Osterkreuz

Hell leuchtet das Kreuz von der Wand herunter, vom Glas wie von einem Heiligenschein umgeben. Diskret wird dadurch die Ausstrahlung erhöht und in den Raum hineintransportiert. Gleichzeitig gebietet der transparente Rahmen einen ehrfürchtigen Abstand vor dem Heiligen, das am Kreuz geschah.

Die Kreuzform erinnert nach wie vor an die schreckliche Tötungsmethode der Römer, doch sein Inhalt verkündet Licht und Freude. So bringt es zum Ausdruck, dass das Kreuz durch die Auferweckung Jesu zu einem Heilszeichen wurde, welches die Frohbotschaft verkündet: „Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Erinnert euch …“ (Lk 24,6)

Aus diesem Kreuz strahlt das Licht der Auferstehung. Österliches Licht! Mit zärtlichen Farbspuren, die von erwachendem Leben erzählen, in ihrer diagonalen Anlage Aufstieg andeuten und im lebendigen Strich Spontaneität und Freude spüren lassen.

Ein Kreuz, zu dem man gerne aufschaut. Es erinnert an Jesu Tod , aber auch an die Überwindung durch die Liebe, die Gottvater und -sohn miteinander verbindet. Was Jesus dem Nikodemus voraussagte, hat sich erfüllt: „Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der (an ihn) glaubt, in ihm das ewige Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.” (Joh 3,14-17)

Wer zu diesem Kreuz aufschaut, schaut in ein dreifaches Licht: Zuerst in Jesu eigenes Licht (Joh 8,14), dann in das österliche Licht seiner Auferstehung und durch beide hindurch in das Licht seiner Verherrlichung (Eph 1,18-23; Kol 1,16). Wer zu diesem Kreuz aufschaut, erhält Hoffnung und Zuversicht. Er wird gestärkt und ermutigt, wie Jesus in seinem Fühlen, Denken und Handeln Licht zu sein. „Ihr seid das Licht der Welt“, sagte Jesus (Mt 5,14). Das ist unsere Lebens-Berufung, zu jeder Zeit und wo wir uns auch befinden. Ihn gleichsam vor Augen – sein Licht, seine Auferstehung, seine Herrlichkeit – sollen wir ihm ähnlich werden.

„Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens; er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt.“ (Hebr 12,1b-2)

Lebensweg

Drei künstlerische Arbeiten, die durch ihre Größe, Materialbeschaffenheit und Anordnung einander zugeordnet sind. Sparsam wurde mit verschiedenen Papieren, dem Stroh und der Farbe umgegangen. Material und Formen sollen für sich sprechen.

Links aus Stroh eine Ringform, darüber ein waagrechter schwarzer Balken, beide auf einem stark strukturierten, eingefalteten Papier. In der Mitte fällt das gerollte und vielfach eingerissene Papier auf, aus dem ein schwarzes T herausragt. Die Ringform des ersten Bildes ist als Rolle in die Höhe gewachsen. Strohreste sind an dieser Rolle sichtbar, die zerbrechlich geblieben ist, anfällig für Risse und Zerstörung. Im T wird die Waagrechte von links weitergeführt. Mit der in die Rolle hintauchenden Senkrechten aber gleichzeitig geerdet. Die T-Form könnte auch die Vereinfachung eines Kopfes sein, die Papierrolle der Mantel, der ein unfassbares Wesen umhüllt.

Eine weitere Steigerung ist beim dritten Bild zu beobachten. Rolle und Kreuz sind gewachsen und berühren fast den oberen Bildrand. Die vorher schmutzig anmutende Rolle strahlt nun in reinem Weiß, sie ist bis auf einen Riss im oberen Bereich unversehrt. Das Kreuz ist in beiden Richtungen breit und stark geworden, der waagrechte Balken nun golden verklärt.

Spannungsvoll und zurückhaltend erzählt die Künstlerin damit vom Leben. Wie es aus der göttlichen Ewigkeit heraus in unsere irdische Armut hineingeboren wird (Symbol dafür ist der Strohring) und sich auf dem senkrechten Trägerpapier entfaltet. Noch ist es nach hinten gefaltet. Es will Nährboden sein, damit etwas Schönes und Großes entstehen kann. Sieht der Strohring nicht auch wie eine Krone aus, die das Leben krönt?

Doch von Glanz ist keine Spur zu entdecken bei der ärmlichen Gestalt in der Mitte. Das Papier umschließt nun zwar einen eigenen Lebensraum, aber dieser erweckt den Eindruck von Leid, Tod und Vergänglichkeit.

Dem gegenüber wird im dritten Bild vom Leben die Auferstehung verkündet: Durch Leid und Tod hindurch ist das Leben nicht zerstört, sondern größer, stärker, schöner und ganzheitlicher geworden. Im Kreuz leuchtet die Herrlichkeit Gottes auf, die allen verheißen ist, die im Glauben, der Hoffnung und der Liebe auf ihn zuwachsen. Gott selbst ist es, der unsere Armut mit seinem Erbarmen krönt – mit der Vergebung der Sünden und der Aufnahme in den Himmel.

