Gottesbo(o)te

Sieben Boote ankern unter einem luftigen Überbau. Die Boote leuchten innen golden, den Überbau krönt die Konstruktion eines Kreuzdaches, das zum Himmel hin genau so offen ist wie seitlich in alle Richtungen.

Damit bildet der Überbau einen besonderen und geradezu sakralen Versammlungsort. In aller Offenheit wird unter dem Zeichen des Kreuzes lebendige Gemeinschaft untereinander und mit Gott gefeiert. Die Zahl sieben deutet die Vollkommenheit und Heiligkeit der kleinen Gruppe an, die sich hier zusammengefunden hat.

Die Boote sind nicht mehr befüllt mit allem möglichen Ballast, der sich im Laufe der Zeit angesammelt hat, sondern leer und frei, um etwas Immaterielles oder Heiliges in sich aufzunehmen. Ihr innerer goldener Glanz lässt darauf schließen, dass sich bereits Segen auf sie ergossen hat und sie mit Kraft und Stärke erfüllt wurden. Beladen mit ihrer kostbaren Fracht, dem göttlichen Abglanz, seinem Heiligen Geist oder Gottes Wort können sie von diesem Landungsplatz gestärkt in alle Richtungen aufbrechen, um die Botschaft von ihrer goldenen Mitte, Jesus Christus, all denen zu verkünden, die interessiert sind.

Die Sonnenboote voller Licht und Leben künden von einer österlichen Verwandlung in neue Menschen, die in dieser Welt leben und doch auch ganz aus Gott und für Gott, so wie es der Apostel Paulus den Gläubigen in Rom empfiehlt: „Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene!“ (Röm 12,2)

Die Skulptur lädt ein, selbst zu einem von innen her leuchtenden Sonnen- oder Gottesboot bzw. Gottesboten zu werden: Am Anfang im Unterstellen unter seinen Segen und zum Beladen der geistigen Botschaft. Dann im mutigen Aufbruch zur Reise nach draußen. Dennoch auch immer wieder einkehrend zur inneren Sammlung, um das Denken erneuern zu lassen, weiterhin Gottes Willen zu erkennen und sein Bote zu bleiben. Und schließlich, am Lebensende, durch die Rückkehr, um bei Ihm einen ewigen Ankerplatz, eine schützende Heimat zu finden.

Aktuelle Ausstellung bis 1. Juni 2024 in der Galerie Kunststücke in München

Der Schatz

Warme Farben als auch formale Kontraste ergeben eine faszinierende Spannung. Wie unter einer Brücke stehen fünf dunkle Gestalten am Fuße einer gewaltigen Rechteckkonstruktion. Helle Rechtecke heben Ihre Konturen hervor und schaffen zusammen mit den Lichtpunkten über ihnen eine geheimnisvolle Atmosphäre.

Die Menschengruppe scheint sich nicht zu verstecken, sondern ganz entspannt einen Überraschungsfund zu betrachten. Ein Licht funkelt in der Hand der Gestalt rechts vorne, als hätte sich ein Stern auf ihr niedergelassen. Ganz klein und im Vergleich mit der imposanten Kulisse unscheinbar ereignet sich in dem Bild das Wunder: in der Dunkelheit der Nacht und eher zufällig hat es sich in die Hand eines Menschen gelegt. Eines der vielen Lichter über der Gruppe hat sich in ihrer Mitte niedergelassen. Eine der großen Himmelssonnen hat sich greifbar klein und unbegreiflich nah gemacht. Es ist, als wäre inmitten der Menschen ein himmlisches Licht aufgeleuchtet.

