Inneres Schauen

Ein Junge liegt mit geschlossenen Augen und hinter dem Kopf verschränkten Armen auf einem Surfbrett. Hinter ihm strömt ein Bachlauf diagonal durchs Bild. Sein Wasser lässt die Ufervegetation auf dem rötlichen Wüstenboden wachsen und grünen.

Der Junge auf dem Surfbrett und die Landschaft wollen nicht so wirklich zusammenpassen. Da ist wohl Wasser, aber der Wasserlauf ist viel zu schmal. Der Junge ist frontal gemalt, wie senkrecht stehend, während der Fluss eine Draufsicht darstellt. Dadurch scheint der Junge hoch oben über einem tief unter ihm liegenden Fluss zu schweben. Diese Perspektive deutet an, dass der Wasserstrom nicht nur unter ihm durchfließt, sondern auch durch ihn hindurchfließt, seine Gedanken mitreißt und abheben lässt in ferne Welten.

Das Surfbrett und das Wasser inspirieren ihn zu gedanklichen Reisen und Abenteuern, zu einem grenzenlosen Surfen durch die Welten der Fantasie und der Träume. Entspannt liegt er da, in sich gekehrt, hochkonzentriert auf das, was er in seinem Innern sieht. Dadurch sieht er gerade nicht wie ein Träumer aus, der der Realität zu entfliehen versucht. Vielmehr scheint er sehen zu wollen, was aus der Tiefe seines Lebens für Sehnsüchte, Wünsche und Botschaften aufsteigen, damit er ihnen nachgehen, sie verwirklichen und erleben kann.

Wie wichtig Träume als Ort der Offenbarung sein können, hat schon Jakob in Bet-El erlebt, als er im Schlaf den Himmel offen sah, Engel, die auf- und niederstiegen und Gott zu sich sprechen hörte (Gen 28,11-17). Auch sein Sohn Josef (Gen 37,5-8) und Josef, der Verlobte von Maria (Mt 1,20; 2,13; 2,19), durften wiederholt die Erfahrung machen, dass Gott im Traum  zeigte, was er mit ihnen vorhatte. Auf die göttliche Offenbarung spielt auch das Surfbrett an, das mit seiner Form eine Mandorla andeutet und damit auf die Herrlichkeit und die Heilkraft Gottes zu verweisen vermag. Seine kraftvolle orange Farbe verbindet sich zudem mit dem gleichfarbigen Boden und lädt ihn gleichsam mit Energie auf. Dadurch erhält der unfruchtbare Wüstenboden etwas Göttliches als auch ein unerschöpfliches Potential. Als Komplementärfarbe von Blau ergänzt es dieses zu einem Ganzen: Gott offenbart sich ebenso in der Wüste wie im Wasser, in der Stille der Träume ebenso wie im Surfabenteuer auf den Wellen des Urlaubs oder des Alltags. Gott führt zusammen, damit alle ihre Aufgabe erfüllen können. So ergeben auch die Ellbogen und die Spitze des Surfbretts “zufällig” die obere Hälfte eines Sterns und weisen unauffällig darauf hin, dass sich Sternstunden der außerordentlichen Nähe Gottes überall ereignen können.

Letztlich lädt der Junge zur Kontemplation ein, zur Einkehr in der Stille. Er lädt zum Verweilen bei Gott ein, zur inneren Schau des göttlichen Plans für mich, meiner einzigartigen Berufung in der Fortsetzung seiner Schöpfung und der Führung seines Volkes. Die Begegnung mit Gott kann auf einem Surfbrett stattfinden. Letztlich kann aber jeder Ort der Stille ein Sprungbrett zu IHM und weiter in die mir zugewiesene Wirklichkeit oder Aufgabe sein.

Osterfreude

Warme Farben in sanften Gelb- und Rottönen sowie geschwungene graue Linien bewegen dieses Bild. Bis auf die graue Kreisform lässt sich aus dem Kunstwerk nichts Konkretes oder Bestimmtes aus unserer visuellen Erfahrungswelt herauslesen. Doch dieser eine Kreis gibt dem Bild eine Mitte. Und  er vermag mit seiner nach innen scharf abgegrenzten, aber nach außen sich weitenden endlosen Form dezent auf Gott hinzuweisen als Ursprung und Mitte der ganzen Schöpfung. Die geschwungenen grauen Linien stehen durch die gleiche Farbe mit dem Kreis in Verbindung. Sie gehen gleichsam von ihm aus und beleben mit ihren freien Formen das Umfeld. In schwereloser Leichtigkeit schweben, ja tanzen sie über dem Farbgrund, der seinerseits mal intensiver, mal schwächer mit seinen wechselnden gelben und rötlichen Farbtönen eine Art Reigen bildet.

Auf diese Weise vermittelt das Bild Licht und Leben, bewegte Freude und entfesselte Freiheit, die gut zu Ostern passen. Gott Vater hat seinen Sohn aus den Fesseln des Todes befreit und zum ewigen Leben erweckt. Durch ihn hat die Schöpfung einen Neuanfang mit viel Potential erhalten. Dieses lichtvolle Neue ist im Bild zu sehen und verweist auf die Größe und Herrlichkeit Gottes. Das Schauen dieser Vision mit Gott im Zentrum tun dem Auge und dem Herz einfach gut. Sie lassen vielleicht auch an die Worte aus der Offenbarung 21,1-5a denken:

Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr.
Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat.
Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein.
Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu.

 

Von diesem Bild ist eine Klappkarte beim Künstler erhältlich, innen weiß und beschreibbar, Postkartenkarton 290 g, hohe Steifigkeit, L 148 x H 105 mm, Querformat geklappt. Bei Abnahme von 50 Stück kostet die Karte je 1.50 EUR, bei 100 Karten kostet das Stück 1,- EUR zzgl. Versand.

Abendmahl?

Die je sechs Figuren beidseits der weißen Figur lassen beim Anblick des Triptychons (Ansicht aller drei Bilder) fast unwillkürlich an das Letzte Abendmahl denken, das Jesus mit seinen Jüngern vor seinem Leiden und seinem Tod gefeiert hat. Umso mehr als sie Heiligenscheine tragen und es sich, wie es die Kerzen andeuten, um eine feierliche Tafel handelt.

Allerdings sprechen viele Details gegen die Darstellung des Abendmahls. Der Tisch ist nicht über die drei Bildteile durchgehend gemalt, sondern bricht links und rechts des Mittelteils ab. Die Personen in den seitlichen Bildern sitzen an und auf Ölfässern. Überhaupt sind die „Heiligen“ nur durch Büsten dargestellt, die wie Spielfiguren auf Brettspielen stehen, als würde hier etwas gespielt oder inszeniert. Und doch erinnert die Figur ganz rechts neben dem Fass mit einer erloschenen Kerze vor sich an Judas. Oder die rosa Person in der Bildmitte neigt sich wie der Lieblingsjünger Johannes Jesus zu. Auch stehen vor der Dreiergruppe noch Reste eines Mahles, so als sei soeben gegessen worden.

Andererseits stellt sich bei den vielen bandagierten und vermummten Figuren die Frage, ob es sich überhaupt um ein Mahl mit Lebenden handelt. Die einen verschwinden quasi im Reich der Schatten und der Dunkelheit, bei den anderen sind ihre fleischfarbenen Gesichter verbunden oder maskiert. Sie erinnern an Wachsfiguren oder Mumien. Die zentrale Figur in der Mitte nimmt auch durch die weiße Farbe eine singuläre Position ein. Sie wird von der Sehgewohnheit und von der Ikonografie her als Jesus gedeutet. Eine weiße Tunika und ein verklärtes Gesicht würden gut zu ihm passen. Aber was, wenn die Figur wie eine Mumie mit Grabtüchern eingebunden ist, also schon tot ist? Oder sitzt er bereits als Auferstandener, als Lichtgestalt am Tisch, so wie er den Jüngern von Emmaus erschienen ist. Die schwarze und die rosa Person neben ihm verweisen darauf und vermitteln gleichzeitig zu den jeweiligen „Seitenflügeln”.

Die ungleiche Tischgesellschaft irritiert unsere Sehgewohnheiten. Vieles ist mehrdeutig dargestellt, anderes verstörend entstellt. Die brennenden Kerzen befremden. Sie wirken wie angezündete Dynamitstangen und lassen die Ölfässer zu Pulverfässern werden. Durch sie wird das, was noch in Fragmenten da ist, explosiv. Soll das Mumienhafte in die Luft gesprengt und Platz für Neues geschaffen werden? Soll damit angedeutet werden, dass auch das Letzte Abendmahl aus Fragmenten des jüdischen Paschafestes entstanden ist? Oder dass das Leben einer Gegensätze überwindenden und versöhnenden Kraft bedarf, damit lähmende Gewohnheiten immer wieder durchbrochen und erneuert werden, damit das Leben lebendig bleibt und auch neues Leben hervorbringen kann? Oder möchte diese ganz andere und fragmentarische Darstellung des Abendmahls einfach Stachel sein, alles Traditionelle in der Kirche immer wieder auf den Prüfstand der Sinnhaftigkeit zu stellen und über dessen wahre Bedeutung nachzudenken? Damit Gott alles Auseinandergebrochene, Leidende oder Entfremdete wieder ganz machen und in die Gemeinschaft mit ihm führen kann?

