Michael Triegel – Verwandlung der Götter

Göttlich-menschliche Bilderwelten eines Malerfürsten

Wenn sich ein Malerfürst des 21. Jahrhunderts mit den Göttern der Antike und den zentralen Gestalten des Christentums anlegt, dann darf man einiges erwarten. Micheal Triegel zeigt sich als Meister seines Faches, der auch einen Vergleich mit Raffael nicht scheuen muss (Papst Benedikt XVI. begrüßte bei der ersten Begegnung seinen Portraitisten mit: „Sie sind also mein Raffael!“). Dies umso mehr, als er wie kein zweiter Maler unserer Zeit die Auseinandersetzung zwischen dem vergänglichen Mensch und dem ewig Göttlichen in altmeisterlicher Kunstfertigkeit italienischer Renaissancekünstler malt, doch gleichzeitig ganz neue Wege in der Komposition geht.

Das vorliegende Buch ist mit seinen 190 meist farbigen und großformatigen Bildern eine Einladung zum Schauen und Staunen über das Ach so Vertraute und doch befremdend Andere. Seine Arbeiten faszinieren durch ihre handwerkliche Perfektion im Stile alter Meister und irritieren zugleich durch die kleinen und großen Veränderungen, die nach dem Wieso und Warum fragen lassen, nach der Bedeutung, die das Bild dadurch erhält und die Tiefe, die sich dadurch auskosten lässt.

Fünf kurze Beiträge gliedern und vertiefen den Einblick in das umfangreiche Schaffen des Künstlers in den letzten 15 Jahren. Während Richard Hüttel in seinem ersten Essay Die Verwandlung der Götter über Triegels Umgang mit dem mythologisch-heidnischen wie dem christlich-heilsgeschichtlichen Personal nachspürt, geht Wolf-Dietrich Löhr in seinem Eröffnungsvortrag zur Triegel-Ausstellung Sprache der Dinge 2008 im Museum am Dom in Würzburg Michael Triegels Spiel mit der Fragwürdigkeit der Bilder nach, das uns immer wieder die Frage stellt: Was siehst Du? Diesen beiden grundlegenden Einführungen in die ikonografische Bilderwelt von Michael Triegel und ihre Auswirkung auf den Betrachter folgen drei Beiträge zu einzelnen Kunstwerken. Reimut Reiche legt in seinem Essay Verstörung, Paradoxie und Glaube in Michael Triegels Abendmahl dar, Heiko Damm beschreibt in Candor. Michael Triegels Papstportrait die Entstehung einer außergewöhnlichen Arbeit, die in Leipzig zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wird, und Richard Hüttel schließt den Reigen mit seinem Artikel zur Entstehung und Bedeutung des Deckengemäldes HARMONIA MUNDI für den Vorraum der Dommusik in Würzburg.

Alle Texte sind leicht verständlich geschrieben und sensibilisieren für die Schönheit und Bedeutung der unzähligen viel zu schnell übersehenen Details in Triegels Arbeiten. Sie ermutigen, nicht nur die Höhen der Götter zu schauen, sondern auch ihre Tiefen in den ungewöhnlichen Darstellungen zu ergründen. Ein Muss für jeden Kunstliebhaber!

 

Michael Triegel – Verwandlung der Götter. Monografie zur gleichnamigen Ausstellung im Museum der bildenden Künste in Leipzig vom 28.11.2010 bis 6.2.2011. Mit fünf Beiträgen von R. Hüttel (Hrsg.), H. Damm, W. Löhr und R. Reiche. Hirmer Verlag München 2010. 224 Seiten, 190 Abbildungen, 24 × 30 cm, Leinen, Schutzumschlag, Euro 39,90, ISBN: 978-3-7774-3361-5