Was für ein Schatz! Klein wie ein Edelstein, funkelnd wie ein Stern. Lichte Unfassbarkeit. Wie um von seiner Erhabenheit zu erzählen, entfaltet sich das Bild von ihm aus diagonal nach oben. Das große helle Rund symbolisiert eine göttliche Präsenz und bildet ein Pendant zu den in einem irdisch eckigen Raum sich befindlichen dunklen Personen. Wohlwollend gegenwärtig scheint die Lichtkugel vor der warmen Konstruktion des Hintergrundes. So ist sie ganz nahe und kann gleichsam „um die Ecke“ schauen, wie die fünf Menschenkinder mit dem ihnen anvertrauten Schatz umgehen werden. „Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ (Lk 12,34)

Der gelb-orange leuchtende Pfeiler und die stufenartigen Querverbindungen deuten ein tempelähnliches Gebäude an, das dazwischen den Raum füllende Rot und Purpur kündet von einer majestätischen Anwesenheit. So leuchtet im Kleinod die königlich-himmlische Herkunft auf.

Faszination, Staunen, Ehrfurcht und Glück, etwas Besonderes gefunden zu haben, muss die fünf Menschen beim Anblick dieser Kostbarkeit erfassen. Was für ein Geschenk, was für ein Schatz: sichtbar gewordene göttliche Gnade – durch ihre Herzen in ihre Mitte hineingetragen. „Denn wovon das Herz überfließt, davon spricht sein Mund“ und seine Hände. Denn „der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor“, indem er es mit den anderen teilt. (Lk 6,45) Dadurch wird der Schatz nicht kleiner, sondern größer und wertvoller.

Entfernt erinnert die Szene an den weisen Simeon, der „auf den Trost Israels“ wartete. Als die Eltern mit Jesus in den Tempel kamen, nahm er das Kind in die Arme und pries Gott mit folgenden Worten: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (Lk 2,29-32) Vom Heiligen Geist geführt sah er in Jesus viel mehr als das kleine Kind. Das lange erwartete Licht (vgl. Jes 9,1) ist in seinen Armen aufgeleuchtet und erfüllt nun als bleibender Schatz sein Herz.

Geheimnis des Glaubens

Die Zusammenschau der drei quadratischen Bilder lässt durch Ihre Heterogenität eine Fülle von Assoziationsmöglichkeiten zu. Denn das Grau der Steine und des Wasserglases oder das runde Element in jedem Bild vermögen Verbindungen zu schaffen und den “Trialog” zu beleben. Auf verschiedenen Ebenen entstehen Bezüge, die immer wieder um eine Dreiheit kreisen:

Allen drei Bildern geht es um Ausdehnung und um Irritation. Die Ausdehnung erfolgt um eine runde Mitte herum (auch beim Glas hat die nicht sichtbare Öffnung des Glases in etwa den gleichen Durchmesser wie die beiden zentralen Steine). Die verwendeten Primärfarben Gelb, Rot und Blau bilden die Basis für den ganzen Farbenkosmos. Von links oben bis zum unteren Bild ist zudem eine Steigerung zu beobachten. Während die goldgelben Samen, die auch Wachstum beinhalten, noch geschlossen daliegen, scheint die rote Farbe im zweiten Bild wie Feuer oder vergossenes Blut unter dem dunklen Stein hervorzuspritzen, um dann ganz rechts explosionsartig alles zu sprengen und jede feste Form hinter sich zu lassen bzw. in Seifenblasen eine temporäre Form einzunehmen. Letztere stehen im Gegensatz zu den Versteinerungen in den anderen beiden Bildern, die Überzeitliches versinnbildlichen.

Die Bildtitel zu den in einem trompe-d’oeil-haften Realismus gemalten Arbeiten legen einen Zusammenhang mit alchemistischem Denken nahe. Splendor solis lässt an das gleichnamige illustrierte alchemistische Manuskript aus dem 15. Jahrhundert denken, in dem es um die Herstellung und Wirkungsweise des Steines der Weisen geht. Mit Mercurius wird Quecksilber (keckes oder lebendiges Silber) bezeichnet, von dem angenommen wurde, dass es den flüssigen und festen Zustand überschreitet. Ob es sich bei dem Triptychon um eine Darstellung der Tria Prima der Alchemie handelt? In der Tria Prima beschreibt Paracelsus das Gesetz des Dreiecks: zwei Komponenten kommen zusammen, um eine dritte zu erzeugen. Grundlage sind bei ihm Schwefel, Salz und Merkur. Schwefel ist die Flüssigkeit, die das Hohe und das Niedrige verbindet. Salz gilt als Grundstoff, Merkur ist der allgegenwärtige Geist des Lebens.