Kraftort

Das Dargestellte ist nicht einfach einzuordnen. Eigentlich gar nicht. Es durchquert das Bild in der horizontalen Mitte wie ein Wurm. Gleichzeitig „hängt“ das schlauchartige Gebilde irgendwie in der Luft, weil es sich mit seiner pastosen Verdickung nirgendwo in unserem Lebensraum verorten lässt.

Seine Gestalt ist nicht schön, vielleicht sogar unansehnlich. Es befremdet durch seine Andersartigkeit und fasziniert gleichzeitig durch seine glänzenden Farben. Inmitten der grauen Umgebung vermitteln sie etwas Wertvolles, ja Kostbares. Die vielen Äderungen, die von der Mitte ausgehend wie ein Wurzelgeflecht das ganze Bild durchziehen, verstärken den Eindruck, dass diese ungewöhnliche Mitte eine Art Kraftort bildet, von dem Leben ausgeht. Ein Kraftort mit dem Potential des Ungeschaffenen und Ursprünglichen. Organisch und voller Energie durchdringt seine Kraft die Umgebung, bricht sie auf und bereitet sie als Nährboden für das neue Leben. Die feinen Wurzeln und deren Farben lassen die Verwandlung in etwas ganz Neues erahnen. Etwas Neues, das einer Neuschöpfung wie am Anfang der Welt gleichkommt.

Die Künstlerin hat ihre Arbeit nach dem altgriechischen Wort ῥίζωμα rhizoma – „Eingewurzeltes“ benannt. Es bezeichnet in der Botanik eine meist unterirdische horizontale Sprossenachse, die vielen krautigen Pflanzen der vegetativen Vermehrung und Speicherung von Reservestoffen dient. Ihre wurzelähnliche Gestalt ist von Verdickungen – den Nodien – gekennzeichnet, wie z.B. beim Ingwer. Charakteristisch für Rhizome ist zudem, dass sie auch in kürzere Stücke geteilt alle genetischen Informationen beinhalten, damit aus ihren Knospen wieder ganze Pflanzen wachsen können.

Vieles in dieser Arbeit lässt an Jesus denken. An seine Ankündigung durch den Propheten Jesaia:

„Wer hat geglaubt, was wir gehört haben? Der Arm des HERRN – wem wurde er offenbar?
Vor seinen Augen wuchs er auf wie ein junger Spross, wie ein Wurzeltrieb aus trockenem Boden. Er hatte keine schöne und edle Gestalt, sodass wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm.
Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht.
Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt.
Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Züchtigung auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jes 53,1-5)

Die Arbeit lässt auch über unsere Abstammung als Christen nachdenken, über unsere Verwurzelung in Jesus selbst. Das Rhizom erinnert an das Licht der Kerze, das beim Weitergeben nicht weniger wird. Das Rhizom trägt auch geteilt alle Informationen in sich, um an einem neuen Ort wieder Wurzel zu fassen und Frucht zu bringen. Das Symbol des Rhizom und die kostbare Ausführung mit Edelsteinpigmenten lassen den einzigartigen Auftrag aller Getauften spüren, aus der unverbrüchlichen Verbindung mit ihm seine Worte und sein Handeln in der Welt sichtbar und erlebbar werden zu lassen. Und so zu einer Ikone von Gottes lebensspendender Gegenwart werden.

Licht vom Himmelsthron

Unser Blick wird durch eine leicht abgewinkelte rechteckige Öffnung auf ein lichtes Geschehen geführt. In der rechten unteren Ecke sitzt eine junge Frau mit einem Kleinkind auf dem Schoß. Sie sind vom sonnengelben warmen Licht durchdrungen, der Kopf des Kindes ist umgeben von einem Heiligenschein. Auf sie beide zeigt von oben ein übergroßer Finger, der sich bald als Engel offenbart, dessen Flügel wie ein Strich auf Jesus und Maria deuten. In dieser Direktheit vermag man die Stimme Gottes zu hören, wie sie bei der Verklärung aus den Wolken zu den anwesenden drei Jüngern sagte: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören“ (Mt 17,5).

Gleichzeitig ist man versucht, in dem Engel Gabriel zu sehen, der zu Maria hinuntersteigt und ihr ankündigt, dass sie auserwählt wurde, den „Sohn des Höchsten“ in sich zu tragen und zur Welt zu bringen. Das Kind wäre in diesem Fall eine Visualisierung des Zukünftigen.

Gegenüber von Jesus und Maria neigt sich auf der anderen Seite der bühnenartigen Darstellung eine dreiteilige Menschengruppe ins Bild hinein. Auch sie sind Randständige. Ihre Schräglage kann sich auf ihre Lebenssituation beziehen, aber auch als ein sich ins Licht hineingeben. Sie trauen sich, die Dunkelheit zu verlassen und sich vom Licht erfassen zu lassen. Damit neigen sie sich gleichzeitig Jesus zu und verneigen sich vor ihm. Denn das Licht, das vor ihnen her gezogen ist, weist nun in Gestalt eines Engels auf den lang Ersehnten und Gesuchten. Wunderbar ist die Offenheit, mit der die Künstlerin die Begegnung darstellt. Aus der Darstellung geht nicht hervor, ob es sich um die drei Könige handelt, die zu Jesus kamen, um ihm die Ehre zu erweisen und ihn anzubeten.

So klar die drei Personengruppen in einer Dreieckanordnung erkennbar sind, so werfen doch die beiden braunroten Elemente beidseits des Engels Fragen auf. Mit ihren dunklen Farben haben sie etwas Bedrohliches an sich, das über dem Kind schwebt. Sie muten wie Schatten oder Vorboten des Leids an, welches Jesus später zu ertragen und durchleiden hat. Links mag ein Kreuzesbalken angedeutet sein, rechts eine spitzige Waffe.

Überwältigend an diesem Bild ist jedoch das intensive, warme Licht. Es lässt die 3. Strophe des Adventsliedes „Tauet, Himmel, den Gerechten“ (GL 474) hören, in der es heißt: „Und in unsres Fleisches Hülle kommt zur Welt des Vaters Sohn. Leben, Licht und Gnadenfülle bringt er uns vom Himmelsthron. Erde jauchze auf in Wonne bei dem Strahl der neuen Sonne, bald erfüllet ist die Zeit, macht ihm euer Herz bereit! Bald erfüllet ist die Zeit, macht ihm euer Herz bereit!”

Marias Herz war bei der Ankündigung durch den Engel bereit gewesen. Durch ihr bedingungsloses Ja zu Gottes Willen wurde sie Mutter. Aus der Frau am Rande wurde sie zur Mutter von Gottes Sohn. Für uns Menschen ist sie Schwester. Und Vorbild zu unserem Ja zu Gottes Willen. Sie ist uns Hilfe auf unserem Weg der Erwartungen und der Suche, auf unserem Weg zu Gott …

Lassen wir uns hineinnehmen in die Gnaden-, Licht- und Lebensfülle vom Himmelsthron, mit der Jesus alle beschenkt, die Ja zu ihm sagen.

Gottesmutter – Menschenmutter

Maria wird als junge Frau und Mutter dargestellt. Sie trägt in einer Kleinkindtrage ihren lachenden Sohn, der durch die Wunden an Armen und Füßen bereits auf seinen Tod am Kreuz hinweist. Maria selbst steht mit ihren ausgebreiteten Armen in Kreuzform da. Ihre Augen sind geschlossen, sie lächelt nach innen gekehrt. Ihr Haupt ist mit einem Diadem gekrönt. Über ihr schwebt im Sternbild der Jungfrau der Heilige Geist als Symbol einer Taube. Sie ist die Jungfrau, die von der „Kraft des Höchsten“ überschattet wurde und so den Sohn Gottes empfing und gebar (vgl. Lk 1,35; 2,7).

Übergroß steht Maria auf dem Erdenrund. Der Mond umgibt ihren Kopf wie einen Heiligenschein. Hinter ihr breitet sich die Unendlichkeit des Alls aus. Mit ihrem weiten Mantel gewährt sie vielen Menschen Schutz. Ihre Arme sind die verlängerten Arme von Jesus. Letztlich ist es Er, der durch seine Mutter und alle Frauen, die wie Mutter Teresa seinem Ruf gefolgt sind, Gottes Gegenwart mitten unter die Menschen bringt, dorthin, wo die Menschen seinen Beistand am dringendsten benötigen.

Als Mensch, der in seinem Leben übergroß Gnade erfahren hat, teilt sie diese Gnadenfülle mit den Mitmenschen, die ihrer am meisten bedürfen: mit dem Kleinkind, das von seiner Mutter Jesus entgegengestreckt wird, mit alten und gebrechlichen Menschen, mit den Mächtigen in Wirtschaft und Politik, mit Prostituierten, die ihren Leib um Geld verkaufen, mit allen Suchenden nach Gottesnähe. Für sie stehen die drei Könige unten links, die dem Stern folgen, der die gleiche Farbe wie die Kleinkindtrage hat. Auf der rechten Seite findet sich ein kirchlicher Würdenträger, Kopftuch oder Schleier tragende Frauen, eine junge Frau in unsicherer Haltung, Menschen, die dem Betrachter den Rücken zuwenden, ein Kopf, der an die Freiheitsstatue erinnert. Sie alle scheinen unter dem Mantel Marias bereits Schutz und Geborgenheit gefunden zu haben.

