort. Er konfrontiert damit Menschen, die auf dem Weg sind – zur Arbeit oder zum Arbeitsamt, zur Schule oder in die Freizeit, zu Menschen, die ihnen gut gesonnen oder mit denen sie zerstritten sind – und richtet sich an all jene, die im übertragenen Sinn jeden Tag ihr persönliches Kreuz auf sich nehmen.

Auf einem angedeuteten Hügel liegt hochkant ein schwarzes, an seiner Struktur deutlich erkennbares Holzkreuz. Drei schwarze Schädel weisen auf Golgota, die Schädelhöhe, hin (Mt 27,32) und kennzeichnen damit die Hinrichtungsstätte als Ort des Todes. Dahinter ein aufgerichtetes weißes Kreuz. – Oder ist es aus dem blutroten Himmel ausgespart worden, weil das schwarze Kreuz hier zuerst seinen Platz fand? Nacktheit ist aus dem weißen Kreuz herauszuspüren. Einerseits ist es, als wäre es entkleidet, seines Kleides beraubt worden (vgl. Mt 27,35). Andererseits strahlt in ihm bereits der durch Gott verherrlichte Leib auf, den keine Entkleidung mehr bloßstellen und in seiner Würde erniedrigen kann.

Der Tod steht kurz bevor. Die kleinere hellrote Fläche am rechten Bildrand könnte für das Lebensblut stehen, das sich im Begriff ist zu verabschieden? Dem roten Hintergrund nach steht ja das große Blutvergießen bevor, das “für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26,28).

Auf der anderen (Bild-)Seite durchquert und verbindet eine dünne gelbe Linie die beiden Kreuze. Dabei ist nicht auszumachen, ob sie von oben kommt oder von unten nach oben geht. Doch durch diese Himmel und Erde verbindende Linie erhalten die beiden Kreuze Hal. Ihre helle Farbe und ihr bloßes Dasein lassen Hoffnung schöpfen, dass Einer schützend über den Notleidenden steht, ihnen in ihrer Not beisteht und sie eines Tages wie seinen Sohn erlösend in seine Herrlichkeit eingehen lässt.

ganzer Kreuzweg

Der ganze Kreuzweg mit hervorragenden, ganzseitigen Farbfotos und Texten von Anuschka Koos, Eugen Biser, Fridolin Haugg, Friedrich Nietsche, Helmut A. Müller und Wolf-Günter Theil ist als Buch erhältlich: Bernd Zimmer, Lema Sabachtani. 14 Stationen des Kreuzwegs, München 2006. ISBN 3-88779-016-2

Ankunft

Auf einer Ankunftsübersicht der Deutschen Bahn (12.6. – 10.12.2005, Berlin?) sind einerseits ein aus einem Lexikon herausgeschnittener Text zum Stichwort „Advent“, andererseits ein in einem Rot-Ton gehaltenes Christusbild angeordnet. Das eine oben, das andere unten, sind sie beide seitlich aus der Mittelachse geschoben. Vom Hintergrund zum Vordergrund, von Zahlen und Namen ausgehend konzentriert sich das Bildgeschehen über das Text-Wort im farblich hervorgehobenen Druck einer russischen Christus Immanuel Ikone vom Ende des 17. Jahrhunderts.

Die Übersicht der Zug-Ankunftszeiten lässt an das geschäftige Treiben in einem großen Bahnhof denken, wo fast pausenlos Züge ein- und ausfahren, täglich Tausende von Menschen ankommen und von sie erwartenden Menschen abgeholt werden. Mit einem zeitgenössischen Dokument wird so unsere Erwartung zur Sprache gebracht und die Ankunft Jesu in unsere Zeit gerückt. Wer kennt nicht die Vorbereitungen zu Hause, um alles schön zu machen für den erwarteten Gast, die Fahrt zum Bahnhof, um pünktlich da zu sein, das bange Warten, ob die Person auch kommt und vor allem, ob man sich in der großen Menschenmenge auch sieht und wiedererkennt?

Der Lexikontext zum Stichwort „Advent“ stellt dieses profane Geschehen in einen religiösen Zusammenhang. Geht es in der Vorweihnachtszeit, in der „Vorbereitungszeit für die [Feier der] Ankunft Christi“, wie es im Lexikontext heißt, nicht um ähnliche Vorkehrungen – wie bei der Erwartung eines bedeutenden Gastes?

Doch wer ist diese Person, welche die vielen Aktivitäten ausgelöst hat und eigentlich allen vor dem geistigen Auge gegenwärtig sein müsste? Die vereinfachte Wiedergabe einer Ikone stellt klar vor Augen, dass es sich um ein Kind handelt. Sie stellt allerdings kein soeben geborenes Kind dar, sondern einen Knaben mit erwachsenen Gesichtszügen. Die frontale Ansicht, das königliche Gewand wie der Heiligenschein zeichnen ihn als den Sohn Gottes aus, der schon vor seiner Menschwerdung als Wort Gottes präexistierte. So blickt uns durch den jungen Jesus das kluge Antlitz des präexistenten Immanuel an und bringt zum Ausdruck: „Gott ist mit uns“ (Mt 1,23)!

Er, „der ist und der war“, er kommt wieder (Offb 1,4; Ex 3,14). Wir feiern seine Ankunft auf Erden, als er damals sein Volk Israel besuchte und ihm Erlösung schuf (Lk 1,68). Doch machen wir nicht jedes Jahr „einen großen Bahnhof“ um seine Geburt, weil wir darüber hinaus glauben und hoffen, dass uns Jesus Christus aus der Ewigkeit Gottes heraus auch im Heute unserer Zeit begegnet? Dass er uns wie bei einem Wiedersehen herzlich umarmt, uns sein gutes, wohltuendes Wort zuspricht und in unserem Leben spürbar bei uns bleibt?