Doch anstatt von Schwefel liegen Weizenkörner auf dem runden Stein, anstelle von Salz spritzt Blut über die quadratische Platte und statt Quecksilber schießt blasenbildendes Wasser in die Höhe. Diese Beobachtung und auch der zweite Bildtitel Salz der Erde, der in engem Bezug zu Jesus steht, sorgen für Irritation. Sind hier alchemistische Symbole weiterentwickelt worden und mit neuen Bedeutungen verbunden worden? Dann wäre eine christliche Interpretation der vielleicht unorthodoxen Darstellung von etwas Bekanntem gar nicht so abwegig. Vorzugsweise setzen wir unsere Betrachtung rechts oben fort.

Der viereckige Stein ist ein Symbol für die Erde. Mit Salz der Erde werden die Worte aus der Bergpredigt (Mt 5,13) angesprochen, mit denen Jesus auf die unabdingbare, verantwortungsvolle Aufgabe der Jünger in der Welt hinweist, Gutes zu bewirken, sich für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit einzusetzen – Licht der Welt zu sein. Jesus hat sein Leben bis in den Tod hinein dafür hingeben. Er ist DAS Salz der Erde, der mit seinem Leben und seinem Blut zur Vergebung des Unrechts an den Menschen neue Maßstäbe gesetzt hat. So kann das mittlere Bild als eine Art Kreuzigung gesehen werden: Gottes Sohn, erschlagen durch unsere Sünden. Sein Blut ist das Salz der Erde, das bewirken sollte, dass solches Unrecht nicht weiter geschieht. Er ist der Stein der Weisen, der in uns diesen Sinneswandel vollbringt und einen menschlichen Goldstandard etabliert wie es keine alchemistischen Wunder zustande bringen. Blut und Wein verweisen auf die Einsetzungsworte beim Abendmahl: „Trinkt alle daraus, das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ (Mt 26,27f). Der perfekt runde Stein in der Mitte mag die göttliche Natur Jesu andeuten, die Zweiteilung mit der roten Farbe, dass er mit seinem Blut die gespaltene Erde/Materie versöhnt.

Der runde Stein – ohne Anfang und Ende – ist Symbol für die Unendlichkeit und für Gott. Mit seinen Versteinerungen ist er ein Urgestein. Die Weizenkörner sind im Licht und der Wärme der Sonne (Spendor solis = Pracht der Sonne/Sonnenglanz) gereift und als Goldkörner dargestellt. Mit dem Stein in der Mitte wird ihre nächste Wandlung zu Mehl angedeutet, aus dem dann Brot und andere Lebensmittel gemacht werden können. Entsprechend kann hier eine Allegorie Gott Vaters gesehen werden, der der Sonne ihre Pracht verliehen hat und uns das tägliche Brot schenkt.

Auf dem unteren Blatt wird alles Bisherige gesprengt und in eine neue Daseinsform überführt, der etwas für uns Menschen Unfassbares anhaftet. Das versteinerte Wasserglas birst und das Wasser sucht sich nicht den bekannten Weg der Schwerkraft, sondern breitet sich überraschenderweise wie eine in die Freiheit entlassene Materie nach oben aus, die dabei noch fröhliche Luftblasen bildet. Merkur bzw. Hermes war in der griechischen Mythologie der geflügelte Götterbote, der Überbringer von Botschaften. Im christlichen Glauben wird die unsichtbare göttliche Kraft dem Heiligen Geist zugeordnet, der kreativ in der ganzen Schöpfung am Wirken ist: unsichtbar, geheimnisvoll, wunderbar, lebendig.

So liegt die Vermutung nahe, dass Manfred Scharpf in diesem Triptychon über die alchemistische Tria prima hinaus die grundlegende und alles umfassende „Tria prima“ des christlichen Glaubens allegorisch gemalt hat: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Oder anders betrachtet: Das mystische Geheimnis der beiden Hauptsakramente Taufe und Abendmahl (Brot und Wein).