Vor Maria stehen noch die Suchenden und Verlassenen. Menschen, die in Mülleimern nach Nahrung und nach Flaschen suchen. Der eine mit einem leeren Einkaufswagen, die andere mit zwei Tragtaschen. Rechts davon ein junger Mann und eine ältere Frau, die ihre Waren in die Richtung von Marias Mantel tragen. Ganz unten im Bild sind drei Personen schemenhaft dargestellt. Links ein am Boden Liegender. Wurde er erschossen? Oder schläft er seinen Rausch aus? Oder liegt er gar im Sterben? Rechts kniet ein mit vorgehaltenden Händen Bettelnder. Auf der Tafel vor ihm steht: „Ich habe HUNGER“. Bei seinem sitzenden Nachbarn steht: „Ich habe keine Wohnung“.

Alle diese Menschen auf der Erde scheinen noch keinen Schutz und keinen Frieden unter dem Mantel Mariens gefunden zu haben. Gleichzeitig sind sie uns als Betrachter am nächsten. – Doch sind sie das wirklich? Lasse ich zu, dass sie meine Nächsten werden? Mache ich mich Ihnen zum Nächsten und werde ich Ihnen wie Maria Fürsorgerin und Fürsprecherin? – Maria ist uns Vorbild und Einladung, es gleichzutun.

Dieses Motiv ist als Din A6 Faltkarte mit Umschlag für 1,50 Euro bei der Künstlerin erhältlich.

Verheißung

Dreieckförmig bricht von oben kommendes Licht die nachtblauen Schatten auf. In seiner Mitte scheint ein dunkelgelber Lichtstrahl die Dunkelheit wie ein scharfes Messer zu teilen und zur Seite fallen zu lassen. Wie schroffe Berghänge beim ersten Tageslicht geben die Schatten nun einen Blick durch das Tal und auf das Dahinterliegende frei. Es ist kein Weg zu sehen, der sich dem Betrachter öffnet und den er mit seinem geistigen Auge beschreiten könnte.

Vielmehr lädt ihn das hinter den nachtblauen Schatten Offenbarte und gleichzeitig Verborgene ein, schritt- und stufenweise durch die weichende Dunkelheit dem Licht entgegen zu gehen. Denn die Dunkelheit hat ihre Macht verloren. Mit der Vertreibung der Nacht ist die Herrschaft des Lichtes angebrochen. Diese Verheißung steht im Raum.

Im Hintergrund ist von den letzten Schleiern der Nacht noch halb verborgen eine Architektur mit einer blauen Türe sichtbar. Noch ist sie verschlossen, aber sie weist eindeutig auf ein Haus und auf die Möglichkeit hin, dass es weitergeht, wenn sie entriegelt und geöffnet wird. Wohin sie wohl führen wird? Und wer wird die Türe öffnen? Was wird demjenigen zu schauen gegeben, der mutig anklopft und um Einlass bittet?

Das Bild scheint auf den ersten Blick keine Auskunft darüber zu geben. Doch direkt hinter der Lichtsäule ist mehr angedeutet als sichtbar eine engelsgleiche Gestalt auszumachen, die mit einem erhobenen Leuchtschwert der Türe zugewandt ist. Sie scheint die hellblaue Türe zu bewachen und weist gleichzeitig auf sie hin. Ob die Türe den Eingang zum Himmel bildet? Ist sie eine Art Himmelspforte? Darf der Besucher dahinter – wie auch immer – den Himmel erwarten, den Himmel auf Erden? Das Bild schweigt dazu. Es lässt die Verheißung im Raum stehen.

Allerdings vermag eine andere Assoziation die Ahnung zu vergrößern, was denjenigen erwarten wird, der auf das Licht zugeht. So wie die Intervention von oben einen Weg durch die Dunkelheit bahnt, werden Parallelen zum Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer sichtbar. Gott selbst ist „herabgestiegen, um es [sein Volk] der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land heraufzuführen in ein schönes, weites Land, …“ (Ex 3,8). Wie die Israeliten von den Ägyptern verfolgt dann am Meer standen, streckte Mose seine Hand aus, ließ Gott durch einen starken Wind die Wassermaßen zurückweichen, so dass „rechts und links von ihnen das Wasser wie eine Mauer stand“ (Ex 14,22). Damit war für das Volk Gottes der Weg in die Freiheit offen.

Auch heute befreit Gott uns von den Dunkelheiten unserer Zeit, damit wir in der Freiheit seines Lichtes seine Nähe zu uns in seinem Sohn erkennen und selbst Lichtträger werden.

Transzendenz suchen

Stabat, aus dem Lateinischen übersetzt, heißt: „er, sie oder es steht“. Und da stehen sie nun tatsächlich, zwei Bildtafeln auf massiven Holzblöcken, einfach an die Wand gelehnt und sich so dem Kirchenraum und damit auch dem Betrachter noch einmal auf andere Weise öffnend als an der Wand fixierte Bilder. Ist es diese Anspielung oder die durch den Titel hervorgerufene Erinnerung an den Beginn des mittelalterlichen Gedichtes Stabat mater dolorosa (Es stand die Mutter schmerzerfüllt), die unsere Gedanken führt?

Zweimal 78 kleine, querformatige Bildelemente füllen als Collage zusammengefügt den Fond der beiden Bildtafeln als Idee einer frühlingsjungen, lindgrün bis steinkieselfarbenen Landschaftsanmutung, die keinen Horizont, keine Begrenzung kennt.

In diesen Landschaftsräumen, der eine in seinem Charakter heller und freundlicher als der andere, stehen bildfüllend zwei gegen jegliche Unbill des Wetters vermummte Gestalten. In Rückansicht gegeben verschmelzen sie im scheinbaren Gegenlicht zu kompakten Formen, die eine in ein dunkles Grau, die andere in ein dunkles Rot getaucht. Wie von einer geheimnisvollen Regieanweisung zu einem spiegelsymmetrischen Verhalten angeleitet, stellen sie ihre Kameras auf. Die Beine der Stative überkreuzen sich in diesem Pas-de-deux, so dass inmitten des Bildes auf diese Weise fast eine Form entsteht, die an den Davidsstern erinnert.

Die Personen blicken in die Ferne, nehmen etwas gemeinsam ins Visier, das indes unbestimmt bleibt. Sie stellen die Objektive scharf, schärfen zugleich ihre Aufmerksamkeit. Drei Kreisformen über ihren Köpfen erinnern an Zielscheiben. Ein roter Punkt glimmt in einem der Bilder auf, als sei die Videoaufnahmefunktion der Kamera eingeschaltet. Das Gegenüber, die andere Bildtafel, antwortet darauf mit einem erloschenen grauen Punkt. Gleich einem Diptychon beziehen sich die Bilder aufeinander.

Diese Bildanlage, insbesondere auch die angedeutete Kreuzstruktur des Fonds, wie auch die bildsymmetrische Anordnung der Figuren auf jeder der beiden Tafeln, die vage an die Positionierung der Assistenzfiguren Maria und Johannes unter dem Kreuz Jesu Christi erinnert, lässt die Schilderung der Expeditionssituation zu einer Zeit und Raumgrenzen überschreitenden Positionierung zur Transzendenz werden.

Dieser Text wurde von Dr. Simone Husemann erstveröffentlicht in „Positionierung zur Transzendenz“. Worte aus der Zumutung Gottes. Das Buch zur Ausstellung „Hier stehe ich! … Standpunkte, die bewegen“. Katholische Erwachsenenbildung Wiesbaden-Untertaunus und Rheingau, 2017, S. 72.

Das Buch ist für 10 € (+ 3 € Porto) über diese Mailadresse info@standpunkte2017.de zu erwerben.

Mutterliebe – Nächstenliebe

Eine junge Frau mit einem Knaben steht im Blickpunkt dieser Arbeit. Es sind nur die Köpfe und je ein Arm von ihnen zu sehen. Ihr Haupt ist mit einem Schleier bedeckt, ihre Augen blicken fragend in die Weite. So eng wie sie ihn an sich drückt, muss es ihr Sohn sein. Mit ihrer linken Hand drückt sie gerade eine der großen Kapseln zur Seite, so als suchte sie einen Weg oder gar einen Ausweg aus dem Feld mit den übergroßen Mohnkapseln. Der Junge hält in seiner Hand eine geschlossene Mohnblüte, sein Blick geht in die Richtung dieser Knospe in das Feld hinein. So kreuzen sich ihre Blicke.

Mit den vielen unterschiedlichen Blautönen vermittelt das Bild eine düstere Stimmung. Mutter und Sohn sind teilweise in dunkle Schatten gehüllt. Nur Teile ihrer Gesichter leuchten in der Dunkelheit dieser Nacht auf, die mehr als nur die äußere Nacht andeutet. Angst spricht aus den Augen der Frau, Betroffenheit und gleichzeitig Sehnsucht nach Licht und Freiheit. Angsteinflößend groß hat die Künstlerin die Mohnkapseln dargestellt, gleichsam als Konkurrenz zu den Köpfen von Mutter und Sohn. Sie muten wie Leuchten an, welche die beiden auf dem Weg begleiten. Sie gaukeln vor Lichtträger zu sein und in die Freiheit zu führen.

