Vor einem wellig bewachsenen Hügel des quadratischen Innenbildes steht ein Mensch mit weit ausgebreiteten Armen. Es ist nicht ersichtlich, ob er zum Betrachter hin oder von ihm wegschaut, denn seine Gestalt ist nicht gemalt, sondern ausgespart, so dass er in der Einfachheit und Natürlichkeit des Holzes auftritt. In der Kreuzhaltung erinnert er an Jesus, doch gibt es keine konkret auf ihn hinweisenden traditionellen Attribute.
Zentral positioniert bildet er die vertikale Bildmitte. Anders betrachtet wirkt die Figur wie ein Schlüssel zum Werk hinter ihm, das er wie ein Bild in den Händen hält und oder es gerade an eine Wand hängt. Die nach oben schmaler werdenden, mit Naturpigmenten und Sand gemalten Gras- oder Moosstreifen deuten perspektivisch nicht nur einen Hügel an, ebenso kann durch den gebogenen Horizont auch das Erdenrund in ihm gesehen werden. Letzteres wird durch das Quadrat verstärkt, das symbolisch für unsere sichtbare Welt steht.
Die mittige und das Quadrat sprengende Position lassen in der stehenden Gestalt Christus, den Auferstandenen erkennen. Durch die Aussparung seines Körpers ist er wie abwesend dargestellt, aber mit der klaren Kontur der Silhouette doch greifbar nahe. Die Darstellung erinnert an die Begegnung einiger Jünger mit dem Auferstandenen am See Tiberias. Nach dem wunderbaren Fischfang und dem gemeinsamen Mahl wussten die Jünger plötzlich, dass die Person, die sie so unbegreiflich angerührt hatte, ihr Herr war (vgl. Joh 21,1-14). So mag der Auferstandene wie im Bild dargestellt möglicherweise abwesend erscheinen, aber real-präsent und lebendig ist er durch die Vermittlung des Geistes schon dem, der da glaubt. „Keiner unter den Jüngern wagte ihn zu befragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war.“ (Joh 21, 12) Mit den ausgebreiteten Armen scheint der Auferstandene auch hier zu bekräftigen: Ja, ich bin es!
Erinnert ihr euch, dass ich euch sagte: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. … ihr seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet.“ (Joh 14,6.19b)? Jesu Gestalt ist unvoreingenommen und zukunftsoffen. Christus ist eine neue Schöpfung, die Person und der Ort, durch die und an dem neues entstehen kann: neues Leben, Begegnungen, Freude, und vieles mehr. Christus ist der Erstgeborene der neuen Schöpfung, die sich hinter ihm wellenförmig über den Erdball ausbreitet und die Welt neu gestaltend in zartem grün-gelb-gold aufblühen lässt. Als „Bild des unsichtbaren Gottes“ steht er der Schöpfung vor und hat segnend die Hände über sie erhoben.
Paulus bezeugt am Anfang seines Briefes an die Gemeinde in Kolossai: „Er ist Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen. Er ist vor aller Schöpfung und in ihm hat alles Bestand. Er ist das Haupt, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles auf ihn hin zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Frieden gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.“ (Kol 1,15-20)