Gesegnet, gestärkt, ermutigt

Einsam steht ein Mensch zwischen Himmel und Erde im Übergang von Licht und Dunkelheit. Wie ein Strich in der Landschaft ragt seine aufrechte Gestalt über der weiten Ebene in den Himmel hinein. Er gehört zur Erde und steht geerdet da, schaut aber über den Horizont hinaus in die Ferne – und vielleicht in die Zukunft.

Was mag die Zukunft, die sich am rechten Bildrand noch in geheimnisvolles Dunkel hüllt, für ihn bereithalten? Noch erscheint sie wie eine tiefblaue Nacht und jeder Schritt in die Zukunft wäre ein Schritt ins Ungewisse. Was könnte den Menschen bewegen, einen Schritt in diese Ungewissheit zu wagen? Seine Ängste, Sorgen, Belastungen mutig zu überwinden und einfach loszugehen? Ist es vielleicht der helle Himmel am linken Bildrand? Hier ist die Zukunft in das hellblaue Kleid des Tagesanbruchs gekleidet: Klarheit ausstrahlend, Weite offenbarend, zum Aufbruch einladend!

Auch der funkelnde Lichterreigen, der wie ein Sternenhimmel über ihm schwebt und wie ein sanfter Regen auf ihn und die dunkle Erde niederfällt, scheint ihn zu einem ersten Schritt zu ermutigen. Die Lichtpunkte sind wie Sternen- oder Sonnenfunken, die zur Erde gleiten und dort wie Samenkörner des Lichts darauf warten, zu wachsen und Frucht zu tragen.

So einsam sich der Mensch am Übergang ins Neuland, in das neue Jahr oder eine andere Zeit vielleicht auch fühlen mag, er steht unter einem großen leuchtenden Stern. Was für ein Glück, solch einen Moment zu erleben! Was für ein Segen! Sinnfällig hat die Künstlerin den göttlichen Segen als funkelnde Wolke ins Bild gebracht, die den Menschen von allen Seiten umgibt. Als Gesegneter steht er am Übergang zu etwas Neuem und Unbekannten. Er geht nicht im Dunkeln, er geht nicht allein, sondern im Licht und in der Kraft von Gottes Segen.

Abraham kommt einem in den Sinn, dem Gott vor seinem Aufbruch in ein neues Land Mut zugesprochen hat: „Geh fort aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde! Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein.“ (Gen 12,1-2) Wen Gott segnet, der wird von Gott so für die Aufgabe gestärkt, so dass er zu einem Segen für andere wird. Paulus hat das am eigenen Leib erfahren und lobt Gott für die Kraft des Heiligen Geistes, der ihn unsichtbar führt und leitet: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.“ (Eph 1,3)

Nun stehen wir an der Schwelle zu einem neuen Jahr, vor einer Zeit der Ungewissheit mit vielen unbekannten Herausforderungen.  Aber wir dürfen zuversichtlich in das neue Jahr hineingehen, im Glauben, dass Gott „ganz gewiss an jedem neuen Tag“ (Dietrich Bonhoeffer) mit uns ist. Mit den Segensworten, die Gott Aaron und seinen Söhnen gegeben hat (Num 6,24-26) und den sie entfaltenden Worten des Theologen Jörg Zink sollen auch Sie gesegnet, gestärkt und ermutigt durch das neue Jahr gehen können:

Der Herr,
der Mächtige, Ursprung und Vollender aller Dinge,

segne dich,
gebe dir Gedeihen und Wachstum,
Gelingen deinen Hoffnungen, Frucht deiner Mühe

und behüte dich
vor allem Argen, sei dir Schutz in Gefahr und Zuflucht in Angst.

Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir,
wie die Sonne über der Erde Wärme gibt dem Erstarrten
und Freude gibt dem Lebendigen,

und sei dir gnädig,
wenn du verschlossen bist in Schuld,
er löse dich von allem Bösen und mache dich frei.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich,
er sehe dein Leid und höre deine Stimme, er heile und tröste dich

und gebe dir Frieden,
das Wohl des Leibes und das Wohl der Seele, Liebe und Glück.