Und doch ist der Schlafmohn der Feind der Freiheit. Er führt in die Verwirrung und Abhängigkeit durch das Opium, das der Rohstoff für das Rauschgift Heroin ist. „Gefangen in Rot“ erinnert an das Schicksal von Frauen und Kindern in Afghanistan, dem Herkunftsland der Künstlerin und dem weltweit größten Produzenten von Opium. Denn der Vormarsch der Taliban fördert bei den Bauern den Anbau von Schlafmohn, weil dieser in einer kriegsbedingten Hochrisikolandschaft wenige Risiken birgt. Die innige Darstellung von Mutter und Sohn steht für die vielen Mütter, die trotz der widrigen Umstände ihre Kinder bedingungslos lieben. Sie gehen in ihrer Liebe zu den Kindern innerlich durch die Nacht, getragen von der Hoffnung, dass es zumindest für die Kinder einen Weg aus dieser „Gefangenschaft“ gibt. Steht für diesen Gedanken vielleicht der Mann in der Haltung eines Sämanns an der Stirn der Frau? Vermag er einen Samen zu säen, der nicht mit Unterdrückung und Not, Ungerechtigkeit und Leid verbunden ist?

In der gleichen Größe wie der Sämann finden sich überall auf dem Bild verstreut weitere Menschengestalten. Auch in den Mohnkapseln. Damit weitet die Künstlerin den Blick auf alle Menschen und das, was sie tun. Ob es ihnen um ihre Macht und ihren Reichtum geht oder um das Wohl aller, gerade auch der Schwächsten? Indirekt wird damit die Sehnsucht nach einer besseren Zeit angedeutet, die Parallelen mit dem Reich Gottes hat. Auch hier ist entscheidend, ob der Samen des Sämanns – als Symbol für die Kraft von Gottes Wort – auf guten Boden fällt und reiche Frucht und Wirkung entfalten kann oder nicht (vgl. Mk 4,1-23).

Die Darstellung von Mutter und Sohn soll ganz bewusst auch Maria mit dem Jesuskind sichtbar machen. Durch ihre Präsenz lässt die Künstlerin ein himmlisches Licht in der Nacht der Bedrängnis und Bedrohung aufleuchten. Mit Marias Liebe ermutigt sie nicht nur Eltern, sondern alle, die Verantwortung für andere tragen, für sie den Weg aus vielerlei Abhängigkeiten und Gefangenschaften zu suchen und zu wagen, damit diese eines Tages in Freiheit ihren eigenen Weg gehen können, mag er wie bei Jesus noch so schwer und schmerzhaft sein.

Diese Arbeit war zu Mariä Himmelfahrt im Rahmen der Ausstellung “Maria ImPuls der Zeit” am 19. und 20. August 2017 in Warendorf ausgestellt. Hier finden Sie ausführliche weitere Informationen.

Feuer vom Himmel

Beinahe tanzend fallen die Flammenzungen von links oben ins Bild hinein. Wie aus der Ferne kommend werden sie zur rechten unteren Ecke hin immer größer. Fröhlich bewegt konzentrieren sie sich wie ein Feuer und bilden gleichzeitig einen Ruhepunkt.

Das Herabkommen der Flammen spielt sich vor einem Hintergrund mit verschiedenen Blautönen ab. Seine mysteriöse Erscheinung lässt sich weder dem Himmel, dem Meer, noch der Nacht zuordnen. Mehrere Bildebenen verstärken auf der linken Bildhälfte die Tiefenwirkung. Hier streben im Vordergrund transparente blaue Flammen bis auf die Höhe der gelbroten Flammentreppe auf und überlagern diese leicht, darüber steigen rauchartig mehrere Aufhellungen nach oben. Rechts sind die Flammen unverdeckt und scheinen so ganz beim Betrachter zu sein.

Dieser vom Himmel niedersteigende Flammenreigen erinnert auf seine Weise an das Pfingstereignis in Jerusalem. „Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“ (Apg 2,1-4)

Auf dem Bild sind keine Menschen gemalt. So können sich die Feuerzungen nicht allein auf das Pfingstfest vor langer Zeit beziehen, sondern auch uns im hier und jetzt betreffen. Zu jedem Betrachter des Bildes kommt gleichsam der Sturm der Feuerzungen, auf jede und jeden von uns soll sich eine Flamme niederlassen.

Die Flammen vom Himmel können als sichtbares Geschenk göttlicher Weisheit und Begeisterung gedeutet werden. Sie sind Ausdruck der Erleuchtung und des Erkennens, was geschehen war. „Es ist mir ein Licht aufgegangen!“

Eine Flamme ist zudem ein äußeres Zeichen für das innere Verstehen und die Gabe, diese Erkenntnis anderen verständlich machen zu können. Denn das Pfingstwunder realisierte sich nicht nur, dass die Jünger andere Sprachen sprechen konnten, sondern auch, indem diese Sprachen verstanden wurden.

Schließlich kann eine Flamme über jeder Person als Ausdruck der Begeisterung für die Sache Jesu gedeutet werden. Als sichtbares Zeichen, dass wir für das Anliegen Jesu brennen und uns mit Feuer und Flamme dafür einsetzen.

Kreuzüberwinder

In einer kräftigen Bewegung erhebt sich die Lichtgestalt nach oben. Ihre weiße, luftige Darstellung bildet einen starken Gegenpol zum schweren Schwarz am unteren Bildrand. Die Bild-Botschaft ist eindeutig: der vom Tod befreite Mensch wird von seinem Erlöser in den Himmel aufgenommen. Der Tod hat seine Macht verloren, den Menschen in dunkler Gottesferne festzuhalten.

Die aufstrebende Bewegung wird durch den Hintergrund und die beiden zentralen Kreuzzeichen unterstützt. Denn auch die Farbabstufung führt von unten nach oben ins Licht. Von Schwarz über Lila und einen Streifen Orange führen die Farbschichten zu warmem Rot, das ganz oben ins Gelb übergeht. Letzteres bringt in seinem freien Auftrag im Gegensatz zu den festen Konturen des Schwarz kontrastreich die Befreiung von allen Gebundenheiten zum Ausdruck. Die leichten Bogenformen der Farbübergänge lassen zudem weit außerhalb des Bildes eine unsichtbare Mitte erahnen, zu der die Gestalt in der Mitte aufsteigt.

Diese weiße Gestalt bildet wie eingangs erwähnt den Höhepunkt eines zentralen Geschehens, das seinen Ausgangspunkt im quadratischen Block hat, der in den schwarzen Grund eingesenkt ist. Wie ein sich weitender Lichtstrahl bricht aus diesem Fels das Leben hervor und strebt zu seinem Ursprung, zu seiner Kraftquelle zurück.

Ein mit Blut getränktes Kreuzzeichen durchkreuzt die Machenschaften des Todes und entmachtet ihn und seinen Wirkungsort. Durch die Auferstehung wird das Kreuz zu einem hellen Heilszeichen, wandelt sich das Durchkreuzende zum Pluszeichen mit Mehrwert. Der Tod wird den Menschen nicht mehr im Grab festhalten können, es wird keinen ewigen Tod mehr geben, vielmehr dürfen wir auf Auferstehung hoffen, auf ein entgrenztes, freies Leben bei Gott.

Das weiße Kreuz ist zudem Mittelpunkt und Auslöser einer kreisförmigen Bewegung. Sie lässt an die Schallwellen eines Erdbebens denken, an einen Stein, der ins Wasser fällt und an der Oberfläche Kreise zieht oder auch an eine Botschaft, die in alle Welt getragen wird. So wie das überwältigende Wort von der Auferstehung von den Toten. Das Wort von der unverbrüchlichen Liebe Gottes, die seinen Sohn und seine Kinder durch den irdischen Tod hindurch ins ewige Leben begleitet.

Neues Herz und neuer Geist zu verschenken

Die Jahreslosung 2017 lautet: “Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.” (Ez 36,26) Wie kommt es, dass Gott eine so grundsätzliche Erneuerung des Menschen anstrebt? Warum macht Gott dieses unglaubliche Angebot, ein neues Herz zu schenken und einen neuen Geist in sie zu legen? Was ist passiert, dass Gott zu einer so radikalen Maßnahme schreitet? In den Versen, die Ez 36,26 vorausgehen, erklärt Gott, dass das Volk, das er sich auserwählt hatte und liebte, ihm untreu geworden war. Sie hatten „Blut vergossen und das Land mit ihren Götzen befleckt“ (V. 18). Deswegen zerstreute er sie unter die Völker – u.a. schickte er sie ins Exil nach Babylon. Doch weil sie auch dort ihr Verhalten nicht änderten und seinen heiligen Namen weiterhin entweihten, sah sich Gott zu einer radikaleren Maßnahme gezwungen, damit sein Name nicht weiter beschmutzt würde: Er will seinen Namen selbst wieder heiligen. Die Völker sollen erkennen, dass er der Herr ist.

