Die Installation zeigt eine kniende, betende Jesusfigur vor sieben modernen Bildern mit Körperteilen von Kopf bis Fuß. Jesus ist allein im Raum. Seine Verlassenheit erinnert an sein einsames Gebet auf dem Ölberg vor seinem Leidensweg. Die Skulptur von Franz-Xaver Reich aus dem 19. Jahrhundert und die Bilder von Nikolaus Mohr aus dem 21. Jahrhundert verdeutlichen nicht nur einen Bruch zwischen den Zeiten, sondern auch Jesu Blick in die Zukunft. Von Traurigkeit und Angst ergriffen schaut er das Leiden, das ihm bevorsteht und weshalb er den Vater bittet: „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber.“ (Mt 26,39)
Die expressiv-modernen Bilder mit den deformierten Körperteilen visualisieren in Ausschnitten – weil im Ganzen unfassbar – die Brutalität und Rohheit menschlicher Gewalt bei den Tätern und die unerträglichen Qualen und Schmerzen bei den Opfern. Jesus betrachtet sein bevorstehendes Leiden und gleichzeitig das Leiden aller Menschen, die wie er durch das Leiden bis zur Unkenntlichkeit entstellt worden sind und so Unmenschliches durchmachen mussten: „Er hatte keine schöne und edle Gestalt, sodass wir ihn anschauen mochten“, heißt es bei Jesaja 53,2-3. „ Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm. Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht.“ Doch durch Jesus wird deutlich, dass Gott nicht wegschaut. In Jesus ist Gott da. Er sieht die Not und betet für die Misshandelten (weitere Ansicht).
Gott hat unablässig unser Leiden und das Leiden Jesu vor Augen. Gott lässt niemanden allein. Er geht auch unseren Leidensweg in Jesus mit. Ja, Gott geht noch weiter: Er sucht die Erlösung von allem Bösen, die Heilung unserer Wunden. Dafür hat Jesus „unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Züchtigung auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jes 53,4-5)
Deshalb werden seit dem Mittelalter seine Wundmale meditiert und verehrt: Sein von der Dornenkrone zerkratzter und blutender Kopf, seine von Nägeln durchbohrten Hände und Füße, die vom dreimaligen Fall unter der Last des Kreuzes zerschundenen Knie, die mit der Lanze geöffnete Seite und das durchbohrte Herz, aus denen Blut und Wasser floss, als auch die Seitenwunde, in die der ungläubige Thomas seine Hand hineinlegte und zum Glauben kam.
Die Installation ist eine Aufforderung mit Jesus innezuhalten und zu beten. Aktuell insbesondere für die Kriegsopfer in der Ukraine, aber weiterhin für alle Leidtragenden durch Krankheit, Armut, Gewalt und Ungerechtigkeit in der ganzen Welt. So wie Jesus sich nach dem betrachtenden Gebet in das Leiden hineingab, so sollen auch wir nach der „Rück- und Absprache mit Gott“ unser eigenes Leid tapfer ertragen, aber auch uns unter die Leidenden begeben und ihnen bei der Heilung ihrer Wunden aller Art zur Seite stehen.
Die Installation ist bis zum 17. April 2022 im Stadtmuseum Hüfingen zu sehen.