Amen.
So will es der Herr, der von Ewigkeit zu Ewigkeit bleibt.
So steht es fest nach seinem Willen für dich.

Licht der Seele

Ein Sonnenbild mit Ausstrahlung. Nichts Ungewöhnliches, dass das Sonnenlicht gleich einem Tropfen, der ins Wasser fällt, Kreise zieht oder sich spiegelt in einem Gewässer.

Und doch ist es immer wieder staunenswert, was die Sonne alles bewegt und bewirkt (vgl. Sonnengesang des Echnaton). Relativ klein, doch strahlend weiß leuchtet sie über einem großen sonnengelben Pendant unter ihr. Striche in ihrem Innern und um sie herum deuten an, dass sie voll überschießender Energie ist. Sie kann nicht anders, als ihre überbordende Lebenskraft an ihr Umfeld weiterzugeben.

Der weiße Strahlenkranz ist nur der Anfang. Warm breitet sich um die Sonne herum ein dunkles Gelb aus, das nach unten zuerst in ein helles Rot, dann in ein Rotbraun und zuletzt in ein Braunschwarz wechselt. So durchdringt ihr Licht alles um sie herum. Es lässt jede Materie in der ihr eigenen Farbe leuchten und so eine Antwort auf das himmlische Geschenk geben.

In der Mitte erhebt sich übergroß ein weiterer Sonnenball. Er scheint näher dem Betrachter und vom braunroten Band gehalten. Das Energiefeld in diesem Sonnenkreis ist anders gestaltet. Nicht autonom, sondern spiegelbildlich andeutend. So ist in dem innenliegenden Feld die weiße Sonne und ihr Lichtkranz zu sehen, darauf hinweisend, dass das gelbe Sonnenrund seine Energie und seinen Bestand ganz aus der himmlischen Kraftquelle bezieht. Schön wie ein Edelstein und stark wie ein Kraftwerk ruht und leuchtet der himmlische Glanz in seinem Innern. Er verleiht dem Sonnenrund selbst einen roten Strahlenkranz, der zur weißen Sonne hin zärtlich im Austausch mit deren Ausstrahlung steht.

Ob die weiße Sonne als Antwort auf diese irdische Zuwendung eine hellrote „Krone“ trägt? So als wäre die freudige Aufnahme ihrer Kraft der Platz in unserer Mitte und das wie sie Leuchten und Strahlen ihr größtes Glück.

Das Bild regt zur Meditation unseres Gottesbildes und unserer Berufung an, sein Abbild zu sein, Licht in der Welt zu sein, das von ihm Zeugnis ablegt und die uns anvertraute Schöpfung zum Leuchten bringt. Immer wieder ist in der Bibel vom leuchtenden Antlitz des Herrn die Rede und insbesondere in den Psalmen wird die Bitte laut, dass Gott sein Antlitz über seinem Knecht oder seiner Magd leuchten lasse und mit seiner Huld helfe (vgl Ps 31,17). In Psalm 67,2 ruft der Beter: „Gott sei uns gnädig und segne uns. Er lasse sein Angesicht über uns leuchten.“

In dem Sinne ist es nur konsequent, wenn Gott Aaron und seinen Nachkommen den Auftrag gibt, die Gläubigen mit diesen Worten Seine Nähe und Zuwendung spüren zu lassen, sie zu segnen und zu stärken:

„Der HERR segne dich und behüte dich.
Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.
 Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden.“
(Num 6,24-26)

 

Weitere Bilder aus dieser Serie von Sonnen-Koronen als Gegenbilder zum Corona-Virus Covid-19. Auf Anfrage mailt Ihnen der Künstler gerne diese Übersicht als große Datei zu. Auch Posterbestellungen sind auf Anfrage möglich.

Morgendliche Begrüßung

Gelbe Hände strecken sich einer roten Kugel entgegen. In ihr und um sie herum künden pulsierende Kreislinien und bunte Lichtpunkte von einer vibrierenden Energie, die über sich hinausgeht. Es sind Lichtlinien, welche die rote Kugel wie Haare prachtvoll kleiden und sich nach unten handartig ausformen als wollten sie den menschlichen Händen die Hand reichen. Ein im Bild schwebendes Augenpaar verstärkt den Eindruck, mit der roten Kugel eine göttliche Persönlichkeit vor sich zu haben, die voller Liebe und Leben den Menschen zugewandt ist und sich an sie verschenken will.