Diese Heiligung seines Namens kündigt Gott mit einer mehrstufigen Maßnahme an, bei der die Geschenke des neuen Herzens und des neuen Geistes das zentrale Anliegen bilden. Vorbereitend holt Gott sein Volk aus der Fremde und bringt es in sein Land zurück. Dann reinigt er es von Unreinheit und falschen Göttern, um ihm sodann ihr Herz aus Stein gegen ein Herz aus Fleisch auszutauschen und einen neuen Geist in sie zu legen, der sie befähigt, seine Gebote und Gesetze zu achten und erfüllen (V. 26-27). Und damit es klar ist, wer diese Wende vollbringen wird, beginnen die elf Sätze mit fanfarenartigen „Ich …“ (V. 24-30.32). Gott drückt nach großer Enttäuschung gewissermaßen auf die „Reset-Taste“, um seinem Volk eine zweite Chance zu geben. So sehr liebt er es, dass er ihm alles vergibt und nichts sehnlicher wünscht, als dass sie ihn als ihren Gott anerkennen. Dieser heilige Bund soll dann bei den anderen Völkern zur Erkenntnis führen, dass Israels Gott der Herr ist, der heilige und höchste Gott.

Im Bild zur Jahreslosung sind die beiden Geschenke vor einem stilisierten Kreuz in Form einer Taube und zweier Herzen dargestellt. So wie die Taube und die Herzen am Kreuz angeordnet sind, kommt dem Kreuz etwas Menschenähnliches zu. Der obere Teil ist erleuchtet und aufstrebend, während die untere Hälfte tiefe Ruhe ausstrahlt, genährt von der Gnade der Vergebung und Erneuerung, die aus der „Seitenwunde“ des Kreuzes fließen. Damit verbindet die Künstlerin das Heilshandeln Gottes an seinem Volk mit dem Kreuzestod Jesu, durch den Gott wiederum den Menschen ihre Verbrechen verzeiht und ihnen die Möglichkeit gibt, im Glauben zu ihm zu finden und seine Kinder zu werden. Diese Treue und Großherzigkeit von Gott gegenüber seinem Volk ist übrigens sehr schön im tragenden Blau des Hintergrundes angedeutet. Hier wird die Weite des Himmels genauso spürbar wie die Tiefe des Meeres oder die reinigende Kraft von Gottes Liebe.

Alle, die das Unfassbare annehmen können, erhalten im Austausch zum eigenen Herz und Geist kostenlos ein Herz und einen Geist von Gott. Gewissermaßen ein göttliches Herz, einen himmlischen Geist, die andere Qualitäten haben als unsere Irdischen. Und da Geschenke in der Regel dem Herzen des Gebers entspringen, ist es nur folgerichtig, dass die Künstlerin das kleine Herz aus dem großen Herzen hervorgehen lässt und beide durch eine Art Nabelschnur mit dem Kreuz verbunden sind.

Mit dem Geschenk eines neuen Herzens schenkt uns Gott von seinem Herzen und lässt uns teilhaben an seinem Herzschlag des Lebens, der Liebe, der Freude, des Erbarmens und Vergebens. Gottes Herz war fähig, seinen Sohn für unsere Rettung am Kreuz hinzugeben. Wer wie Jesus sich bzw. sein Herz ganz in Gottes Hände zu legen vermag und ganz sein Werkzeug in dieser Welt sein will, durch den wird Gott sichtbar und letztlich verherrlicht.

Mit dem Geschenk eines neuen Geistes schenkt uns Gott die Möglichkeit, an der Größe seines Heiligen Geistes teilzuhaben. Die Taube ist das Symbol dieser unsichtbaren göttlichen Kraft voller Energie und Weisheit. Er schenkt uns alle Gaben, um Gott treu zu bleiben im Glauben und in Werken.

Wunderschön hat Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Ephesus (3,17-21) die Wirkung der beiden Geschenke Herz und Geist beschrieben: „Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen. In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet, sollt ihr zusammen mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen, die alle Erkenntnis übersteigt. So werdet ihr mehr und mehr von der ganzen Fülle Gottes erfüllt. Er aber, der durch die Macht, die in uns wirkt, unendlich viel mehr tun kann, als wir erbitten oder uns ausdenken können, er werde verherrlicht durch die Kirche und durch Christus Jesus in allen Generationen, für ewige Zeiten. Amen.“

Dieses Bild kann als Karte, Poster, usw. HIER bezogen werden.

Neu sehen lernen

Sicher haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, dass Sie Menschen, Landschaften oder Dinge, die Ihnen durchaus vertraut sind, eines Tages wie mit neuen Augen gesehen haben. Auch Ostern verändert unsere Sicht auf das Leben und damit unsere Lebensweise selbst. Die Tatsache, dass Gott durch Jesu Auferweckung von den Toten sein und unser Leben neu geschaffen hat, verändert unsere Wahrnehmung. Von nun an sehen wir alles in einem neuen Licht, mit einem neuen Verständnis. Es ist ein Sehen und Verstehen aus einem Geist und Glauben heraus, die alles verändern: Der Tote lebt, der Liegende geht herum, der Gekreuzigte ist frei, der Gedemütigte und Erniedrigte ist im Himmel erhöht und erhält den Platz zur Rechten Gottes.

Das Bild verkörpert dieses neue Sehen der veränderten Wirklichkeit. In den gelben Farben sind aufgelöste Körperstrukturen wahrnehmbar. Am deutlichsten ist ein gelber Kreis sichtbar, der einen Kopf oder eine Sonne andeuten kann. Letztere ist ja auch ein Symbol für den Auferstehenden. So ist es nicht verwunderlich, dass die Gestalt im Bild mehr einer Lichterscheinung als einem leibhaftigen Menschen gleicht. Denn darum geht es: Um das Spüren, dass Jesus nach seiner Auferstehung in neuer Gestalt, mit einer Präsenz, die nicht festzuhalten ist – wie bei Maria aus Magdala – mitten unter uns gegenwärtig ist. Eine geistige Gegenwart, die künstlerisch am besten mit Licht ausgedrückt werden kann.

Lichtblitze bilden also die neue Gestalt des Auferstandenen, der von einem blauen rechteckigen Wolkenband umgeben ist, als würde er darauf in den Himmel auffahren oder schon in den Himmel eingegangen sein. Je nach Proportion wecken die zackigen Striche Assoziationen an die Krippe Jesu und das weihnachtliche Aufleuchten des göttlichen Lichtes in der Dunkelheit dieser Welt. Mit der Auferstehung von den Toten wird hier der Übergang zum ewigen Leben verbildlicht, die Fortsetzung des bereits in der Taufe anlegten neuen Lebens. Auf jeden Fall ist der Auferstehende ein in den Himmel Eingehender und von nun an dort Wohnender. Ein im Himmel Geborgener. Dies ganz im Sinne von Gerettetem und eine neue Heimat Erfahrenden.

Im Licht von Ostern erfahren wir Gläubigen etwas von dieser Glaubenswahrheit. Das Leiden und der Schmerz, der Abschied und der Tod haben nicht das letzte Wort. Es geht weiter! Er-weitert, größer, wunderbarer als wir es uns vorstellen können. Im Glauben erhalten wir eine Vorahnung dessen, was uns einst erwarten wird. Die Osterzeit ist das Einüben in das Sehen dieses neuen Lebens, das der Auferstandene ausgelöst hat. Die Osterzeit ist die Einübung in das Leben mit und in dieser neuen Lebenswirklichkeit.

In der Herzgegend des Auferstandenen ist eine Verdichtung festzustellen. Will sie auf das Herz hinweisen? – Dass man nur mit dem Herzen gut sieht? – Dass das dem Auge Verborgene dem sichtbar wird, dem geschenkt wurde, in der Liebe und der Freude Gottes zu sehen?

Verkündigung … an Maria?

Eine junge Frau sitzt im Schlafanzug an ihrem Laptop und trinkt dabei eine Tasse Kaffee oder Tee. Das gemalte Geschehen könnte eine ganz normale Frühstückssituation darstellen, wenn nicht verschiedene Gegenstände im Raum auf etwas Außergewöhnliches hinweisen würden. Die braune Wand gibt einen seltsam dunklen Rahmen für den lichterfüllten Spiegel und seinen Kontrapunkt im Lilienstrauß. Auch das Apple-Logo korrespondiert seltsam gut mit der blauen Tasse, dem Bildschirm im Spiegel und dem Boden. Und dann ist da noch der Fotograf, der kniet, aber nicht die Sitzende, sondern genauso wie die Frau mich als Betrachter ins Visier nimmt. – Was will und kann uns der Künstler damit alles sagen?

Wer die Striche und damit die Zeichnung in der dunklen Rückwand zu entdecken vermag, wird direkt zum Thema des Bildes geführt. Mit wenigen Linien ist da die Verkündigung an Maria aus dem Verkündigungstriptychon von Simone Martini aus dem Jahre 1333 skizziert. Die Darstellung erinnert an Malereien in Grisaille-Technik, welche in Renaissance- und Barockbildern oft als Verweis auf „Vorbilder“ der im Bild dargestellten Protagonisten verwendet wurden. Die lässig mit angezogenem Bein am Tisch sitzende Frau wird durch die Mariendarstellung unmittelbar über ihr als moderne Maria definiert. Sie ist die neue Eva, wie es der angebissene Apfel auf dem Laptop weiter andeutet. Dieser steht wie ein aufgeschlagenes Buch offen vor ihr auf dem Tisch.