Durst nach mehr …

Ein Mann und eine Frau sind an einem Brunnen miteinander ins Gespräch gekommen (Joh 4,1-42). Beide wollten Wasser holen, doch auf einmal ist die Begegnung wichtiger geworden. Das irdene Schöpfgefäß bleibt leer, weil die menschliche Seele nach „mehr“ Durst hat: Offenheit, Verständnis, Liebe, Vergebung, …

Sie kommt seit Jahren jeden Tag zum Brunnen, um Wasser zu schöpfen. So ist es “ihr“ Brunnen geworden. Lässig hat sie ihr rechtes Bein auf den Brunnenrand gestellt, um den schweren Tonkrug abzustützen und andächtiger den Worten des Jünglings zuhören zu können, der von links in das Bild – in ihre „Welt“ – hineingekommen ist.

Er, ein Jude, hat sie Samariterin um Wasser gebeten! Die Künstlerin hat ihn als Bittsteller kleiner dargestellt als die Frau. Mit wirren Haaren, aber einer ruhigen Ausstrahlung, steht er im langen, einfachen Gewand vor ihr und schaut sie mit großen Augen an. Sie spürt, wie sein Blick in die Tiefe geht, wie ihm nichts verborgen bleibt.

Sprechen deshalb aus ihren Augen Angst, Zweifel und Fragen? – Ist er derjenige, den sie schon lange sucht? Derjenige, der in ihr den Durst zu stillen vermag, den kein Mann (vgl. V. 18) und kein Mensch zu stillen vermochte?

Der junge Mann offenbart ihr, dass sie unbewusst immer etwas oder jemand gesucht hat, der dem Wasser und dem Brunnen ähnlich und doch ganz anders ist: Gott! Jesus sagt zur Frau: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“ (Joh 4,13-14)

Worauf die Frau ihn bat: „Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher kommen muss, um Wasser zu schöpfen.“ – Das „lebendige Wasser“, das Jesus zu geben vermag, hat die Künstlerin so thematisiert, dass es aus seiner Hand als dem Ort des Gebens herausfließt. Gleichzeitig wird damit seine Kreuzigung angesprochen, bei der nach dem Lanzenstich Blut und Wasser aus seiner Seite geflossen sind (Joh 19,34).

Ein weiterer Wasserfluss zieht wie die Stola eines Diakons diagonal über das Gewand von Jesus und zeichnet ihn auch von dieser Seite als den Dienenden, Gebenden aus. Er bringt „Geist und Wahrheit“, er bringt den Glauben an seinen Vater zu den Menschen sowie vielfältige Erfahrungen des Heils und der Versöhnung für alle. Durch sein Geschenk hat die Frau zum wahren Glauben gefunden. Sie braucht kein tönernes Gefäß mehr (vgl. V. 28), weil sie selbst zur Wasserträgerin – Glaubensträgerin – geworden  war. Die Männer, die sie aus dem Dorf gerufen hatte, sagten doch auf ihr Zeugnis von Jesus zu ihr: „Er ist wirklich der Retter der Welt!“ (V. 42)

Nicht verurteilen

Die zentrale Person dieses Bildes muss die Frau sein. Mit langen wehenden Haaren und nur leicht bekleidet steht sie im Blickpunkt der fünf Männer im Hintergrund, des Jünglings auf der Seite und nicht zuletzt von mir als Betrachter/in. Mit der linken Hand bedeckt sie ihren Körper, als wäre sie nackt, mit dem rechten Zeigefinger fasst sie nachdenklich ans Kinn. Dabei blickt sie gebannt auf den sitzenden Jüngling, als erwarte sie ausschließlich von ihm eine Antwort.

Der junge Mann mit den wirren Haaren schaut sie seinerseits fragend an, den Kopf nachdenklich in seine linke Hand gestützt. In der anderen Hand hält er einen Stab und schreibt in den Sandboden. Ist es nicht der Anfang des hebräischen Wortes „Gott“? Und was macht ein Fisch etwas fremd zu seinen Füßen? Beide Symbole weisen den sitzenden Mann als Jesus aus. Die Frau ist demzufolge die von den Schriftgelehrten und Pharisäern auf frischer Tat ertappte Ehebrecherin.

Wie eine Mauer stehen die Ankläger in langen, verhüllenden Gewändern und hochgezogenen Kapuzen hinter ihr. Mit verschlossenen Blicken schauen sie die Frau an, beraten oder vergewissern sie sich, um schließlich davonzugehen auf die Frage von Jesus: “Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ (Joh 8,7) So bleiben die Steine am Boden liegen und mögen in Form einer Weintraube ein Hinweis auf die Versöhnung sein. Jesus ist doch der Weinstock, sein Blut wird zur Vergebung der Sünden vergossen.

Im Gegensatz zu den fünf Männern, die sich moralisierend über die Frau erhoben haben, hat sich Jesus klein gemacht. Er will nicht ihr Richter sein, sondern ihr Diener. Er schaut die Frau von unten an, um sie nach der Erniedrigung durch die Ältesten wieder groß zu machen. Gleichzeitig weist er auf die Anfangsbuchstaben von „Gott“, wie um seine Worte laut werden zu lassen: „Auch ich verurteile dich nicht, geh, und sündige von jetzt an nicht mehr.“ (Joh 8,11)

Nach diesen Worten von Jesus kann und will ich als letzte/r Betrachter/in nichts mehr sagen. Ich möchte mir nur die Haltung Jesu zu eigen machen. Und ganz leise singt es in mir – als wäre es das aus der Ferne erklingende Glück jener von Jesus begnadigten Frau: „Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. … Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten; er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.“ (Lk 1,46-47.50f)