Es ist eine besondere Begegnung, die hier ins Bild gebracht wird. Zum einen die Zuwendung des himmlischen Gestirns, das durch seine Größe und Pracht einzigartig ist, zum anderen durch die vielen menschlichen Hände, die sich wie Keimlinge lichthungrig aus dem Wasser dem Gestirn entgegenstrecken als auch die mit einem Vogel verzierte Gondel, welche die Anwesenheit eines hohen Würdenträgers andeutet. Die feinen Wellenlinien mögen auf ihre wasserreiche Heimat anspielen, das schlangenförmige Gebilde mag den mäandrierenden Verlauf der flachen Gewässer andeuten, kann aber auch symbolisch für ein Auf und Ab, ein Hell und Dunkel des Lebens stehen. Einige Verse aus dem Sonnengesang des Echnaton lassen das Bild mit seiner ägyptischen Formensprache besser verstehen.

Am Morgen bist du aufgegangen im Lichtland
und bist strahlend als Sonne des Tages.
Was auf Füßen steht, erwacht: du hast sie aufgerichtet,
sie reinigen ihre Körper und ziehen Leinengewänder an;
ihre Arme sind in Lobgebärden bei deinem Erscheinen,
das ganze Land tut seine Arbeit.

Die Arme kommen aus dem Wasser, weil das Sonnenlicht die ganze Schöpfung geweckt und aufgerichtet hat und die Menschen sich vor dem Morgenlob als erstes für die Begegnung mit ihrem Lebensspender waschen und rein machen. Das Bild zeigt nur die emporgestreckten Arme der Menschen, so wie wir sie heute von begeisterten und jubelnden Besuchern eines Popkonzertes kennen. Hier strecken sich die Hände ihrem Star auf der Himmelsbühne entgegen. Sie begrüßen die Sonne bei ihrem Erscheinen, sie sind der körperliche Ausdruck ihrer tiefen Dankbarkeit, dass sie zuverlässig da ist und ihrem Leben einen festen Rhythmus gibt. Die hochgestreckten Hände bejubeln und loben ihren Himmelsstar, der ihnen täglich Licht und Wärme spendet und wesentlich zur Fruchtbarkeit des Landes und damit zur Lebensmittelversorgung beiträgt.

Aus einem anderen Blickwinkel gesehen könnte man auch sagen, dass die Sonne gleichsam auf Händen getragen wird. Durch das tägliche Ritual wird sie nicht als selbstverständlich angesehen, sondern die Beziehung wird gepflegt und das Wohlgefallen des übergeordneten „Herrschers“ erbeten. Dieser Dialog wird in der jüdischen und christlichen Religion insbesondere in den Psalmen deutlich. Hier wird auch ersichtlich, dass einiges aus dem Gedankengut des Echnaton verwandelt und weiterentwickelt in das Gespräch mit Gott eingeflossen ist. Abschließend und beispielhaft dafür können die Verse 1-6a des Psalms 24 stehen:

Dem HERRN gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner.
Denn er hat ihn auf Meere gegründet, ihn über Strömen befestigt.
Wer darf hinaufziehn zum Berg des HERRN, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?
Der unschuldige Hände hat und ein reines Herz, der seine Seele nicht an Nichtiges hängt und keinen trügerischen Eid geschworen hat.
Er wird Segen empfangen vom HERRN und Gerechtigkeit vom Gott seines Heils.
Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, …