Sie scheint der Versuchung des neuen Mediums nicht zu erliegen, sondern seine Informationsmöglichkeiten (Wissen, vgl. Gen 3) für die gezielte Lektüre und den Austausch mit dem „Unsichtbaren“ zu nutzen. Auf dem Bildschirm im Spiegel ist erstaunlicher- und wunderbarerweise nicht spiegelverkehrt zu lesen:

und das Wort ist Fleisch geworden
und hat unter uns gewohnt
und wir haben seine Herrlichkeit
gesehen

Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen
einen Sohn wird sie gebären,
und man wird ihm den Namen Emmanuel geben
was heißt Gott mit uns

Diese Worte aus dem Johannesevangelium 1,14 und dem Buch Jesaja 7,14 kündigen ihr die Inkarnation Gottes unter den Menschen an. Gott offenbart sich ihr in diesen Worten, auch wenn es nicht die gleichen Worte wie jene des Engels sind, lassen sie sehend werden für das Geheimnis der Menschwerdung. Nicht zufällig steht von der Frau aus gesehen hinter dem Computer ein Strauß Lilien. Der Künstler hat nicht nur eine Lilie dargestellt, sondern viele Lilien, die über die Symbolik der Reinheit und Jungfräulichkeit hinaus auf eine unfassbare Fülle hinweisen. Vor dem dunklen Hintergrund bildet er im Raum eine helle „Gestaltwerdung“ des unfassbaren Lichtes, das im Spiegel zu sehen ist. Hier werden die Lilien zum Symbol für Jesus, der aus dem unerschaffenen Licht in unsere Welt kam (vgl. Credo) und uns aus seiner Fülle Gnade über Gnade zukommen ließ (vgl. Joh 1,17).

Als Pendant zum Engel von Simone Martini, der dem Lilienstrauß zu entsteigen scheint, begegnet uns auf der anderen Seite des Bildes gegenüber der jungen Frau ein Fotograf. Er ist nur im Spiegel dargestellt und gehört damit zur „anderen“ Welt, die nicht begreifbar, aber dennoch gegenwärtig ist. Seine kniende Haltung gleicht einer Kniebeugung, sein erhobener linker Arm einem Flügel. Doch im Gegensatz zum Engel arbeitet der Fotograf nonverbal. Er öffnet seine Kamera für einen kleinen Augenblick, um das Trägermaterial zu belichten. Dadurch geschieht hier auf eine weitere Art „Gestaltwerdung“. Allerdings fotografiert er nicht die junge Frau, sondern mich als Betrachter, denn bei mir und jetzt soll die Botschaft „Fleisch“ werden. Das mag auch der Grund sein, wieso mich die junge Frau unentwegt anschaut, ja geradezu fixiert.

Es geht um mich. Gott will durch mich unter den Menschen wohnen. Nicht nur für einen flüchtigen Moment wie bei einem ehrenden „Schnappschuss“ oder einem vergänglichen Foto, sondern verdichtet und überzeitlich wirkend wie in diesem gemalten Bild. Die blaue Tasse, die sich als Blickfang fast mittig im Bild vor dem Oberkörper der Frau befindet, mag andeuten, dass wir Seine Worte so oft und wie ein Getränk zu uns nehmen und verinnerlichen sollen, damit sie uns Leben werden. Dann wird Immanuel, „Gott mit uns“ sein und der Himmel – wie es der blaue Boden verheißt – unsere Lebensgrundlage und unser Halt werden.

Eine Liebesbeziehung

Gelb sind die wenigen Buchstaben in der Mitte der blau-grauen Fläche platziert. Es ist ein Wortspiel, ein Dialog zwischen den Worten „Er kennt mich“ und „Erkenntnis“. Da wir von oben nach unten lesen, geht sein Mich-Kennen meiner Erkenntnis voraus. Es sind Worte, die durch das „mich“ mich als Betrachter ganz persönlich ansprechen. Doch wer ist „Er“? Und wer erkennt wen? Wer wird erkannt, anerkannt und zur Erkenntnis geführt?

Der Künstler präsentiert eine Beziehung zwischen dem, der erkennt, und dem, dem als Geschenk Erkenntnis angeboten wird. Die Arbeit verweist auf den, bei dem Erkenntnis ist und der jeden kennt, der diese Arbeit betrachtet. Wie es die gelbe Farbe suggeriert, soll mir als Betrachter ein Licht aufgehen. Dabei lässt sich die obere Zeile mehr Dem zuordnen, der über mir steht, die untere Zeile mehr uns Menschen. So kann neben den Worten auch das Oben und Unten eine Verbindung mit Gott schaffen, einem Gott, der mich kennt und bei mir Erkenntnis eben dieses Kennen und Liebens ermöglicht.

Mit diesen schlichten Worten versinnbildlicht der Künstler die Beziehung des Christen zu Gott, wie es ein Glaubender schon vor langer Zeit in Psalm 139 (Verse 1-3.5-6) treffend zum Ausdruck gebracht hat. „Herr, du hast mich erforscht und kennst mich. Ob ich sitze oder stehe, du kennst es. Du durchschaust meine Gedanken von fern. Ob ich gehe oder ruhe, du hast es vermessen. Du bist vertraut mit all meinen Wegen. (…) Von hinten und von vorn hast du mich umschlossen, hast auf mich deine Hand gelegt. Zu wunderbar ist für mich dieses Wissen, zu hoch, ich kann es nicht begreifen.“

Was zunächst bedrohlich erscheint, dass Gott nichts verborgen ist und er alles weiß, wandelt und öffnet sich in „einen Raum der Zuneigung und des Vertrauens“, die sich „nur noch kindlich staunend wahrnehmen lässt“ (Mathee). Wer sich in diesen Raum begibt, darf Gott auf eine intime und innige Art und Weise erleben. Und er erfährt zudem bei Ihm, wer er ist. Denn nur bei Gott ist diese Erkenntnis.
Bei Gott wird der Mensch identisch mit dem, als der er gemeint ist. Und er entdeckt und erlebt sich dabei als Mensch, der von Gott geliebt, getragen und beschützt wird. Denn Er kennt mich!

Diese Arbeit ist beim Künstler unter der Bestell-Nr. 6014 auch als Postkarte erhältlich.

Ein leuchtendes Herz als Tor zur Welt

Ein gelbes Herz?! Das ist ja mal ganz was Neues! Außergewöhnlich! Absolut nicht „von der Stange“!

Aber das gibt es doch gar nicht! In unserer Welt sind Herzen zumeist Rot: Frisch Verliebte malen sie auf ihre Briefe oder fügen sie ihren elektronischen Nachrichten bei. Sie zieren die verschiedensten Autoaufkleber, mit denen Menschen bekunden, dass sie ein Herz für dies und jenes haben. Rote Herzen stehen für Liebe, Leben, Freude.

In Gottes Augen sieht das Herz freilich noch einmal ganz anders aus. Nicht weil er farbenblind wäre oder alles nur in tristes Schwarz-Weiß einteilt. Aber: Er sieht die Dinge so, wie sie sind. Und unsere Herzen sind eigentlich dunkel schwarz und hart wie ein Stein. Sie sollten lieben – Gott, unsern Schöpfer und die Geschöpfe neben uns! Unsere Herzen sollten fröhlich rot-pulsierend in beide Richtungen schlagen! Und sie tun es doch nicht. Wir hängen vor allem an uns selbst. Die Bibel beklagt sie seit Adam und Eva immer wieder, und wir spüren und erkennen sie durchaus auch selbst – unsere schwarzen, versteinerten Herzen, die unser Verderben und unser Untergang sind.

Doch nun: Ein gelbes Herz, das das Bild von Ulrike Wilke-Müller dominiert?! Hat sie nicht anders gekonnt oder gewollt? Hat sie sich die sprichwörtliche „künstlerische Freiheit“ genommen? Nein! Sie musste so malen. Denn sie fasst ja ein Wort, eine Zusage Gottes in Farben. Sie gibt der Jahreslosung ein Gesicht. Sie predigt darüber mit Pinsel und Leinwand. In dem Bibelwort für unseren Weg durch das Jahr 2017 sagt Gott seinen Menschen: Es soll nicht bei Euren dunklen, harten Herzen bleiben. Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun. … Ich will euch von all eurer Unreinheit erlösen. (Hesekiel 36, 26-27+29a – Lutherübersetzung) „Ich will, ich will, ich will etwas ändern!“ – sagt Gott. Die Einheitsübersetzung, der offizielle Text der Jahreslosung 2017, bringt zum Ausdruck, dass Gott es nicht bei Absichtserklärungen belassen hat. Seinen Worten folgten und folgen stets Taten. Er ist der, der Menschenherzen verändert und erneuert – bis heute: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.

Deshalb also ein gelbes Herz! Ganz etwas Neues! Absolut außergewöhnlich! Ulrike Wilke-Müllers Jahreslosungsbild stellt es uns vor Augen und lässt uns zugleich Zweierlei entdecken:

Zum einen, wie es zu einem derart „sonnigen“ Herzen kommt:

– Der Schlüssel dazu ist das Kreuz – das Zeichen Jesu, des Sohnes Gottes, dessen Herz ungeteilt am Willen des himmlischen Vaters und an unserer Rettung hängt. Himmlisch strahlend hell leuchtet sein Kreuz vor allem anderen. Es vertreibt alle dunkle Finsternis, verbindet mit seinem Längsbalken Himmel und Erde und umfängt mit seinem Querbalken die Welt.