In diesem Triptyk leuchtet für mich die Überzeugung und Hoffnung des Apostels Paulus auf, wie er sie an die Gemeinde in Rom geschrieben hat: „Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. (…) Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung: Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. (..) Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt, bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind; denn alle, die er im voraus erkannt hat, hat er auch im voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei.“ (Röm 8,18.20f.28f)

Kain

Dunkel füllt die große Gestalt mit dem erhobenen Arm die rechte Bildhälfte. Die schwarze, mit rot vermischte Farbe lässt Böses ahnen. Gewalt liegt in der Luft, Ungerechtigkeit. Da ist einer im Begriff dreinzuschlagen, einen Menschen niederzumachen. Auf dem Hintergrund der Weltkarte wiederholt sich hier die Geschichte von Kain und Abel (Gen 4,1-17). Wie die schwarzen Wolken über die Erde ziehen und diese – vom Sonnenschein trennend – verdunkeln, so überschatten die Nachfolgetaten von Kain das Antlitz der Erde und seiner Bewohner.

Die „Physische Weltkarte“ steht nicht umsonst quer auf der Seite. Durch Neid, Ungerechtigkeit und Gewalt wird sie verdreht, ihre Gesetze pervertiert. Während sich „Kain“ hoch aufrichtet und mit einer klaren Silhouette profiliert, verschwindet sein Opfer zu einer unförmigen Masse, bei der gerade noch knapp ein Kopf und ein Arm auszumachen sind.

Ein violetter Trauerflor breitet sich zwischen den beiden aus. Bruderliebe ist durch Neid und Eifersucht in Hass und letztlich in Brudermord umgeschlagen. Alle Farbe ist durch die Tat aus dem Täter uns seinem Opfer gewichen. Das Blut tränkt nun ihre Kleider. Kain hat mit seinem Bruder auch einen großen Teil von sich selbst zerstört. Der Mann ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Er hat sein Gesicht verloren, letztlich könnte er jedermann sein!

Von den weiß geschriebenen Worten sind viele übermalt. Was soll hier verdeckt werden? Spiegelverkehrt ist „Waffenl“ zu entziffern. Waffenlager werden gerne versteckt. Mit der Beschaffung und Lagerung von Waffen sind meist Geldmissbrauch, Macht und Mord verbunden. Mit Hilfe von Waffen – symbolisch steht der Stein in Kains Hand dafür – wird das Leben vieler Unschuldiger vernichtet, und das Antlitz unserer Schwester Erde wird gedankenlos zerstört. Die Weltkarte hat ihre Berechtigung!

Nach dem Totschlag seines Bruders wurde Kain von Gott gefragt: „Wo ist dein Bruder Abel?“ Er könnte mich auch fragen: Wo ist Deine Schwester, Deine Mutter, Dein Vater, Deine Frau, Dein Mann, Dein Kind? Was hast Du mit dem Leben oder dem Stück Erde gemacht, das ich Dir anvertraut habe? – Kain antwortete: „Ich weiß es nicht. Bin ich der Hüter meines Bruders?“ – Ich kann mich nicht hinter Kain verstecken. Was ich getan habe, habe ich selbst vor Gott – und auch den Mitmenschen – zu verantworten!  Was werde ich zur Antwort geben?

Bibel auf Empfang

Eine Bibel und eine Radioantenne bilden dieses provozierende Kunstwerk. Fast zu einfach – und doch sehr anregend.

Die Bibel ist hier wie ein Radio durch eine Antenne „auf Empfang“ gesetzt worden. Damit wird eine wesentliche Aussage der Bibel sichtbar dargestellt. Sie vermittelt durch Worte eine Botschaft, die sie von einem unsichtbaren „Sender“ empfangen hat und an willige Zuhörer weitergibt.

Stehen nicht in der Bibel die Erfahrungsberichte unserer Vorfahren mit dem unsichtbaren Gott, der durch sein Wort sich ein Volk geschaffen und zu ihm gesprochen hat? Übermittelt nicht die Bibel diese Erfahrungsberichte sowie die Botschaft Jesu und die Erfahrungen der ersten Christen in unsere Zeit – ähnlich wie das Radio seine Sendungen zeitgleich über das Land ausstrahlt?

Im Vergleich mit dem Radio bietet die Bibel auch mehrere Programme mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten an: z.B. Geschichtliches in den fünf Büchern Mose, den Makkabäern, der Apostelgeschichte, usw., Prophetisches bei den Propheten, Philosophisches in den Büchern der Weisheit, Ijob, Kohelet, Jesus Sirach und dem Hohenlied, usw., Lieder in den Psalmen und an vielen anderen Orten der Bibel, Verkündigung in den Evangelien und den Briefen von Paulus, Johannes, Petrus, usw.

Die Antenne in der Bibel erinnert mich an noch etwas: Die Bibel ist nicht ein Buch, das nur Vergangenes zu berichten hat. Ihre Botschaft bleibt aktuell und hat mir und Dir heute und jetzt Wichtiges für unser Leben zu sagen. Die Geschichte des Volkes Gottes hört nicht mit den letzten Worten der Offenbarung auf, sondern setzt sich fort. Gott sendet unermüdlich sein sinn- und lebenstiftendes Wort aus und hofft auf aufmerksame Leser und Zuhörer, die ihr Leben nach seinem Wort gestalten. „Selig sind … die, die das Wort Gottes hören und es befolgen,“ sagt Jesus in Lk 11,28 und am Ende der Bergpredigt: „Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute.“ (Mt 7,24)

Letztlich ist die Bibel mit der Antenne ein Sinnbild für uns selber. Unser Herz, in dem unsere Geschichte mit Gott aufgezeichnet ist, sollte immer seine Fühler / Antenne ausgestreckt haben, um Sein Wort, das ER auf unterschiedlichste Art und Weise an uns richtet, empfangen und umsetzen zu können.