Alle Bilder von Christina Simon aus dem Sonnen-Hymnus

Belebende Kraft

Ähnliche Farben und Bildsymbole bilden vereinen diese drei Quadrate zu einem Triptychon. Unwillkürlich vergleicht das Auge die drei Bilder und sucht einerseits Entsprechungen, andererseits Unterschiede. So sind Gelb, Rostrot und Weiß in allen drei Bildern zu finden, Blau nur in den rechten beiden Quadraten in drei verschiedenen Symbolen. In den seitlichen Quadraten sind die Symbolzeichen zudem klar und eindeutig (Zoom Bild links / Bild rechs), während sie in der Mitte (Zoom Bild Mitte) verwaschen und undeutlich gemalt sind. Im Weiteren korrespondieren die beiden Quadratzeichen oben links und rechts durch ihre Position wie durch die invertierten Farben miteinander. Außerdem treten das orange und das blaue Quadratmotiv oder das weiße geometrisch abstrahierte Tiermotiv links mit den beiden Motiven rechts durch ihre Ähnlichkeit miteinander in Beziehung.

Den Untergrund oder die Basis für dieses Beziehungsgeflecht bildet ein sattes, kräftiges Gelb. Dieses wird entweder durch Schattierungen in sanftem Rostrot oder durch grau erscheinende Einschlüsse, die von Spachtelspuren stammen, unterbrochen. In der Mitte treten diese Texturen auffälliger in Erscheinung, teilweise sogar einen fast ornamentalen Rahmen bildend. Zudem ist dieses Bild stärker als die anderen von vertikalen rötlichen Bereichen geprägt.

Was die Symbole wohl zu bedeuten haben, die Schattierungen und Farberscheinungen? In der Mitte kann von Abdrücken gesprochen werden, von Spuren, die bezeugen, dass hier mal etwas war. Die rostrote Farbe lässt zusätzliche Wärme spüren, der angedeutete Kreis mit eingeschriebenem Kreuz ein überragendes Geschehen.

Der Künstler hat die drei Bilder aus einer Auferstehungserfahrung heraus gemalt. Ob sich dadurch auch für uns „Auferstehung“ darin sehen lässt, hängt von unseren Erwartungen ab. Aber unabhängig von konkreten Vorstellungen, die letztlich durch andere „Vor-Bilder“ geformt wurden, können wir das kräftige Gelb mit Licht und Wärme verbinden. Der Künstler hat eine schöne Farbe verwendet, in der man sich wohl fühlen kann. Diese Farbe trägt gewissermaßen das neue Leben. Sie überlagert auch die Spuren des vorhergehenden Lebens. Dieses ist wohl noch spürbar und teilweise auch sichtbar, aber im Wesentlichen hat alles eine neue Gestalt.

In den Symbolzeichen liegt etwas Geheimnisvolles. Sie lassen sich nicht eindeutig erklären. Was sollen sie genau darstellen? Aber müssen sie das? Hat sich die Auferstehung Jesu nicht auch im Verborgenen ereignet und weiß deshalb niemand, wie sie vor sich gegangen ist? Die Symbolzeichen stehen somit als Platzhalter für das Unerklärliche und doch Gewesene und dadurch Nachwirkende.

Zum Schluss gehen die Gedanken nochmals zurück zum Aufbau des Triptychons. Die Dreizahl legt eine Verbindung mit den drei Tagen zwischen Tod und Auferstehung nahe, aber das Geschehen gruppiert sich um eine Mitte herum. Vielleicht will damit eine Konzentration zum Ausdruck gebracht werden, die auch mit der hellroten Farbe zu tun hat? Vielleicht hat sich eine hoffnungslose Situation gerade durch den Einfluss der Liebe oder die Hingabe eines Menschen zu einem unerwarteten Aufbruch in eine neue Welt gewandelt. Es lässt sich nicht sagen, nur vermuten, wie die Dreiheit gedeutet werden soll. Traditionell steht ein dreimaliges Erscheinen, ein dreimaliger Ritus auch für ein absolutes Geschehen, das mit Sicherheit so passiert ist, das wirklich war und dem geglaubt werden darf.

In seiner Abstraktheit vermittelt das Triptychon also Wesentliches einer Auferstehung: das Unerwartete, das sich geheimnisvoll ereignet und sich letztlich kraftvoll vor unseren Augen und in unserem Leben manifestiert und Freude verbreitet. Wer wie Maria Magdalena oder die Jünger hingeht und schaut, wird diese aufstellende, belebende Kraft erfahren.