– Wo ein Mensch zu Christus findet und unter seinem Kreuz zur Ruhe kommt, da tut dieses „Schlüsselerlebnis“ das Herz dieses Menschen auf. Die Tür am Fuße des Kreuzes macht es deutlich: Durch Jesus werden wir neu offen für Gott und offen für die Menschen und die Schöpfung um uns her. Alles Dunkel unserer Gottferne muss weichen. Neues, lichtes, fröhliches Leben wird möglich.

– Das ist nie ein Programm oder etwas, das wir aus eigener Kraft und Anstrengung erreichen könnten. Es bleibt immer ein „Geschenk des Himmels“: Die Strahlen, die sich von links oben kommend über das Herz und das ganze Licht erstrecken, bringen es zum Ausdruck. Es ist ein Werk des dreieinigen Gottes (viele Dreiecke finden sich im Bild). Es beginnt durch Wasser und Geist in der Taufe und ist getragen und verbürgt durch das Blut Jesu, das er für uns vergossen hat (das immer wieder von Weiß durchzogene Türkis-Blau und Rot im Hintergrund kann uns daran erinnern).

Daher kommt es zu so einzigartigen, von Gott bewegten, erneuerten Herzen.

Wir sehen auf dem Bild zum anderen aber auch, was diese Herzen ausmacht:

– Wo Gott ein Menschenherz verändert, da werden Ketten gesprengt und Horizonte eröffnet (die vielen Querlinien im Bild können uns darauf hinweisen)! Da ist es möglich „Segel zu setzen“ und aufzubrechen zu anderen Ufern (der obere Teil des Bildes lädt zum Träumen ein und die vielen Dreiecke gewinnen eine zweite Bedeutung)!

– Wo ein Mensch zu Jesus findet, da tut dieser Herr und Heiland nicht nur das Herz auf und bleibt draußen vor der Tür, sondern er zieht selbst darin ein! Er macht es „zu seinem Tempel, seinem Haus“ (vergleiche Evangelisches Gesangbuch, Nr. 389). Er wohnt durch seinen Geist darin und macht unsere Herzen fest – woran? An Gottes Wort und Willen! Das gelbe Herz erinnert so, wie es gemalt ist, zugleich an die beiden Gesetzestafeln mit den Zehn Geboten, die übereinander und nebeneinander liegen. Geballter Ausdruck für die wahre, vollkommene Liebe zu Gott und dem Nächsten.

– Dieses herrliche „Veränderungs- und Erneuerungswerk“ Gottes ist nun schließlich und endlich nicht auf einen Schlag vollendet, sondern dauert ein Leben lang. Es beginnt unscheinbar und im Kleinen und doch sichtbar. Es ist wie ein Weizenkorn, das in der Mitte des Herzens, im Schnittpunkt der „Tafeln“ auf Ulrike Wilke-Müllers Bild bei intensiver Betrachtung sichtbar wird. Es schlägt vom Kreuz her Wurzeln, wächst und nimmt zu und bringt Frucht – in der Nähe zu Gott, im Bleiben bei Jesus, als Werk des Heiligen Geistes. Der wird es auch vollenden, einst vor Gottes Thron, am Jüngsten Tag, wenn Gottes herrliche Ewigkeit beginnt, für alle, in deren Herzen Jesus Christus lebt.

Die Jahreslosung mit dem „gelben Herzen“, sie kann und will uns so nicht nur ein Jahres-, sondern ein Lebensbegleiter werden: Zu viele „schwarze Herzen“ bevölkern noch diese Welt. Legen wir sie im Gebet immer wieder Gott ans Herz, der verspricht und zusagt, sie durch seinen Geist in Christus zu erneuern, dass sie nicht verloren gehen. Fliehen wir auch selbst zu ihm, wo unsere „roten Herzen“ nur schöner Schein und Tagtraum waren und weit hinter der Wirklichkeit zurückbleiben. Suchen wir die Nähe Gottes sonntags wie alltags. Denn ER sagt ja stets aufs Neue zu uns: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.

Bildbetrachtung von Pastor Helge Dittmer aus Kiel, Quelle: www.GemeindebriefHelfer.de.

Postkarten des Motivs können hier bestellt werden. Ebenso kann hier das Motiv in größerer Auflösung heruntergeladen werden.

Das wahre Licht kam in die Welt.

Es gibt viele Arten von Licht. Hier wird das Licht als warme Erscheinung thematisiert, gehalten von einer braun-roten Fassung, die nach oben bis auf die Andeutung einer Eiform offen ist. Das zentrale Licht ist sanft und atmet zwischen weiß und zitronengelb.

Die helle Mitte und die feurige Schale bilden eine immaterielle Einheit, die in einem grauen, eckigen Gefäß ruht, das nach oben ebenfalls offen ist. Größer gesehen kann die geometrische Form auch als einfachste Konstruktion einer Behausung gesehen werden, in der sich das übergroße Licht niedergelassen hat. Man könnte sagen: Das Unfassbare hat sich in die irdische Offenheit eingelassen und lebt nun in ihr als göttliches Licht.

Wie der brennende Dornbusch Mose angelockt hat (Ex 3,2f), lädt das warme Licht den Betrachter ein, näher zu treten und es zu schauen, zu staunen und sich an ihm zu wärmen. Es macht keine Angst, verbrennt und zerstört nicht. Es sind vielmehr Leben und Freude in ihm, die Frieden verkünden, Nähe und Gegenwart, ja Erfüllung präsentieren. In diesem symbolischen Bild ist vieles über die Menschwerdung Gottes erkennbar. Der Evangelist Johannes fasst es in dem kurzen Satz zusammen: „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt“ (Joh 1,9). Denn für ihn ist Jesus das göttliche Licht, das Herz und Verstand mit Weisheit erhellt und befähigt, Jesu Wort aufzunehmen und zu befolgen. In seiner Geburt wird lichtvoll das Kommen des Retters gefeiert, der durch seinen Tod unsere Sünden getragen und in seiner Auferstehung den ewigen Tod besiegt hat. Im Bild mögen das lilafarbene Rechteck ganz unten und die diagonalen Elemente, welche es durchbrechen und einen Aufbruch, einen Neuanfang spüren lassen, auf den Tod und die Auferstehung Jesu hinweisen. Gleichzeitig lassen die x-förmigen Linien an eine Krippe im Stall denken, in der sich das göttliche Licht offenbart.

Mit seinen einfachen Elementen spannt das Bild aber nicht nur den Bogen von der Geburt bis zur Auferstehung Jesu, sondern auch vom Anfang der Schöpfung zum Bild ihrer Vollendung. Denn in der Geburt Christi erhält mit dem Menschen die ganze Schöpfung die Grundlage für einen Neuanfang. Die Referenz an den ersten Schöpfungstag, an dem Gott als erstes das Licht schuf, in dem er es von der Finsternis trennte (vgl. Gen 1,1-5), ist offensichtlich in den Worten des Johannes. Ebenso kann von der Geburt aus ein inhaltlicher Licht-Bogen ans Ende der Bibel gespannt werden, wo im Buch der Offenbarung der Autor berichtet, wie er „die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen“ sieht. Sie wird als „die Wohnung Gottes unter den Menschen“ beschrieben (Offb 21,2f), die kein Licht braucht. „Denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie und ihre Leuchte ist das Lamm.“ (21,23)

Wo und wie auch immer wir Gottes Licht betrachten, in Jesus hat es ein Gesicht erhalten. Und „aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.“ (Joh 1,16)

Verborgen

Suchend schweift der Blick über eine rote Landschaft mit einem hohen Horizont. Durch viele Schichten führt das Bild von oben nach unten. In der Mitte des blassblauen Himmels fällt ein intensiveres blaues Dreieck auf, das in der Tiefe der Erde mit einem ebenso blauen, liegenden Kreuz korrespondiert. Die Verbindung zwischen den beiden Elementen wird durch eine senkrechte weiße Linie gefördert, die wie eine Ader die verschiedenen Schichten durchquert.

Neben dem hohen Horizont wird durch die muldenförmige Ausbildung der roten Fläche und deren Abdunkelung zum Rand hin Tiefe suggeriert. Damit öffnet das Bild auch Assoziationen an einen fleischlichen Schoß, der allerdings mit einem verhüllenden Tuch bedeckt ist, ähnlich wie in den Kunstwerken von Christo.

Das Tuch von Gielia Degonda ist ganz fein, fast transparent. Es ist eine schöne Umkleidung, ganz einfach, aber fähig, ein Erstaunen zu bewirken. Das geknitterte und gezeichnete Gewebe ist hingehaucht wie kurz vor dem Ausbruch des Lichtes, eines sehr Schönen, vielleicht eines Herrlichen. Es ist wie das Ansummen eines Liedes, wie das Erwachen einer frohen Bewegung. Zart schwebt diese Hülle als ein himmlisches Zelt über der vergoldeten Zeichen-Markierung und taucht die ganze Umgebung in ein mystisches Licht.

Das alles lässt das Kreuz zur Krippe werden, zur Krippe des Höchsten, der sich in die Tiefen der menschlichen Abgründe hinein geschenkt hat wie ein Samenkorn, das aufgehen und reiche Frucht tragen will, wie eine Quelle, welche in uns sprudelt und unser wüstes Leben in fruchtbares Land verwandeln will. Dieses Bild lässt kein Christkind sehen. Es wird lediglich angedeutet als eine im Schoß der Maria verborgene Präsenz und in enger Verbindung mit dem Himmel Stehender, über den gesagt werden wird: „Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“ (Mk 9,7)

Weihnachten wird hier nicht romantisch verklärt dargestellt, sondern als Fest der Enthüllung, des Aufgehens, der Erfüllung von Verheißung und Erwartung. Nicht protzend und gleißend – aber schön, atmend, hauchend, musizierend – wenigstens der Möglichkeit nach. Die Hirten sind dazu gerufen worden und die Weisen aus der Heidenferne. Viele Jahre später sollten es bei der Taufe die Menschen von Jerusalem sein, dann die berufenen Apostel und in der Folge alle Menschen. Wir alle sollen hinzukommen zum Gekommenen, der sich in der Menschenart entbirgt.

Das im Titel angesprochene „Verborgen“ ist im Kunstwerk durch und durch Realität. Das Kunstwerk selbst ist verhüllte Chance, es ist der Augenblick, da die Wirklichkeit des Fassens und Aufdeckens nahe und wirklich sein kann. Es ist als Zeichen und Zeugnis der Geburt des Menschensohnes tatsächlich als Weihnachtsbild sehbar. Es ist wie ein glaubendes Erkennen dessen, was in und hinter und unter den Bildern geschieht, ein Ergreifen dessen, der sich hinter dem Schleier schon andeutet und manchmal und manchem sich enthüllt.

Dann kann der ganze rote Bereich zu einer großen Krippe werden, in der das Licht zu leuchten beginnt, aber auch zu einem offenen Buch, bei dem die vielen Striche und Zeichen nicht mehr unverständliche Hieroglyphen bilden, sondern einen Sinn stiften, der über unsere Herzen und unseren Verstand hinweg die ganze Welt zu erhellen vermag.

Licht (-er Dreiklang) werden

Die menschliche Gestalt ist nur durch ihren senkrechten Körper und den leicht geneigten Kopf zu erkennen. Alle anderen Körper- und Haltungsmerkmale treten zu Gunsten eines anderen Geschehens zurück. Denn die Farben sind wohl maltechnisch äußerlich aufgetragen, deuten aber von ihrer Symbolik her auf innere Vorgänge und Befindlichkeiten hin, da besonders der Lendenbereich, die Brustgegend und der Kopf betont sind.

Der Kopf ist nur durch eine feste dunkelgelbe Kreislinie angedeutet. Sie umschreibt einen runden Freiraum, der durch seine ungeschaffene Form und das umgebende Dunkelgelb als ein geistiger und heiliger Bereich ausgewiesen ist. Ihm wohnt himmlische Transzendenz und irdische Demut inne. Aus seiner Mitte entspringen die weißen Farbelemente, die der Gestalt einen hellen Grund geben. Dieser stellt gleichzeitig ein klares Dasein im Hier wie einen lichten Verweis auf das Dort dar.

Der ganze Leib ist durch die hellen gelben und braun-roten Stellen geprägt. Insbesondere der Lenden- und Bauchbereich sind von gestischem Leben erfüllt und scheinen mit der Farbe zusammen auf ein inwendiges Leben wie ein ungeborenes Kind hinzuweisen. Die leuchtend gelben Stellen sind von da ausgehend wie Funken der Freude, welche den ganzen Körper durchziehen und bis in die letzte Faser das Glück der Mutterschaft spüren lassen, das in seiner Mitte einen Platz gefunden hat. Durch ihre Konzentration im Brust- und Herzbereich kann das leuchtende Gelb auch als Farbe des Glaubens gedeutet werden.

Mit diesen ungewöhnlichen Attributen hat der Künstler seine Erfahrungen mit Maria in gestischen Strichen aufs Papier gebracht. Er hat einen demütigen Mensch gemalt, der ganz transparent auf Gott hin ist, der in sich den Glauben, die Hoffnung und die Liebe trägt, feurig, warm und voller Leben. Er hat einen Menschen mit freiem Kopf gemalt, der für Gottes erfüllenden Geist offen ist und Sein Wort bereitwillig in sich aufnimmt. Und Maria hat Sein Wort so innig aufgenommen, sie hat Gott ihren Leib so vollständig zur Verfügung gestellt, dass Er durch sie ganz und gar Mensch werden konnte. Das ist das Licht und die Freude von Maria: ihre grenzenlose Hingabe an Gott. Dadurch konnte Gott sich in seinem Sohn in grenzenloser Hingabe uns schenken.

Im Bild scheint die Gestalt der Maria in Bewegung zu sein. Sie ist nicht nur innerlich mit Leben erfüllt, sondern auch dabei, dieses Leben und diese Freude zu Menschen wie Elisabeth zu tragen. Nach Mariens freudigem Gruß antwortete Elisabeth: „Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.“ (Lk 1,42-45)

Alles, was der Künstler zu Maria gemalt hat, ist auch Anspruch an uns, so wie Maria zu leben: Glauben, dass Gott zu uns spricht. In unserem Kopf und Leben Freiraum für IHN zu lassen. Offen für Gottes Geist zu sein. Sein Wort erwarten, es in uns wohnen lassen, auf dass es in Fleisch und Blut übergeht, wächst und Seine Gestalt annimmt. „Licht werden“, „brennen für Gott“ bedeutet, ganz transparent auf IHN hin zu werden, damit die Menschen in der Begegnung mit uns IHM begegnen können, Gottes Barmherzigkeit, des Geistes Kraft, Jesu Menschenliebe.

Unerwartet – Nachts im Wald

Durch das Licht wird der Blick von der rechten unteren Ecke in das Bild hineingeführt. Es handelt sich um eine verschneite Wiese, die nach rechts leicht ansteigt und in deren Mitte ein kahler Baum steht. Nur durch den Schnee wird sichtbar, wie er sich aus dem Wiesenboden erhebt und gleich einer Lichtsäule alles über den Bildrand hinaus in die Höhe zieht. Rechts von ihm führt der Horizont direkt in die undurchdringliche Nacht, wobei die Schneeflocken die Nacht wunderbar verzaubern und wie Sterne in die Weite des nächtlichen Kosmos öffnen. Links vom Baum sind im Hintergrund schwarze Baumstämme und damit Wald erkennbar, davor aber eine Gruppe Menschen. Auf den ersten Blick denkt man an Hirten, die mit ihrer Herde auf dem Feld lagern, vielleicht auch an eine Gruppe Obdachloser oder Flüchtlinge.

Aber bei der Entdeckung, dass es sich bei dieser Menschengruppe um Jesus und die zwölf Apostel beim Letzten Abendmahl handelt, ist das Erstaunen groß. Alles hätte man hier erwartet, aber nie Jesus in der Abendmahlszene nach Leonardo da Vinci, der auf dem Horizont der Wiese seine Arme genauso ausbreitet wie auf dem Abendmahltisch. Jesus mit seinen Jüngern in dieser Umgebung wiederzufinden ist befremdlich und irritiert. Was macht er hier, was hat er hier verloren? Wieso malte die Künstlerin die Gruppe in diese unwirtliche Landschaft? Die aufgebrachten Körperausdrücke und die heftigen Gesten der Jünger stehen für Ihre Fragen, Gespräche und Diskussionen. Sie könnten auch unsere sein.

Wieso ausgerechnet Jesus und die Jünger beim letzten Abendmahl? In der vorweihnachtlichen Zeit verbinden wir die nächtliche Landschaft vielmehr mit Vorstellungen der schwangeren Maria auf dem Esel und einem Josef, der vorausgeht. Vielleicht dachten wir spontan auch an das Adventslied „Maria durch den Dornwald ging …“ Doch hier spricht Jesus mit ausgebreiteten Armen in die Winterlandschaft hinein: Nehmt und esst, das ist mein Fleisch. Und das ist mein Blut, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis. (vgl. Mt 26,26f)

Es sind die Worte, die er einige Tage vor seinem Tod am Kreuz zu seinen Jüngern gesagt hatte. Die Bildumgebung schafft durch die Nacht, das Licht und den Schnee eine Parallele zu unserer vorweihnachtlichen Zeit des Advents, in der wir gleichsam mit Maria und Josef auf die Heilige Nacht zugehen, in der Jesus geboren wurde. Damit wird auf eine ungewöhnlich neue Weise die Geburt Jesu in Verbindung mit seinem Sterben gebracht. Gleichzeitig wird unser Blick für das Besondere geschärft und wir werden gleichsam aufgerufen, wachsam zu sein, um sein Kommen am „Rand der Welt“ wahrzunehmen, zu sehen und für ihn bereit zu sein. Von Anfang an schenkt sich Jesus in unsere Dunkelheiten, Kältezonen und Erstarrungen hinein, auf dass sie wieder hell, warm und lebendig werden. – Bereiten wir uns vor, seien wir wachsam, damit wir ihn nicht verpassen, wenn er ganz unauffällig in unser Leben eintritt und es mit Leben erfüllen will.